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Agnostic Front

Interview mit Roger Miret von Agnostic Front (1.4.2010, Conne Island/Leipzig, Johanna Hamann/Daniel Krause)


Mit “Victim in Pain” habt ihr 1984 euer Debütalbum veröffentlicht. Nun feiert ihr 25jähriges Jubiläum. Glückwunsch dazu.

Wie habt ihr dieses Jubiläum standesgemäß gefeiert?
Wir haben gefeiert, indem wir in Amerika eine „Victim in Pain“-Tour gemacht haben. Und auch hier spielen wir einige Songs von unserem ersten Album. Also feiern wir das langjährige Bandbestehen und das Jubiläum, indem wir diesem Album eine Tour widmen.


Natürlich könnt ihr bei eurer Bandhistorie eine beachtliche Diskographie vorweisen. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Songs für euer Line-up aus?
Wir versuchen von jedem ein bisschen zu spielen. Im Moment spielen wir aufgrund des 25jährigen Jubiläums mehr von dem ersten Album und von unserem letzten Album.


Ihr seid gerade auf Europatour und in vielen Städten unterwegs. Seht ihr von den Städten mehr als nur die Clubs in denen ihr spielt?
Manchmal sehen wir nur die Clubs, manchmal stehen wir auch früh auf, laufen ein bisschen umher und sehen so ein wenig mehr von den Städten. Hier in Leipzig waren wir schon sehr oft. Die Stadt kennen wir also schon ein bisschen. Wir kommen immerhin schon seit 20 Jahren hierher.


Während eurer Touren seid ihr an vielen Orte, trefft Fans und erlebt sicher die ein oder andere ungewöhnliche Situation. Welches Tourerlebnis ist euch in besonders guter und welches in besonders schlechter Erinnerung geblieben?
Das Beste war eine Show mit der alten Bandbesetzung von 1982-1984 in New York. Das war ein tolles Gefühl, es waren viele alte Freunde da. Eines der schlimmsten Erlebnisse? Ich weiß nicht so richtig. Ich erinnere mich nicht an viele schlimme Dinge mit der Band. Es waren eigentlich immer gute Zeiten und es hat immer Spaß gemacht. Hoffentlich bleibt das auch so.


Während einem eurer früheren Konzerte ist uns ein gesellschaftskritischer Unterton gegen die USA, speziell gegen den ehemaligen Präsidenten George W. Bush aufgefallen. Jetzt ist mit Barack Obama ein neuer Mann an der Spitze und ein Großteil der US-amerikanischen Bevölkerung setzt große Hoffnungen in ihn. Wie steht ihr zu Barack Obama?
Ich denke auch so. Es war Zeit für einen Wechsel in Amerika. Bush hat dafür gesorgt, dass die Welt Amerika gehasst hat und jetzt mit Obama wird die Welt hoffentlich glücklich sein und Amerika wieder mögen. Vielleicht kann Obama Amerika zusammenhalten. Es gibt dort eine Menge Kriminalität. Ein anderes Problem, das Amerika hat, ist, die Welt kontrollieren zu wollen. Sie kümmern sich nicht um sich selbst in erster Linie. Wir haben eine Menge Armut und viele schlechte Dinge in Amerika. Südamerika zum Beispiel hat viele schlimme Ghettos. In Europa gibt es das in dem Ausmaß nicht. Man kann dort nicht einfach durchgehen, man ist dort nicht sicher. Das ist wirklich schrecklich in Amerika, leider.


Manche Amerikaner begrüßen eine gesetzliche Krankenversicherung, andere sehen sie als zu starken Eingriff in ihre persönliche Freiheit. Was denkt ihr über die in den USA kontrovers diskutierte Gesundheitsreform?
Es ist ein bisschen was von beidem. Ich denke, sie ist gut. Ich war immer für eine gesetzliche Krankenversicherung. Jeder Mensch sollte eine Krankenversicherung haben. Aber es sollte nicht verordnet sein. Die Regierung sollte sie nicht verordnen. Das wäre illegal und gegen deine persönliche Freiheit. Es ist immerhin ein Anfang, aber es ist noch nicht die richtige Zeit dafür da. Die finanzielle Lage ist schlecht in Amerika und das, was Obama machen will, ist finanziell unmöglich. Aber irgendwann müssen wir damit anfangen. In Europa zahlen die Menschen höhere Steuern, in Amerika sind sie das nicht gewohnt. Die US-Amerikaner zahlen weniger und wenn sie merken, dass sie Steuern steigen, rebellieren sie. Aber andererseits wollen sie eine Krankenversicherung. Alle möchten sie etwas, aber jeder will die Sachen ohne bezahlen zu müssen. In dieser Welt ist nichts umsonst. Alles hat seinen Preis. Irgendwann werden die Menschen merken, dass alles seinen Preis hat und es wird besser werden.


Was denkt ihr über Bands, die sich nicht eindeutig gegen den Einsatz ihrer Musik als Foltermethode in Einrichtungen wie Guantanamo Bay aussprechen? (Anm. d. R.: Der Spiegel berichtete im Januar 2010 in dem Artikel „Folter – Hören mit Schmerzen“ über den Einsatz von Musikgut als Folter.)
Menschen machen viele komische Sachen. Von Musik zum Einsatz als Folter habe ich noch nichts gehört. Ich weiß nicht, was dort gemacht wird, ich war noch nie dort. Ich denke, dass das Foltern von Menschen eine furchtbare Sache ist und ich möchte nicht, dass meine Musik benutzt wird, um Menschen zu foltern. Und ich bin mir sicher, dass niemand Musik macht, um damit Menschen foltern zu können.


Engagiert ihr euch politisch?
Wir sprechen über Sozialpolitik, soziale Ungerechtigkeit. Über Weltpolitik sprechen wir eigentlich nicht. Wir haben einige Songs, die in Richtung Frieden und Politik in der Welt gehen, aber eigentlich ist Musik mehr als etwas Politisches. Unsere Texte handeln mehr von sozialen Dingen.


Jetzt seid ihr noch eine Weile auf Tour. Als letzte Sache für heute Abend würde mich interessieren, was AF danach vorhaben. Habt ihr schon Pläne oder Projekte für die Zeit danach überlegt?
Wir sind jetzt hier ein bisschen auf Tour, gehen zurück nach Hause und machen dort eine kleine Tour an der Ostküste. Dann kommen wir wieder hierher, machen ein bisschen was und gehen dann auch wieder zurück. Wir sind bis Oktober auf einer großen Tour durch Europa, Amerika, Mexiko und Kanada. Und wir arbeiten zurzeit auch schon an einem neuen Album. Wir nehmen unterwegs neue Songs auf. Danach werden wir zurück zu unseren Familien fahren. Wir sind Väter, wir haben Kinder, da wollen wir nicht zu lange auf Tour sein.



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