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EBBE im Interview - Mehr als die Abwesenheit eines Elements

Obwohl schon 2018 erschienen, hallte das Tape "Ruß" aus der Hansestadt Bremen auch im vergangenen Jahr noch ordentlich nach. Die Kollegen vom VISIONS Magazin kürten EBBE mit ihrem Debut sogar zum Demo des Monats.
Aber nicht nur deshalb war dies ein Grund, das Quartett mal zum Rapport zu bitten. Denn "Ruß" und EBBE sind weit mehr als die Abwesenheit von Elementen. Vielmehr hat die Band das Potenzial, sich zu einer musikalischen Naturgewalt zu entwickeln.
Obwohl schon 2018 erschienen, hallte das Tape "Ruß" aus der Hansestadt Bremen auch im vergangenen Jahr noch ordentlich nach. Die Kollegen vom VISIONS Magazin kürten EBBE mit ihrem Debut sogar zum Demo des Monats.
Aber nicht nur deshalb war dies ein Grund, das Quartett mal zum Rapport zu bitten. Denn "Ruß" und EBBE sind weit mehr als die Abwesenheit von Elementen. Vielmehr hat die Band das Potenzial, sich zu einer musikalischen Naturgewalt zu entwickeln.

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Bei aller finsterer Atmosphäre, die den vier Songs von "Ruß" inne wohnt, klingt in Eurem Sound eine unverkennbare, rotzige Punk-Attitüde sowie ein gewisser "Fuck You All"-Vibe durch... Sind EBBE Metalheads im Punk-Kostüm oder Punks mit Metalkutte? Erzählt doch mal etwas über Euren musikalischen Werdegang und die Entstehung und Entwicklung der Band.


Unser musikalischer Werdegang ist ziemlich unterschiedlich. Wir haben alle zu einem gewissen Zeitpunkt in unserem Leben mal Punk gehört und abgefeiert, aber mittlerweile ist unser Musikgeschmack ziemlich unterschiedlich. Klar haben wir auch etliche Überschneidungen, wie z.B. Mastodon, Sunn O))) oder auch Ultha, aber jeder hat trotzdem noch so seine eigene kleine Welt, mit der die anderen Bandmitglieder nicht so viel anfangen können. Sei es Oldschool Death Metal, Grindcore, Pop oder Elektronische Musik, wir hören alle echt sehr vielseitige Musik und sind wirklich sehr offen für neue Bands und Genres.
Die Band hat sich aus dem Willen heraus gegründet mal etwas Neues zu machen. Nicht im Sinne von, wir erfinden ein neues Genre, sondern dass wir vier alle gerne mal eine neue Band gründen wollten. Arne kam aus einer Stoner Band, Thomas aus einer Metalcore Band, Raphael aus einer Doom Jam Band und Steffen hat auch schon einige Jahre Gitarre gespielt. Wir sind alle über Umwege auf verschiedene Black Metal Bands gestoßen und haben dann angefangen in die Richtung gemeinsam zu jammen. So hat sich mit der Zeit, vielen Proben, Jammen und Konzerten unser jetziger Stil entwickelt, mit dem wir echt zufrieden sind und der uns vor allem auch beim Spielen Spaß macht.
Wir stehen alle auf Bands, die einen bestimmten Sound verkörpern und eine gewisse Attitüde haben. Und das spiegelt sich natürlich bei uns auch wider. Wir haben ähnliche linke politische Ansichten und verfolgen natürlich mit unserem DIY Ansatz eine gewisse Lebenseinstellung, die man vielleicht auch dem Punk zuordnen könnte. „Fuck You All“ klingt natürlich erstmal ziemlich platt, aber letzten Endes kann man schon sagen, dass wir uns wenig an Vorgaben und Konventionen halten und eher „unser Ding“ machen. Der Spruch „No Gods, No Masters…“ steht ja auch in unserem Tape und auf unserer Website und das beschreibt ja im Grunde nur den Zustand, des sich nichts vorschreiben lassen, durch Religionen oder andere Machtträger.


Inwieweit fühlt Ihr Euch der Underground-Szene zugehörig, wie sieht diese in Eurer Heimatstadt Bremen aus? Seid Ihr da gut vernetzt? Gibt es Bands oder Künstler auf die Ihr gerne aufmerksam machen möchtet?

Wir fühlen uns zu 100% als Underground Band und auch der Szene zugehörig. Wir haben bis jetzt alles selbst in die Hand genommen und auch nur Underground Konzerte gespielt. Dies ist uns sehr wichtig, da es eigentlich nur die Entscheidung gibt ob man Musik wegen der Musik macht oder wegen der Kohle. Wir supporten gerne Underground Bands, bezahlen für Shirts und Vinyl gerne unter 20 Euro und brauchen keine acht Vinyl Farben und irgendwelche Special Limited Panzerboxen von Alben. Wir stehen halt auf ehrliche Musik von Leuten, die Bock drauf haben.
Die Szene in Bremen geht seit Jahren immer auf und ab. Es gibt mittlerweile wieder eine ziemlich aktive Hardcore Szene, die auch regelmäßig Konzerte organisiert. Weiterhin gibt es viele linke Konzerträume wie z.B. Die Friese, das BDP Haus oder die G18, in der oft gute Konzerte stattfinden, die man grob im Crust/Doom/Sludge/Grind Bereich einordnen kann. Zusätzlich gibt es seit einigen Jahren einige Black Metal Bands, die uns aber wahrscheinlich zu untrve finden, da wir nicht auf satanische Plattitüden stehen. Gut befreundet sind wir z.B. mit der Bremer Doomgaze Band Asator, die uns damals auch unseren ersten Gig besorgt haben. Geile Konzerte hatten wir auch unter anderem mit Tongue aus Bielefeld, Verweser aus Cloppenburg, Cryptic Brood aus Wolfsburg und Aeon of Disease aus unserer ursprünglichen Heimat Vechta. Man muss da wirklich sagen, dass der Underground im Metalbereich in den letzten Jahren ein bockstarkes Hoch erreicht hat, der ununterbrochen ziemlich geile Bands hervorbringt und auch die Möglichkeit bietet geile Konzerte zu erleben, die nicht jenseits der 20 Euro kosten.


Eure Musik ist roh und in gewisser Weise primitiv aber trotzdem abwechslungsreich. Auch wenn "Ruß" ja gerade mal Euren ersten Entwicklungsschritt dokumentiert und die EP im Grunde nichts bahnbrechend Neues beinhaltet, so hat Euer Sound doch aus meiner Sicht einen gewissen Charme und eine Authentizität, die Euch von anderen Bands abhebt. War der Rahmen Eurer musikalischen Ausrichtung im Vorfeld gesteckt oder habt Ihr Euch nach der Bandgründung einfach überraschen lassen, wo die Reise hingeht?

Wir haben alle vorher in anderen Bands und Genres Musik gemacht. Keiner war aber vorher in einer Black Metal Band und da wir zu dem Zeitpunkt über verschiedene Bands mal wieder auf dieses Genre gestoßen sind, und eh schon seit Jahren befreundet sind, fanden wir uns so im Proberaum ein und haben einfach mal losgelegt. Die anfänglichen Songs waren alle mehr durch das Genre des Black Metal geprägt und waren grundlegend eher schriller und schneller. Da wir alle auch große Sludge und Doom Metal Fans sind, kam dieser Einschlag in die Musik mit der Zeit. Mittlerweile sind wir echt zufrieden mit der Mischung der beiden Genres, die ja eigentlich ziemlich gegensätzlich sind. Klar kann man in der heutigen Zeit das Rad nicht mehr neu erfinden, aber wir sind alle sehr zufrieden mit unserem Sound und unserem Songwriting. Wir haben irgendwann mal bei einem Bier gesagt, dass wir gerne Musik machen würden, die wir selbst gerne hören würden und das hat gut funktioniert.
Mittlerweile sind wir eher im schleppenden Mid-Tempo anzutreffen mit den gelegentlichen Black Metal Blast Einlagen. Somit sind wir vorerst bei einem Sound angekommen, der uns selbst sehr gefällt und auch spielerisch erfüllt. Wo die Reise hingeht kann man aber ja nie genau sagen. 

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Wofür steht der Begriff "EBBE" für die Band? Wie kam es zur Namensfindung und -gebung?

Wir haben am Anfang relativ lange überlegt, aber haben schließlich für EBBE entschieden, da uns allen Vieren der Name gut gefallen hat. Er spiegelt unsere norddeutsche Herkunft und Verbundenheit zur norddeutschen Natur wider. Die Ebbe ist etwas Unaufgeregtes und Langsames aber trotzdem ein unaufhaltsamer, natürlicher Prozess mit einer besonderen innewohnenden Brachialität, die letzten Endes auch in unseren Songs wiederzufinden ist.


Die Veröffentlichung von "Ruß" ist nun schon ein paar Monate her. Wie waren die Reaktionen bisher, wie gefällt Euch die EP selbst mit dem zeitlichen Abstand und vielleicht auch mit der einen oder anderen Live-Show im Rücken?

Wir haben vor der Veröffentlichung von „Ruß“ ja schon einige Konzerte gespielt. Es war schön, letzten Endes unsere drei Favoriten aus unserem Repertoire und den Drone-Song auf ein Tape zu bannen und somit unsere erste Schaffensphase, die ja auch relativ lang war, abzuschließen. Uns gefällt die EP immer noch gut und sie läuft schon ab und an nochmal im Tapedeck. Wir sind alle ziemlich Stolz auf unsere erste Veröffentlichung und die Rückmeldungen und Reviews waren sehr positiv. Wenn man seit Jahren z.B. die Deaf Forever oder das Trust Magazin liest und dann auf einmal ein Review in einem Printmedium hat, ist das schon ein gutes Gefühl.


Neben der Online-Veröffentlichung habt Ihr auf ein schlichtes Tape-Format gesetzt. Was fasziniert Euch an diesem, technisch wohl unvollkommensten und "veralteten" Medium,wie Patrick W. Engel in seiner Engel Of Death-Kolumne im Deaf Forever #29 neulich ausführte? Sind noch Tapes übrig, die erworben werden können? Wie wichtig ist Euch allgemein die Musikveröffentlichung in physischen Formaten im digitalen Zeitalter?

Wir haben letzte Woche das letzte Tape verkauft und sind mit dem Verkauf echt zufrieden. 100 Tapes in knapp einem halben Jahr ist für uns auf jeden Fall ein Erfolg als vorher ziemlich unbekannte Band. Ob es eine Neuauflage geben wird, müssen wir mal schauen, wie viele Nachfragen so kommen. Musik ist für uns etwas Ganzheitliches und da gehört auch ein physisches Medium dazu. Da wir alle vier keine Fans von Cds sind, musste es Tape oder Vinyl sein und da fiel natürlich durch die finanzielle Komponente schnell die Entscheidung auf das Medium Tape. Das ist für eine Demo-EP einer Black/Doom Band natürlich schön räudig.


Genauso puristisch wie Musik und das Tape-Format ist die stimmige und schlichte Aufmachung bzw. Verpackung in einer bedruckten Pappschachtel. Wobei die bunten Kassetten in blauer und roter Farbe einen einen fast grellen Kontrapunkt zum braunen Karton bieten. Habt Ihr Euch um das Artwork und Design selbst gekümmert oder wer steckt dahinter und habt Ihr Euch bewusst für die farbigen Tapes entschieden?

Wir haben bis zum heutigen Tag alles selbst gemacht. D.h. das Artwork wurde von unserem Sänger Steffen und unserem Gitarrist Thomas entworfen und umgesetzt. Für die „bunten“ Tapes haben wir uns entschieden, da wir gerne zwei verschiedene Farben haben wollten und rot und smoke uns am schlichtesten erschien. Wir sind immer noch sehr zufrieden mit dem Design, das es für uns einfach die perfekte Umsetzung von allen Ideen der Künstler im DIY Prinzip ist.



Die Texte von "Ruß" sind nicht enthalten, wobei mich Titel wie "Wider dem Stachel löcken", "Windwikkersche" unweigerlich an Bethlehem erinnern. Mögt Ihr mal etwas über die Themen, die Euch textlich bewegen, beeinflussen und inspirieren erzählen? Wie kommt es, dass der "Ruß" im Titel mit "ß" geschrieben wird, in der Tracklist, dann jedoch mit einem doppelten "S"?


In der Tracklist erscheint der Titel nur, weil es in der Schriftart kein ß gab. Also hatte keinen inhaltlichen Hintergrund. Die Themen der Songs sind natürlich hauptsächlich durch unseren Sänger Steffen geprägt.


Gerade aufgrund der Einfachheit der Tape-Aufmachung sticht das aufgedruckte Statement "No gods, No Masters, No Fascism!" ganz besonders hervor, eine unmissverständliche und eindeutige (politische) Botschaft, die (leider) im Metal nicht unbedingt selbstverständlich ist. Warum war Euch diese Abgrenzung wichtig? Inwieweit beeinflussen die politischen Ereignisse in Deutschland, Europa und der Welt das Schaffen von EBBE?

Wir haben an sich keine politischen Texte wie z.B. „Nazi Punks Fuck Off“ von den Dead Kennedys. Dennoch sehen wir uns als eine politische Band. Dieses Statement ist uns wichtig, da es grade im Metalgenre oft Leute gibt, die dumme, politische Argumente und Entscheidungen für ihre Band hinter unpolitischen Ansichten verstecken. Wir haben kein Bock auf NSBM Bands, Grauzonen Bands und Fans, die solche Musik öffentlich abfeiern. Wenn jemand unbedingt Burzum oder Mgla oder die anderen unzähligen Idiotenbands da draußen hören will, kann er das gerne tun, aber mit Merch von solchen Bands rumzulaufen oder die Bands in anderer Weise finanziell zu unterstützen ist völlig unnötig. Wir leben in einer Zeit, in der ein Rechtsruck in der Gesellschaft vorherrscht und auf den wir als Band einfach keinen Bock haben. Man kann heutzutage einfach nicht erwarten die unpolitische Einstellung der 90er mitzubringen, mit irgendwelchen Faschobands spielen oder auf Fascholabels Alben veröffentlichen und sich dann wundern, dass einem die Konzerte abgesagt werden. Und jeder da draußen der dann eine Diskussion über unpolitische Meinungen im Metal und besonders im Black Metal anfängt, sollte sich wirklich mal fragen was unpolitisch bedeutet. Nämlich nicht mit irgendwelchen Faschos auf der Bühne stehen oder Geschäfte machen. Und sobald jemand dann mit dem „aber was ist mit den ganzen linksextremen Bands“ Argument kommt, frage ich mich eh in was für einer Zeit wir grade leben. Klar gibt es in bestimmten Szenen auch Leute, die versuchen Dinge mit Gewalt zu erreichen, da möchten wir nichts zu tun haben.


Wie ist der aktuelle Stand in Eurem Hauptquartier? Gibt es schon Planungen oder gar Musik für eine kommende Veröffentlichung oder gar das eine oder andere Label, dass Euch die Türen einrennt? Was darf man in Sachen musikalischer Entwicklung und Einflüssen erwarten? Mehr Doom, mehr Black Metal, mehr Ambient oder strebt ihr die Verfeinerung mit den bewährten Ingredenzien an?

Wir hatten mal eine Labelanfrage vor 3 Jahren, die wir aber abgelehnt haben, da wir da echt noch im Anfangsstadium waren. Seitdem gab es leider keine neuen Anfragen. Zurzeit haben wir auch das Gefühl, dass wir echt wenig Konzertmöglichkeiten bekommen. Wir fragen oft Läden und Booker an, aber selten kommt man da irgendwie zusammen. Das ist echt schade, da wir uns grade auf die Gigs immer sehr freuen und unsere Musik natürlich durch die Lautstärke und die Nebelshow live nochmal echt geiler rüberkommt.
Ansonsten stecken wir grade im Songwriting für neue Songs und haben auch ein wenig Merch in der Mache. Das schöne daran, eine kleine Band zu sein ist, dass man keine Deadlines einhalten muss und man in Ruhe Songs schreiben kann, die dann auch wirklich gut sind. Bands, die jedes Jahr 2 oder mehr Releases rausbringen sind in den wenigsten Fällen immer von hoher Qualität.

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Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    26. Januar 2020
  • Line Up

    Vocals - Mezsahs;
    Guitar - Drey;
    Guitar - Akolyth;
    Drums - Gyvt;
  • Redakteur

    Jens Dunemann
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