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Jucifer

Endlich hat es eine der besten und eigenständigsten Bands auf die deutschen Bühnen geschafft. JUCIFER liefern eine an Intensität kaum zu toppende Hammerscheibe nach der anderen ab und bekommen nie die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

Ohne sich viel darum zu kümmern, legten sie im K17 einen beeindruckenden Gig hin, der alle anderen Bands blass aussehen ließ. Grund genug, nach dem Gig mit Amber, der sehr angenehmen Sängerin und Gitarristin dieser besonderen Band zu sprechen.

Endlich hat es eine der besten und eigenständigsten Bands auf die deutschen Bühnen geschafft. JUCIFER liefern eine an Intensität kaum zu toppende Hammerscheibe nach der anderen ab und bekommen nie die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

Ohne sich viel darum zu kümmern, legten sie im K17 einen beeindruckenden Gig hin, der alle anderen Bands blass aussehen ließ. Grund genug, nach dem Gig mit Amber, der sehr angenehmen Sängerin und Gitarristin dieser besonderen Band zu sprechen.


Hallo Amber, es ist eure erste Europatour. Freut ihr euch, endlich mal hier zu spielen?

Ja sehr. Ich weiß, dass einige Leute lange darauf gewartet haben uns zu sehen; es macht Spaß auch mit den anderen Bands.

Wie waren die bisherigen Resonanzen, heute waren ja recht wenig Leute da?

Das variiert von Gig zu Gig. Es stimmt, dass es heute recht leer war, aber andere Konzerte waren sehr gut besucht.

Ich habe den Eindruck, dass euch das auch egal ist - ihr spielt für euch. Es gibt keine Ansagen. Der Gig hätte auch eine Probe sein können.

Ja, das stimmt, wir machen die Musik für uns und verlieren uns in ihr. Da ist es eigentlich egal, wie viele vor der Bühne stehen.

Ihr habt gar keine ruhigen Songs gespielt, passt ihr euer Set an die anderen Bands an mit denen ihr die Bühne teilt.

Nein, wir spielen die ruhigen Sachen nie live. Wir spielen eher die doomigen und grindcoreartigen Sachen. Die Songs, bei denen man sich sofort wohl fühlt, lassen wir weg. Das machen wir eher aus Spaß im Studio.

Ihr habt vor wenigen Tagen in Paris gespielt. Das neue Album handelt ja von der Französischen Revolution. Wie war es für dich am Ort des Geschehens zu sein?

Wir hatten leider überhaupt keine Zeit, uns Paris anzusehen, was wirklich schade war. Wir haben leider nur den Club gesehen. Ich hätte mir gern Versailles angesehen, weil dort viel passiert ist.

Wie seid ihr auf dieses Thema gekommen?

Wir lesen beide gern über historische Ereignisse. Wir lesen viele Biografien und fühlen uns irgendwie verbunden. Die Französische Revolution interessiert mich seit ich sehr jung war. Ich habe immer wieder hier und da ein Buch gekauft; wir beschäftigen uns seit 13 Jahren mit diesem Thema. Wir wollten schon immer ein Album über die Französische Revolution machen – jetzt war der richtige Zeitpunkt.

Ihr habt Texte in Englisch und Französisch bei dem neuen Album. Auf der letzten Platte hast du einen Track in Spanisch gesungen. Wonach entscheidet ihr, in welcher Sprache ein Text verfasst wird?

Die Songs des letzen Albums handelten von den Arbeitern in den Mienen im 18 Jahrhundert. Wir haben uns auch mit diesem Thema lange beschäftigt. In dem Song geht es um eine Silbermiene in Mexiko. Es geht darum, wie Leute unterdrückt wurden, damit andere reich werden. Es geht um den Aufstand der spanischen Arbeiter. Da bietet es sich an, deren Sprache zu benutzen. Bei dem neuen Album war es so, dass mir einige französische Passagen in den Kopf kamen. Ich spreche nicht fließend Französisch, aber zu einigen Songs haben diese Passagen gut gepasst. Ich singe gern in unterschiedlichen Sprachen, denn sie haben verschiedene Rhythmen und einen anderen Klang. Das kann ich gut verwerten.

Es scheint, als hättet ihr besonderes Interesse an den Unterdrückten und deren Umgang mit ihrer Situation.

Ja, das stimmt. Ich kann dir nicht sagen warum. Ich schreibe gern über die eher dunkleren Themen. Ich lese viel über die Geschichte und habe auch schon über das römische Reich geschrieben. Wir haben auf den ersten beiden Alben aktuellere Themen behandelt, aber das Thema ist durch. Ich werde von alten Geschichten einfach mehr inspiriert, Musik zu machen. Und das geht auch nicht bei reinen Spaßthemen.

Eure Songs haben sehr unterschiedliche Atmosphären. Wie entstehen die? Sagt ihr euch „Wir brauchen noch eine doomige Nummer für die Platte, also lass uns so einen Song schreiben“? Oder geht es nach der Stimmung, in der ihr seid?

Wir schreiben unsere Songs nach Themen. Es geht um die Emotion der Texte, die schafft die musikalische Note.

Also schreibt ihr erst die Texte?

Bei mir kommt das gleichzeitig. Wir wissen aber beide vorher, wovon der Song handelt und in welche musikalische Richtung er geht. Daher haben wir den Klang schon im Kopf. Wir sind beide sehr emotional und wir nutzen Musik als eine Art Soundtrack zu Ideen und Gefühlen, die wir als Reaktion auf was auch immer haben. Die neue Platte handelt von der Französischen Revolution und jeder Song ist von einer einzelnen Geschichte dieser Zeit inspiriert. Wenn das Geschehen gewalttätig war, ist auch die Musik gewalttätig und wenn es um ruhige Dinge geht, ist die Musik dem entsprechend.

Nach der intensiven Show hat sich die Frage eigentlich erübrigt, aber es interessiert mich trotzdem, ob ihr mal daran gedacht habt, Sessionmusiker mit auf die Bühne zu nehmen. Denn die Platten haben ja wesentlich mehr Instrumente als ihr zu zweit gleichzeitig spielen könnt.

Wir haben das bei der ersten Platte diskutiert. Wir sind zu zweit und jeder kann nur ein Instrument spielen und vielleicht noch singen. Es war eher die Diskussion, ob wir uns auch im Studio so limitieren sollten. Das fanden wir dann Scheiße. Wir produzieren und arrangieren alles selbst und möchten alle unsere Ideen umsetzten. Also haben wir auf den Platten mehrere Instrumente eingespielt. Aber live wollen wir nicht einfach die Songs eins zu eins auf die Bühne bringen. Das würde die Unmittelbarkeit des Gigs stören. Es macht uns mehr Spaß zu zweit zu spielen und es ist intensiver, der Sound ist halt anders. Es ist doch langweilig, genau das zu hören, was man auch zu Hause hören kann. Wir genießen es, diese Unterschiede zu haben.

Eure Alben bekommen exzellente Reviews, aber ihr seid weiterhin sehr unbekannt. Seid ihr eigentlich manchmal frustriert?

Inzwischen lache ich darüber. Wir bekommen nach den Shows immer sehr gute Rückmeldungen. Das zeigt, dass den Fans unsere Musik viel bedeutet. Wir nehmen Alben auf und touren viel, verdienen aber nicht wirklich Geld damit, das ist schade. Es gibt ja inzwischen viele Castingbands, da wird halt viel Geld reingesteckt und dann werden die auch groß. Das ist halt die bescheuerte Industrie dahinter. Es ist schon manchmal bitter so unbekannt zu sein und angeblich von Bands beeinflusst zu sein, die weit nach uns angefangen haben. Auf der anderen Seite haben wir Fans mit Herzblut. Es sind echtre Musikliebhaber, denen unsere Musik auch nach Jahren noch viel bedeutet. Das ist mir lieber als ein One Hit Wonder zu sein. Das genießen wir dann.

 


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Infos

  • Erstellt am

    17. Juni 2008
  • Line Up

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
  • Tags

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