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Dream Theater

Progressive Metal ist ja eigentlich nicht wirklich mein Ding, gebe ich mich doch lieber eher härteren und dunkleren Klängen hin. Die Ausnahme bildet hier seit den frühen 90er Jahren das Genre-Flagschiff Dream Theater.

Können geniale Alben wie “Images And Words” und “Awake” auch heute noch begeistern, so vermögen es die Traumtheater Jungs mit Ihrem neuesten Output “Systematic Chaos” einmal mehr, mich mitzureißen (siehe Review). Was lag also näher, als sich aufs Rad zu schwingen und die Spandauer Zitadelle anzusteuern, um dort einen Abend die Jungs live unter freiem Himmel zu erleben? Eigentlich nichts! Gesagt ,getan! Vorher allerdings traf ich in den alten Gemäuern der Zitadelle auf Bandleader und Drummer Mike Portnoy, der sich meinen Fragen stellte. Der gute Mann machte einen ziemlich zappeligen und gestressten Eindruck, weshalb er leider nicht so gesprächig gewesen ist und in kürzester Prägnanz seine Antworten runterspulte. Dürfte vielleicht auch daran gelegen haben, dass er in den jüngsten Tagen gewaltige Interviewmarathons hinter sich gebracht hat. Sei es drum. Hier nun das Ergebnis.


Hi Mike. Wie geht’s Dir? Wie gefällt es Dir, in Deutschland zu sein, speziell hier in Berlin? Und wo gefällt es Dir in unserem Land am Besten?


Danke, mir geht’s gut. Die Tour läuft super. Ich bin aufgeregt, wieder mit Dream Theater auf der Bühne zu stehen. Mit Deutschland verbindet uns eine sehr lange und angenehme Vergangenheit. Wir starteten in Deutschland unsere erste Europatournee. Eigentlich denke ich an alle Auftritte hier gerne zurück. Einen speziellen Lieblingsort habe ich hier nicht, denn das Einzige, was wir zu sehen bekommen, sind meist nur die Live-Location und das Hotel.


Wie ist Euer neues Album “Systematic Chaos” entstanden? Wie war das Songwriting? Wer hat die meisten Ideen eingebracht? Und vor allem: Wie war es im Studio? Wie lief das ab mit den Aufnahmen, dem Mixen und der Produktion? Hattet Ihr diesmal Probleme?


Der Entstehungsprozess war großartig und sehr kreativ. Uns hat es eigentlich nie an Ideen gemangelt. Da gingen einem Millionen an Sachen durch den Kopf, wie man was machen könnte. Wir arbeiten im Groben schon zusammen. So kommen wir am schnellsten voran. John Petrucci, Jordan und ich arbeiten zusammen am Songwriting und in der Endsumme kommen wir so auch am besten klar. Die Entstehung der neuen Songs und die Aufnahmen liefen eigentlich genauso ab, wie bei unseren letzten Alben auch. Der einzige Unterschied ist, das wir diesmal mit einem neuen Produzenten, Paul Northfield, zusammengearbeitet haben. Der hat seinen Job wirklich gut gemacht und war die perfekte Ergänzung zur Band.


Vielleicht erläuterst du mal in kurzen Worten die neuen Stücke im Einzelnen!


“In The Presence Of Enemies Part I und Part II” ist eigentlich nur ein Song, den wir auch zusammen aufgenommen haben. Wir haben ihn aber später geteilt, weil wir dachten, dass ein 25 minütiger Song gleich am Anfang eines Albums zu heftig wäre und den Hörer erschlagen würde. Und als letzten Track wollten wir den Titel auch nicht platzieren, also kamen wir zu dem Schluss, es alternativ so zu variieren. Es war das erste Stück, das wir fertig hatten, ganz zu Beginn unserer Aufnahmen und es beinhaltet und zeigt alles, was Dream Theater ausmacht und ist. “Forsaken” ist sehr geradlinig und es ist der kürzeste Song auf “Systematic Chaos”. Wenn wir kurze Stücke schreiben, sind die üblicherweise immer etwas leichter verdaulich. Uns schwebt da Musik vor, die man auch gemütlich bei einem Bierchen im Pub hören kann. “Forsaken” steckt voller Energie und netter Gitarrenriffs.


“Constant Motion” war für mich die Überraschung auf Eurem neuen Album. Schon beim ersten Hören, fühlte ich mich stark in die 80er zurückversetzt. Das Teil erinnert doch sehr an die alten Metallica, nimmt man exemplarisch mal alleine nur die Stakkatoriffs und James LaBrie´s Gesang heraus.


Da stimme ich Dir 100%ig zu. Das war auch so beabsichtigt. Wir haben den Song extra mit einem Riffing á la Metallica gestaltet. James und ich teilen uns hier den Gesang. “The Dark Eternal Night” ist wahrscheinlich der härteste Song auf der Scheibe. Auch hier kann man James und mich singen hören. Der Mittelteil des Stückes hat diese verrückten und abgefuckt kranken, instrumentalen Merkmale von “Metropolis”, das hier irgendwie Pate gestanden hat. “Repentance” ist der sanfteste und ruhigste Song auf dem Album und die Weiterführung und der vierte Teil einer laufenden Serie von Songs, die wir seit ein paar Alben schreiben. Das Stück geht mir sehr nah und hat sehr lieblichen Gastgesang. “Prophets Of War” ist eine Art Muse meets Queen. Ich denke, es hat ein paar coole, eingängige Riffs und starke Gesangspassagen. “The Ministry Of Lost Souls” ist wahrscheinlich das andere große Epos des Albums. Es hat mehr den traditionellen Dream Theater Sound. Es klingt sehr episch und progressiv.


Wo liegen Deiner Ansicht nach die größten Unterschiede zwischen dem Vorgängeralbum “Octavarium” und “Systematic Chaos”?


Das neue Album ist von Anfang bis Ende wesentlich härter und dunkler, während “Octavarium” mehr verschiedene und verspieltere Einflüsse und sicherlich auch seine poppigen und leichteren Momente hatte. Mit “Systematic Chaos” sind wir wieder davon weggegangen und haben uns absichtlich wieder härteren und dunkleren Klängen zugewandt.


Wie sind die bisherigen Reaktionen der Medien und Fans und wie gut hat sich “Systematic Chaos” bislang verkauft? Hast du da irgendwelche Zahlen?


Die bisherigen Reaktionen, gerade die der Fans, sind großartig und überwältigend. Sie scheinen das neue Material zu lieben. Die bisherigen Verkaufszahlen sind auch gigantisch. Wir sind in vielen Ländern gerade unter den Top 20 der offiziellen Charts.


Welches ist Deiner Meinung nach der beste Song auf “Systematic Chaos” und warum?


Ich mag alle Titel irgendwo gleich gern. Es gibt eigentlich viele, verschiedene Gründe für mich, die dafür sprechen, mehrere Songs zu favorisieren. “In The Presence Of Enemies” ist ein großartiges Stück, weil es charakteristisch für Dream Theater ist. Es zeigt alle Seiten und Aspekte der Band auf; das Harte, das Epische und nicht zuletzt das Sanfte. Wenn ich es gerade gerne etwas härter oder nur hart haben möchte bevorzuge ich “The Dark Eternal Night”. Und wenn ich es gerne etwas ruhiger und sanfter habe, steh ich auf den hypnotisierenden Sound von “Repentance”. Du siehst schon. Es gibt für jede Stimmung den richtigen Song, den man sich herauspicken kann.


Wie kam es zum Labelwechsel und was sind Eure persönlichen Vorteile bei Roadrunner Records?


Das ist ganz einfach. Unser Vertrag mit unserem alten Label lief aus. Wir hatten dort 1991 unterzeichnet. Wir waren 15 Jahre dort und haben in der Zeit 7 Alben veröffentlicht. Da der Vertrag ausgelaufen war, waren wir erstmal frei und ungebunden und haben uns dann nach einer neuen Plattenfirma umgesehen und unseren Möglichkeiten gecheckt. Letztendlich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Roadrunner Records das beste Label für Metal Bands ist und haben, da es nahe lag, dort unseren neuen Vertrag unterschrieben.


Sind mehrere Touren geplant? Und wie lange werdet Ihr unterwegs sein?


2008 werden wir den Sommer hindurch auf große Tournee gehen. So gegen Oktober / November werden wir dann wieder zurück in Deutschland für eine Headliner-Tour sein, bei der Symphony X uns supporten werden. Die Tour jetzt gerade besteht eigentlich nur aus ein paar Warm Up Shows. Die Haupttour startet dann erst im Herbst.


Gibt es in Eurer Tourgeschichte einen Gig, der bei dir hängen geblieben ist, weil er so herausragend war?


Meine Lieblingsauftritt mit Dream Theater ist der in der New Yorker Radio City Music Hall, während der Tour zu unserem 20 jährigen Band-Jubiläum, welcher auf der “Score” DVD für die Nachwelt festgehalten wurde. Wir haben dort mit einem kompletten Orchester zusammengespielt. Das war schon eine sehr mächtige und beeindruckende Show.


Betrachtest Du Deine Band immer noch als eine reinrassige Progressiv Metal Band? Wie würdest Du Dream Theater 2007 beschreiben?


Natürlich sind wir das noch. Der Metal ist nach wie vor zu gleichen Anteilen vorhanden wie das progressive. Beides hält sich die Waage, auch in 2007.


Euch gibt es jetzt mittlerweile seid über 20 Jahren. Was gedenkst du, wie lange Ihr noch weitermachen werdet? Gibt es Leute in der Band, die mal geäußert haben, dass sie sich in ein paar Jahren zur Ruhe setzen wollen?


Ein Lachen macht sich breit auf Mike´s Gesicht.

Nein, nein. Auf keinen Fall hegt auch nur einer von uns einen derartigen Gedanken. Ans Aufhören ist noch lange nicht zu denken. Wir werden nonstop weitermachen, zumindest so lange die Leute noch zu unseren Konzerten kommen und unsere CDs kaufen.


Was können wir zukünftig noch von Dream Theater erwarten?


Wir sind das ganze Jahr über auf Tour. Und das ist das, was die Band ausmacht: die Herausforderung!


Was hörst du persönlich zur Zeit so für Musik?


In letzter Zeit höre ich am häufigsten Lamb Of God, Opeth, Mastodon, Porcupine Tree und Hearse.


Und gerade das viele Hören von Opeth und Porcupine Tree Scheiben innerhalb der Band, merkt man “Systematic Chaos” auch an. Ob es an Mike´s Kontakt zu den beiden befreundeten Bands liegt oder am geplanten Projekt mit Mitgliedern der beiden genannten Kapellen? Ich denke schon und das tut dem neuen Album nur gut. Ich danke jedenfalls fürs Interview, Mike.


Danke für die Komplimente. Ich danke dir. Bye und habe nachher viel Spaß mit Riverside und uns.



Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    03. Juli 2007
  • Line Up

  • Redakteur

    Marc Stoffregen
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