HELLDEATHFEST 2014: Das höllische Inferno machte Station in Hildesheim

Für all diejenigen, die mit Hildesheim bisweilen Hölle und Tod in Verbindung bringen, gibt es seit 2011 zumindest einmal im Jahr ein Fest, und zwar ein Festival der besonderen und einzigartigen Sorte, spielen hier doch lokale und überregionale Bands, die die Liebe zur Musik der härteren Gangart vereint, die dennoch unterschiedlicher nicht sein können. Wähnte man sich in den vorangegangenen Jahren in den düsteren Katakomben des Rockclubs (2011) und der Kuturfabrik (2012/13) in infernaler Sicherheit vor dem Grollen des Himmels, so wagten die beiden Gründer und Masterminds des Festivals Marcel Hübner und Florian "Zosse" Zastrau den Schritt zum Open-Air auf der AWO-Area am Cheruskerring, was natürlich mit einem Mehr an Organisation, an Aufwand, an Helfern und an Bands einherging. Aber eines kann gleich vorweggesagt werden: Es hat sich gelohnt.

Zum einen war das Festivalgelände mit vielerlei Attraktionen gespickt, die vor allem dem leiblichen Wohl der zumeist schwarzgekleideten Besucher dienten. Bratwurst, Gyros, Pommes, Brezeln, Kuchen, Veggiepizza, Teigtaschen mit Mett und vieles mehr schufen die Grundlage dafür, dass man sich mit Herzenslust dem Genuss von Erfrischungsgetränken und Kaffee, aber auch von Bier (sehr günstig!), Coctails und Hochprozentigem hingeben konnte. Besonders der Stand mit dem "Mexikaner" erfreute sich zunehmend großer Beliebtheit. Ein Highlight war zudem die Fotoecke, in der die Festivalbesucher ihr "Dasein" für die Ewigkeit festhalten lassen konnten. Darüber hinaus gab es im Gebäude die Merchandise-Stände, an denen man T-Shirts, CDs oder auch Tragetaschen seiner Lieblingsband oder des HELLDEATHFEST kaufen konnte.

Zum anderen konnte sich das Line-up mehr als sehen lassen. Den Anfang machten IRON & STONE aus Hildesheim, die mit ihrem Stoner-/ Hardrock-Brett und Ausflügen in die Sludge-Ecke einen überaus überzeugenden und gelungenen Anfang des musikalischen Reigens machten. Außerdem kann die Band dann später den Enkeln erzählen, dass erster Auftritt auf dem HELLDEATHFEST erfolgte. Danach erklommen LIGHTS OF UTOPIA, ebenfalls aus Hildesheim bzw. Hannover, die Bühne, die mit ihrer Mischung aus Metal(core), Hardcore und Djent für einen brettharten, brutalen Metalorkan sorgten, der noch lange nachhallte. Dass Hameln mehr zu bieten hat als die Rattenfängersage, eine pittoreske Innenstadt und die Weser, stellten SONIC SKIES unter Beweis, die sich der Aufgabe verschrieben haben, dem Metalcore ihren genuin eigenen Stempel aufzudrücken. Dies ist ihnen auch gelungen, konnten die Hamelner live unter Beweis stellen, welche Kraft ihre Songs besitzen, vor allem, weil sie weit über ihr Genre hinausblicken und ihren Songs durch ein hohes Maß an Hymnik das besondere Etwas verleihen.

Wer bis dahin geglaubt hat, brutaler geht es nicht mehr, hatte die Rechnung ohne AUSTIN DEATHTRIP gemacht, die mit ihrem modernen Death Metal mit Kreisch- und Growlgesang sowie einem Tempo, welches auch die Formel 1 in den Schatten stellen könnte, für Furore sorgten. Denn chaotische Hochgeschwindigkeitspassagen wechselten sich mit groovigen Teilen und modernen Riffs ab und brachten die heavy Crowd in Rage. Da hat sich der lange Weg von Oldenburg doch gelohnt. Danach wurde es etwas ruhiger und melodiöser. Schließlich wollte auch die Punk- und Alternative-Emo-Fraktion bedient werden. Diese Aufgabe übernahmen CHESTER PARK aus der Landeshauptstadt, die ihre Einflüsse von 90er Emo-Bands wie JIMMY EAT WORLD beziehen und dementsprechend auch auf dem HELLDEATHFEST für nicht-missen-wollende Momente der melodiösen Melancholie sorgten. Eines meiner Highlights waren dann auf jeden Fall die Hamburger EDEN CIRCUS, die trotz der Pleite des HSV gegen Paderborn (Sie sind wahrscheinlich eh ST. Pauli Fans) mit ihrer Mischung aus Post-Metal, Post-Rock und neunziger Alternative-Anleihen für äußerst intensive und gefühlvolle Momente auf der AWO-Area sorgten. Wer die Hansestädter nicht gesehen und gehört hat, hat wirklich etwas verpasst!

Mit MANTAR aus Bremen bzw. Hamburg war dann der erste der drei Headliner an der Reihe, allerdings mit etwas Verspätung. Nun ja, das Duo, das mit Schlagzeug und Gitarre düsteren und finsteren Black-Metal-Doom-Punk kreiert, der an Druck, Kraft und Düsternis kaum zu überbieten ist, kam beim Publikum ganz besonders gut an. Der ein oder die andere sprach auch vom Höhepunkt des Abends. Dass die beiden nach eigener Aussage das erste Mal nüchtern (und zudem mit freiem Oberkörper) hinter ihren Instrumenten standen und saßen, tat dem Sound keinen Abbruch. Dass die meisten Besucher die Celler Band DRONE favorisierten, konnte man nicht nur an den zahlreichen getragenen Bandshirts erkennen, sondern bei ihrem Auftritt waren auch die meisten Menschen vor der Bühne, die dann auch nicht enttäuscht wurden. Denn die Truppe machte ordentlich Dampf, der nach Aussage des Kollegen Zwingelberg als modern Thrash bezeichnet werden kann. Passend zum Bandnamen hob auch eine bunt beleuchtete Drone in den Himmel ab, um die Fans von oben zu erfreuen. Weltklasse! Ein wenig Pech hatten zum Ende die melodischen Punk Rocker von FAT BELLY. Denn da es mehr oder weniger heftig regnete, lichteten sich auch die Reihen vor der Main Stage, und zwar deutlich. Die Hannoveraner ließen sich davon aber nicht entmutigen, sorgten noch einmal für einen wahren Höhepunkt und ließen sich auch von der Dead-Line nicht beeindrucken, so dass noch eine Zugabe gespielt wurde. Herrlich. Selber schuld, wer diese phänomenale Band nicht gesehen hat!

Ein großes Kompliment muss der Zuhörerschaft gemacht werden, die zum Teil aus den entlegensten Teilen der Republik wie Wolfenbüttel gekommen sind, um dabei sein zu können oder mit einer Freundin in den Geburtstag hereinzufeiern. Auch als die ersten Bands durch ihren höllischen Sound den Himmel so sehr erzürnt hatten, dass es zu mitunter länger andauernden Regenschauern kam, ließ sich die Menge die gute Laune nicht verderben. So muss es sein. In der Hölle ist es schließlich so warm, dass der Regen sofort verdunstet und gar nicht bis zum Boden kommt und dass an kaltes Bier gar nicht zu denken ist. Da kann man beides ja auch hier auf Erden einmal genießen.

Fazit: HELLDEATHFEST 2014: höllisch gut, tödlich geil und fest gerockt! Gerne wieder! Und natürlich Danke an alle, die uns dieses phänomenale Erlebnis erst ermöglicht haben!