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DAEMONHEIM im Interview - Dem Black Metal geben, was ihm fehlt!

DAEMONHEIM stehen seit rund zwei Dekaden für erdigen und sagenumwobenen Black Metal aus deutschen Landen.
Zu Buche stehen seither zwei Demos und vier Longplayer. Der aktuellste hört auf den Namen "Widerwelt" und wurde im Frühjahr diesen Jahres über Naturmacht Prod. veröffentlicht und steht für sehr vielschichtigen, facettenreichen und dennoch urwüchsigen Schwarzmetall. Grund genug, den beiden Protagonisten b. und TH einmal zu Musik und Inspiration auf den Zahn zu fühlen.
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Willkommen im Twilight Magazin. Stellt Euch doch mal kurz vor, was ist wichtig in Eurem Kosmos? Wie seid Ihr zur Musik gekommen, wann und wie entstanden DAEMONHEIM?
 
b. Sei gegrüßt Jens! Wir, b. (Stimme, Gitarren) und TH (Gitarren, Bass, FX), sind DAEMONHEIM und kommen ursprünglich aus dem Südharz im Mansfelder Land. Musik haben wir schon seit unserer Jugend gemacht, aber noch nicht zusammen. TH damals noch für Wolfswinter, ich habe mit Daemonheim angefangen und bin dem immer treu geblieben. Ich habe DAEMONHEIM 1999 gegründet, mit dem Willen dem Black Metal das zu geben, was ihm meiner Ansicht nach fehlt. Im Laufe der Jahre ist dann ein eigenwilliges Süppchen d´raus entstanden.
 
 
Wie habt Ihr Euch kennen gelernt und seit wann musiziert Ihr zusammen? Wie wichtig ist Euer Verhältnis musikalisch, wie persönlich innerhalb der Band oder des Projektes DAEMONHEIM zueinander? Was schätzt Ihr gegenseitig aneinander?
 
b. Wir haben uns nach der Veröffentlichung der ersten Demo „Frostnacht“ irgendwann mal auf einer Feier in Mansfeld kennengelernt. Ich war dann öfters zu den Proben von THs damaliger Gruppe „Straight Foward“. Ich habe zu diesem Zeitpunkt an der zweiten Demo „Wolfskind“ gearbeitet, ursprünglich noch einen Schlagzeuger gesucht und wusste, dass TH das konnte. Letztlich hat er noch tausend andere Ideen zum Material beigesteuert und da wir auch persönlich hervorragend harmonierten, beschlossen wir von nun an gemeinsame Sache zu machen. Ohne den persönlichen Horizont kann das musikalische Verhältnis noch so gut sein, es wird dem Ganzen immer an Seele fehlen. Daemonheim ist kein Arbeitsprojekt in dem sich jeder einfach nur einbringt, es ist mehr, es hat Herz und Seele und spiegelt viele Facetten unseres Seins, Fühlens und Denkens wider.
 
 
Wie entstehen die Songs bei Euch? Schließlich solltet Ihr seit rund anderthalb Dekaden gemeinsamen Schaffens mit vier gemeinsamen Alben ein eingespieltes Team sein. Habt Ihr eine strikte Aufgaben- und Rollenverteilung in Eurer Arbeitsweise?
 
b. Als erstes steht immer das Konzept, bestenfalls sind die Texte bereits zu Papier gebracht oder zumindest fragmentiert. Das lyrische Konzept behalte ich mir alleine vor. Das hat bisher immer bestens geklappt und wird auch weiterhin so beibehalten. Anschließend folgt die Grundstruktur der Lieder, die dann immer weiter verfeinert wird und letztlich mit dem Mastern irgendwann seinen Abschluss finden muss. Eine direkte Rollenverteilung gibt es eigentlich nicht, aber nach fast 20 Jahren Schaffenszeit hat halt jeder so seinen Teil, den er am besten beherrscht. Wir werkeln und tüfteln viel am Material bis es zum Schluss die beste Passform hat und nach Möglichkeit immer die Krone unseres bisherigen Schaffens darstellt.
 
 
Ihr kommt aus dem Mansfelder Land, im südöstlichen Teil des Harzes, als nördlichstem Mittelgebirges Deutschlands, dessen höchste Erhebung der sagenumwobene Brocken - in der Mythologie oft Blocksberg genannt - ist. Was bedeutet es für Euch, im Harz heimisch zu sein? Welchen Einfluss hat die Natur und die Kultur der Region auf DAEMONHEIM? Insbesondere Euer Zweitwerk "Hexentanz" aber auch "Tidian" sind vor allem lyrisch von der Harzer Sagenwelt beeinflusst. Welche weiteren Inspirationsquellen gibt es für Euch?
 
b. Gut, ich möchte jetzt nicht übermäßig pathetisch daherkommen oder nationalromantisch abschweifen. Dass wir hier aufgewachsen sind, lag nicht unmittelbar in unserer eigenen Hand, war ja mehr ein glücklicher Zufall (oder Schicksal?). Auch wenn ich den Harz über alles liebe, so möchte ich ihn nicht über andere Naturgebiete stellen. Es ist viel davon abhängig, wie man der Natur begegnet und sich von ihr inspirieren lässt, seine Augen und Ohren offen hält. Klar, unsere Texte sind seit der ersten Demo von dieser herrlichen Kulisse geprägt, aber jemand, der aus dem Erzgebirge, Thüringer Wald oder Taunus kommt, hat sicher ähnliche Eindrücke und Inspirationen wie wir sie beziehen. Diesen passiven Teil seiner Umwelt saugt letztlich jeder auf. Das wichtige ist, was man d´raus macht.
Der naturbezogene Teil war immer vorhanden und wird, in welcher Form auch immer, irgendwie erhalten bleiben. Aber DAEMONHEIM ist auch ein Beobachter - von dem was passiert, von den Spuren, die wir hinterlassen, von dem was uns antreibt und auch umhertreibt, dem, was man fühlt und was gefühlt wird.


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Versucht doch einmal für einen Außenstehenden zu erklären, warum man einmal in den Harz reisen sollte. Gibt es für Euch in Eurer Heimat Orte, die auf Euch eine ganz besondere Wirkung haben? Wenn ja, warum und wo liegen sie?
 
b.  Wer Erholung sucht und einmal von allem abschalten will, entschleunigen und seinen Geist frei von aller Last machen will, der sei gerne eingeladen, seine Wanderschuhe einzupacken und in den Harz zu kommen. Einmal die frische, kalte Luft von einer der Bergspitzen zu genießen. Ich bin selbst begeisterter Wanderer und mache seit einiger Zeit die Harzer Wandernadel. Dieser ist es auch nicht unwesentlich zu verdanken, dass ich noch Orte entdeckt habe, die ich nicht kannte und die dennoch fast vor meiner Haustür lagen. Als besondere, inspirationsfördernde Orte will ich natürlich den Brocken nennen, der Regenstein bei Blankenburg ist auch sehr schön, die Gegenden um Goslar oder Osterode oder seien es auch nur die alten Bergbauregionen unserer alten Heimat, sowie den Falkenstein und Arnstein. Jeder Ort im Harz hat seine magischen Momente. Es ist, wie gesagt, nur eine Frage, wie man jedwede Stimmung auf sich wirken lässt.
 
 
 
Euer viertes und aktuelles Album "Widerwelt" ist nun ein gutes halbes Jahr veröffentlicht. Wie zufrieden seid Ihr mit etwas Abstand mit dem Werk. Ich persönlich finde, dass Euer vielschichtigstes, komplexestes und ausgereiftestes Werk ist. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern steht die Harzer Sagenwelt zumindest nicht offenkundig im Vordergrund. Und Titel wie "Siechtum", "Todesheil", "Kalte Rast" oder "Utopials Fall" zeugen nicht gerade von Frohmut. Inwieweit steht hinter dem Album ein textliches Konzept? Wofür steht der Titel "Widerwelt"?
 
b. Wie angesprochen, versuchen wir mit jedem Werk den bestmöglichen Stand, der uns bis dahin in puncto musikalischer und inhaltlicher Finesse als auch in soundtechnischen Belangen möglich ist, zu verwirklichen. „Widerwelt“ ist bisher unser kompaktestes Album. Der Rote Faden zieht sich von Anfang bis Ende und ich denke, das Ganze wirkt in sich sehr geschlossen, da es auch ein Gesamtkonzept darstellt. Dementsprechend sind wir sehr zufrieden mit dem, was daraus entstanden ist. 
Richtig, „Widerwelt“ hat nichts mehr mit der Harzer Sagenwelt zu tun. „Hexentanz“ und „Tidian“ waren als abgeschlossener Exkurs angestrebt und es war auch von Beginn an nicht anders geplant. Es sollten (nur) zwei Alben als Tribut an unsere Heimat, die uns in vielen Dingen geprägt hat, veröffentlicht werden. DAEMONHEIM ist keine Heathen- oder Pagan-Metal Gruppe, die sich gänzlich in der Wäldern ihrer Vergangenheit verirrt hat. „Widerwelt“ ist durchaus als lebensverneinendes, misanthropisch-nihilistisches Konzeptwerk zu betrachten, was aber sehr viel der Zeit geschuldet ist, in der ich die Texte verfasst habe. Es geht inhaltlich eher wieder in die Richtung zurück, die wir einst mit „Schlachtfeld“ eingeschlagen haben. „Wider(welt)“ im Sinne von „gegen“ oder auch „zuwider“, eines Seins, dessen man nicht Herr sein kann und will.
 
 
 
Loben muss man auch die stimmige Gestaltung in Form von Cover, Fotos und dem gesamten Layout von Widerwelt. Wie wichtig ist Euch das Gesamtbild und inwieweit habt Ihr dort selbst Hand angelegt und habt Einfluss genommen?
 
b.  Das Artwork und die Gestaltung des Booklets hat Mario von Moornebheym entworfen. Wir wollten das Ganze dieses Mal in professionellen Händen wissen. Er hat ja bereits einiges an Erfahrung, gerade auch im Black Metal. Deshalb war es ein Leichtes, ihm unsere Vorstellungen bezüglich der visuellen Gestaltung von „Widerwelt“ vorzutragen. Die (Band-) Fotos stammen wieder von Andreas von Fenriswolf-Fotografie, mit dem wir seit "Tidian" zusammenarbeiten und das auch zukünftig tun werden. Ich denke, es ist ein sehr schönes, tristes Artwork, welches den Ausdruck von Musik und Lyrik noch einmal stimmig hervorhebt. Ein ähnliches Artwork im selben Stil war auch für die Vinyl-Version geplant, die nun leider nicht mehr kommt. Aber mal schau´n, meistens kommt es doch anders als erwartet.
 
 
Anderes Thema. Die sozialen Medien sind heutzutage Fluch und Segen zugleich. Geben sie einem doch als Künstler und Musiker nahezu unbegrenzte Möglichkeiten seine Werke weltweit zu verbreiten und mit Publikum und Anhängern in Verbindung zu treten. Auf der anderen Seite überfluten sie jeden Einzelnen ständig und dauerhaft mit einem kaum zu fassenden, denn zu verarbeitenden Informationsfluss, die unsere Reize unter Dauerfeuer nehmen. b., Du hast vor kurzem den Entschluss gefasst, Dich zumindest hinsichtlich Facebook aus der digitalen Welt zu verabschieden. Vielleicht magst Du an dieser Stelle einmal auf die Beweggründe eingehen.
 
b.  Ich bin kein Freund von Halbherzigkeit. Da ich seit geraumer Zeit kaum noch jene im Internet, geschweige denn in sozialen Netzwerken verbringe, war es einfach an der Zeit mich komplett von dort zurückzuziehen. Es hat jeglichen Nutzen für mich entbehrt. Das Leben findet nicht im Netz statt, es ist nur ein fahler Schein dessen, was mancher gern vorgeben möchte zu sein. Auch der Nutzen sozialer Netzwerke wird m. E. völlig überschätzt. Musikgruppen, die denken sie wären beliebt nur weil sie sich Stimmen von gewitzten Geschäftemachern aus Südostasien kaufen. Das ist einfach nur grotesk. Dieser Entwicklung werde ich nicht beiwohnen. Ich denke auch, es ist aus psychologischer Sicht nicht gesund, wenn sich immer mehr Menschen von der Meinung derer abhängig machen, die eigentlich gar keine haben. Sicher, ich bleibe auch irgendwo online und plane dort für DAEMONHEIM noch einige Sachen. Aber diesen Stuss und diese Fehlentwicklung werde ich nicht weiter mitmachen.
 

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"Tidian" und "Widerwelt" wurden in Kooperation mit Naturmacht Produktionen veröffentlicht. Ich hörte kürzlich, dass die Liaison in beiderseitigem Einvernehmen aufgekündigt wurde. Mögt Ihr darauf eingehen? Wart Ihr unzufrieden mit der Labelarbeit? Wie geht es zukünftig weiter habt Ihr schon Angebote von einem neuen Label oder habt Ihr vor, Eure Musik zukünftig - wie heute ja nicht unüblich - in Eigenregie zu veröffentlichen? Strebt Ihr an, DAEMONHEIM irgendwann doch einmal auf die Bühne zu bringen? Wie wichtig wäre Euch dafür ein geeigneter Live-Trommler? Wobei es ja durchaus Formationen gibt, die mit live mit dem digitalen Kumpel im Hintergrund bestanden haben. Erwähnt seien hier nur Samael aber auch Limbonic Art.
 
b.  Auf die Trennung von Naturmacht Prod. möchten wir eigentlich nicht weiter eingehen. Jeder macht im Dienste des Rock'n'Roll seine Sache für sich weiter.
Was zukünftig in puncto Veröffentlichungsstrategie gewählt wird, sei erstmal dahingestellt. Ob in Zusammenarbeit mit einem Label oder in Eigenregie ist prinzipiell egal, die Rahmenbedingungen müssen stimmen und es muss auch irgendwo einen Nutzen für uns bringen. Aber bis diese Frage wieder beantwortet werden muss, wird noch ein wenig Zeit vergehen.
Ja, die ewige Live-Frage, haha. Gelegentlich greifen wir das natürlich immer mal wieder auf. Aber es sind zu viele Punkte, die aus momentaner Sicht einfach nicht machbar sind. Das soll aber nicht heißen, dass wir nicht irgendwann doch einmal die ein oder andere Bühne einreißen. Und wenn, dann mit richtigem Trommler aus Fleisch und Blut. Live-Konserve kommt nicht in Frage.
 
 
 
Kommen wir zum Ende. Ihr habt die Chance auf ein paar letzte Worte oder gar eine Grußbotschaft zum Julfest 2018. Welche Vorsätze hegt Ihr für 2019? Und was waren Eure musikalischen Highlights 2018?
 
b.  Ja, ersteinmal Dir, Jens, vielen Dank für die angenehmen Fragen und dass du hast DAEMONHEIM im Twilight Magazin zu Wort kommen lassen. Ein direktes, musikalisches Highlight für 2018 fällt mir spontan nicht ein, eher dass ich meine Sammlung von Alben aus den 90ern um ein paar Original-Pressungen erweitert habe.
Mein ganz persönliches, größtes Highlight kommt im Frühjahr 2019, soviel sei gesagt!
 
TH.  Prost Jul! Auf das sich die neue Sulphur Aeon Platte, pünktlich zur Sonnenwende, in die musikalischen Highlights 2018 einreihen mag. Ansonsten gabs massig musikalische Highlights für mich: Lik - Carnage, Imperial Triumphant - Vile Luxury, Chapel Of Disease - And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye, The Ocean - Phanerozoic I: Palaeozoic, um nur einige genannt zu haben und keinen Wert auf eine Reihenfolge zu legen.  Generell ist es mehr als schwierig, auch nur ansatzweise einen Überblick haben zu können, bei oben genanntem Dauerfeuer der Internetmedien. Geile Bands gibts wie Sand am Meer, oder Bytes im Net… 
Wie auch immer. 2019 gehts für DAEMONHEIM an neues Material, bis dahin beschäftigen wir uns noch mit einem Remaster von “Hexentanz”, was bis jetzt schon einiges an Erquickung mit sich bringt und nicht zuletzt den technischen Wandel seit Release (2007) aufzeigt. Besonderer Gruss gilt all denen, die uns ihre Unterstützung zukommen lassen. Skol!

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