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Nazareth

"Der Knaller: Nazareth!", so kündigt der MV- Lehrte den Headliner der 12. Lehrter Rocknacht am 5. Juni 2010 an.




(An dieser Stelle ein dickes Lob an den MV Lehrte für die super Organisation und freundliche Betreuung!)


Die schottische Band Nazareth wurde 1968 gegründet, fast zeitgleich mit den anderen Hardrock/ Heavy Metal Urgesteinen Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath und Uriah Heep und ist neben den Simple Minds eine der erfolgreichsten schottischen Bands. An 1968 können sich wohl nur wenige Zuschauer der diesjährigen Tour bewusst erinnern, das Musical "Hair" eroberte die Bühnen und der Opel GT die Strassen, aber auch die Ermordung von J. F .Kennedy und Martin Luther King fallen in dieses Jahr. In der kleinen Stadt Dunfermline, der historischen Hauptstadt Schottlands formten der Sänger Dan Mc Cafferty, der Gitarrist Manny Charlton, Bassist Pete Agnew und Drummer Darrell Sweet eine neue Band aus den Trümmern der vorangegangenen Schülerband „The Shadettes“. Bereits mit ihrem zweiten Album RAZAMANAZ (1973) und den darauf folgenden eroberten sie schnell die Charts. Dessen Hits „Razamanaz“, „Broken Down Angel“, „Bad Bad Boy“ sowie „This Flight Tonight“ vom Album „LOUD ‚N’ PROUD und "Shanghai'ed in Shanghai" von RAMPANT und der Cover – Song „My White Bicycle“ fehlen bis heute bei keinem Konzert. Ihren größten Erfolg hatte die Band jedoch mit dem Cover „Love Hurts“, einem Titel, der ursprünglich von den „Everly Brothers“ stammt und auf ihrem 1974 erschienenen Album HAIR OF THE DOG erschien und als Single- Auskopplung Platin- Status erreichte. Insgesamt veröffentlichte die Band 22 Studio- Alben, diverse Live- Alben und DVDs Weltweit wurden ca.40 Millionen Alben verkauft. Nach einer längeren Schaffenspause erschien 2008 passend zum 40jährigen Jubiläum der Band das Album „The Newz“. Bemerkenswert: es gab im Laufe dieser 4 Jahrzehnte kaum Bandumbesetzungen!


Vor ihrem Konzert auf der Lehrter Rocknacht habe ich Gelegenheit, mit Dan McCafferty und Pete Agnew ein wenig zu plaudern.


Hallo Dan, Hallo Pete. Wie geht es euch? Ihr seht müde aus.
(Dan, Pete) Yeah! Wir haben die letzten 4 Nächte im Bus geschlafen, weil es das Ende der Tour ist. Das sind jetzt die längsten Fahrstrecken der ganzen Tour. Und heute Nacht fahren wir noch fast 1000 Meilen nach Schottland zurück.
Ihr habt ja schon oft in Deutschland gespielt. Was gefällt euch denn besonders gut hier?
(Pete) Ich mag das Bier und das Essen. Die Städte sind wunderschön und so sauber! Es gibt hier auch kaum Gewalt. Es fällt mir nichts ein, was ich nicht mag.
(Dan) Die Deutschen mögen uns. Und darum mögen wir sie!
Ihr habt überall auf der Welt gespielt, aber nie in Australien.
(Dan) Nein. es war schon mehrmals geplant, aber beim ersten Mal kam unser Promoter wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis, also entschieden wir uns, nicht zu fahren. Beim zweiten Anlauf waren wir gerade in den USA sehr erfolgreich, sodass unsere Plattenfirma uns für Promotion- Veranstaltungen brauchte. Irgendwann klappt es bestimmt noch!
Aber ganz abgesehen von den vielen schönen Orten, die ihr bereist, liebt ihr es ja, mit der ganzen Band auf Tour zu sein, wie eine Familie. Wie kommt es, dass ihr euch so gut versteht?
(Pete) Wir kennen uns schon eine Ewigkeit. Und wir kommen alle aus derselben kleinen Stadt, sogar die Road- Crew. Ich kenne Dan seitdem er 5 Jahre alt ist, da gewöhnt man sich aneinander, verstehst du? In jeder Band gibt’s mal Ärger, jeder hat mal schlechte Laune. Wenn wir in einem Restaurant oder im Hotel sind, dann setzt sich jeder an einen anderen Tisch um mal 2 Stunden ganz allein zu sein. Jeder respektiert das. Aber nach der Show ist immer Party angesagt, dann sind wir alle zusammen.
Wart ihr schon mal an dem Punkt, an dem ihr am Liebsten alles hingeschmissen hättet?
(Dan) Jeden Morgen! (lacht)
(Pete) Nein, wir machen nur Spaß! Manchmal ist man einfach erschöpft. Wir sind jetzt 8 Wochen unterwegs.
(Dan) Wir hatten ein Scheißwetter! (lacht)
(Pete) Am letzten Wochenende hatten wir frei und es goss aus Eimern. Und kaum saßen wir wieder im Bus: der schönste Sonnenschein!
Könnt ihr mal erzählen, wie ihr überhaupt zur Musik gekommen seid? Wie war das damals in eurer Familie?
(Pete) Meine Mutter war eine richtige Tänzerin. Ich begann ca. mit 11 Jahren Gitarre zu spielen. Mit Schulfreunden spielte ich so Buddy Holly und Elvis Sachen. Zu der Zeit war Elvis der „King“! Jeder wollte Gitarre spielen und singen. Die Musikgeschäfte verkauften massenweise Gitarren. Sechs Monate später konntest du dann diese Gitarren für’n Appel und’n Ei kaufen, weil sie merkten, dass sie gar nicht spielen konnten. Und Lust zum Lernen hatten sie auch nicht.
(Dan) Meine Eltern waren sehr musikbegeistert. Sie mochten Jazz und die Mowtown- Sachen. Ich war immer von Musik umgeben. Nicht unbedingt Musik, die ich mochte, aber sie war allgegenwärtig und das gab mir den Anstoß. Als ich dann 1978 mit Elvis- Covers anfing, war mein Vater gerade nicht sehr begeistert. (lacht)
Hast du gleich angefangen zu singen oder zuerst ein Instrument gespielt?
(Dan) Am Anfang habe ich nur Musik gehört, ich war ein richtiger Musik- Fan. Dann gehörte ich eine Weile zur Road- crew, weil ich mit einem Schraubenzieher umgehen konnte. Als dann jemand die Band verließ, sagte Pete: „Was ist mit Dan? Der kann doch singen!“ Wir sangen nämlich immer alle zusammen, wenn wir mit unserem Bus unterwegs waren.
Wie alt warst du da?
(Dan) Ca 16.
(Pete) Ich hatte damals schon ein paar Jahre eine Band, die „Shadettes“ und Dan reiste mit uns, so war das. Die ganzen Jahre über hatte ich selbst die Lead- vocals gesungen. Dann änderten wir unseren Stil und hatten einen zweiten Sänger um auch zweistimmige Sachen machen zu können Als dieser Sänger uns verließ, nahmen wir Dan in die Band. Mitte bis Ende der 60er Jahre boomte der Soul und wir waren zu der Zeit sehr gefragt als schottische Soulband. Erst ca. 1970 fingen wir an, unsere eigenen Lieder zu schreiben und unseren eigenen Stil zu entwickeln. Bis dahin waren wir nur eine Cover- Band, die für Veranstaltungen und Bars gebucht wurde. Tagsüber hatten wir alle eine richtige Arbeit. Und dann 1971 bekamen wir das Angebot, eine Platte aufzunehmen. Das haben wir gemacht. Und hier sind wir, 40 Jahre später! (lacht)
In was für Berufen hattet ihr gearbeitet?
(Pete) Ich war ein Bauzeichner.
(Dan) Ich war Maschinenbauer. Und Manny Charlton, unser damaliger Gitarrist arbeitete als Techniker auf der Werft. Darrell Sweet machte eine Ausbildung als Buchhalter.
Wann entschiedet ihr euch, diese sicheren Berufe aufzugeben und Profi- Musiker zu werden?
(Pete) Das war 1972. So ein Typ kam zu unserem Manager. Er wollte etwas tun im Musik- Business. Eigentlich wollte er so einen Sänger promoten, der im Stil von Tom Jones sang. Aber unser Manager sagte, warum hörst du dir nicht mal meine Jungs an? Die haben schon ein paar Songs geschrieben. So kam er und sah uns in der kleinen Bar in Glasgow, wo wir nachmittags spielten. Wir gaben ihm ein paar Tonbänder mit und ihm gefielen unsere Songs. Er bot uns sofort an, ein Album aufzunehmen. So war das!
War es einfach, den sicheren Job gegen die unsichere Profimusiker- Karriere einzutauschen?
(Dan) Es war schon ein wenig riskant. Aber wir machten das nicht um für jeden Preis berühmt zu werden. Wir sagten einfach, wenn wir genauso viel verdienen, wie in unseren richtigen Jobs, dann machen wir es.
(Pete) Zu der Zeit waren wir ja auch schon alle verheiratet. Manny hatte schon ein paar Kinder. Ja, und meinen Sohn Lee siehst du heute am Schlagzeug, er war damals 5 Monate alt, als wir unser erstes Album aufnahmen. Und heute ist er selbst ein Mitglied der Band.
(Dan) Das ist schon eine verrückte Welt!
(Pete) Wir haben ja nicht leichtsinnig alles aufs Spiel gesetzt. Wir hatten gute Jobs, aber wir hatten auch viele gute Gigs! Wir waren in Schottland sehr gefragt, wir spielten überall. Also dachten wir, wir probieren das mal ein paar Jahre aus und schauen, was passiert. Und wenn’s gar nicht klappt, gehen wir halt in unsere bürgerlichen Berufe zurück.
Aber es hat ja gut geklappt!
(Dan, Pete) Yeah! Der Rest ist Geschichte! (lachen)
(Pete) Es war lustig. Nachdem ich das Architekturbüro verlassen hatte, schaute ich immer in die Stellenanzeigen, aber mein Job wurde nie ausgeschrieben. Sie hielten ihn für mich ca. 2 Jahre offen. Und dann, als wir in den Top of the Pops ganz oben waren, da schrieb mir mein Chef: „Jetzt können wir die Stelle wohl ausschreiben!“ (lacht)
Unglaublich. So etwas würde es heute wohl nicht mehr geben. – Pete, wie kam es, dass dein Sohn Lee die Stelle von Darrell einnahm. Kommt ihr gut zusammen klar in der Band?
(Pete) Lee und Jimmy, unser Gitarrist kennen sich schon vom Rock College und spielten schon eine Weile zusammen. Es gab gar keinen Zweifel, dass er unser neuer Schlagzeuger werden sollte.
Lasst uns mal über euer neues Album „The Newz“ sprechen. Es ist wirklich repräsentativ für alles, was ihr bisher so gemacht habt.
(Pete) Ja, es gibt viele unterschiedliche Songs. Das kommt, weil jeder von uns ein paar Songs geschrieben hat. Jeder hat einen eigenen Stil und das hört man heraus. Und es ist das erste Album mit diesem line- up.
Was inspiriert euch?
(Dan) Alles. Man hört etwas in den Nachrichten. Oder du hörst ein Gespräch in einer Bar.
Und dann schreibst du es sofort auf?
(Dan) Ja, man hat eine Idee und schreibt sie auf und vielleicht entwickelt sich später etwas daraus.
(Pete) Am Besten ist es, wenn du einen Recorder im Auto hast. Wenn dir etwas einfällt, kannst du es gleich aufnehmen. Denn wenn du wartest, bist du zuhause bist, hast du es längst vergessen. Das machen wir alle so, wenn wir unterwegs sind. Auch wenn dir ein schöner Text einfällt, musst du es sofort notieren, sonst ist es weg. Manchmal habe ich auch kurz vor dem einschlafen eine Idee. Dann hilft nur eins: Aufstehen und aufschreiben! Am nächsten Morgen erinnert man sich nicht mehr daran.
Hattet ihr bei der Aufnahme einiger eurer Songs eine gewisse Vorahnung, dass sie einmal so erfolgreich werden könnten, wie sie dann später geworden sind?
(Dan) Bei jedem! (lacht) Ich dachte bei jedem Song „Der ist ein Knaller! Der wird ein Hit!“ Aber damit habe ich natürlich auch ganz oft daneben gelegen! (lacht)
(Pete) Ja, so denkt man, wenn man etwas aufnimmt. Mann, das wird richtig gut, das werden die Leute mögen. Falsch!! (lacht)
Heute las ich gerade auf eurer homepage http://www.nazarethdirect.co.uk/nazareth/, dass eure Alben „Expect no Mercy“ und „No Mean City“ als Remasters erschienen sind.
(Pete) Ja, das Label Salvo remastert unsere ganzen Alben. Die ersten 8 sind bereits erschienen. Auf jedem Album sind ein paar unveröffentlichte Songs als Bonus- Tracks. Sie fragen uns immer, ob wir nicht noch ein paar alte Bänder herumliegen haben. Auf „Expect no Mercy“ ist sogar eine komplette alternative Version des Albums zu hören.
Klingt interessant! – Nun eine spezielle Frage an Pete, den Bassisten. Irgendwo habe ich gelesen, dass du dir nie andere Bassisten anhörst. Stimmt das?
(Pete) Das habe ich so nie gesagt. Mir gefallen schon ein paar, aber ich favorisiere keinen. Weißt du, meinen Job in der Band habe ich damals so bekommen: Dan und ich haben gesungen und ich spielte Gitarre. Als wir den Bassisten, den wir damals hatten, rausschmissen, weil er ewig zu spät kam, fragten mich die Jungs: „Was ist mit dir? Du kannst doch Bass spielen. Der hat doch nur 4 Saiten!“ Ich traute mir das zu und sagte ja. Der erste Song, den ich auf der Bühne auf dem Bass spielte, war „Good times, bad times“ von Led Zeppelin. Da waren ne Menge Solo- Parts drin, so was hatte ich in meinem Leben noch nie gespielt. Es muss furchtbar geklungen haben und seit dem haben wir den Song nie wieder gespielt. Ich habe mit dem Bass hauptsächlich angefangen, weil kein anderer da war. Ich habe auch nie geübt oder geprobt. Ich nehme mir einfach jeden Song vor, wenn es so weit ist. Wenn wir ins Studio gehen, schaue ich mir so 1 1/2Stunden vorher meinen Part an. Den Bass gucke ich nicht früher an, als bis es Zeit ist, auf die Bühne zu gehen. Und wenn wir nach der Tour zuhause sind, kommt der Bass in die Ecke und wird erst zum nächsten Gig wieder rausgeholt. Zuhause spiele ich lieber Gitarre. Es ist wirklich lustig, ich spiele den Bass mit einem Pick. Viele können das nicht, aber ich kann das, ich bin daran gewöhnt. Und die Gitarre zupfe ich komischer Weise mit den Fingern.
(Dan) Da hast du es! Er ist so ein altmodischer Typ! Ich liebe ihn wirklich, aber er ist echt von gestern! (lacht)
Was für einen Bass spielst du?
(Pete) Einen Alembic. Ich habe ihn seit 33 Jahren. Ich habe viele verschiedene Bässe ausprobiert, aber er ist der beste. Unvergleichlich! Ich will keinen anderen. Er war schon so oft kaputt, richtig zertrümmert!
(Dan) Oh Gott! Er wurde bestimmt schon 150 Mal repariert.
(Pete) Aber er existiert noch!
(Dan) Mehr Leim als Bass!
(Pete) Das passiert oft auf den Festivals, wenn so viele Bands hintereinander auftreten, dann bekommen die Instrumente was ab.
Wurdet ihr auch schon mal von Dingen getroffen, die die Fans auf die Bühne geworfen haben?
(Dan) Ja! Manchmal werfen sie mir Armbänder auf die Bühne. Schlimm ist es, wenn sie mit Flaschen werfen. Aber richtig schlimm war es, als wir 1990 in Russland gespielt haben und Gorbatschow an der Regierung war. Wir spielten in Moskau im Olympia- Stadium. Da beschmissen sie uns mit Medaillen und Gürtelschnallen. Sie hielten das für eine tolle Idee aber sie haben uns ganz schön verletzt damit.
(Pete) Aber das Allerschlimmste passierte bei in Anaheim bei einem Festival zusammen mit Alice Cooper, Sha Na Na, The Kings u. a. Zu der Zeit waren gerade diese Frisbees groß in Mode. Wir sind auf der Bühne, im Stadion sind c.a 60.000 Leute. Und plötzlich kommt jemand auf die grandiose Idee, ein Frisbee auf die Bühne zu werfen. Zufällig gelang es Dan, das Ding zu fangen. Die Menge schrie: „Yeah“ Und dann, verdammt, sahen wir auf einmal 5000 Frisbees auf uns zukommen, ahhh!
Was macht ihr in eurer Freizeit?
(Dan) Schlafen! (lacht)
(Pete) Ich lese sehr viel. Aber wir haben auch gar nicht so viel Freizeit. Wir sind nur ein paar Tage zuhause, dann geht es wieder los.
(Dan) Wenn du nach Hause kommst, willst du nur eins: einfach nur zuhause sein! Nichts tun! Überhaupt nichts!
Was sind eure Wünsche für die Zukunft?
(Dan) Dass wir gesund bleiben und noch lange spielen können! (Sprichts, drückt seine Zigarette aus und stellt das leere Cognacglas ab!)
Das wünsche ich euch auch! Vielen Dank für das Gespräch!


Von der guten Stimmung auf dem Festival und beim Konzert kann man sich auf der Galerie des MV Lehrte überzeugen.

Fotogalerie http://neu.mv-lehrte.de/?page_id=921


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    12. Juni 2010
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