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Reno Divorce

Sonne, Surfbretter und Skateboards: diese Zutaten gehören in der Regel zum guten amerikanischen Punkrock. Da kann ein Albumtitel wie „Tears before Breakfast“ schon mal die Ernte verhageln.

Die Jungs von Reno Divorce haben jüngst ein hervorragendes Album mit eben diesem illustren Namen veröffentlicht und dies bot den passenden Anlass, um die Herren vor ihrer Abreise nach Europa noch mal auf dem elektronischen Datenweg um einige Stellungnahmen zu bitten.

In eurer Bandgeschichte ist zu lesen, dass die Entstehung der Band doch etwas chaotisch ablief. Wie ernsthaft seid ihr denn anfangs an die Band herangegangen. Habt ihr von Anfang an auf einen Vertrag usw. hingearbeitet, oder hat es sich einfach so ergeben?

Brent: Als ich die Band in Orlando gegründet habe, war es eher ein Experiment, da ich sehen wollte, ob ich Songs schreiben und aufführen könnte ohne vollkommen voll zu sein. Ich hatte gerade mit dem Trinken aufgehört und war dabei, die Scherben meines Lebens aufzukehren. Mein Sohn wurde zwei und obwohl ich nicht bewusst versuchte es im Musikgeschäft zu schaffen, so wollte ich doch sicher mit ein wenig mehr Ernsthaftigkeit an die Sache herangehen als bisher. Mein Sohn sollte nicht irgendwann sagen, dass sein alter Herr nur „Dixie“ pfeifen würde.
Wir haben einige Jahre in einer Besetzung gespielt und die Band dann gegen eine Wand gefahren. Der Bassist hatte einen guten Job, der Schlagzeuger hatte Kinder und eine Frau, niemand konnte auf Tour gehen…blablabla. Der typische Mist mit den kalten Füßen. Mein guter Freund und Rhythmusgitarrist Tony Owens zog nach Colorado und so blieb nur ich übrig. Und in bester Reno Tradition geschah all das genau dann, als wir eine 7“ veröffentlicht hatten, die sehr gute Kritiken bekam. Also sagte ich „Fuck it, ich versuche mein Glück in Kalifornien.“ Um es abzukürzen, ich landete schließlich in Colorado. Tony und ich überredeten Andrew in die Band zu kommen und mit Seth Evans am Bass landeten wir schließlich auf einer Europa Tour und tourten anschließend auch in den USA. Es gab nicht einmal genug Zeit für uns, sich über ernsthafte Ziele der Band Gedanken zu machen.

Andrew: Als ich im April 2001 zur Band kam, sind wir sofort ins Studio gegangen und haben 11 Songs aufgenommen. Es sollte ein Demo werden, dass wir benutzen wollten, um Shows und einen Vertrag zu bekommen. Tatsächlich wurde es aber unser erstes Album „Naysayers and Yesmen“. Ehe wir uns versahen, bekamen wir großartige Reviews aus der ganzen Welt und eine Tour in Europa und den USA.
Ich würde also schon sagen, dass wir ernsthaft an die Sache gegangen sind, allerdings passierten die Dinge schneller, als wir es erwartet hatten, so dass wir schon etwas überrascht wurden. Danach passierte viel in unseren Privatleben und die Band musste oft hintenanstehen. Doch wir haben unsere Vision immer am Leben erhalten und ich denke, dass Reno Divorce heute stärker und besser ist als jemals zuvor.

Tim: Ich würde sagen, dass es sehr viel Ernsthaftigkeit in dieser Band gibt.

Tye: Aufgrund der Tatsache, dass ich eigentlich ein Fan der Band war und erst dann ein Mitglied wurde, würde ich sagen, dass Reno für mich immer schon DIE Band war. Es war immer rau mit viel Energie. Es ist wirklich cool, dass ich nun mit meiner Lieblingsband rocken kann.

Weshalb hat es denn so lange gedauert bis ihr die neue Scheibe fertig hattet?

Brent: Nun ja, eigentlich lag es daran, dass das Leben einfach weiterging. Es gab Krankheiten, Tod, such dir etwas aus. Wir sind immer in unserem eigenen Tempo gegangen und um Ehrlich zu sein, das war das Beste, was uns passieren konnte. Ich habe erlebt was passiert, wenn wir Dinge überstürzen, wenn man versucht Platten rauszubringen, weil man meint man müsse das tun und nicht weil die Zeit reif ist. Ich bringe lieber alle drei Jahre eine Platte raus, die geniale Songs hat, als dass ich alle sechs Monate mit einem Album komme, das voll mit Füllern ist, Wir haben das Glück, dass wir unseren eigenen Sound haben, ohne zweimal die selbe Platte aufgenommen zu haben.

Andrew: Es gab viele Gründe, einige davon sehr persönlich. Als Personen sind wir alle durch die Hölle gegangen, um dieses Album aufzunehmen. Wir sprechen hier von schwerer Krankheit, Scheidung, Verletzungen… Ich habe die Band sogar zweimal aufgrund persönlicher Gründe verlassen. Auch als Band sind wir durch Veränderungen gegangen. Wir haben Mitglieder getauscht, das Label gewechselt und solche Dinge. Außerdem wollten wir, dass die Songs die besten werden, die wir geschrieben haben. Daher gehen die Lieder bis ins Jahr 2001 zurück, als ich in die Band eingestiegen bin. Aber es gibt auch Songs, die wir erst einige Wochen vor den Aufnahmen geschrieben haben. Wir haben also wirklich die besten Song genommen, die wir hatten und diese für das Album aufgearbeitet und aufgenommen. Trotz oder gerade wegen all dieser Schwierigkeiten ist das neue Album das, auf welches ich am stolzesten bin.

Tim: Es ist eben einfach alles so passiert. Das Leben kommt einem manchmal ganz schön in die Quere und man muss dann tun, was man kann. Als Band und Personen haben wir sehr viel über Musik und das Leben gelernt, während der Aufnahmen. Dieses Album ist das Produkt dieser Erfahrungen.

Tye: Voraussehung natürlich!

Worum geht es bei „Tears before Breakfast“?

Brent: “ The good, the bad, and the ugly… es ist DAS Reno Album bis jetzt.

Andrew: Für mich bedeutet dieses Album ein Licht in der Dunkelheit zu sehen.

Tim: Liebe, Leidenschaft, Ungläubigkeit, Stolz, Geduld, Unstimmigkeit, Schmerz, Freude… ein emotionaler Hochseilakt.

Tye: Purer Rock N Roll. Liebe und Herzschmerz,

Wieso habt ihr soviele esoterische/religiöse Designs für die CD ausgewählt? Worum geht es dabei?

Brent: Ich wollte etwas sensationelles und fantastisches für dieses Album, wie die gemalten Zaubererposter der 20iger und 20iger Jahre. Diese Plakate ließen die Zauberer todesmutig erscheinen, als wäre sie alles sehende, unbesiegbare Rockstars. Übermenschlich und mit den dunklen Mächten verbunden. Es ist also weniger religiös, als übersinnlich. Zudem wollten wir ein Design, das die Menschen nicht vergessen, das aber nicht so klischeebeladen ist. Wie das Album, wollten wir auch das Artwork großartig gestalten.

Andrew: Es sollte im Stile der Plakate von Houdini sein, mit dem übersinnliche Stil und einigen Voodoo Elementen. Ich finde, es ist ein großartiges Design geworden und ich finde es super, dass das Artwork nichts mit dem Albumtitel zu tun hat. Der Künstler, der es für uns gemacht hat, Devin Brown, ist hervorragend und ich schätze, dass man noch viel von ihm hören wird.

Tim: Es ist fremd und seltsam und irgendwie gruselig. Alles zusammengefasst in einer coolen Illustration.

Tye: Es ist nur ein Artwork. Außerdem müssten wir Lucas zu viel geben, wenn wir zu viel Jedin und Sith Kram reingepackt hätten.

Ziemlich genau ein jahr ist seit der Wahl Barack Obamas zum Präsidenten vergangen. Welches Resumé zieht ihr nach dieser Zeit?

Brent: Obama hat es eigentlich ziemlich leicht. Wie könnte er die Dinge noch schlechter machen als Bush? Im Moment ist es wirklich schwer zu sagen. Ich denke, dass alle Politiker auf die eine oder andere Weise falsch sind. Wenn die beiden großen Parteien so unterschiedlich wären, dann würden sie nicht geminsam in einem Raum sitzen. Sie haben den selben Job und den machen sie ziemlich gut…die Massen zu entzweien und Ängste zu schüren. Ich denke, dass Bush ein wenig zu schnell zu weit gegangen ist, so dass beide Parteien beschlossen haben, die Dinge etwas zu verlangsamen. Für meinen Sohn und für mein Land bete ich, dass Obama rechtschaffend ist, und dass er uns so vereint, dass wir einer Welt, die sich immer schneller ändert, entgegen treten können. Aber bislang sind die Reichen reich geblieben und die Armen arm. Ich würde also sagen, er macht einen guten Job.

Andrew: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass Obama einen besseren Job macht als Bush. Ich denke aber auch, dass der Mann so einem hohen Druck ausgesetzt ist. Die Leute erwarten von ihm und seiner Regierung, dass sie alle Fehler der Bush Regierung ausbessern. Sie halten ihn für eine Art Messias. Das ist er nicht – er ist nur ein Mann, der einen Job macht. Ich finde, dass er bislang einen guten Job macht und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft.

Tim: Oh man… ich wünschte für meinen Hintern gäbe es auch eine Rettungsaktion und eine fette Gehaltserhöhung. Wenn es soweit ist, werde ich dir sagen, was ich denke. Für den Moment, und bis echte Veränderungen eintreten, heißt es weiterhin: „Love your country, despise your government!!!“

“ Tye: Ist mir alles egal. Ich interessiere mich nicht für Politik. Er ist großartig und wir sind alle in seinem Bann. Er ist wie ein Präsidenten-Jesus…. oder David Copperfield.

NOFX haben mal einen Song namens “Leaving Jesusland” geschrieben. Hier ein kurzer Auszug:

“We want people with college degrees, drug use experience and STD's People with open-minded philosophies, come hug California trees Cultural revolution now, neo-conservatives run outta town We're gonna burn Orange County down, And then we're off to Riverside, Bakersfield and Fresno too, then we're coming after you”
“Punk Rockers and emo kids, people doing things the church forbids Buddhists, agnostics, and atheists we're moving out of jesusland Art students and thespians, excluding country, all the musicians We want all hookers and comedians, nihilists are welcome too”

Könntet ihr mir mal eure Meinung zu dem Text sagen.

Brent: Lädt er uns ein bei ihm zu wohnen? Er hat eine ganze nette Bude, wenn ich es in der Bravo richtig gesehen habe…

Andrew: Ich glaube, Fat Mike möchte eine Punk-Hippie Kommune in Kalifornien gründen.

Tye: Ich glaube, dass der Kartenabreißer am Einlass besser ware, wenn er nur eine Chance bekommen hätte.

In dem Song schließen NOFX County Musiker von ihrer Freundesliste aus. Was haltet ihr von den Vorgängen als Natalie Maines von den Dixie Chicks diese „bösen“ Dinge über George Bush sagte und die Band große Probleme in Amerika bekam?

Brent: Was hast du denn immer mit NOFX? Sitzen die neben dir?

Andrew: Ich habe mich ebenfalls für George W geschämt. Maines sagte im Grunde nur etwas bei einem Konzert und die ganze Sache wurde über alle Maßen aufgebauscht. Schließlich war es den Dixie Chicks aber möglich, die Sache als Werbung zu nutzen. Ich bin mir sicher, dass sie ihre Aussagen ernst meinten und will ihnen da nichts unterstellen. Die Sache brachte ihnen aber sehr viel Aufmerksamkeit und Unterstützung aus einem wachsenden Anti-Bush Lager, während sie sich von jemandem der etwas auf einem Konzert sagte, zu politischen Sprechern entwickelten.
Ich denke, dass NOFX Country Musiker ausschließen, weil es Typen wie Toby Keith gibt. Leute also, die aus der ganzen „Pro Krieg, Pro Amerika, Pro Bush“ Sache Kapital schlagen. Für mich persönlich sollte die Politik aus der Musik herausgehalten werden. Die meisten Musiker sind nicht die Art von Mensch, von denen du politischen Rat annehmen solltest, da ihre Version der Realität oftmals stark von der der „normalen“ Menschen abweichen kann. Willst du wirklich einen Rat von einem Pillen einwerfenden, Bier trinkenden möchtegern Rockstar, der in einem Bully rum fährt und dann im keller der Eltern wohnt, wenn er nicht auf Tour ist? Oder von jemandem, der in einem riesigen Haus auf dem berg wohnt und der keine Geldprobleme hat? Auf keinen Fall. Finde deine eigene politische Meinung und deine eigene Stimme und lass nicht jemanden mit einer Gitarre, oder überhaupt jemanden, entscheiden, was du denken sollst.

Tim: Ich weiß nichts von diesen Chicks. Wer zur Hölle ist natalie Maines? Ist sie heiß und single? Was auch immer sie über Bush gesagt haben – wenn sie sagten, er sei böse, dann muss es die Wahrheit gewesen sein. Na ja, vielleicht ist er nicht böse, sondern nur ein Arschloch, der viele Dinge und die Leben vielen Menschen verkackt hat.

Gut, kommen wir von der Politik zurück zur Musik. Ihr macht euch gerade für ein paar Deutschland Auftritte bereit. Was können wir erwarten und wie wird die Playlist aussehen?

Brent: Balls to the wall punk rock-n-roll. Chinesische Fingerschrauben. Rasiermesserkämme. Tye’s Pompadour wird alle Physik herausfordern. Timmy Gibb wird aus Alcatraz fliehen. Andrew wird Dämonen und dunkle Herrscher beschwören. Und ich, spielend und grinsend, werde euch an euren weichen Händen aber mit festem und versichernden Griff hinter die grüne Tür führen… (Aha. Ist klar. Schätze, die Show lohnt sich irgendwie. – TZ)

Andrew: Reno Divorce liefern immer kraftvolle, energiegeladene Shows. Wir sind wirklich stolz darauf. Gleichzeitig ist es nicht aufgebauscht, wir haben keine einstudierten Bewegungen oder Pyros oder tolle Lichtshows – wir sind nur eine Rockband, die auf die Bühne geht, ihr Ding durchzieht und schnell und hart spielt. Falls das für dich gut klingt, werden wir uns hoffentlich sehen.

Tim: Deutschland ist die Kronjuwelen Europas. Es ist immer absolut super dort zu spielen und eigentlich ist es überall in Europa super. Die Leute, Fans, Bands, Promoter, Läden. Es ist ein Privileg Leute zu unterhalten, die kommen, um uns zu sehen. Daher spielen wir wie immer mit allem, das wir auffahren können. Bin mir nicht sicher, wie die Playliste aussehen wird. Wohl wie ein alter Flyer, den wir auf dem Boden des Ladens finden. Für gewöhnlich fleckig, zerknittert, zerrissen. Aber garantiert wird sie voller alter Songs und neuer Hits sein.

Tye: Jetzt reden wir endlich. Wir können es gar nicht erwarten. Wir werden es euch besorgen. Wir wollen, dass die Fans von der Show abhauen und das Gefühl haben, dass egal welchen Mist sie gerade durchmachen in ihrem Leben, alles aus ihnen rausgekickt wurde. Aus diesem Grund spielen wir. Die Playlist wird natürlich mehr neue Songs haben, aber wir vergessen die alten Songs nicht. Hoffe, wir sehen uns bei einer der Shows.

Andrew: Eine Sache noch: I just wanna say “vielen dank” to all of our friends and fans in Germany for supporting Reno Divorce since our first European Tour back in 2002! Wir lieben es zu touren und mit euch abzuhängen. Ihr werdet noch viel von uns zusehen bekommen in den nächsten Jahren. Bitte hört euch unser neues Album „Tears Before Breakfast” an, welches auf I Scream Records erschienen ist und kommt, um uns im November und Dezember mit den U.S. Bombs live zu erleben.


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    08. November 2009
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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