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Bloodlights

Die BLOODLIGHTS haben mit dem selbstbetitelten Debüt eine großartige, erwachsene Rockscheibe abgeliefert. Nun machen sich die Norweger auf, ihre Songs fern der Heimat auch live zu präsentieren. Vor dem Gig in Berlin sprach ich mit Bandleader Captain Poon (CP) und Basser Ron Elly (RE).



Willkommen in Berlin, mal wieder. Ihr habt euer Album hier aufgenommen. Habt ihr eine besondere Verbindung zu Berlin?
CP: Eigentlich nicht, außer der Tatsache, dass es eine meiner Lieblingsstädte ist und ich einige Freunde hier habe. Darum haben wir in Berlin aufgenommen. Wir wollten in eine nette Stadt, in der wir uns zu 100% auf das Album konzentrieren konnten.
Es gibt sicher andere Plätze, an denen es leichter fällt, sich nur auf das Album zu konzentrieren als Berlin.
RE: Na ja, es war auch gut, dass es ein Nachtleben gibt. Wenn wir wollten, konnten wir immer noch losgehen.
CP: Es ist halt wichtig, mit guten Leuten in einer guten Umgebung zu arbeiten.
Seid Ihr mit dem Album zufrieden?
CP und RE aus einem Mund: Absolut!
CP: Ich denke, wir haben auf einem sehr hohen Level begonnen. Wir hatten einen guten Produzenten und einen sehr guten Mixer. Jetzt kann’s eigentlich nur noch bergab gehen (lacht)
Aber es war nicht alles in Butter. Ich dachte, dass es Trouble mit dem Label gab und sich die Veröffentlichung daher verschoben hat. Der Kapitän kommt in Fahrt und beweist einen großen Schatz an Schimpfworten.
CP: Das stimmt. Da ist das Bad Dog Label, das ist ein Haufen von beschissenen Idioten. Die haben mich und den Manager eingeflogen, um den Vertrag zu unterschreiben. Und dann haben sie den Stecker gezogen. Wir wissen nicht, was passiert war, aber der Deal ist geplatzt. Das war uns dann alles zu blöd und wir haben die Platte über das Label des Managers rausgebracht. Und da läuft es wirklich gut.
Ihr habt euch auch bei der Aufmachung viel Mühe gegeben.
RE: Ja, das ist gut geworden.
Was ich an der Platte grandios finde, ist, dass es einfache Songs sind, bei denen ihr euch aber offensichtlich einen Kopf gemacht und viele Kleinigkeiten eingebaut habt. Da sind an IRON MAIDEN erinnernde Leads bei ´Over When I´m Done´ oder ein einzelner Klavieranschlag in einem Song. (Titel wird nicht gesagt – Album über Kopfhörer hören und suchen!)
RE: Oh Mann, danke. Das zeigt, dass du die Platte sehr genau gehört hast, wir haben viel Zeit in die Tracks gesteckt.
Na sicher hör ich die genau. Was macht für euch einen guten Rocksong aus?
RE: Puh, das ist eine harte Frage. Als erstes ein guter Chorus und ein gutes Gitarrensolo - schön klassisch.
CP: Wir versuchen es kurz und simpel zu halten. Wir fokussieren uns auf die Hooks. Ich bin der Meinung, dass man nicht zu viel in einen Rocksong packen sollte, dann wird´s oft langweilig. Es geht nicht darum, was der Band Spaß macht zu spielen. Es ist wichtig, sich auf das Wesentliche zu beschränken: Die Einfachheit, den Chorus und die Hooks, wie Ronny gesagt hat.
RE: Wir haben im Studio lange daran gearbeitet, die Songs zu arrangieren, aber am Ende des Tages sind wir immer wieder bei den einfachen Varianten gelandet. CP: Das ist das Schwierige an deiner Frage. Wenn du einen Song schreibst, denkst du manchmal, dass er nicht funktioniert, weil er zu primitiv und blöd ist. Und dann macht man lauter Umwege um den Kern der Songs. Bei unseren Songs hört man oft nicht, wie viel Zeit wir da reingesteckt haben, denn sie sind ja simpel geblieben.
Es ist ja nicht leicht, die simple Idee zu haben, die einen Song trägt. Hattet ihr viel Ausschuss beim Schreiben?
RE: wir haben nicht viel verworfen, aber wir haben immer wieder Kleinigkeiten verändert. Dabei hat uns Phil Caivano (der Produzent – Trille) sehr geholfen. Er hatte gute Ideen und ist ein solider Rock ´n´ Roller.
CP: Es ist halt die Kunst, dass es nicht langweilig klingt, obwohl es simpel ist.
Hattet ihr eigentlich Druck bei den Aufnahmen, mit dem AMULET und GLUCIFER Erbe im Nacken?
RE: Die BLOODLIGHTS sind für uns eine neue Band, daher haben wir keinen großen Druck gespürt. Aber vielleicht kann der Captain dazu was sagen.
CP: Ich hab mir natürlich Gedanken darüber gemacht, wie die Leute auf uns reagieren werden. Wie reagieren die alten Fans und bekommen wir neue Fans? Bis jetzt läuft es wirklich gut für uns. Wir haben aus unterschiedlichen Ländern aus ganz Europa gute Rückmeldungen bekommen. Ich bin erleichtert, denn ich denke, die BLOODLIGHTS können noch lange weitermachen. Wir sind eine stabile Band, so sollte es bei einer Rockband sein.
Also bist du nicht der Macher, der sich nur Aushilfsmucker an die Seite holt?
CP: Auf keinen Fall! Ich bin der Boss, aber es war eine meiner Hauptabsichten mich nicht wie ein beschissener Diktator zu verhalten.
Das belegt schon die Tatasche, dass er nicht alleine zum Interview kommt.
Als GLUCIFER sich auflösten, warst du ja sauer und machtlos dagegen. So was kannst du ja durch Aushilfsmusiker vermeiden. Es muss doch auch bitter sein, nun wieder von vorne anfangen zu müssen, wo ihr ja schon Sachen wie die Supporttour für MONSTER MAGNET hattet. Es wird doch Jahre dauern, bis die BLOODLIGHTS an einem solchen Punkt sein können.
CP lachend: Gib uns drei Monate. Aber im Ernst: es ist schwer, so etwas aufzubauen, aber keiner kann vorhersagen, wie es läuft. Ich weiß nicht, ob wir das Level der Bekanntheit erreichen. Aber das ist auch nicht das Wichtige. Wichtig ist mir, mit den drei Musik zu machen, wir sind eine Band. Es ist mir egal ob ich vor 200 oder 3000 Leuten spiele. Wenn es darum geht, ist der Fokus in die falsche Richtung gerichtet.
In der Biographie auf der Homepage wird GLUCIFER nicht erwähnt, ist es dir wichtig, einen Schnitt zu machen? Hast du die Vergleiche mit GLUCIFER satt?
CP: Ich bin mir da nicht sicher. Ich denke da eigentlich gar nicht viel drüber nach. Das hat jemand anderes geschrieben. Wir werden immer verglichen werden, das ist OK, aber ich will das auch nicht fördern.
Es ist sicher hilfreich bei der Promotion für Tour und Platte.
CP: Gestern zum Beispiel hatten wir den ersten Gig in Hamburg. Für mich steht die Band nun auf eigenen Füßen. Die Fans singen unsere Songs mit und haben Shirts von uns an. Es geht um die BLOODLIGHTS und nicht um das, was ich vorher gemacht habe. Das war für die ganze Band wichtig zu sehen, dass wir unseren Weg machen.
RE: Wir waren ja schon mal hier, als die Platte noch nicht draußen war und es ist für uns wesentlich besser geworden. Die Leute sind gut mitgegangen und kennen unsere Songs und singen mit.
Wo wir bei den Texten sind, du scheinst von einigen Leuten ziemlich angepisst zu sein.
CP: Es geht um unterschiedliche Dinge. Es gibt unter anderem Texte über Leute, die nicht die Eier hatten, mir bestimme Sachen ins Gesicht zu sagen. Die haben Scheiße bei anderen erzählt, anstatt es mir ins Gesicht zu sagen.
Wie wichtig ist es, dass die Texte zur Mucke passen? Es wäre doch schwer für euch über den Klimawandel oder Ähnliches zu singen.
CP: Ich würde nicht über den Klimawandel singen. Es ist mir wichtig, zu den Dingen einen direkten Bezug zu haben. Es geht um Begegnungen, die mich ankotzen, freuen oder traurig machen. Ich brauch ein gewisses Gefühlt dazu. Darum mache ich keine Songs über Schnaps, Kokain und große Titten, es ist nicht interessant. Vielleicht mach ich so was auf der nächsten Platte (lacht).
Na, du kannst ja ein paar Erfahrungen auf der Tour sammeln. Gibt’s noch etwas, das ihr sagen wollt?
CP: Ne, nur, dass ich es gut finde, dass du von einem Metal Magazin hier bist. Es gibt neben der schnellen und brutalen Musik noch anderes, was sich zu hören lohnt.

Da gab´s keine Zweifel. Dass die BLOODLIGHTS sich auch live lohnen, haben sie im Anschluss bewiesen. Ich habe selten so viel Professionalität bei gleichzeitig schelmischer Spielfreude gesehen. Wenn die Band dieses Level hält, wird das ein großes Ding. Umso glücklicher bin ich, dass ich sie noch in einem kleinen Laden gesehen habe.


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    06. März 2008
  • Line Up

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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