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Hackneyed


Hackneyed aus Abtsgmünd haben während der letzten zwei Jahre für Aufsehen innerhalb der Metalszene gesorgt.

Technischer Death Metal auf hohem Niveau, der Beginn einer Kooperation mit Nuclear Blast, die Veröffentlichung zweier Alben innerhalb kurzer Zeit und zu guter Letzt das niedrige Durchschnittsalter der Band sind 'hard facts' die die Berichterstattung über diese Band stets genährt haben. Auf ihrer Tour mit Nile, Grave, Krisiun und Ulcerate haben wir es uns nicht nehmen lassen dem sympathischen Fünfer vor ihrer Show in Hannover ein paar Fragen zu stellen. Erfreulicherweise war die gesamte Truppe gut gelaunt und nahm geschlossen am Interview teil. So ergab sich schnell ein Gespräch über die laufende Tour, den rasant einsetzenden Erfolg und die Begleitumstände die mit beidem einher gehen.


Wie ist das bisher für euch gelaufen? Ist das für euch die erste Tour in einem solchen Rahmen?

Also eine richtige Tour kann man es nicht nennen, aber wir waren mal für drei Shows mit Morbid Angel und Kataklysm auf dieser Metalfest Tour unterwegs. Das waren aber nur drei Shows. Da sind wir nicht im Nightliner mitgefahren, sondern sind in unserem eigenen Bus unterwegs gewesen und haben anschließend im Hotel gepennt. Das ist für uns also eine neue Erfahrung im Nightliner. Aber das mit der Crew und was weiß ich, das kennt man schon von den Festivals. Das einzige was neu ist ist halt, dass es so lang und oft hintereinander ist und dass es eben in einem Nightliner ist.

Und wie ist es bisher in Bezug auf das Zusammensein mit den anderen Bands für euch gelaufen? 'Dissen' die euch?

[Lachen] Nein. Mit den Bands haben wir recht viel Kontakt, da man sich ja permanent auf der Pelle sitzt und mit denen kommen wir auch super aus. Sind echt alles klasse Typen. Am Anfang hatten wir ein bisschen Bedenken, weil wir da hoch gekommen sind und es kam uns eine Wolke entgegen, weil da wirklich 30 oder 35 Betten nebeneinander sind. War reichlich dicke Luft da oben [im Nightliner]. Aber man gewöhnt sich daran. Wir haben schon die Angst geäußert, das wir wenn wir ankommen erstmal einen Vorhang ums Bett ziehen müssen, weil wir alle in einem Raum pennen.

Und sonst unter den Bands, ist da jeder eher für sich, oder macht man viel zusammen?

Man sitzt halt wie gesagt auch mit allen zusammen unten. Natürlich, ich denke schon, dass es gewisse Gruppen gibt, wie zum Beispiel die Krisiun- oder Grave Jungs. Die sitzen halt immer zusammen und rauchen ihre Kräuterpfeife. Das ergibt sich dann. Wenn wir dann runter kommen trinken wir mal ein Bierchen zusammen, oder gucken einen Film, oder trinken Tee, oder Tee, oder manchmal sogar Tee...

Und eure bisherigen Erfahrungen? Ihr seid ja nun auch außerhalb Deutschlands gewesen und wart gerade erst in London. Wie war das?

Hammer! Wir haben zwar schon einmal im Ausland gespielt, aber London war für uns das erste Mal und es war wirklich Wahnsinn, weil von uns bisher noch keiner in dieser Stadt war. Allgemein in England war von uns noch niemand. Das war super. Wir sind da mit dem Nightliner auf die Fähre drauf und konnten dann von Deck aus die Küste sehen. Das war sozusagen das Highlight, ansonsten sieht man eben nur seinen Vorhang. Das waren auch erschreckend viele Leute da in London, ich dachte nicht, das das so viel sind.

Wie war die Resonanz dort auf eure Show? Was habt ihr für ein Gefühl dabei gehabt?

Wie gesagt, es war gut. Am Tag danach in Wolverhampton war wiederum selbst bei Nile nicht so viel los. Die Halle war nur zur Hälfte voll glaub ich, aber es war eine Große. Das Problem ist, dass wir immer ziemlich früh - also einen halbe Stunde nach doors open - spielen und dann halt noch nicht alle da sind. Die meisten kennen das alle selber. Wenn man auf ein Konzert will, geht man um zehn erstmal vorglühen.

Stimmt es, dass Ihr das Angebot von Nile erst Ausschlagen musstet, mit ihnen auf Tour zu gehen.

Das war nicht das direkte Angebot von Nile sondern von der Tour an sich.

Wegen einer Englischprüfung war das glaube ich.

Ja, genau. Das hat erst auf der Kippe gestanden. Das Problem ist, die gesamte Tour dauert 34 Tage. Vier Wochen können wir uns natürlich nicht leisten. Wir sind alle noch Schüler, außer ein Paar. Aber die stecken auch in der Ausbildung und da können wir es uns nicht leisten vier Wochen am Stück auf Tour zu sein. Das ursprüngliche Angebot ist anders gewesen. Wir hätten dort viel mehr gespielt. Dieses jetzt, mit einer Woche, kann man so machen. Glücklicherweise haben wir das noch geklärt. Ich glaub die hatten uns auch eine Tour mit Vader und Marduk angeboten, aber die ging nicht nur einen Monat, sondern vier oder so.

Ihr habt ja einen ziemlich rasanten Einstieg hinter euch. Die Bandgründung war bereits 2006 und dann habt gleich zwei fette Alben gemacht; Death Prevails und Burn After Reaping.

[Phil:]Also das ging ja sogar noch mehr Schlag auf Schlag, weil 2006 haben wir zwei bei ihm [Tim] im Keller angefangen. Ich hab auf dem Bass rumgeschrubbt, er hat Schlagzeug gespielt und es war scheiße. So richtig angefangen hat es eigentlich erst als Devin Ende 2007 dazugekommen ist. Da haben wir angefangen richtig eigene Songs zu schreiben und haben dann aber wie gesagt im Frühjahr 2008 unser erstes Album aufgenommen - das war für die meisten von uns das erste Mal richtig im Studio - und dann ein Jahr später das zweite Album. Wir haben aber auch ziemlich schnell neues Material zusammen gehabt. Aber es stimmt schon; vielleicht geht es auch schon fast zu schnell...

Es ist immer wieder die Rede von eurem Manager Achim, der euch sehr geholfen hat. Wie seid ihr an ihn heran gekommen?

Er hat uns ursprünglich mal angeschrieben und gefragt, ob wir auf einem kleineren Konzert von ihm spielen wollen. Er macht ja hauptsächlich das Summer Breeze und hat außerdem noch das Winterfreeze. Auf jeden Fall hat er uns für das Winterfreeze angeschrieben und gefragt, ob wir da mitspielen wollen. Dann haben wir halt da gespielt und er hat es sich angeguckt. Anschließend war er wohl angetan und hat uns angeschrieben. Wir hatten zuerst ein Angebot von einem kleineren Label und Achim meinte dann, wir sollten erst ein Album aufnehmen und er hilft uns dann sozusagen es zu vermitteln. So sind wir dann bei Nuclear Blast gelandet. Das war lustig, weil wir uns selber größtenteils bei kleineren Labels beworben haben. Man sagt sich dann: 'Erstes Album – da geht erstmal gar nichts'. Wir haben auch mit kleineren Labels Verhandlungen gehabt, aber dann kam auf einmal der Brief von Blast. Da ist uns allen natürlich erstmal die Kinnlade runter gefallen. Dann sind wieder alle nach Donzdorf, in dieses Riesen- Nuclear Blast Gebäude mit diesem 'fun room' mit Flipper und lauter Geräten, die man sonst nur im Casino sieht. Wie hätten uns nie vorgestellt, dass es so schnell geht, dass wir bei Blast landen und so weiter.

War es denn jetzt realistisch gesehen, dass ihr gedacht habt: 'Ok, wir wollen richtig nach vorne', oder wolltet ihr nur eine coole Band gründen und mal gucken was das so bringt? Was war da die Zielsetzung?

Nein, man muss sich schon Ziele setzen.

Aber realistisch gesehen ist das doch ein utopisches Ziel, dass man jetzt nach so kurzer Zeit bei Nuclear Blast unter kommt.

Das war auch nicht so gesetzt. Man hat halt immer gedacht: 'Es wär' cool, wenn man mal ein Label hätte.' Unser erstes Ziel war auf den kleineren Festivals wie dem Sundown zu spielen und wir hatten auch befreundete Bands die dort mal gespielt haben und so haben wir das auch alle mitgekriegt. Und das war also unser erstes Ziel; mal auf einem großen Festival zu spielen und mehr wollten wir auch nicht. Wie gesagt wir hätten uns das nie träumen lassen.

Stimmt es, dass ihr sogar von einer Jugendorganisation ausgehend, mal auf dem Summer Breeze gewesen seid und das so kennen gelernt habt?

Ja, Devin war mit einem Kinderferienprogramm dort.

Das ist stark. Ich wusste nicht, dass man im Rahmen eines Kinderferienprogramms auf das Summer Breeze fährt. Hätte es das früher bloß schon gegeben!

Drei Jahre später stand er dann am Tisch und hat Autogramme für die Kids gegeben, die mit dem Ferienprogramm dort waren. Rollentausch.

Viel von dem was man lesen kann ist noch aus der Zeit vor 'Burn After Reaping', jetzt ist das Album seit August raus. Wie zufrieden seit ihr mit den Resonanzen? Ist es so gelaufen wie ihr euch das vorgestellt habt?

Mit 'Burn After Reaping' haben wir uns was das angeht keine Ziele gesetzt, aber ich glaube, dass das Album einigermaßen gut ankommt. Im Legacy haben wir ein ziemlich gutes Review eingefahren und ansonsten waren wir eigentlich rundum zufrieden. Es ist zwar schon im August raus gekommen, aber es ist noch viel zu früh um sagen zu können, die Platte sei gut gelaufen. Wir waren außerdem in einem ziemlich großen Studio, von daher war das auch ein großer Schritt. Demnach hat man dahingehend Spaß und daher sind wir rundum zufrieden mit dem wie es bisher mit dem Album gelaufen ist.

Geht es euch eigentlich hin und wieder auf die Nerven, dass euch die Leute auf euer junges Durchschnittsalter ansprechen.
Darüber haben wir uns gerade erst unterhalten. Am Anfang haben wir gesagt 'Hey, wir sind jung und das müssen wir auskosten', aber ich glaube zu dem was wir jetzt sind wollte ich so nicht werden. Ich hätte lieber, wenn wir einfach als Band dastehen würden und nicht alle sagen würden 'Die sind so toll, weil der Gitarrist erst zwölf ist.'

Naja, 'weil' ist es ja nicht, nur es ist halt ein sehr prekärer Fall.

Also wenn es ein '...und der Gitarrist ist erst 12' ist, wäre das schon OK. Aber wenn man liest 'weil'... Auch bei Youtube - die ganze Gerüchteküche die man da liest - bei denen ist Devin immernoch 14, obwohl er mittlerweile 16 ist.

Dort ist womöglich auch das Durchschnittsalter noch 16. Die meisten von euch müssten doch aber mittlerweile volljährig sein, oder?

Ja, alle außer Devin. Es ist natürlich geil an dem Punkt wo wir jetzt stehen. Natürlich wollten wir da hin. Ich mein, wir spielen eine Tour im Nightliner mit geilen Bands. Wir haben einen geilen Plattenvertrag. Wir verkaufen CDs. Aber wenn dann auf dem Werbebanner steht 'die jüngste Death Metal Band aller Zeiten' oder so was...

Beim Lesen der Rezensionen bekommt man den Eindruck, dass das junge Durchschnittsalter nicht nur förderlich ist, wie in den Anfangstagen der Band, sondern die Leute häufig auch sagen: 'aber die sind erst...' Kommt euch das auch so vor?

Da waren echt gespaltene Meinungen. Ein paar fanden es cool und andere haben es halt für Kindergarten gehalten und sich gefragt, was wir bei einem Plattenlabel verloren haben. Deswegen ist das besser einfach als Band dazustehen.

Hätten wir das auch geklärt. Felix Papp [Gitarre bis Anfang 2009] ist ausgestiegen – warum?

Ihm ist es einfach zu viel geworden. Es ist ja echt so, dass wir jedes Wochenende unterwegs sind und da bleibt eben die Freundin und die anderen Hobbys auf der Strecke. Man steckt halt wirklich 90% seiner Freizeit da rein. Er hat halt bei uns Gitarre gespielt, war aber ein leidenschaftlicher Schlagzeuger und auch ansonsten ein viel begabter Musiker und es wurde ihm halt einfach zu viel. Aber dafür haben wir ja nun Juan.

Und wie seid ihr jetzt zusammen gekommen? Kanntet ihr euch vorher, oder kommt Juan auch aus Abtsgmünd?

[Tim:] Ich weiß noch, ich war auf der Musikschule und musste am Schlagzeug vorspielen – damals hatte ich noch Unterricht. Juan war auch da und er hat nach mir, am Schluss - sozusagen als Highlight - einen Song von Children Of Bodom gespielt und es war so geil, dass mir die Kinnlade irgendwo unten hing. Zu dem Zeitpunkt war aber Felix noch bei uns und da war das noch kein Thema. Später hat dieser dann aber geäußert, dass es ihm zu viel wird. Dann haben wir erst probiert zu überbrücken, so dass wir einen Ersatzgitarristen haben wenn der Felix mal keine Zeit hat, aber das hat nicht funktioniert. Dann war Juan fertig angelernt und hat alle Songs drauf gehabt, da ist Felix auch schon ausgestiegen.

Ein nahtloser Übergang.

Ja, zum Glück ein nahtloser Übergang. Es war ja auch wirklich so, dass er eingestiegen ist und zwei Monate später sind wir gleich ins Studio gegangen und haben das zweite Album aufgenommen. Dazu muss man sagen, dass er zwei Songs am Tag gelernt hat und hätte er nicht so schnell gelernt, wäre das alles gar nicht möglich gewesen.

Behaltet ihr euer Tempo bei? Habt ihr schon wieder neue Sachen geplant?

Ja, leider schon wieder zu viel. Wir müssen jetzt mal wieder ein wenig auf die Bremse treten. Jetzt haben wir zwei Alben raus gebracht, nun wollen wir auch in der Zeit nach dieser Tour einfach mehr Gigs spielen und das einfach voll auskosten, denn das haben wir bei der letzten Platte nicht gemacht. Damals hatten wir nur ein Jahr Zeit um das alles zu promoten und jetzt wollen wir erstmal mehr auskosten. Vor dem ersten Album haben wir vielleicht fünf Gigs gespielt. Nachdem das erste Album bei Nuclear Blast raus gekommen ist haben wir viel gespielt und dann haben wir bei den Aufnahmen zum zweiten Album gemerkt, dass jeder über die Konzerte viel an sich gearbeitet hat und dass das viel gebracht hat. Nun wollen wir das nochmal auskosten und wieder viele Konzerte spielen, weil man wirklich merkt wie das Niveau dann ein bisschen steigt. Und vor der nächsten Platte lassen wir uns ein wenig Zeit, dann muss es auch ein Knaller werden.

Ist der Erwartungsdruck eigentlich sehr hoch? Man sagt ja, dass am dritten Album viel gemessen wird?

Für uns hieß es auch dass das erste Album das wichtigste ist, dann hatten wir es draußen, da war dann das zweite das wichtigste. Das ist glaub ich wirklich jedes mal so. Also ich glaub sagen kann man das nicht. Entweder es läuft, oder es läuft nicht und es kann nach zehn Platten plötzlich nicht mehr laufen, oder nach zehn Platten erst los gehen.

Vorhin würde das mit den Freundinnen bereits angesprochen und dass es für manche zu viel wird. Ihr seid ja nun so in dem Alter wo es losgeht mit Mädels oder festen Beziehungen – bleibt das dann auf der Strecke?

Ich glaube wir haben alle Freundinnen die das mitmachen.

Also es leidet nicht wirklich darunter?

[Tim:] Natürlich ist es blöd wenn wir jetzt länger getourt hätten. Dann wäre ich jetzt zwei, drei Wochen von meiner Freundin weg. Dann ist man in England und würde einmal anrufen und dann kostet eine Minute dann gleich 18 Euro oder so. Man merkt schon das sich das oft überschneidet mit Freundin und Band, aber im Normalfall ist das kein Problem.



Allen die sich nun noch einen visuellen Eindruck vom Tourleben der Jungs wünschen, sei dieser kleine Zusammenschnitt hier ans Herz gelegt:


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  • Erstellt am

    19. Januar 2010
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