Anlässlich des 20jährigen Jubiläums und der damit einhergehenden Wiederveröffentlichung des SATYRICON-Meilensteins „Nemesis Divina“ haben wir uns deren langjährigen Black-Metal-Überdrummer FROST geschnappt, um in alten Zeiten zu schwelgen.
[English version below]
Anlässlich des 20jährigen Jubiläums und der damit einhergehenden Wiederveröffentlichung des SATYRICON-Meilensteins „Nemesis Divina“ haben wir uns deren langjährigen Black-Metal-Überdrummer FROST geschnappt, um in alten Zeiten zu schwelgen.
Hallo Frost,
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns Rede und Antwort zu stehen.
Nun ist es zwanzig Jahre her, dass „Nemesis Divina“ veröffentlicht wurde. Wenn du an 1996 zurück denkst, kannst du ein bisschen von damals erzählen und der Umgebung, in der dieses Album entstand?
„Nemesis Divina“ wurde in einer Phase geschrieben, in der wir uns als Band im Turbomodus fühlten. Unser Wille und die Motivation, hart zu arbeiten, resultierten in einer rasanten Verbesserung im technischen, musikalischen und kompositorischen Bereich, was uns das Gefühl einer meisterlichen Gestaltungstriebs gab, was uns wiederum noch weiter motivierte. Eine Aufwärtsspirale. Auch Nocturno Culto (von DARKTHRONE) ist in dieser Zeit zur Band gestoßen, was unsere Schöpfungskraft noch weiter antrieb. Er entpuppte sich als großer SATYRICON-Fan, während Satyr und ich natürlich ultimative DARKTHRONE-Fans waren. Dadurch hat Nocturnos Mitarbeit uns in neue schöpferische Höhen getrieben und zu einem sehr dynamischen und fruchtbaren Umfeld beigetragen. Später hat er über diese Zeit mit SATYRICON als die inspirierendste, die er je hatte, gesprochen, was nun wirklich alles sagt.
Wer waren die Hauptbeitragenden zu dem Album und welche Einflüsse habt ihr gehabt?
Satyr hat alle Musik geschrieben, so wie eigentlich immer. Immerhin ist er quasi der „Mozart“ der Band. Ich erinnere mich auch, dass ich viel Schlagzeugarbeit beigetragen habe, als ich fühlte, dass die Musik die Satyr schrieb in einer sehr intensive und aggressive Richtung ging und einen herausfordernderen Drumstil verlangte. Ich habe viel Zeit im Proberaum verbracht, um damit mitzuhalten… Zu erkennen, dass wir so eine Dynamik in der Band hatten, hat uns leicht zum Arbeiten motiviert. Es gibt nichts inspirierenderes, als die Möglichkeit zu haben, seiner eigenen Musik Ausdruck zu verleihen.
Was waren deine musikalischen Einflüsse? Wer hat dich als Drummer inspiriert?
I habe mir immer angehört, was in der Scene gerade abging, und ich mochte die Alben, die den frühen Black Metal geprägt haben, aber für mich waren SATYRICON ihr eigenes Vorbild. Mein Ziel war nicht, auf dem Stil von jemand anderem aufzubauen, sondern meinen eigenen Spielstil zu finden.
Wann hast du gemerkt, welche Bedeutung das Album“ hatte, und dass es so etwas wie eine „moderne“ Black Metal-Standardreferenz geworden ist?
Dass „Nemesis Divina“ so eine große Bedeutung hat, haben wir zuerst gemerkt, als wir damit auf Tour gegangen sind, aber damit es zu einem Klassiker und zu einem Referenzpunkt wird, braucht es Zeit. Mehrere Jahre nach dem Release auf Tour zu gehen und herauszufinden, dass die Leute zu „Mother North“ mitsingen, hat uns erkennen lassen, dass das Album einen speziellen Platz im Herzen der Fans hat.
In Trondheims Pop-Museum gibt es viele Infos über berühmte Norwegische Pop- und Folkmusiker, aber auch einen speziellen Bereich für SATYRICON. Wie fühlt es sich an, ein Teil der Popkultur zu sein?
Nun, ich kenne diese spezielle Ausstellung nicht, und ich fühle mich selbst nicht als Teil dieser Popkultur per se, aber wenn man es „Rock-Kultur“ nennen würde, dann könnte ich das etwas mehr nachvollziehen. Black Metal ist ja nicht losgelöst vom Rest der Musikwelt, auch wenn er extremer und fordernder ist. Anerkennung für unsere musikalischen Leistungen ist etwas, dass wir honorieren sollten.
Jetzt haben wir 2016, und „Nemesis Divina“ ist immer noch relevant. Wie würdest du jemandem, der das Album noch nie gehört hat, erklären, wovon es musikalisch und thematisch handelt?
Das Hauptthema von „Nemesis Divina“ ist der Geist der Eroberung: Aggressiv, düster, unheimlich dicht, hasserfüllt und kraftvoll – aber auch belebend, episch und erhaben.
„Mother North“ hast Du ja schon erwähnt und ist so was wie euer Signature-Song. Bist du schon gelangweilt, ihn jeden Abend spielen zu müssen? Improvisierst du manchmal auf der Bühne und änderst etwas ab um es interessanter für dich selbst zu machen?
Ich bin nicht gelangweilt von diesem Song. Ich denke, dass ich immer noch etwas besser und überzeugender spielen kann. Wir improvisieren nicht oder spielen mit „Mother North“ rum, aber wir haben ein paar Passagen angezogen, um den Fluss des Songs live besser zu machen.
Wann und wie habt ihr beschlossen, das Album neu raus zu bringen?
Das Re-Release des Albums ist ein Teil seines 20jährigen Geburtstags. Das bringt es zurück in den Fokus, was Sinn macht, weil es natürlich der Kernpunkt der Feierlichkeiten ist. Das Remastern des Albums und die Herausgabe einer Collector’s Edition ist auch ein Teil davon, dieses alte Stück Kunst zu ehren.
Warum sollte ich mir überhaupt die neue Version zulegen? Was hat sich geändert?
The neu abgemischte Version klingt sehr nah am Original, nur ein bisschen besser. Besserer Klang der Vocals, etwas wärmere Tiefen, ein bisschen klarerer Sound. Es sieht auch ähnlich aus wie das Original, nur etwas besser und zeitloser. Es gibt auch Dinge wie Poster und andere Sachen in der Collector’s Edition. Der Punkt ist, das Original zu ehren, indem man alles etwas aufpoliert und das Album einer neuen Generation an Fans vorstellt, die möglicherweise das alte Album noch gar nicht haben.
Wenn man sich SATYRICON generell anschaut, wie habt ihr euch in 20 Jahren geändert?
Aus meiner Sicht sind wir durch eine konstante Entwicklung gegangen. Die Leidenschaft und der Einsatz sind über die Jahre gleich geblieben oder sogar noch gestiegen, aber wir haben von Allem gelernt, was wir mitgemacht haben, haben uns verbessert und sind gereift.
Würdest du etwas anders machen?
So denken wir nicht. Was wir getan haben, dokumentiert was uns früher beschäftigt hat. Was wir ändern wollen, wie wir uns entwickeln oder verbessern, liegt in der Zukunft.
Bist du immer noch glücklich mit den Releases, die ihr in der Zwischenzeit raus gebracht habt?
Ja, ich bin auf jeden Fall glücklich mit all unseren Releases! Jedes Album hat seinen Charakter und seinen eigenen Sound, und wir haben an jedem Werk mit absolutem Einsatz gearbeitet.
Ihr werdet ein paar spezielle „Nemesis Divina“-Shows spielen, unter anderem auf dem Rock Harz-Festival. Was können wir da erwarten?
Wir werden das ganze „Nemesis Divina“-Album in voller Länge live spielen – und noch mehr! Es wird ein unvergesslicher Auftritt werden!
Vielen Dank und wir sehen uns auf der Tour!
Untranslated English version:
Hi Frost,
Thank you very much for taking the time to answer our questions.
So, it’s been 20 years now since the release of “Nemesis Divina”. If you think back to 1996, can you elaborate a little bit on the environment you created this album in?
- Nemesis Divina was created in a period where we felt that the band was turbo-charged. Our will and motivation to work hard resulted in rapid progression on a technical, musical and composing level, which again gave a sense of increased mastery of craftmanship, and that it turn was motivating us further. An upward going spiral. Nocturno Culto did also join the band in just that period, which boosted our spirit even more. He turned out to be an avid fan of Satyricon, while Satyr and I were just as devoted fans of Darkthrone. Hence Nocturno’s involvement lifted our spirits further and contributed to a very dynamic and inspiring working environment. He has later spoken about his period in Satyricon as the musically most rewarding time he has ever had, and that really says it all.
Who were the main contributors and where did you draw your inspirations from?
- Satyr wrote practically all the music, like he has always done. He is the band’s very own Mozart after all! I do also remember that I was putting down a lot of work with the drums as I felt that the music Satyr wrote was clearly going in a more intense and aggressive direction and demanded a more challenging drumstyle. I spent a lot of time in the rehearsal place in order to catch up... To realise that we had such a momentum in the band easily motivated us to work; there is nothing that is more inspiring that being able to create a musical expression of your own.
What were your musical influences? Who inspired you as a drummer?
- I did listen to what was going on in the scene at the time, and I enjoyed the albums that shaped black metal in the early days, but for me Satyricon was it’s own leading star. My goal was not to build on anybody else’s particular style, but to find my own way of playing.
When did you realize which impact the album had and that it became something like a “modern” black metal standard reference?
- We discovered that Nemesis Divina had a rather big impact when we went on tour with the album, but for an album to become a classic and a reference point is a process that takes time. Going on tour several years after the release of the album and finding that people were chanting along to Mother North made us understand that Nemesis Divina had a special place in the hearts and minds of the crowds.
In Trondheim’s Pop Museum, there is a lot of information on famous Norwegian pop and folk musicians, and then a dedicated area for Satyricon. How does it feel to be part of the pop culture?
- First of all, I wasn’t aware of that exhibition you refer to...I can’t really say that I feel I’m part of pop culture per se; but if we rather say rock culture then I follow you a little more. Black metal is not detached from the world of music, after all, even if it is an extreme and challenging genre. Acknowledgement for our musical accomplishments is something we should appreciate.
Now in 2016, the album is still relevant. How would you explain someone who has never heard this album what it’s about musically and thematically?
- Nemesis Divina is all about the conquering spirit. Aggressive, dark, dense, vitriolic and powerful – but also envigorating, epic and grand.
“Mother North” is something like your signature song. Already tired of playing it every single night? Are you sometimes improvising on stage and change some parts to make it more interesting for yourself?
- I’m not tired of the song; I think that I can always perform it a little better and more convincing. We don’t improvise or kid around with Mother North, but we have tightened up a couple of passages to make the song flow better.
How and why did you decide to re-release the album?
- Re-releasing the album is part of the marking of the 20th anniversary for it. That brings it back into focus, which makes sense as the album itself is what the celebration is all about. The remastering of the album and releasing it in collector’s edtions is also part of honoring the old piece of art.
Why should I care to buy the new version? What has changed?
- The remastered version sounds close to the original, only a little better. Better vocal sound, a little warmer bottom, a little more clarity. It also looks quite like the original but slighly better and more timeless. There are also such things as posters and other elements thrown into the collector’s editions. The point is to honor the original by making it shine even a little brighter, and to introduce the album to new generations of fans that may not even have the album from before.
Looking at Satyricon in general, how did you change in these 20 years?
- My view is that we have gone through a constant evolution. The passion and the dedication has remained the same or even been strengthened, but we have learned from everything we’ve gone through, improved and matured.
Would you do something different?
- We don’t think that way. What is done documents what we have been about earlier, what we want to change, develop or improve is what lies in the future.
Are you still happy with the releases you did in the meantime?
- Yes; I am definitely happy with all of our releases. Each album has a character and sound of it’s own, and we have done absolutely all work with absolute dedication.
You will play some special “Nemesis Divina” shows, e.g. on the Rock Harz Festival. What can we expect there?
- We will perform the entire Nemesis Divina album live – and then some. It’s going to be a celebration to remember.
Thank you and see you on tour!