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Hate Squad

Das Geschützrohr auf dem Albumcover rauchte noch, da schlug das Debüt „Theater of Hate“ der Hannoverander von Hate Squad bereits ein wie eine Bombe. Danach ging es im Senkrechtstart an die Spitze der deutschen und europäischen Metalszene, Auftritte beim Dynamo 1995 usw. waren die Folge. Ich erinnere mich noch gut, als die Jungs kurze Zeit später im Proberaum mit „Not My God“ einen Song des Zweitwerks „I.Q. Zero“ präsentierten – ein absoluter Killer. Mit „Pzyco“ folgte dann 1997 das Drittwerk: ein bis heute unter den Fans umstrittenes Album, welches sicherlich zu den markantesten Einschnitten in der Karriere der Band zählt. Jüngst meldete man sich nun mit „Katharsis“ und neuem Deal im Rücken zurück. Szeneurgestein und Frontman Burkhard nahm sich die Zeit, um uns einige Fragen zu beantworten. Dabei präsentierte er zahlreiche äußerst interessante Informationen zur Geschichte der Band. Doch lest selbst…

Das Geschützrohr auf dem Albumcover rauchte noch, da schlug das Debüt „Theater of Hate“ der Hannoverander von Hate Squad bereits ein wie eine Bombe. Danach ging es im Senkrechtstart an die Spitze der deutschen und europäischen Metalszene, Auftritte beim Dynamo 1995 usw. waren die Folge. Ich erinnere mich noch gut, als die Jungs kurze Zeit später im Proberaum mit „Not My God“ einen Song des Zweitwerks „I.Q. Zero“ präsentierten – ein absoluter Killer. Mit „Pzyco“ folgte dann 1997 das Drittwerk: ein bis heute unter den Fans umstrittenes Album, welches sicherlich zu den markantesten Einschnitten in der Karriere der Band zählt. Jüngst meldete man sich nun mit „Katharsis“ und neuem Deal im Rücken zurück. Szeneurgestein und Frontman Burkhard nahm sich die Zeit, um uns einige Fragen zu beantworten. Dabei präsentierte er zahlreiche äußerst interessante Informationen zur Geschichte der Band. Doch lest selbst…

 

Kannst du versuchen, die bisherige Hate Squad Karriere in Abschnitte einzuteilen? Wo siehst du Wendepunkte und weshalb?

 

HATE SQUAD gibt’s ja seit April 1993. Wir haben uns damals als junge Kids aus Langeweile gegründet weil wir einfach mal was Eigenes auf die Beine stellen wollten. Wir haben dann 93 auch ein eigenes Demo aufgenommen und davon mehrere Tausend verkauft und daraufhin direkt ein Jahr später bei G.U.N. Records unseren ersten Plattenvertrag bekommen. Dann haben wir unser Debüt Album „Theater of Hate“ aufgenommen und unsere erste Tour mit ATROCITY und CREMATORY gemacht. Danach folgten die „Full Of Hate“ Easter Festivals mit DEATH, GOREFEST, UNLEASHED und GRAVE. Dann waren wir noch auf dem DYNAMO Festival und 1995 auf dem WACKEN OPEN AIR.


Dann kam die zweite Platte „IQ Zero“ mit dem Titelsong oder „Not My God“, wo wir auch Videoclips zu gedreht hatten und dazu folgte noch die Tour mit KREATOR und GRIP INC. durch 20 Länder und dazu wurden wir noch Newcomer des Jahres bei VIVA. 1996 kam eine EP mit Remixes raus, die aber ziemlich verrissen wurde [obwohl der Gigantor Remix von „Every Second Counts“ nach wie vor ein absolutes Highlight ist]. Was uns aber nicht kratzte, da wir eben auch auf solche Sachen stehen. Dann hatten wir aber einen gravierenden Besetzungswechsel und danach kam die nächste Scheibe „Pzyco!“ raus, die aber auch zwiespältig aufgenommen wurde, da ich da versucht habe anders zu singen. Leider haben danach viele aufgehört uns zu hören. Dazu hatten wir noch unseren Plattenvertrag verloren und dann war erst mal etwas die Luft raus, wobei wir trotzdem noch auf dem WITH FULL FORCE spielten, als einzige Band ohne Deal. Danach gab es wieder einige Wechsel im Line Up, u.a. auch durch viele Todesfälle innerhalb der Familien der Bandmitglieder. Ich möchte aber noch betonen, dass wir uns nie aufgelöst haben, was immer noch sehr oft falsch dargestellt wird. Es kommt leider immer so rüber als ob wir ein Comeback oder ne Reunion machen, aber uns hat es die ganze Zeit über gegeben. Durch die Besetzungswechsel und die damalige Entfernung unseres Gitarristen hat es dann auch lange gedauert bis wir die „H8 For The Masses“ (2004) rausgebracht haben.


2008 kam dann die „Degüello Wartunes“ raus, welche für mich persönlich eine der besten Scheiben von uns ist. Leider fehlte da ein bisschen die Aufmerksamkeit in den Medien. Wir haben zwar Reviews bekommen im Rock Hard oder im Metal Hammer, wofür ich auch dankbar bin, aber es fehlte so ein bisschen das Drumherum wie Interviews, Live Shows usw. Und „Katharsis“ war eigentlich schon für 2010 geplant, aber wir wollten uns da ein bisschen Zeit lassen, damit das Album auch gut wird und nun ist es ja im Oktober 2011 erschienen und wir sind soweit recht zufrieden damit und mit den Reaktionen.



Mit „Theater of Hate“ habt ihr eingeschlagen wie eine Bombe und seid quasi von 0 auf 100 eingestiegen. War das rückblickend gut für die Band? Wie erklärst du dir diesen Kick-start Erfolg heute?

 

Na ja, ich denke Erfolg ist immer gut, egal in welchem Stadium einer Band. Und es zeigt ja auch, dass man so einiges richtig gemacht hat bzw. richtig gemacht haben muss, sonst wäre es ja so auch nie gekommen! Den Erfolg kann ich nur so erklären, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren…mit der richtigen Musik natürlich. Wir waren jung und hungrig und hatten genug Wut im Bauch um das auch ehrlich rüberzubringen! Wir waren auch irgendwie schon etwas neues, vor allem was unsere Energie bei Shows anging. Und wir haben von Tag 1 an immer sehr viel Arbeit, Zeit, Geld und Energie in die Band gesteckt und der Support von GUN Records, Drakkar Promotion, Andy Siry als Manager und einigen anderen hat uns damals natürlich auch sehr nach vorne gebracht. Alles in allem können wir schon sehr zufrieden sein wie es in den 90ern mit unserer Band so losgegangen ist! Ich denke, da wo wir zumindest zeitweise (z.B. 1995) angekommen waren, da muss man heute erstmal als Band hinkommen… da bin ich nach wie vor auch stolz drauf, dass wir Bengels aus Lehrte und Hannover zusammen so ne geile Band an den Start gebracht haben und vor allem auch, dass es uns ja nun fast 19 Jahre ununterbrochen gibt! Da ist der reale Erfolg dann für mich auch eher erstmal zweitrangig! ;-)

 

Wenn du auf das „Pzyco!“ Album schaust, wie beurteilst du die ganze Scheibe und den damit zusammenhängenden Konflikt bei GUN Records heute?

 

Ich denke schon, dass die „Pzyco!“ Scheibe damals sehr gewagt war, aber auch entstanden aus der Not heraus und mit den besten Absichten! Meine Ansichten zu der ganzen „Pzyco!“ Phase und danach kann ich aber hier jetzt nicht in kurzen Sätzen abhandeln und es gibt dafür auch sicher nicht nur einen einzigen Hauptgrund, dass es um uns danach sehr still wurde. Ich denke, dass uns viele Leute heute immer noch das „Pzyco!“ Album übel nehmen und sich danach leider auch nicht mehr wirklich für die Band interessiert haben, weil sie beleidigt waren oder was weiß ich. Wir waren damals so etwas wie die deutsche bzw. europäische Hoffnung einiger Leute. Für diese Leute waren wir so etwas wie die einheimische Antwort auf Sepultura, Machine Head oder Fear Factory etc. und dann haben wir es in deren Augen irgendwie komplett verkackt. Das haben mir zumindest schon etliche Leute an den Kopf geschmissen, auch gepaart mit Gewaltandrohung und tätlichen Angriffen auf meine Person und auch heute bekomme ich das oft noch zu hören von mancher Seite. Ich kann dieses ewige „was ist bloß mit euch passiert“ auch langsam nicht mehr hören. Ich würde mir wünschen, dass man sich mal wieder etwas mehr mit unserer Gegenwart beschäftigt als immer nur mit den dunklen Flecken unserer Vergangenheit. Wir haben seit der „Pzyco!“ nun mit „Katharsis“ die dritte Platte wieder am Start und irgendwann sollte das auch mal alles ruhen, komme mir ja bald vor als ob ich ein Verbrechen begangen hätte nur weil ich jung war und damals auf zu viele Leute außerhalb (und leider auch innerhalb) der Band gehört habe. Die Leute sind aber leider einfach immer noch zu enttäuscht, merken aber nicht, dass wir uns schon seit Jahren und mehreren Alben längst wieder in der Spur befinden in der wir auch früher unterwegs waren. Wäre super wenn einige Leute sich da mal freimachen könnten von dem Groll und sich wieder mit uns beschäftigen würden und eine gewisse Art von Versöhnung stattfinden würde. Sehr viele wissen auch gar nicht (auch bedingt durch Fehlinformationen oder Ignoranz einiger Medien), dass es uns überhaupt noch gibt die ganze Zeit. Viele denken, dass wir uns damals aufgelöst haben und jetzt so ne Art Reunion machen oder so was, was ja kompletter Blödsinn ist. Hate Squad war nie aufgelöst, auch wenn das an manchen Stellen zu lesen und zu hören war und das haben halt sehr viele für bare Münze genommen und damit war die Band für sie leider auch erledigt. Wir haben uns aber von nichts und niemandem verrückt machen lassen und haben uns nicht einreden lassen, dass es nun ein Ende hat oder haben muss nur weil das manche selbsternannten Experten ab und an mal gerne verkündet oder gehofft haben! Wir haben als Band und Freunde zusammengehalten und einfach weiter das getan, was wir alle lieben: zusammen gute und heftige Musik zu machen! Klar, es waren keine einfachen Zeiten…man kennt das ja, wenn Du den Schaden hast, brauchst Du für den Hohn und Spott der anderen nicht zu sorgen und ich denke da sind wir alle, vor allem aber auch ich, weil ich nun mal das Sprachrohr und für viele auch das Gesicht und der Kopf von HATE SQUAD bin, durch eine sehr harte Zeit gegangen. Aber den Glauben daran verloren, dass es richtig und gut ist was ich tue bzw. wir tun, dass habe ich niemals bisher. HATE SQUAD ist einer meiner wichtigsten Lebensinhalte und es war für mich auch gar keine Frage, dass wir unseren Weg weiter gehen, mit oder ohne diese ganze Lobby im Rücken die wir früher hatten. Wir machen das alles für uns selbst, oder wenn überhaupt noch für unsere Fans und Supporter und daraus ziehen wir dann unsere Energie und Motivation. Das war es aber auch schon, ansonsten können alle denken was sie wollen, reden was sie wollen oder vor Wut platzen weil wir immer noch da sind… „Pzyco!“ hin „Pzyco!“ her, ich hab immer noch meinen Spaß mit den anderen Jungs zusammen und den lassen wir uns auch nicht verderben! Man wird noch einiges an Musik von uns Hören in der Zukunft ;-)

 

2004 seid ihr mit einem guten, aber leider nicht sehr viel beachteten Album zurückgekehrt. Inwiefern waren die Voraussetzungen und Umstände anders als beim Debüt?

 

Ja, da hast Du leider Recht. Allzu viel wurde „H8 for the masses“ damals leider nicht beachtet, genau wie die 2008er Scheibe „Degüello Wartunes“ leider ebenfalls nicht…und in beiden Fällen zu Unrecht, wie ich persönlich finde! Es sind beides gute Alben, die „Degüello Wartunes“ ist absolut mit einer meiner Favoriten aller Hate Squad Alben! Ich denke, es sind einfach nicht genug Leute darauf aufmerksam geworden, dass es diese Alben überhaupt gibt, denn wenn dann mal einer die Scheiben für sich entdeckt hat, da kommt dann eigentlich nur sehr gutes Feedback! Aber so ist es nun mal, leider nicht wirklich zu ändern grade. Die Umstände zu den 90er Scheiben von uns sind natürlich auch ganz andere. Bei GUN Records steckte schon ordentlich finanzielle Power dahinter und da wurde wirklich sehr viel für uns getan und die hatten damals einfach andere Möglichkeiten uns zu supporten als es z.B. Swell Creek oder Dockyard1 konnten, wobei das jetzt kein Vorwurf an die beiden Labels sein soll. GUN Records war halt schon ne „Major“ Company und die haben auch sehr gute Arbeit geleistet, aber letztendlich war da auch einfach mehr Geld für Marketing vorhanden und so was wirkt sich meiner Ansicht nach ja auch immer deutlich auf die Promo aus. Wenn Du viele Anzeigen in Magazinen schaltest oder Track Placement auf Magazin Samplern betreibst etc. etc., dann ist da auch sicher eher mal ne fette Story im Heft drin (auch wenn das andere Leute sicher jetzt bestreiten würden!) und so was kostet halt alles viel Geld. Es ist auch eine völlig andere Zeit, die Verkaufszahlen sind bei allen Bands sehr zurückgegangen im Vergleich zu den 90ern und was das angeht, da stehen wir noch nicht mal ganz sooo schlecht da zum heutigen Zeitpunkt! Ich denke wir backen da aber heute generell einfach viel kleinere Brötchen und einige Bereiche unserer Band sind auch wieder auf dem DIY Level angekommen, was ich persönlich auch nicht unbedingt nur negativ sehe! Aber was soll es alles, die Zeiten sind halt heute recht hart geworden und es geht auch vielen anderen Bands doch ähnlich wie uns.

 

Ihr werdet häufig als Wegbereiter des Metalcore angeführt. Wer dich kennt, weiß, dass du eigentlich ein Thrash Metaller bist. Hat euch diese Einordnung zum Metalcore geholfen/geschadet oder ist es egal?

 

Ja klar, ich liebe Thrash Metal… aber auch Death Metal, Heavy Metal, Power Metal, Hardcore, Punk, Oi und etliches mehr. Generell ist Musik mein Lebensinhalt und ich bin da auch sehr offen für alle möglichen Stile, auch wenn mein Focus wirklich sehr auf Thrash und Death Metal, sowie Hardcore liegt! Na ja und wenn ich ehrlich bin ist mir das eigentlich mittlerweile recht egal geworden wie andere Leute unsere Musik bezeichnen. Als wir angefangen haben, da stand auf Flyern oder auch in diversen Magazinen „Metalcore“, „Hatecore“, „Deathcore“, „Hardcore influenced Thrash Metal“, „brutal Death Metal“, „Industrial Hardcore“ oder auch einfach nur „Thrash Metal“, „Death Metal“ oder nur „Metal“. Hhm, was ist davon nun exakt richtig? Ich weiß es nicht! Auf Wikipedia steht ja, dass wir „die Wegbereiter des Metalcore in Deutschland“ sind, was wir uns ja nicht selbst ausgedacht haben und was aber sicher auch nicht so ganz komplett falsch ist, denn zu den Zeiten als wir alles in einen Topf geschmissen haben, da hat das eben kaum wer auf diese Art und Weise kombiniert wie wir. Die Bands, welche damals ähnlichen Mischmasch fabriziert haben liefen dann ja eher unter dem Begriff „Crossover“ und waren auch vom Härtegrad der Musik und den Vocals meist nicht ganz so heftig wie wir. Das was die Musik von Hate Squad schon immer ausgemacht hat, waren die Elemente „Thrash Metal“, „Death Metal“ und „Hardcore“, in keiner bestimmten Reihenfolge aber meist zu fast gleichen Teilen. Aggression und Groove, das waren schon immer unsere Zutaten! Mal war es mehr das eine und mal mehr das andere im jeweiligen Song. Außerdem benutzen wir schon seit Demotagen vor, während oder nach den Songs oft Samples, was ja auch nicht unbedingt üblich ist für solche Mucke …fanden wir halt schon immer geil so was. „Thrash Metal“ und „Hardcore“ haben ja schon viel früher so manche Bands kombiniert, was ja in den 80ern auch oft als „Hardcore Metal“ tituliert wurde. Was bei uns neu war, das waren sicherlich die „Death Metal“ lastigen Vocals zu „Hardcore“ & „Thrash“ Mucke und eben die Samples.

 

Aber um es noch mal auf den Punkt zu bringen: es ist uns absolut nicht unangenehm, wenn man Hate Squad als Metalcore bezeichnet… das ist uns in jedem Fall lieber als wenn man uns wie früher als „2. Klasse Sepultura“ abstempelt. Letztendlich ist Hate Squad in meinen Augen einfach nur aggressive, brutale, reale und ehrliche Musik und welches Etikett nun der eine oder andere da draufklebt ist mir und ich denke auch dem Rest der Band recht egal! Zu der Zeit als wir uns gegründet haben gab es ja den jetzt bekannten Metalcore in dieser Form so noch nicht. Wir haben eben die Barrieren eingerissen zwischen den Leuten. Ich habe eben SICK OF IT ALL genauso gehört wie NAPALM DEATH oder THE EXPLOITED genauso wie SLAYER oder EXODUS. Heutzutage ist so etwas ja normal wenn du auf die großen Festivals fährst wie Wacken oder so. Aber das war damals eben nicht die Regel und wir haben mit dafür gesorgt, dass solche Barrieren eingerissen wurden. Ob wir davon nun profitiert haben oder nicht, kann ich Dir gar nicht wirklich beantworten. Geschadet hat es sicher nicht, aber ich denke nicht, dass wir dadurch irgendwelche Vorteile hatten. Und was die Verkaufszahlen angeht, da ist es gar kein Vergleich zu früher. In den 90ern waren komplett andere Zeiten und wir haben da von den ersten beiden Platten jeweils Stückzahlen im fünfstelligen Bereich abgesetzt, also erheblich mehr als heutzutage. Ich denke aber mal, da gibt es kaum eine Band der das anders geht als uns bzw. gibt es sicher kaum eine Band, die in den 90ern generell weniger verkauft hat als jetzt, zumindest nicht von den etablierten Bands.

 

Das Musikbusiness hat sich komplett gewandelt und die goldenen 80er und 90er Jahre sind vorbei. Ich denke nicht, das wir nochmals an die Verkaufszahlen der ersten 3 Platten rankommen werden…und wenn wir das doch mal durch ein Wunder schaffen sollten, dann werden wir definitiv Dauergast in den deutschen Album Charts sein, soviel ist sicher!

 

Du bist immer auch ein sehr aktiver Metalfan gewesen. Was sind für dich die wichtigsten Entwicklungen in der Szene in den letzten Jahren?

 

Ui, das ist echt ne schwierige Frage für mich. Ich beschäftige mich da eigentlich gar nicht so wirklich damit, da ich mich auch nicht mehr wirklich einer richtigen bestimmten Szene zugehörig fühle irgendwie. Mich haben auch neben dem Metal schon immer sehr viele verschiedene Subkulturen interessiert und ich habe in fast jedem Lager Freude, Bekannte und Kontakte. Aber klar, deine Frage zielt ja sicher speziell auf die Metal Szene ab nehme ich mal an. Diese „Metal Szene“ ist heute absolut nicht mehr die Selbe wie früher und ich fühle mich auch völlig anders, leider hat sich ja vieles verändert in den letzten 20-25 Jahren. Früher habe ich so ziemlich jede Band gekannt die überhaupt am Start war in der Metal (und vor allem Thrash-, Speed-, Power- und später auch Death Metal) Szene und die meisten davon mochte ich auch. Auch diese ganze Tape Trading Underground Szene hat mir damals über Jahre hinweg sehr viel gegeben und das ist ja fast gänzlich verschwunden, zumindest in der Form wie ich es grade meine und wie ich es damals selbst sehr lange betrieben habe! Heute kenne ich sicher bei weitem nicht mal einen Bruchteil der ganzen Bands, irgendwie scheint auch wirklich jeder Hans Franz heute Musik zu machen und ne Band am Start zu haben und es gibt auch etliche Stile mit denen ich persönlich gar nichts anfangen kann. Zum Beispiel konnte ich auch noch nie so wirklich etwas mit dem so genannten Black Metal anfangen, denn für mich ist Black Metal halt Venom, Celtic Frost, Hellhammer und Bathory… wenn ich geschminkte Pandas sehen will, dann gehe ich zu Kiss, da gibt es dann wenigstens ne fette Monster Show und nackte Titten dazu, hahahahaha! Auch mit diesem ganzen Folk und Pagan Krams oder Gothic Metal etc. kann ich so gar nix anfangen, da höre ich sogar lieber 80er Jahre Poser Hardrock hahahahaha… irgendwie dreht sich wohl die Welt einfach immer weiter ohne Rücksicht auf Leute wie mich zu nehmen. Ich bin irgendwie in den Jahren 1972-1999 hängen geblieben was meinen Musikgeschmack und viele andere Dinge angeht, hahahahaha. Halt ein alter, verbohrter Sack geworden… LOL :-D Es hat sich aber auch wirklich ne Menge verändert zu damals. Sei mir nicht böse [nee, ich weiß schon, was jetzt kommt…und du hast ja auch Recht - TZ], aber alleine schon wie man heute Interviews führt im Gegensatz zu früher. Früher da hat man ein richtiges Interview gegeben und mit dem Menschen da auch noch persönlich gesprochen und sich getroffen oder telefoniert und war dann später ganz gespannt, was die Person dann aus dem Interview für ne Story bastelt. Heute kriege ich halt etliche Mails mit 5 bis 50(!) Fragen und ich sitze dann hier tagelang und schreibe für die Leute die Storys und dann machen die „Copy“ und „Paste“ und haben wieder ne Story mehr auf der Webseite, da ist man doch als Mensch oder auch als Künstler auch nicht mehr als ne austauschbare Nummer irgendwie. Aber das alles hat ja nicht mehr wirklich was mit einem Gespräch oder einem Dialog zu tun, mal davon abgesehen das es auch nicht wirklich spaßig ist denn manchmal ist es kaum zu schaffen alles und tippen mag ich eigentlich gar nicht mehr wirklich, egal was! Man wird heute einfach komplett zugeschüttet und überflutet mit allen möglichen und unmöglichen Reizen, Dingen und Musik und vieles davon brauche ich auch nicht wirklich in meinem Leben. Wie gesagt, nicht falsch verstehen was ich da jetzt gesagt habe. Ich finde es sehr gut, dass es noch Magazine wie eures gibt, gemacht von Leuten die einfach Bock drauf haben, dafür habe ich schon noch großen Respekt. Aber verändert hat sich die ganze Sache trotzdem sehr und ich weiß nicht ob das immer alles nur Vorteile bringt! Wie gesagt, ich bin da wohl mit einer Hälfte meines Wesens auch in den 80ern und 90ern hängen geblieben und habe mich damals einfach mit vielen Dingen wohler gefühlt! Aber das heißt natürlich nicht, dass ich alles verteufeln muss was es heute so gibt und es bietet ja dafür auch wieder andere Möglichkeiten, welche ich dann auch versuche zu nutzen. Ich bin da immer etwas hin und her gerissen. Auch was die Leute dieser so genannten „Szene“ angeht bin ich eher zwiespältig… es gibt immer noch etliche Leute, wenn ich die kennen lerne dann bin ich begeistert wie früher, weil man exakt die selbe Musik mag und die selbe Sprache spricht und einen auch die selben Dinge interessieren und man hat die selben Einflüsse und Erfahrungen gemacht! Aber genau so viele komische Leute lernt man auch manchmal kennen auf Konzerten oder so, wo mir manchmal dann gar nix mehr zu einfällt. Weder die Attitüde, noch der Musikgeschmack oder Ansichten stimmen da überein und ich kann es heute echt kaum auf den ersten Blick erkennen wer da mit mir auf einer Wellenlänge liegt und wer nicht! Ich hatte mal die Situation, da hat mich so ein junger Kerl auf nem Konzert die ganze Zeit mit Tokio Hotel vollgequasselt, wie doll er die hasst und das man was gegen die unternehmen muss und so weiter…und dann wie sehr er irgendwelche Pagan Metal Bands liebt und ob ich die Band kenne und die und die… das ging bestimmt 30 Minuten so und ich hab ihm 10 mal freundlich gesagt das es mich alles 0,0 interessiert… beim 11 Mal habe ich ihn dann etwas lauter darum gebeten mich einfach mal die Band auf der Bühne genießen zu lassen (und es spielte grade SEPULTURA!!!!!) und bat ihn seine Schnauze zu halten oder wen anders zu nerven der ihn versteht!! Hahahaha und Du wirst es nicht glauben, der Typ ist beleidigt abgehauen und hat sich ein Bier geholt…und 10 Minuten später stand der wieder neben mir und hat mich erneut so vollgesabbelt, so dass er mich voll nicht verstehen kann, weil Tokio Hotel sind doch so scheiße und man muss die doch hassen und sonst wäre man doch kein richtiger Metaller und so weiter und so fort. Man ey, früher auf der Sepultura „Arise“ Tour hätte dem Typen im Pit wohl irgendwer (mitten in einem seiner Sätze über Tokio Hotel) die Kauleiste weggetreten aus Versehen … heute ist das irgendwie alles Pussy Scheiss geworden… viele Dummköpfe, Laberköppe und Verstrahlte unterwegs die letzten Jahre. Richtige coole Moshpits gibt es auch nur noch selten finde ich. Habe auch selten auf Konzerten so gelangweilte und übersättigte Leute gesehen wie in den letzten 10 Jahren. Mir persönlich wäre es nur sehr recht, wenn sich diese so genannte Metal Szene mal wieder richtig gesund schrumpft. Ich brauche keine 70000 Leute auf nem Wacken Festival mit 8 Bühnen und 15000 Dixi Klos und schon gar nicht Roberto Blanco oder Martin Kesici oder ne Feuerwehrkapelle als Anheizer! Und das sage ich als jemand, der Festivals eigentlich über alles liebt, aber was soll der Dreck dort?! Es ist irgendwie alles so anders geworden heute…wenn ich da noch an die aller ersten Rock Hard Festivals denke oder das Dynamo in Holland, da kommen einem ja fast die Tränen! Aber weißte, ich will auch nicht das für Bands wie AC/DC oder Metallica oder so ein Wacken Festival innerhalb von 30 Minuten alle Tickets weg sind… wer geht da denn alles hin?? Früher haben diese Bands in Hannover in der Eilenriede Halle oder so gespielt und da waren dann die Leute mit denen man sich größtenteils identifizieren konnte und man kannte sich oder man hat sich schon in der Stadt vorm Konzert erkannt und zusammen gefeiert… heute gehe ich zu AC/DC auf dem Expo Gelände, wälze mich durch Menschenmassen, starre auf irgendwelche Leinwände aus 1km Entfernung und um mich rum habe ich sicher mit 80% der Leute gar nix groß gemeinsam, außer das man sich grade die selbe Band reinzieht! Weißte, früher haben mich Leute auf offener Strasse angespuckt oder generell ausgegrenzt weil ich solche Musik gehört habe… heute ist es dann zum Familienausflug für jedermann verkommen… und Leute wie ich, die z.B. Metallica erst zu dem gemacht haben was sie heute sind, die dürfen sich dann vorher bei eBay noch um die Karten zu Horrorpreisen prügeln oder was?? Nee, ich mag das heute alles irgendwie nicht mehr so. Es ist nur noch Kommerz alles und selbst der Underground ist so was von unübersichtlich und Semi-professionell geworden, dass man es kaum glauben mag. Aber vielleicht bin ich auch nur ein alter Sack geworden, der irgendwo in ner anderen Zeit hängen geblieben ist, kann auch gut sein. Keine Ahnung, das klingt jetzt wohl alles sehr negativ was ich da gesagt habe und es gibt bestimmt auch sehr vieles was natürlich auch positiv zu erwähnen wäre, aber so in etwa empfinde ich das halt heute. Aber ich lasse mich dadurch auch nicht abschrecken und gehe da weiter meinen eigenen Weg und versuche meine Traditionen die ich im Herzen habe in die heutige Zeit zu verpflanzen und die Gegebenheiten eben so zu akzeptieren und zu nutzen wie es möglich ist, z.B. auch was das Internet angeht. Ich hab früher auch sehr gut ohne gelebt, aber nun ist es einmal da, ich kann es nicht verhindern und somit versuche ich es dann halt zu nutzen für meine Zwecke… man muss den Lauf der Dinge ja letztendlich dann doch akzeptieren, denn man ist ja auch kein kleines bockiges Kind oder so. Aber die alten Zeiten, welche ich noch erlebt habe und im Herzen trage, die werden so nie wiederkehren (und jeder der es ähnlich erlebt hat wird mir da sicher wehmütig zustimmen!) und das ist einfach schade das diese Zeiten vorbei sind… vielleicht sollte ich ja mal wieder anfangen per Post bespielte Kassetten (für die jüngeren Leser: das ist ein antiquiertes Speichermedium!) an einige meiner alten Tauschpartner in aller Welt zu verschicken… wäre sicher lustig da mal wieder etwas gegen den Strom zu schwimmen, hahahahaha… los, macht mal wieder ne Twillight Ausgabe auf Papier, so schön in kleiner Auflage mit nem alten s/w Kopierer, hahahahaha… ich kaufe dann auch so 2-5 Stück, versprochen!!!! LOL :-D [Bock hätte ich ja…TZ]

 

Das neue Album trägt ja in gewisser Weise einen bedeutungsschwangeren Namen. Gab es diese sprichwörtliche Reinigung bei euch auch oder womit hängt der Albumname zusammen?

 

Grundsätzlich muss ich dazu erstmal loswerden, dass ich es eigentlich gar nicht so doll mag meine Texte zu erklären. Ich versuche die Lyrics immer recht einfach zu gestalten, damit jeder es auch halbwegs nachvollziehen kann worum es grundsätzlich in einem unserer Songs geht…und was ich dann am besten finde ist, wenn die Leute sich da mit ihrer eigenen Fantasie ihr eigenes Gebilde daraus bauen…auf ihr eigenes ganz spezielles persönliches Leben bezogen. Klar, bei „Katharsis“ geht es um „Reinigung“ im weitesten Sinne, um die Befreiung von seelischem Müll…in dem Song speziell auch um meine ganz persönlichen Gedanken zu dem Thema an sich. Viele meiner Texte handeln eigentlich generell von sehr realen bzw. privaten Gedanken zu diversen Themen, manchmal ist es auch eine Art Zwiegespräch mit mir selbst oder einfach ein Ausdruck von Selbstmotivation! Es ist kein richtiges Konzept dahinter in dem Sinne von einem klassischen Konzeptalbum, aber alle Songs haben mehr oder weniger etwas miteinander zu tun.

 

Man kann textlich gesehen Parallelen in unterschiedlichster Art und Weise herstellen zwischen den einzelnen Songs…“Hatebomb“ z.B. könnte auch ein mutierter kleiner Bruder von „A.P.A.B.“ sein, aber genau so gut auch von „The One“ oder auch von „Vicious Assault“! Was da dann etwas aus dem Rahmen fällt ist dann vielleicht ein Song wie „Old Times…good times!“, allerdings genau da schließt sich dann aber auch der Kreis wieder, was meine persönlichen Gedanken zu den Texten angeht. Jeder Song für sich auf dem Album funktioniert sehr gut alleine und hat seine eigene Message und Qualität, jedoch steht über allem doch irgendwie das „Katharsis“ Banner und auch die Songreihenfolge und auch die Abstände bzw. die Übergänge zwischen den Songs sind nicht ohne Grund genau so wie sie sind, der rote Faden sollte schon noch zu erkennen sein und der ist auf „Katharsis“ mit Sicherheit vorhanden, textlich wie musikalisch!

 

Bei Hate Squad hat sich das Besetzungskarusell ja manchesmal gedreht und auch du hattest deine Fühler ausgestreckt. Wo würdest du heute stehen, wenn du damals den Sängerposten bei Exodus bekommen hättest? Oder war es gut so, wie es gelaufen ist?

 

Ach was, woher weißt Du denn davon?? Da hat mich bisher ja noch NIE einer in nem Interview nach gefragt! Hab ich Dir das mal selbst erzählt irgendwann, dass da was war??? Da bin ich jetzt grade etwas platt… hey, aber vielleicht sollte ich dann mal an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und über meine Bemühungen generell etwas mehr erzählen… und da wir uns ja schon lange kennen Thorsten (wenn ich mich richtig erinnere haben wir uns doch damals nach einem Konzert in Hannover bei Mc Drive auf der Hildesheimer Str. kennen gelernt, oder???) [Ich glaube so war es. Nach Gorefest und Forbidden, glaube ich], da mache ich mir gerne die Mühe mal kurz in mich zu gehen und zu schauen was ich da jetzt interessantes erzählen kann! ;-) Also grundsätzlich muss ich erstmal dazu sagen, dass ich schon seit ich Musik mache immer gerne so viel Musik wie möglich machen wollte, am besten eigentlich nur Musik in meinem Leben machen wollte. Klar war natürlich Hate Squad für mich mein Baby und auch meine ersten Erfahrungen, aber ich hatte auch nie ein Problem damit neben Hate Squad noch andere Bands oder Projekte zu haben. Mache auch immer recht gerne mal als Gast hier oder dort mit, also wann immer ich wo brüllen kann oder soll, da bin ich gerne am Start wenn es mir möglich ist… soviel nur erstmal zu meiner grundsätzlichen Einstellung zum „Musik machen“ ansich! So nun aber mal konkret zu meinen Erfahrungen und Bemühungen neben Hate Squad. Also, es war ja so im zweiten Halbjahr 1997 so, dass wir eine sehr schwere Zeit hatten mit Hate Squad. Wir waren den Deal mit GUN Records los und hatten plötzlich gar keinen Gitarristen mehr! In dem Moment lag es dann an mir ne Lösung zu finden wie es weitergehen könnte und auch mehr oder weniger die Entscheidung zu treffen, ob es überhaupt weiter gehen soll. Und genau zu dieser Zeit suchten SEPULTURA dann einen neuen Sänger, weil Max ja leider ausgestiegen ist! Ich kannte Singerman Entertainment (das damalige amerikanische Sepultura Management) schon durch meine Arbeit für Motörhead bei SPV Steamhammer und hatte mit denen ja somit schon zu tun und die kannten mich ebenfalls schon. Auch die Band kannte mich schon durch etliche Treffen, vor allem mit Andreas hatte ich immer sehr guten Kontakt, auch durch diverse Interviews die ich mit ihm für einige Fanzines geführt hatte (ja Thorsten, wir sind irgendwie doch Kollegen :-D) und schließlich bin ich ja schon seit 1987 Mitglied im offiziellen Sepultura Fan Club in Brasilien gewesen und war da mit vielen Leuten aus dem Bandumfeld dadurch auch recht gut bekannt. Dann hatten wir ja immerhin ja auch 1996 auf der „Roots“ Tour zusammen gespielt, übrigens eine der letzten Shows mit Max und man konnte an dem Abend in Hannover auch den drohenden Split förmlich riechen! Jedenfalls war ich somit guter Dinge das ich eine Chance haben könnte. Ich hab dann da damals einfach bei Singerman Entertainment angerufen und denen erklärt, dass ich absolut heiß drauf wäre mich offiziell zu bewerben und sie waren angetan und sagten mir genau was und in welcher Form ich mich bewerben sollte. Es waren bestimmte Songs, welche es einzusenden galt, ebenso ne ausführliche Biografie und ähnliches. Es haben sich übrigens auch Leute wie z.B. Chuck Billy (Testament) beworben… ich habe seine Aufnahmen von einigen Sepultura Songs selbst gehört!!! Na ja, ich hatte dann 1 Woche später alles hier fertig liegen, also Aufnahmen der Songs mit meinen Vocals etc. … hahahahaha und hab es nie abgeschickt! Mir kam zwischenzeitlich in den Sinn, dass ich ja dann wohl auch Gitarre spielen müsste, so wie Max es ja auch gemacht hat… und ich hatte zwar mal einige Jahre als kleiner Bengel Unterricht, war damals aber immer viel zu faul zu üben und würde somit nicht behaupten, dass ich wirklich Gitarre spielen kann. Na ja und dann hab ich es eben nicht abgeschickt und hab mir ein Herz gefasst und einen alten Freund aus Bayern angerufen und somit hatten wir für Hate Squad wieder einen Gitarristen und einen sehr guten dazu! Mit diesem haben wir ca. 23 Songs geschrieben, welche die nächste Hate Squad Platte hätten werden sollen… kam dann alles aber auch wieder anders, denn von dieser Phase ist (leider) nur „Time for Revenge“ auf dem dann folgenden Album „H8 for the Masses“ gelandet. Die anderen ca. 22 Songs, welche in dieser Phase entstanden sind, benutze ich übrigens mittlerweile für mein anderes Projekt „Rise above Ruins“, aber bis da was konkretes veröffentlicht wird, das kann noch einige Zeit dauern! Na ja, dies war jedenfalls die Story zu Sepultura. Dann begab es sich noch 2 mal, dass Carl Willets von Bolt Thrower kurzzeitig die Band verlassen hatte und ich hab dann deren Manager in England angerufen und wollte abchecken was geht. Bevor es da aber zu irgendwelchen Auditions kam ist Carl (zum Glück, wie ich finde!) wieder bei Bolt Thrower eingestiegen und somit hatte sich das dann leider erledigt. Ich muss dazu noch sagen, dass sowohl SEPULTURA, als auch BOLT THROWER zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen und ich wäre wohl vor Freude im Dreieck gesprungen wenn das eine oder andere geklappt hätte. Ich bin jedenfalls damals der Meinung gewesen und auch heute sogar noch mehr der Meinung, dass ich es stimmlich beides hinbekommen hätte! Im Endeffekt bewege ich mich ja genau schon immer in dieser Schnittmenge und mit den original Sängern beider Bands wurde ich in ewig vielen Reviews auch schon stimmlich verglichen, mit Max eher zu früheren Zeiten und mit Carl eher so die letzten 10 Jahre. Man darf mich, was so was angeht, auch wirklich nicht unterschätzen, denn bei Hate Squad mache ich das was zu unserer Musik passt, aber hätte ich eine andere Herausforderung wie z.B. Sepultura oder eben Bolt Thrower, dann wäre ich da mit etwas Übungszeit sehr variabel was meine Stimme angeht und mein Ehrgeiz es dann gut hinzubekommen wäre in einer solchen Situation sehr sehr groß! Wer weiß was gewesen wäre wenn ich die Chance bekommen hätte…

 

Na ja und um jetzt endlich zu deiner eigentlichen Frage zu kommen… ja, dann so Ende 2004 Anfang 2005 habe ich mich sehr ernsthaft um den Sängerposten bei meiner absoluten „all time“ Lieblingsband EXODUS beworben… und da ich ja vorher schon mal den Schwanz eingezogen hatte (bei der Sepultura Sache) hab ich natürlich in dem Fall alles rechtzeitig abgeliefert. Ich war in ständigem Kontakt mit dem Management und mit Gary Holt und meine Chancen standen nicht wirklich schlecht! Man muss sich das so vorstellen, dass ich seit ca. 1984/85 ein absoluter „Die Hard“ Exodus Fan bin… ich habe wahrscheinlich heute noch eine der größten Exodus Live Audio Sammlungen in Europa, sammele seit damals so ziemlich alles von Exodus und hatte ja auch das Vergnügen das wir 1997 zusammen getourt haben und ich die Band auch schon zig mal getroffen hatte in Europa und auch in der San Francisco Bay Area, wir waren also schon miteinander gut bekannt! Eine kleine Anekdote noch am Rande zu der 97er Tour…es gibt einen Videomitschnitt von der Show in Dortmund, wo wir mit Hate Squad „Not my God“ spielen und die Exodus Jungs alle auf die Bühne kommen und rumhampeln und wild faxen machen während wir spielen! Genau bei der Show wurde damals auch ein Foto für das Rock Hard geschossen, wo ich in der einen Hand mein Mikro und mit dem anderen Arm Paul Baloff (R.I.P. my brother!) im Schwitzkasten habe!!! Das Video werde ich irgendwann mal ausgraben und bei youtube hochladen…Hammer Erlebnisse für einen „Die Hard“ good friendly violent fun supporter wie mich!!! Aber ich schweife ab… ok, also ich bin dann an einem trüben Januar Tag 2005 in unseren Hate Squad Proberaum gefahren und hab dort alleine 2 EXODUS Songs mit meinen Vocals aufgenommen… „Brain Dead“ und „A Lesson in Violence“. Die klangliche Qualität war sehr bescheiden, da ich nicht wirklich viel Equipment zur Verfügung hatte und letztendlich hab ich es dann mit nem alten Ghettoblaster aufgenommen… ich bin so an die Sache herangegangen, dass ich versuchen wollte stimmlich genau einen optimalen Mix aus Paul Baloff und Steve Souza hinzubekommen. Und ich muss ehrlich und ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass es mir sehr gut gelungen ist… sogar sehr sehr gut, ich war selbst komplett baff was ich mit meiner Stimme so alles machen kann, wenn ich mich einige Stunden konzentriert damit auseinandersetze und einfach probiere. Ich hab die Aufnahmen dann zusammen mit anderen geforderten Sachen an Gary und das Management geschickt und war ganz aufgeregt bezüglich der Antwort. Ich werde einige der Zeilen aus Gary’s Antwortmail nie vergessen: „…you are a killer singer dude!“ und „we’ll discuss this here and keep in touch“. WOW, ich war echt stolz wie Oskar… allerdings muss ich dazu sagen, dass ich genau zu dem Zeitpunkt auch diverse andere Verpflichtungen hier hatte und auch einen festen Job und viel anderen Stress. Es wäre das Chaos in meinem Leben ausgebrochen, wenn sie mich letztendlich genommen hätten… aber ich denke ich hätte es versucht alles hinzubekommen! Mit meinen Hate Squad Jungs hatte ich darüber damals auch gesprochen und die haben mir den Rücken gestärkt. Wir hätten auch mit Hate Squad parallel zu Exodus weiter gemacht, waren ja zu der Zeit was live Shows angeht eh auf absoluter Sparflamme und ich hätte dann sicher trotz Exodus mal ne Woche Zeit gefunden da ne Platte einzusingen. Na ja, hätte, wäre, wenn und aber…es ist ja dann doch wieder anders gekommen. Einige Tage machte ich mir ernsthafte Gedanken über die ganze Sache, einen eventuellen Umzug und war auch stets weiter mit Gary in Kontakt. Soweit ich weiß war ich da auch noch einer der Letzten Kandidaten von einer handvoll die noch im Rennen waren zu dem Zeitpunkt. Er hat mir dann aber nach einer Weile zu verstehen gegeben, dass die Entfernung realistisch gesehen einfach auch zu weit ist…ich hätte hier innerhalb von wenigen Wochen alle Zelte abbrechen müssen und dort vor Ort sein müssen. Im Prinzip hätte ich dafür kaum 3 Wochen Zeit gehabt, was in Anbetracht auch meinem Job, meinem Hund und diverser anderer Verpflichtungen die ich hier gehabt habe zu der Zeit unmöglich gegangen wäre. Eine Woche später ist dann noch mein Vater unerwartet verstorben und das hat die ganze Situation nicht besser gemacht. Ok, in 2-3 Monaten hätte ich es wohl alles irgendwie geregelt bekommen, aber nicht in 2-3 Wochen. Wir haben dann sogar auch über Flugkosten für hin und Rückflüge gesprochen und ich habe auch in Erwägung gezogen die alle aus eigener Tasche zu zahlen (bis zu einem gewissen Grad), aber letztendlich war es alles nicht zu machen, da muss man dann ja auch realistisch sein. Und dann kam ja noch dazu, dass Rob ja da schon vor Ort war und mit der Band schon gut bekannt war und einfach dann seine Chance genutzt hat! Ich gönne es ihm auch und er macht einen guten Job, ich hätte es auch nicht besser machen können als er es bisher macht und ich ziehe den Hut vor seiner Leistung! Na ja und zumindest hatte ich es wenigstens wirklich ernsthaft versucht und hätte auch alles dafür gegeben, aber es hat einfach nicht sollen sein. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang einfach gerne daran, dass ich für einen Exodus „Fan“ sehr sehr nah dran war zumindest eine reale Chance hatte und im Rennen war bei meiner Lieblingsband einzusteigen. Und auch meine Version der beiden Songs fand Gary damals wirklich sehr gut. Ich habe ihn vor einiger Zeit noch mal danach gefragt ob er es wirklich gut fand und ich eine reale Chance gehabt hätte was meine Stimme angeht und er hat es mir erneut versichert, dass dies nicht der Problempunkt gewesen wäre, eher die Entfernung und weil ich nicht zeitnah vor Ort hätte sein können… solche Worte machen mich natürlich stolz! Es wäre ja sonst fast wie im Märchen gewesen… Junge aus einem niedersächsischen kleinen Kackdorf zieht in die große Welt hinaus und singt plötzlich bei seiner Lieblingsband Exodus! Das wäre es echt gewesen, denke das hätte man wohl verfilmen können, hahahaha… ich wäre jedenfalls komplett ausgeflippt und hätte alles dafür getan es zu schaffen!

 

Na ja, alles schöne Erinnerungen… und nun versuche ich halt einfach mit Hate Squad wieder etwas mehr Gas zu geben und hab ja noch einige andere Bands (PAINSTYLE) und Projekte (RISE ABOVE RUINS, ANGERBLOOD, GUERILLA WARFARE…) mit denen ich aktiv bin in dieser oder jener Form! Also langweilig wird es mir nie und wer weiß was noch so alles passiert in meinem Leben, ich bin ja jung, kreativ und motiviert… hahahaha … vielleicht tauche ich ja doch noch mal irgendwann irgendwo auf, wo ich jetzt grade selbst noch nicht mal dran denke… ich versuche jedenfalls jede Chance zu nutzen, um viel und gute Musik zu machen, denn das ist mein Leben und ich denke das wird auch noch sehr lange so bleiben. Aber um Deine Frage noch hier am Ende konkret zu beantworten: ich denke es ist grade alles gut so wie es ist… und sollte ich nochmals eine ähnliche Chance bekommen, dann bin ich sicher noch viel besser vorbereitet und in der Lage es gut zu machen, als noch vor einigen Jahren… wir werden sehen was die Zukunft so bringt, ich bin für alles offen, auf alles vorbereitet und werde alles geben, wenn sich irgendwann eine Tür öffnet wo ich durchgehen möchte. ;-)

 

Wohin geht der Weg für Hate Squad im Moment? Sind die Ziele heute anders als Anfang der 90iger?

 

Hahahaha, ja klar da sind die Ziele schon etwas anders und auch die Möglichkeiten. Reich und berühmt werden wir wohl mit HATE SQUAD nicht mehr. Hübsch sind wir ja schon… :-D Ich denke mal, wir werden noch so einige Alben mit HATE SQUAD machen und wenn möglich auch wieder mehr live spielen, wenn es die Umstände und Gegebenheiten zulassen. Mit Live shows da haben wir auch wirklich etwas Nachholbedarf, leider liegt es auch nicht NUR an uns. Aber seit kurzem arbeiten wir auch wieder mit einer professionellen Booking Agentur zusammen und da wird sicher etwas mehr gehen in Zukunft, denn wir waren ja immer ne Live Band und das wollen wir unbedingt auch wieder mehr ausbauen wenn es möglich ist!

 

Ansonsten wollen wir natürlich alle gesund und munter bleiben und der beschissenen Welt musikalisch und lyrisch weiter schön heftig in den Arsch treten!

 

Zum Abschluss möchte ich mich auch herzlichen bei Dir bedanken Thorsten, für die interessanten Interviewfragen und auch für deinen andauernden Support was Hate Squad angeht! Danke auch für die Möglichkeit, den Leuten da draußen zu zeigen, dass wir noch da sind. Auch gigantisch fetten Dank an ALLE Leute die uns über die ganzen Jahre, trotz allem, so genial unterstützt haben und immer an uns geglaubt haben. Auch an dieser Stelle fetten Dank an unsere ganzen „Die-Hard“ Hate Squad Supporter, Freunde und Helfer ohne die wir manchmal ganz schön allein dastehen würden und natürlich Danke an alle die das bis hierher so tapfer gelesen haben. Dank auch an alle die ihr sauer verdientes Geld dafür einsetzen sich unser Album zu holen und Hate Squad damit unterstützen und auch alle die eine der (noch) seltenen Gelegenheiten wahrnehmen uns live zu supporten. Ohne alle diese Leute wäre unsere Arbeit und unser Traum nicht viel wert und wir wissen die Unterstützung sehr zu schätzen. Wer Bock hat kann uns ja mal auf facebook, youtube oder myspace etc. besuchen und unsere Songs anchecken und bei Gefallen natürlich auch gerne sich mit uns anfreunden! Oder noch besser, ihr schaut mal bei HSOSD.com ( http://www.hsosd.com ) vorbei, meldet euch an und leistet uns und anderen Hate Squad Supportern Gesellschaft…würde mich persönlich sehr freuen, da es mein eigenes „Projekt“ ist und ich da alles selbst mache … jeder ist bei HSOSD herzlich willkommen!!! ;-) Never Surrender…die fighting!


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    26. März 2012
  • Line Up

    Gesang- Burkhard Schmitt

    E-Gitarre -Mark Künnemann

    E-Gitarre - Martin Blankenburg (seit 2002)

    E-Bass - Bauke De Groot (seit 1995)

    Schlagzeug - Helge Dolgener

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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