Skip to main content
Agnostic Front - ein Interview mit Vinnie Stigma

Am Freitag, den 13. Dezember 2013 spielen Agnostic Front im SO 36 in Berlin, supported werden sie von Punishable Act, Thinner und Got Nothing. Anlässlich dieses Konzerts treffen wir vor der Show Vinnie Stigma, Gitarrist und Gründungsmitglied von AF und Madball, inzwischen auch mit der Stigma Band unterwegs und Mitbesitzer von NYHC Tattoo.
Im Backstage-Bereich riecht es nach warmen deftigen Essen, ein gut gelaunter Vinnie begrüßt uns, bietet uns an vom Catering zu essen und macht Scherze über Windbeutel. Während des Interviews trinkt er Kaffee, Alkohol gar nicht mehr, auch wegen des Magens. Der mitgebrachte Jägermeister wird von anderen Crew-Mitglieder verzehrt, die hereinkommen, um sich etwas zu essen holen, zu quatschen oder zu grölen, die Stimmung ist super. Wir erfahren unerwartete Geschichten über  Vinnies Großvater, dessen Brieftauben und eine Bulldogge, aber lest selbst...

Am Freitag, den 13. Dezember 2013 spielen Agnostic Front im SO 36 in Berlin, supported werden sie von Punishable Act, Thinner und Got Nothing. Anlässlich dieses Konzerts treffen wir vor der Show Vinnie Stigma, Gitarrist und Gründungsmitglied von AF und Madball, inzwischen auch mit der Stigma Band unterwegs und Mitbesitzer von NYHC Tattoo.
Im Backstage-Bereich riecht es nach warmen deftigen Essen, ein gut gelaunter Vinnie begrüßt uns, bietet uns an vom Catering zu essen und macht Scherze über Windbeutel. Während des Interviews trinkt er Kaffee, Alkohol gar nicht mehr, auch wegen des Magens. Der mitgebrachte Jägermeister wird von anderen Crew-Mitglieder verzehrt, die hereinkommen, um sich etwas zu essen holen, zu quatschen oder zu grölen, die Stimmung ist super. Wir erfahren unerwartete Geschichten über  Vinnies Großvater, dessen Brieftauben und eine Bulldogge, aber lest selbst...

Vor ein paar Tagen habt ihr ein Video geposted, indem ihr eure Vorfreude auf Berlin mitgeteilt habt. Was verbindet ihr mit der Stadt? Was erwartet ihr vom heutigen Abend?

Wir waren schon so oft hier, wir hatten schon so tolle Shows. Heute ist Freitag der 13. – ein perfekter Tag um hier in Berlin zu rocken.

Berlin, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, wir haben so viele gute Freunde hier: im Coretex, von Erics Laden [depotzwei; Anmerkung der Autorinnen]; Es ist wie die Familie zu besuchen. Sie werden heute Abend auch hier sein und das macht mich glücklich.

Gibt es denn ein Ritual dass ihr vor jeder Show eingeführt habt? Irgendwas mit dem ihr euch in Stimmung bringt um abzurocken?

Ohhh, da hab ich Einige, als erstes muss ich vor der Show auf jeden Fall meine Hände waschen, ich weiß auch nicht warum, dann muss ich meine Schuhe nochmal binden und ich spring ein paar mal auf und ab, denn wenn ich auf die Bühne gehemöchte ich mich lebendig und fit fühlen. Das ist eigentlich alles was ich tue, Hände waschen, Schuhe binden und manchmal muss ich mich Ohrfeigen, doch das ist selten.

Ihr habt also kein Ritual mit der ganzen Band?

Nein, gar nicht. Ich fände das toll, aber die Anderen sind nicht so cool wie ich, ich bin der Verrückte hier.

Dieses Jahr auf dem With Full Force-Festival habt ihr vor Hatebreed und Slayer um 20.00 Uhr gespielt. Wie ist das für euch so früh auf die Bühne zu gehen?

Das war eine sehr gute Zeit, wir haben auch schon viel später gespielt, klar, aber wenn du morgens um 2 Uhr spielst ist die Luft raus und die Menge ist schon geplättet und betrunken und müde. Es kommt wie es kommt. Aber wenn du Lust auf die Show hast. dann kannst du feiern und eine tolle Show haben, egal wann, du rockst dann eben. Man kann immer eine gute Show haben.

Viele Bands wie Hatebreed nennen euch als wichtigen Einfluss ihrer Musik, wie ist es für euch dann als Art Vorband zu spielen?

Es ist wie es ist, gerade Hatebreed haben ein anderes Vermarktungskonzept als wir und haben auch ganz andere Einflüsse, sie sind mehr Metal als wir, auch Slayer ist mehr vom Metal geprägt. Das wäre eine gute Frage für Jamie Jasta, er war unser Manager von der Stigma-Band, meine Zweitband.

Gestern sah ich einen Typ der aussah wie Jamie Jasta, schade dass er es nicht war. Ich wollte mit ihm reden, aber er nicht mit mir und das war verrückt, aber ich tue viele verrückte Dinge, auch Backstage. Ich trinke nicht mehr, aber ich war schon immer der spaßige Kerl und ich werde damit weiter machen. Jetzt trinke ich Kaffee, nichts geht ohne meinen Kaffee, ich kann ihn trinken, kurz bevor ich ins Bett gehe.

AF cjWas für Musik hörst du selbst im Moment? Welche Musiker beeinflussen deine Arbeit?

Um ehrlich zu sein, ich habe eine Radio-Show – Black N Blue Takeover. Sie ist jeden Dienstag Abend vom 8.00 bis 10.00 Uhr EST [14:00-16:00 CET/MEZ] auf eastvillageradio.com und wir spielen Jeden und alles. Ich kann nicht sagen, den Einen oder die Andere, wir haben ein ganzes Raster an Bands und Songs, das wir spielen.

Kannst du dich an das letzte Lied erinnern, welches du gehört hast? Vielleicht etwas auf mp3 im Tour-Bus?

Oh, Junge. Das ist wie als würdest du fragen, was ich gestern gegessen habe. Oder wo ich in der Nacht vom 3. auf den 4. war. Lass mich überlegen, ich glaube, es muss etwas von unseren eigenen Aufnahmen gewesen sein. Ja, das letzte was ich gehört habe war Agnostic Front, weil wir im Moment an neuen Dingen arbeiten. Jetzt sind es noch drei Shows und dann fahren wir nach Hause über Weihnachten und dann beginnt schon das neue Jahr... Weißt du, das läuft alles automatisch, ich mache das jetzt seit fast 34 Jahren und ich liebe es.

Wenn du es nicht liebst, komm nicht her. Wenn du keine Leute auf der Bühne magst, würdest du dir wünschen, dass niemand kommt? Deswegen macht es mir nix aus, wenn mich jemand [beim Stagediven] umhaut, ich bin eben ein bisschen übergeschnappt.

Du meinst, du hörst kein Hardcore, du lebst es?

Ja, genau. Alles ist Hardcore, ob es meine Radio-Show ist, das NYHC Tattoo-Studio. Dann kommst du dort hin um tätowiert zu werden und bekommst eine Konzertkarte oder ein T-Shirt oder ein Poster dazu. Ich denke, das ist ein guter Deal, du kannst mit uns, Lars von Rancid oder mir, abhängen und wir machen dir einen Kaffee.

Und du selbst, hast du für deinen Körper Tattoo-Pläne?

Ja, klar. Man ist ja niemals fertig, je älter man wird, desto schmerzhafter wird es. Bei mir ist ein Durcheinander, ich hab noch einige Projekte und muss einiges auch nachstechen lassen.

Zurück zu eurer musikalischen Arbeit, schreibt ihr auf Tour neue Lieder? Ist das eine inspirierende Zeit für euch?

Ja, wir arbeiten während der Tour an unserer Musik, das liegt daran, dass wir alle zusammen sind. Zum Beispiel während des Soundcheck nehmen wir Sounds auf, da kreieren wir neue Melodien.

Habt ihr schon eine Idee, wann eure nächste LP erscheinen soll?

Nein, im Moment nicht. Zuerst die Ferien und dann werden wir sehen.

Gibt es eine Frage, die dir noch nie in einem Interview gestellt worden ist, die du aber immer schon mal beantworten wolltest?

Ja, was ich mit meinem Großvater gemacht habe? Der hatte Tauben, das war cool. Die haben wir fliegen lassen und dann sind sie wieder zurückgekommen. Er hatte 40 oder 50 Tauben, silber-graue, Brieftauben, ich mag am liebsten die mit einem ausgefallenen Schwanz. Die machten Flug-Stunts und sind ins Trudeln gekommen.

Ist der Kaffee fertig?

Sie stürzen und sie fliegen – ich liebe sie, das sind meine Lieblingsvögel. So wie Mike Tyson mit seinem Taubenstall.

Ahh, Hey! [Vinnie steht auf und umarmt Botte, den Gitarristen von Punishable Act, der eben den Raum betreten hat] Wir touren zusammen, seit 1995. Er spricht kein Englisch und ich spreche kein Deutsch, aber wir sind beste Freunde!

Dann kommen wir zur letzten Frage, es sieht so aus, als würde es bald losgehen…

Nein, das passt. Ich bin nicht in Eile, hab doch eben erst meinen Kaffee bekommen. Ich muss meine Hände nicht mehr waschen, sie sind bereits sauber. Ich bin eigentlich fertig für die Show, wobei vielleicht noch einmal - wie Monk! Ich hab das ein bisschen in mir, zum Beispiel meine Vorhänge in meinem Haus, alles muss akkurat sein. Meine Freunde sagen mir, ich wasche ab wie Monk.

Hast du Pläne für das kommende Jahr?

Musik schreiben, vor allem mit der Stigma-Band, ein paar Videos, außerdem versuche ich meinen kleinen Film zu beenden, mache grade Kurzfilme. Ich hab ja auch in New York Blood mitgespielt. Ich versuche zu schauspielern – ich versuche Gitarre zu spielen [lacht!]. Ich versuche mich in verschieden Dingen, das macht mir Spaß. Ich hab ja noch meinen Sohn, aber der ist schon groß und wird aufs College gehen.

Agnostic Front gibt es nun seit mehr als 3 Jahrzehnten. Welchen Kick bekommst du, wenn du auf die Bühne gehst? Was gibt dir die Musik?

agnostic-frontWir glauben an das, was wir tun. Das ist es eigentlich: ich lebe es und ich glaube daran und ich tue es. Und in nächster Zeit wird auch nicht aufgehört. Ich hab das hier zu meinem Leben gemacht; ich kann nicht zurück und ich will das auch nicht verraten. Und ich will auch kein Demagoge werden und den Leuten sagen, was sie zu tun haben oder was sie nicht tun dürfen. Ich werde bleiben, aber ich werde es nicht predigen. Jeder ist smart genug selbst herauszufinden, was gut für ihn ist. Das wichtigste ist gegenseitiger Respekt und eine anständige Person zu sein. Das ist das wesentliche im Leben, ein guter Mensch zu sein und das Richtige zu tun. So auch jüngeren Bands helfen, den Staff-Mitgliedern oder dem Ton-Menschen. Ich sage nicht, tu das nicht oder fass meine Sachen nicht an. Und ganz nebenbei sind das auch meine Freunde.

Ich bin nicht Punkrocker geworden um Menschen zu sagen, was sie nicht tun dürfen, ich bin Punkrocker geworden um der Welt zu sagen: 'Fick dich!' und ihr eine Zigarette ins Gesicht zu schnipsen.

Und das ist verloren gegangen in der heutigen Punkrock und Hardcore-Szene, die Gefahr, es ist zu sehr politisch korrekt, zu demagogisch, zu viele Abspaltungen. Ich mag das nicht, wenn Leute nach ihrem Äußeren beurteilt werden, jeder ist willkommen.

Welche Veränderungen siehst du noch in der Hardcore-Szene?

Es wird sich anders gekleidet. Sogar ich selbst ziehe mich anders an. Ich trage keinen Iro mehr, ich lasse mir die Haare schneiden, hier von Mike, er ist mein Friseur. Aber ich mag den Iro immer noch, an meinem Geburtstag lasse ich mir wieder einen Iro schneiden. Und Spikes wurden damals getragen.

Wenn du jetzt Backstage gehst, sitzt jeder vor seinem Smart-Phone, früher haben die Leute gequatscht und gemeinsam getrunken. Die Leute haben miteinander interagiert, jetzt schauen sie sich nicht einmal mehr gegenseitig an. Und ich denke, heutzutage verstecken sich viele dahinter, es ist einfach etwas Schlechtes über jemanden zu sagen, wenn du ihm nicht ins Gesicht dabei schauen musst.

Also dann hast du kein Smart-Phone?

Doch ich habe eins. Ich bin nicht glücklich damit, aber alles was du auf der Bühne tust muss geposted werden. Eines Tages werde ich mich selbst zu Ruhm twittern. [lacht!]. Dann kaufe ich so eine Klick-Maschine, die jede Sekunde einmal für mich klickt.

Ruhm ist eine seltsame Sache. Die Menschen sind immer selbstsüchtig, es ist geschummelt. Talent ist nun mehr optional. Früher war man Sänger. Jetzt ist man Sänger, man hat eine Kolumne und man ist Schauspieler – und du versagst in allem! Du kannst nämlich nicht in allem gut sein. Das gesamte Niveau sinkt. Ich denke, man sollte eine Sache erst nehmen. Wobei, hey, ich bin auch ein Schauspieler – wie auch immer.

Mit meinem Solo-Projekt sammele ich auch Geld für die Oper vom Hurrican Sandy. Während des Hurricans steckte ich in LA fest, aber einem Freund von sind alle Fische gestorben, weil durch den Stromausfall die Pumpe das Wasser nicht mehr filtern konnte.

Ich hatte mal eine britische Bulldogge, Pauli, aber sie starb vor ein paar Jahren. Das war damals lustig, sie hat immer in meinem Bett geschlafen und manchmal war ich so betrunken, dass ich es nicht mehr ins Bett geschafft habe. Da habe ich vor dem Bett gepennt und mein Hund im Bett.

Danke für das Interview und die vielen lustigen Anekdoten. Viel Spaß auf der Bühne!

Das Interview führten Jana Stuiber & Chantal Remmert am 13.12.13 im Berliner SO 36

af rot


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    21. Dezember 2013
  • Line Up

    Gesang - Roger Miret
    Gitarre - Vinnie Stigma
    Gitarre - Joseph Porfido
    Bass - Mike Gallo
    Schlagzeug -Pokey Mo

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.