Chaos und Anarchy - Interview mit EVILDEAD
Was lange währt, wird endlich gut. Lange passte dieses etwas angestaubte Sprichwort nicht mehr so gut wie im Fall von EVILDEAD. Die Kalifornia melden sich Ende Oktober nach fast 30 Jahren mit ihrem neuen Album „The United States of Anarchy“ zurück. Und wie! Mit Sänger Phil Flores, Gitarrist Juan Garcia und Schlagzeuger Rob Alaniz standen gleich drei Bandmitglieder Rede und Antwort.
Was lange währt, wird endlich gut. Lange passte dieses etwas angestaubte Sprichwort nicht mehr so gut wie im Fall von EVILDEAD. Die Kalifornia melden sich Ende Oktober nach fast 30 Jahren mit ihrem neuen Album „The United States of Anarchy“ zurück. Und wie! Mit Sänger Phil Flores, Gitarrist Juan Garcia und Schlagzeuger Rob Alaniz standen gleich drei Bandmitglieder Rede und Antwort.
Die Vorab-Single „The Descending“ ist nicht nur musikalisch ein wütendes Statement, sondern scheint auch inhaltlich ein recht düsteres Bild über den Zustand der amerikanischen Demokratie zu zeichnen. Viele Menschen in Deutschland und der Welt sehen mit wachsender Sorge in die USA und zunehmend stelle ich mir die Frage, ob „Trumps Amerika“ nicht vielleicht das wahre Gesicht der USA zeigt, welches bislang durch das politische Establishment klein gehalten wurde. Durch die absolute Verrohung und den scheinbaren Verfall aller Sitten sowie den Wegfall jeglichen Anstands im Umgang miteinander, scheinen Trump und seine Anhänger den Boden für aufkeimenden Rassismus, Sexismus, für soziale Unruhe, Gewalt und Chaos bereitet zu haben. Insofern scheint der Albumtitel „United States of Anarchy“ den momentanen Zustand der USA ja passend zu beschreiben. Wie schätzt ihr die Lage denn ein?
P.F.: Ich glaube, dass Trump eine andere Art der Regierung hat als vorhergehende Präsidenten (das kann man wohl nicht leugnen - TZ). Er ist nicht Teil des Establishments, er ist ein Outsider und kein Karrierepolitiker. Es scheit, dass er das Beste für die USA und die Bewohne möchte. Es gibt jedoch eine starke Spaltung, die vor allem durch die Medien hervorgerufen wurde.
R.A.: Ich bin jeden Tag in einem Zustand der Ungläubigkeit, wenn ich sehe womit die aktuelle Regierung davon kommt. Alles basiert auf ihrer „reiche Männer Club“ Mentalität. Ich glaube, dass sie wirklich nur versuchen für sich selber das Optimum herauszuholen, und dass ihnen der Rest von uns vollkommen egal ist. Unglücklicherweise ist es ebenso schwer optimistisch zu sein, wenn die Gegenseite genauso korrupt ist. Ich sage: Fuck both sides und lasst jeden Staat seine eigene Kontrolle ausüben. Ich glaube, dass wir nur dann eine Art von Demokratie erreichen können.
J. G.: Es gibt viel Chaos und soziale Unruhe, da gibt es keinen Zweifel. Alle vier Jahre wird in den USA gewählt und dieses Jahr ist es noch etwas mehr außer Kontrolle als in den vorhergehenden Jahren oder Jahrzehnten.
Ein durchaus diverses Bild, dass sich da innerhalb der Band ergibt und für mich bleibt mal wieder erstaunlich, wie sehr sich die Amerikaner in ihren Wahrnehmungen doch von meiner europäischen Sicht unterscheiden. Für mich spiegelt das Artwork von „United States of Anarchy“ perfekt den chaotischen, fast bürgerkriegsähnlichen Zustand der USA im Jahr 2020 wider. Eine beängstigende Entwicklung einer Weltmacht, die sich im 20 Jahrhundert als die „Fakel der Demokratie und der Freiheit“ gesehen und auch etabliert hat. Wieviel ist von diesem Vorbildcharakter geblieben?
P.F.: Die USA könnten nach wie vor ein Vorbild für die Welt sein, aber wir müssen die weiteren Entwicklungen abwarten. Momentan ist diese Rolle in Gefahr.
R.A.: Auch hier geht es mehr um „We the people“. Ich glaube, dass wir zusammenstehen müssen, um die Karrierepolitiker davon abzuhalten sich unsere hartverdienten Steuergelder in die Tasche zu stecken. In dieser Idee, dass wir alle gleich wichtig sind, steckt für mich (hoffentlich) die Wurzel für einen Umschwung. Unser Albumcover ist tatsächlich vom 70er Jahre Film „Soylent Green“ inspiriert und nicht durch den momentanen Zustand der Welt. Es ist eher Zufall, dass es perfekt passt. Wie beim Cover der „Annihilation of Civilization“ 1989 schreiben wir es mal einem seltsamen Zufall zu.
J.C.: Wie Rob sagte, basiert das Artwork auf dem Film „Soylent Green“ und beinhaltet zudem einige Einflüsse der 1992er Unruhen un Los Angeles. Wir haben Ed Repka aber auch die Freiheit gelassen, eigene Ideen in das Konzept einzubauen. Aber es ist ein aktuelles Cover, soviel ist sicher.
Ein aktuelles Thema wird auch im Song „Greenhouse“ aufgegriffen. Das Thema ist nicht neu und bereits 1991 gab es den Song „Global Warming“ auf dem „The Underworld“ Album. Und auch Bands wie TESTAMENT; NUCLEAR ASSAULT oder ANNIHILATOR haben sich ja mit dem Thema Umweltverschmutzung bereits auseinandergesetzt. Wenig scheint sich seit den 90ern geändert zu haben – im Gegenteil. Macht es da überhaupt noch Sinn, solche Songs zu schreiben?
P.F.: Der Song ist bereits einige Jahrzehnte alt und wir hätten ihn für unser Debüt aufnehmen sollen.
J.C.: Für mich ist „Greenhouse“ der erste Teil, während „Global Warming“ vom „The Underworld“ Album die Fortsetzung ist. Die Menschen zerstöre die Atmosphäre des Planeten durch die Luftverschmutzung und den Atommüll und erzeugen so den Treibhauseffekt und bringen sogar die Polkappen zum Schmelzen. Das ist toller Stoff für Texte und ein interessantes Thema für uns als Band. Unsere Umwelt ist wichtig. Allerdings denke ich nicht, dass wir einen weiteren solchen Song schreiben werden. Das Thema ist für uns abgeschlossen und es gibt genügend andere soziale Probleme, über die man Songs schreiben kann.
Lasst uns mal auf die Musik zu sprechen kommen. Mit „United States…“ scheint ihr in der Zeit zurückzureisen. Alles an dieser Scheibe ist zu 100% oldschool EVILDEAD: Der Coverkünstler Ed Repka, der Produzent Bill Metoyer und sogar das Label Steamhammer. War das so beabsichtigt oder hat sich alles eher so ergeben?
J.G.: Wir wollten schon den klassischen Thrash Metal beibehalten und es passierte auch ganz natürlich für uns. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass ein großer Teil des Materials schon zwei Jahrzehnte alt ist. Du hörst sicherlich diese Einflüsse.
Wir haben uns für Steamhammer als Label entschieden da es unsere alte Heimat ist und sie sehr von unserer neuen Musik begeistert waren – es ist also ganz einfach. Andere Labels hatten auch Interesse, aber wir spürten die Wertschätzung unseres Labelmanagers bei SPV.
Hinsichtlich unserer Wahl des Produzenten muss man sagen, dass wir uns bei Bill Metoyer sehr gut aufgehoben fühlen und gerne mit ihm zusammenarbeiten. Er hat bereits einige Demosongs für uns aufgenommen, so dass es für uns Sinn machte, ihn auch für das Album an Bord zu holen.
Mit Ed Repka ist es natürlich so, dass er alle unsere Cover gestaltet hat und wir das neue Album nicht nur für uns, sondern auch für unsere Fans machen wollten. Wir hoffen, dass sie die Kontinuität beim Sound und der Optik schätzen werden.
R.A.: Es war durchaus gewollt, dass dieses Mal alles eher oldschool sein sollte. Wir sind die moderne Herangehensweise an Aufnahmen etwas satt, da dort alles Leben aus den Aufnahmen herausgepresst und komprimiert wird. Wir hatten also definitiv eine organische Herangehensweise im Kopf als wir die Songs geschrieben haben. Wir hatten in den letzten zwei Jahren etwa sieben bis neun Demosongs mit Bill Metoyer aufgenommen und haben nun notwendige Veränderungen am Material vorgenommen. Einige der Songs wie „Seed of Doubt“ und „A.O.P. War Dance“ sind neu und wurden erst während der Aufnahmen im Studio geschrieben, so dass die ganze Band daran mitgearbeitet hat. „Blasphemy Divine“ ist ein Song der bereits 2011 als Demo aufgenommen worden war, damals mit Steve Nelson am Mikro. Natürlich haben wir eine neue Version mit Phil Fores aufgenommen. Der Rest sind Neuschöpfungen alter Songs die Albert, ich und ein gewisser Bob Rangel vor Jahren geschrieben haben. Wir haben sie etwas abgestaubt und das derzeitige Line Up hat einige Teile hinzugefügt und ihnen so einen aktuellen Stempel aufgedrückt. Es ist starkes Material, auf das wir sehr stolz sind. Wir freuen uns bereits auf das nächste Album und wir sammeln schon Ideen. Ich kann es kaum erwarten.
P.F.: Wir bleiben unseren Wurzeln treu. Dies ist unser Stil und ich finde nicht, dass wir den ändern sollten. Was sollen wir tun? Ich interessierte mich nicht dafür was aktuell und populär ist.
Definitiv sind sich EVIL DEAD auf „United States…“ treu geblieben. Ein neues Album war allerdings bereits für 2018 angekündigt. Seitdem ist einige Zeit vergangen. Woran lag es und wie alt sind die Songs denn tatsächlich?
J.G.: Es gibt Songs auf dem Album die aus den Jahren 1989-90 stammen. „Greenhouse“ hätte auf unserem Debüt sein können. Wir haben die Song damals live gespielt, ihn aber aus verschiedenen Gründen nie für das Album aufgenommen. „No Difference“ und „Without a Cause“ wurden ebenfalls bereits in den frühen 90ern von Albert Gonzales, Rob Alaniz geschrieben. Ein Freund hat die Lyrics beigesteuert. Der Rest des Materials sind Teile und Überbleibsel und wir haben neue und alte Riffs und Lyrics kombiniert. Darüber hinaus haben wir die brandneuen Songs „A.O.P. War Dance“, „Seed of Doubt“ und „The Descending“ hat von Phil neue Lyrics bekommen. Es handelt sich also um eine Kombination vieler Idee, neuer und alter. Wir müssen Albert Gonzales und unserem Drummer Rob viel Credit dafür geben, aber der Rest von uns hat auch an den Songs mitgearbeitet.
Wir benötigten etwas länger als gewöhnlich, um das Album schließlich aufzunehmen. Das lag zum Teil daran, dass wir zunächst die Aufnahmemodalitäten verhandeln und ein passendes Studio finden mussten. Schließlich hat uns die Pandemie natürlich auch noch etwas gebremst.
P.F.: Die Covid Pandemie und die Vertragsverhandlungen haben uns ziemlich gebremst. Das gesamte Material wurde über die letzten Jahrzehnte bis zum Moment der tatsächlichen Aufnahmen geschrieben.
Juan Carcia hat neben EVILDEAD auch bei AGENT STEEL die Axt geschwungen. In den letzten 10 Jahren stand er zudem an der Seite von Ice-T mit BODYCOUNT auf der Bühne. Bei Songs wie „The Descending“ sind ja auch durchaus Hardcore Einflüsse zu hören. Hat die Arbeit mit BODYCOUNT Auswirkungen auf das EVILDEAD Material gehabt?
J.G.: Nicht wirklich. Wir waren uns schon lange klar darüber was wir mit dem EVILDEAD Album erreichen wollten. Meine Erfahrungen mit BODYCOUNT halfen mir aus der Produktionsperspektive dabei besser zu verstehen wie man verschiedene Teile zusammenfügen kann und was man beim Mix alles tun kann. Das war es aber auch schon. EVILDEAD und BODYCOUNT sind vollkommen unterschiedliche Musikstile. EVIL DEAD hatten auch in der Vergangenheit schon Groove-Parts, z. B. im Song „Future Shock“ vom Debüt. Auf „United States…“ gibt es zwar mit Sicherheit auch Groove-Parts, aber das groovige Zeug wurde schon vor einer ganzen Weile geschrieben. Für mich ist das neue EVILDEAD Album eine ausgewogene Thrash Metal Scheibe, die sowohl schnelle als auch Midtempo Songs hat. Ich würde es also nicht als groovy beschreiben, denn Thrash beinhaltet dieses Element ohnehin.
Um den Bogen zur Anfangsfrage und zu eurem Albumtitel zu schlagen, muss ich euch am Ende natürlich nach eurer Prognose für die Wahl im November fragen. Wer wird das Rennen machen: Trump oder Biden?
R.A.: Nun ja, so wie es aussieht, werden sich Trump und seine Armee von Clowns wohl halten können. Zu seinem eigenen Ärger hat er sich ja mit Covid 19 infiziert. Wir werden sehen, was passiert. Ich persönliche tendiere eher zur Mitte und werde wohl eine dritte Partei wählen, auch wenn das traurigerweise bedeutet, dass meine Stimme verloren ist. Ich möchte aber betonen, dass nicht zu wählen sicherlich keine Option ist wenn man etwas verändern möchte. Geht also verdammt noch mal wählen.
P.F.: Meine persönliche Vorhersage ist totales Chaos, da es soviel Ärger bezüglich möglichen Wahlbetrugs gibt. Dein Tipp ist genauso gut wie meiner.
Die Vorab-Single „The Descending“ ist nicht nur musikalisch ein wütendes Statement, sondern scheint auch inhaltlich ein recht düsteres Bild über den Zustand der amerikanischen Demokratie zu zeichnen. Viele Menschen in Deutschland und der Welt sehen mit wachsender Sorge in die USA und zunehmend stelle ich mir die Frage, ob „Trumps Amerika“ nicht vielleicht das wahre Gesicht der USA zeigt, welches bislang durch das politische Establishment klein gehalten wurde. Durch die absolute Verrohung und den scheinbaren Verfall aller Sitten sowie den Wegfall jeglichen Anstands im Umgang miteinander, scheinen Trump und seine Anhänger den Boden für aufkeimenden Rassismus, Sexismus, für soziale Unruhe, Gewalt und Chaos bereitet zu haben. Insofern scheint der Albumtitel „United States of Anarchy“ den momentanen Zustand der USA ja passend zu beschreiben. Wie schätzt ihr die Lage denn ein?
P.F.: Ich glaube, dass Trump eine andere Art der Regierung hat als vorhergehende Präsidenten (das kann man wohl nicht leugnen - TZ). Er ist nicht Teil des Establishments, er ist ein Outsider und kein Karrierepolitiker. Es scheit, dass er das Beste für die USA und die Bewohne möchte. Es gibt jedoch eine starke Spaltung, die vor allem durch die Medien hervorgerufen wurde.
R.A.: Ich bin jeden Tag in einem Zustand der Ungläubigkeit, wenn ich sehe womit die aktuelle Regierung davon kommt. Alles basiert auf ihrer „reiche Männer Club“ Mentalität. Ich glaube, dass sie wirklich nur versuchen für sich selber das Optimum herauszuholen, und dass ihnen der Rest von uns vollkommen egal ist. Unglücklicherweise ist es ebenso schwer optimistisch zu sein, wenn die Gegenseite genauso korrupt ist. Ich sage: Fuck both sides und lasst jeden Staat seine eigene Kontrolle ausüben. Ich glaube, dass wir nur dann eine Art von Demokratie erreichen können.
J. G.: Es gibt viel Chaos und soziale Unruhe, da gibt es keinen Zweifel. Alle vier Jahre wird in den USA gewählt und dieses Jahr ist es noch etwas mehr außer Kontrolle als in den vorhergehenden Jahren oder Jahrzehnten.
Ein durchaus diverses Bild, dass sich da innerhalb der Band ergibt und für mich bleibt mal wieder erstaunlich, wie sehr sich die Amerikaner in ihren Wahrnehmungen doch von meiner europäischen Sicht unterscheiden. Für mich spiegelt das Artwork von „United States of Anarchy“ perfekt den chaotischen, fast bürgerkriegsähnlichen Zustand der USA im Jahr 2020 wider. Eine beängstigende Entwicklung einer Weltmacht, die sich im 20 Jahrhundert als die „Fakel der Demokratie und der Freiheit“ gesehen und auch etabliert hat. Wieviel ist von diesem Vorbildcharakter geblieben?
P.F.: Die USA könnten nach wie vor ein Vorbild für die Welt sein, aber wir müssen die weiteren Entwicklungen abwarten. Momentan ist diese Rolle in Gefahr.
R.A.: Auch hier geht es mehr um „We the people“. Ich glaube, dass wir zusammenstehen müssen, um die Karrierepolitiker davon abzuhalten sich unsere hartverdienten Steuergelder in die Tasche zu stecken. In dieser Idee, dass wir alle gleich wichtig sind, steckt für mich (hoffentlich) die Wurzel für einen Umschwung. Unser Albumcover ist tatsächlich vom 70er Jahre Film „Soylent Green“ inspiriert und nicht durch den momentanen Zustand der Welt. Es ist eher Zufall, dass es perfekt passt. Wie beim Cover der „Annihilation of Civilization“ 1989 schreiben wir es mal einem seltsamen Zufall zu.
J.C.: Wie Rob sagte, basiert das Artwork auf dem Film „Soylent Green“ und beinhaltet zudem einige Einflüsse der 1992er Unruhen un Los Angeles. Wir haben Ed Repka aber auch die Freiheit gelassen, eigene Ideen in das Konzept einzubauen. Aber es ist ein aktuelles Cover, soviel ist sicher.
Ein aktuelles Thema wird auch im Song „Greenhouse“ aufgegriffen. Das Thema ist nicht neu und bereits 1991 gab es den Song „Global Warming“ auf dem „The Underworld“ Album. Und auch Bands wie TESTAMENT; NUCLEAR ASSAULT oder ANNIHILATOR haben sich ja mit dem Thema Umweltverschmutzung bereits auseinandergesetzt. Wenig scheint sich seit den 90ern geändert zu haben – im Gegenteil. Macht es da überhaupt noch Sinn, solche Songs zu schreiben?
P.F.: Der Song ist bereits einige Jahrzehnte alt und wir hätten ihn für unser Debüt aufnehmen sollen.
J.C.: Für mich ist „Greenhouse“ der erste Teil, während „Global Warming“ vom „The Underworld“ Album die Fortsetzung ist. Die Menschen zerstöre die Atmosphäre des Planeten durch die Luftverschmutzung und den Atommüll und erzeugen so den Treibhauseffekt und bringen sogar die Polkappen zum Schmelzen. Das ist toller Stoff für Texte und ein interessantes Thema für uns als Band. Unsere Umwelt ist wichtig. Allerdings denke ich nicht, dass wir einen weiteren solchen Song schreiben werden. Das Thema ist für uns abgeschlossen und es gibt genügend andere soziale Probleme, über die man Songs schreiben kann.
Lasst uns mal auf die Musik zu sprechen kommen. Mit „United States…“ scheint ihr in der Zeit zurückzureisen. Alles an dieser Scheibe ist zu 100% oldschool EVILDEAD: Der Coverkünstler Ed Repka, der Produzent Bill Metoyer und sogar das Label Steamhammer. War das so beabsichtigt oder hat sich alles eher so ergeben?
J.G.: Wir wollten schon den klassischen Thrash Metal beibehalten und es passierte auch ganz natürlich für uns. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass ein großer Teil des Materials schon zwei Jahrzehnte alt ist. Du hörst sicherlich diese Einflüsse.
Wir haben uns für Steamhammer als Label entschieden da es unsere alte Heimat ist und sie sehr von unserer neuen Musik begeistert waren – es ist also ganz einfach. Andere Labels hatten auch Interesse, aber wir spürten die Wertschätzung unseres Labelmanagers bei SPV.
Hinsichtlich unserer Wahl des Produzenten muss man sagen, dass wir uns bei Bill Metoyer sehr gut aufgehoben fühlen und gerne mit ihm zusammenarbeiten. Er hat bereits einige Demosongs für uns aufgenommen, so dass es für uns Sinn machte, ihn auch für das Album an Bord zu holen.
Mit Ed Repka ist es natürlich so, dass er alle unsere Cover gestaltet hat und wir das neue Album nicht nur für uns, sondern auch für unsere Fans machen wollten. Wir hoffen, dass sie die Kontinuität beim Sound und der Optik schätzen werden.
R.A.: Es war durchaus gewollt, dass dieses Mal alles eher oldschool sein sollte. Wir sind die moderne Herangehensweise an Aufnahmen etwas satt, da dort alles Leben aus den Aufnahmen herausgepresst und komprimiert wird. Wir hatten also definitiv eine organische Herangehensweise im Kopf als wir die Songs geschrieben haben. Wir hatten in den letzten zwei Jahren etwa sieben bis neun Demosongs mit Bill Metoyer aufgenommen und haben nun notwendige Veränderungen am Material vorgenommen. Einige der Songs wie „Seed of Doubt“ und „A.O.P. War Dance“ sind neu und wurden erst während der Aufnahmen im Studio geschrieben, so dass die ganze Band daran mitgearbeitet hat. „Blasphemy Divine“ ist ein Song der bereits 2011 als Demo aufgenommen worden war, damals mit Steve Nelson am Mikro. Natürlich haben wir eine neue Version mit Phil Fores aufgenommen. Der Rest sind Neuschöpfungen alter Songs die Albert, ich und ein gewisser Bob Rangel vor Jahren geschrieben haben. Wir haben sie etwas abgestaubt und das derzeitige Line Up hat einige Teile hinzugefügt und ihnen so einen aktuellen Stempel aufgedrückt. Es ist starkes Material, auf das wir sehr stolz sind. Wir freuen uns bereits auf das nächste Album und wir sammeln schon Ideen. Ich kann es kaum erwarten.
P.F.: Wir bleiben unseren Wurzeln treu. Dies ist unser Stil und ich finde nicht, dass wir den ändern sollten. Was sollen wir tun? Ich interessierte mich nicht dafür was aktuell und populär ist.
Definitiv sind sich EVIL DEAD auf „United States…“ treu geblieben. Ein neues Album war allerdings bereits für 2018 angekündigt. Seitdem ist einige Zeit vergangen. Woran lag es und wie alt sind die Songs denn tatsächlich?
J.G.: Es gibt Songs auf dem Album die aus den Jahren 1989-90 stammen. „Greenhouse“ hätte auf unserem Debüt sein können. Wir haben die Song damals live gespielt, ihn aber aus verschiedenen Gründen nie für das Album aufgenommen. „No Difference“ und „Without a Cause“ wurden ebenfalls bereits in den frühen 90ern von Albert Gonzales, Rob Alaniz geschrieben. Ein Freund hat die Lyrics beigesteuert. Der Rest des Materials sind Teile und Überbleibsel und wir haben neue und alte Riffs und Lyrics kombiniert. Darüber hinaus haben wir die brandneuen Songs „A.O.P. War Dance“, „Seed of Doubt“ und „The Descending“ hat von Phil neue Lyrics bekommen. Es handelt sich also um eine Kombination vieler Idee, neuer und alter. Wir müssen Albert Gonzales und unserem Drummer Rob viel Credit dafür geben, aber der Rest von uns hat auch an den Songs mitgearbeitet.
Wir benötigten etwas länger als gewöhnlich, um das Album schließlich aufzunehmen. Das lag zum Teil daran, dass wir zunächst die Aufnahmemodalitäten verhandeln und ein passendes Studio finden mussten. Schließlich hat uns die Pandemie natürlich auch noch etwas gebremst.
P.F.: Die Covid Pandemie und die Vertragsverhandlungen haben uns ziemlich gebremst. Das gesamte Material wurde über die letzten Jahrzehnte bis zum Moment der tatsächlichen Aufnahmen geschrieben.
Juan Carcia hat neben EVILDEAD auch bei AGENT STEEL die Axt geschwungen. In den letzten 10 Jahren stand er zudem an der Seite von Ice-T mit BODYCOUNT auf der Bühne. Bei Songs wie „The Descending“ sind ja auch durchaus Hardcore Einflüsse zu hören. Hat die Arbeit mit BODYCOUNT Auswirkungen auf das EVILDEAD Material gehabt?
J.G.: Nicht wirklich. Wir waren uns schon lange klar darüber was wir mit dem EVILDEAD Album erreichen wollten. Meine Erfahrungen mit BODYCOUNT halfen mir aus der Produktionsperspektive dabei besser zu verstehen wie man verschiedene Teile zusammenfügen kann und was man beim Mix alles tun kann. Das war es aber auch schon. EVILDEAD und BODYCOUNT sind vollkommen unterschiedliche Musikstile. EVIL DEAD hatten auch in der Vergangenheit schon Groove-Parts, z. B. im Song „Future Shock“ vom Debüt. Auf „United States…“ gibt es zwar mit Sicherheit auch Groove-Parts, aber das groovige Zeug wurde schon vor einer ganzen Weile geschrieben. Für mich ist das neue EVILDEAD Album eine ausgewogene Thrash Metal Scheibe, die sowohl schnelle als auch Midtempo Songs hat. Ich würde es also nicht als groovy beschreiben, denn Thrash beinhaltet dieses Element ohnehin.
Um den Bogen zur Anfangsfrage und zu eurem Albumtitel zu schlagen, muss ich euch am Ende natürlich nach eurer Prognose für die Wahl im November fragen. Wer wird das Rennen machen: Trump oder Biden?
R.A.: Nun ja, so wie es aussieht, werden sich Trump und seine Armee von Clowns wohl halten können. Zu seinem eigenen Ärger hat er sich ja mit Covid 19 infiziert. Wir werden sehen, was passiert. Ich persönliche tendiere eher zur Mitte und werde wohl eine dritte Partei wählen, auch wenn das traurigerweise bedeutet, dass meine Stimme verloren ist. Ich möchte aber betonen, dass nicht zu wählen sicherlich keine Option ist wenn man etwas verändern möchte. Geht also verdammt noch mal wählen.
P.F.: Meine persönliche Vorhersage ist totales Chaos, da es soviel Ärger bezüglich möglichen Wahlbetrugs gibt. Dein Tipp ist genauso gut wie meiner.
J.G.: Ich habe keine Ahnung. 2020 war ein so seltsames Jahr. Wahljahre sind in den USA ohnehin immer chaotisch.
photos (c) Alex Solca
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