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Ophis - Doom im Überfluss...

Obwohl die Hamburger Doom-Deather OPHIS mit „Abhorrance In Opulence“ bereits ihren dritten Longplayer veröffentlichen, scheinen sie immer noch ein Geheimtipp zu sein. Dabei steht das Quartett mittlerweile mit seinem Funeral-Doom-Death nicht nur etablierten Größen wie Ahab aus Deutschland oder gar Ausnahmeacts wie Skepticism um nichts nach. Ein Grund mehr, Sänger/Gitarrist Phil einmal zum Rapport zu bitten...

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Was bedeutet Doom für Euch, was fasziniert Euch daran und was hat Euch dazu bewogen, genau diese Art von Musik zu spielen, als ihr mit OPHIS begonnen habt? Wie lauten Eure persönlichen Doom Metal – Alltime-Favoriten?

Doom bedeutet für mich persönlich eins der letzten Subgenres im Metal-Sektor, das noch weitestgehend frei ist von Mainstream-Attitüde und Plastikmüll. Für mich ist es sehr intensive Musik, die man schlecht nebenbei hören kann. Es ist eins der wenigen Genres denen man wirklich Aufmerksamkeit widmen muss, wenn man was daraus ziehen will.

Letzten Endes bin ich halb zufällig dazu gekommen, Doom zu spielen. Ich habe früher in einer Thrash Metal Band gespielt, und da auch teilweise die Songs geschrieben. Ich habe schon immer nichts anderes versucht, als meine Gefühlslagen in Musik auszudrücken, und ich habe damals beim Schreiben gemerkt, dass ich immer wieder vom Thrash in die langsame, drückende Ecke abgedriftet bin. Das Zeug konnte ich natürlich in meiner Band nicht verwenden. Irgendwann hat sich dann aber so viel angesammelt, dass ich einfach eine neue Band gegründet habe. Das war die Geburt von Ophis. Ich habe also nie beschlossen: “jetzt spielst Du Doom”, sondern das hat sich so entwickelt und Ophis war die Konsequenz daraus.

Meine persönlichen Doom-Alltime-Favoriten könnten alleine dieses Interview füllen, ich beschränke mich mal auf eine spontane Auswahl: SKEPTICISM – Stormcrowfleet, EVOKEN – Quietus, MURKRAT – Drudging The Mire, ANATHEMA – The Silent Enigma, MY DYING BRIDE – Turn Loose The Swans, FUNERALIUM – Ultra Sick Doom, THORR’S HAMMER – Dommedagsnatt und viele andere...

Was muss man für ein Mensch sein, um Teil von OPHIS werden zu können? Gesellige Frohnatur, nachdenklicher Einzelgänger, melancholischer Romantiker mit Hang zum Grübeln oder doch eher depressiv veranlagter Pessimist?

Das sind ja alles Charakterzüge, die sich gar nicht unbedingt gegenseitig ausschließen müssen. Deshalb kann man tatsächlich all diese Attribute auch in unterschiedlicher Ausprägung und Kombination bei Ophis-Mitgliedern finden. Sogar die gesellige Frohnatur, wenngleich eher selten... Ich denke, im Wesentlichen würde ich persönlich bei diesen Kategorien dem nachdenklichen Einzelgänger entsprechen, wenngleich das in der Realität zu einschränkend wäre. Das Grübeln haben wir jedenfalls alle in der Band gemeinsam, ich denke dass auch nur jemand der dazu neigt in dieser Band künstlerisch glücklich werden würde. Ich glaube, um bei Ophis spielen zu können, muss man eine reflektierte Person sein, die eine gewisse innere Balance hat und dazu neigt, sich mit den negativen Aspekten des Lebens auseinanderzusetzen. Das heißt nicht, dass man depressiv sein muss. Man muss halt nur mit der Depression so seine Erfahrungen gemacht haben. Außerdem sollte man nicht zu hübsch sein, sonst fällt unsere Hässlichkeit noch mehr auf, haha.

Eure Musik beleuchtet und verkörpert in beängstigender Art und Weise die negativen Stimmungen und Schattenseiten der Seele und des Seins. Ist es Euch wichtig, mit diesem dunklen Loch, das sich in jeder Seele findet durch das Erschaffen und zelebrieren der Musik zu kommunizieren? Wie würdet Ihr es beschreiben? Ist es ein Herauslassen von Gefühlen oder eher ein innerliches Fallenlassen in die emotionale Seelenwelt?

Meine Güte, das sind harte Fragen, haha. Das sind recht komplexe Motivationen und Emotionen, die uns beim Musikmachen und –schaffen leiten und lenken. Allzu intensiv wollen wir das selber gar nicht reflektieren, denn es soll natürlich bleiben, und möglichst wenig durch bewusste Gedanken und Strategien gesteuert werden. Ich denke, letzten Endes ist es beides. Wenn man mal genauer drüber nachdenkt, sind das Fallenlassen in und das Herauslassen von solchen Emotionen gar nicht weit von einander entfernt. Auf jeden Fall bedingen sie sich gegenseitig, denn das eine ist ohne das andere nicht vollständig möglich. Daher trifft sicherlich beides zu, vielleicht mal mehr in die eine oder die andere Richtung, aber letzten Endes ist das authentische Herauslassen von Gefühlen nur umsetzbar, wenn man sich diesen Gefühlen auch stellt und sich in sie hineinbegibt. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum Mainstream-Musik oft so platt und künstlich ist: weil da keine echte Auseinandersetzung stattfindet, und deshalb eben auch nichts transportiert werden kann. Selbst Lieder über Seelenschmerz oder Trauer klingen dann aufgesetzt und oberflächlich.

Ihr seid schon über zehn Jahre im Geschäft. Da dürftet Ihr bereits so einiges mitgenommen haben, oder? Wie zufrieden seid ihr mit der Entwicklung der Band, welches waren die schwersten und welches die schönsten Momente?

Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung der Band. Man muss sich dazu vor Augen halten, was damals bei der Gründung die Erwartungen waren. Wir hatten damals ein Demo am Start und gingen davon aus, dass wir vielleicht 100 oder 150 Stück an irgendwelche Die-Hard-Sammler verkaufen – und das war’s dann. Es war nicht mal abzusehen ob wir überhaupt jemals eine richtige Platte machen oder auch nur Gigs spielen würden. Natürlich sind wir immer noch eine kleine, relativ unbedeutende Band, aber wir haben 3 Alben, 2 EPs und eine Compilation gemacht und waren dreimal auf Europa-Tour. Verglichen mit der Anfangserwartung ist das natürlich ein ganzes Stück.

Die schönsten Momente waren sicherlich große Teile der Tourneen sowie das Feedback, dass wir auf unsere Platten bekommen haben. Die schwersten Momente waren für mich persönlich immer die Zeiten, in denen wir mit ätzenden internen Widrigkeiten zu kämpfen hatten und nicht immer ganz klar war, ob und wie es mit der Band weitergehen würde.

„Abhorrance in Opulence“ ist mittlerweile Euer dritter Longplayer neben der im vergangenen Jahr veröffentlichten Compilation „Effigies Of Desolation“ und einer Split-EP mit Officium Triste 2012. In diesem Zeitraum haben sich viele Bands im Underground von den herkömmlichen Labels abgewandt und sind dazu übergegangen sich selbst im Netz zu vermarkten. Ihr dagegen habt kontinuierlich mit kleinen Plattenfirmen zusammen gearbeitet. Wie beurteilt Ihr in dieser Hinsicht die Entwicklung – insbesondere – der deutschen Metal-Szene?

Fakt ist, dass dieses “Business” sich sehr gewandelt hat, und wie Du sagst viele Bands dazu übergehen, ihre Veröffentlichungen komplett selbst zu händeln. Es ist aber nach wie vor so, dass man da sehr schnell an Grenzen stößt. Die Arbeit mit einem Label hat immer noch die gleichen Vorteile wie früher, alleine schon was Promotion und Vertriebsmöglichkeiten angeht. Viele der jüngeren Bands machen sich Illusionen, wenn sie das vergessen. Insbesondere, wenn man nicht weiß, wie der Markt genau funktioniert. Eine Eigenproduktion steht für uns nicht zur Debatte. Natürlich verdient man mehr an seiner Musik, wenn man alles selbst macht. Aber man setzt auch deutlich weniger ab, so dass man unterm Strich trotzdem weniger davon hat. Zumal man an Mp3 so gut wie gar nichts verdient. Das führt dann wiederum dazu, dass man seine Kosten nie wieder reinbekommt. Das Resultat ist, dass man kein Aufnahmebudget hat und entsprechend mies klingende Alben im Proberaum aufnehmen muss. Wir wollen was vernünftiges abliefern und keinen Akustikmüll. Die meisten Eigenproduktionen die man so im Netz findet, klingen doch eher mäßig. Außerdem sind uns physische Tonträger wichtig, weil unserer Meinung nach ein Album nicht nur aus Musik besteht, sondern Artwork und Optik ebenso dazugehören. Wenn Du alles allein machst bist Du dagegen fast immer auf reinen Mp3 Vertrieb beschränkt. Und wenn Du Dein Zeug ins Netz stellst, schön und gut. Aber das tun mittlerweile so viele, dass Du da kaum noch wahrgenommen wirst. Außerdem sagen die Downloadzahlen kaum etwas aus. Ich lese oft, dass Bands sich freuen, dass ihre neue Eigenproduktion 5.000 mal runtergeladen wurde oder so. Aber es gibt sehr viele Leute, die sich probehalber erstmal alles mögliche runterladen und dann wieder löschen. Daher sagen Zahlen bei Gratis-Downloads absolut nichts aus. Eine verkaufte CD legt zumindest nahe, dass die Musik dem Hörer auch was bedeutet. Wenn Du wirklich wahrgenommen werden willst und auch die Chance haben willst, auf Festivals oder Touren zu spielen, kommst Du nach wie vor um ein Label nicht herum.

Sagen wir es zusammenfassend mal so: natürlich kann man im Eigenvertrieb hochqualitative Musik veröffentlichen und auch viele Menschen erreichen. Aber einfacher ist das mit einem Label im Rücken definitiv. Wer was anderes behauptet hat einfach das falsche Label.

Euer aktuelles Werk heißt frei übersetzt so etwas wie Abscheu im Überfluss. Wen oder was verabscheut Ihr und warum? Liegt dem Album ein Konzept zugrunde?

Dem Album liegt kein Konzept im strengen Sinne zugrunde. Der Albumtitel kann auf mehrere Ebenen bezogen werden. Zum einen auf all die Dinge die ich in den Texten verarbeite, wie den Zerfall der Kultur, religiöse und politische Repression (die wir auf gewisse subtile Weise durchaus auch hier in Europa haben), die völlig überzüchhtete ultrakapitalisierte Konsumgesellschaft... das sind alles Dinge die unseren Abscheu auf sich ziehen, und die gibt es ja nun mal leider im Überfluss. Zum anderen verbildlicht der Titel auch schlicht und einfach den Sound des Albums. Finden wir jedenfalls.

Doom-Death, wie ihr ihn spielt ist eine sehr spezielle und puristische Kunstform innerhalb einer extremen Szene, die sich glücklicherweise immer noch zu einem Großteil fernab des Mainstreams abspielt. Der „große Durchbruch“ ist mit dieser Art von Musik nur schwerlich zu erreichen. Stört Euch das nicht manchmal, denn schließlich steckt ihr ja nicht weniger Arbeit, Hingabe und Herzblut in Eure Scheiben als manch etablierter „Wacken-Act“? Wie wichtig ist Euch Feedback und Anerkennung?

Wir glauben das die Leute ja oft nicht, aber es stimmt trotzdem: ich bin total froh, dass wir den “großen Durchbruch” in die Wacken-Liga niemals schaffen könnten. Von der Musik leben wäre nicht gut für uns. Wir sehen Musik als etwas, dass uns die Möglichkeit gibt, unsere negativen Gefühle kreativ umzusetzen und der Musikkultur etwas mit Inhalt zu geben. Wenn Du davon lebst, kannst Du das nicht mehr frei heraus machen, Du musst Deinen Kühlschrank vollkriegen und den Strom bezahlen. Oder du musst so reich werden, dass Du auf alles scheißen kannst, aber das schafft man ja auch nur, wenn man das spielt was die Massen hören wollen.

ophis2012 sm

 

Anerkennung kann man auch anders bekommen. Erfolg wird in diesem Geschäft ja leider nur an Verkaufszahlen gemessen. Da haben wir natürlich nicht viel vorzuweisen. Aber wenn ich sehe, dass Fans teilweise aus dem Ausland anreisen, nur um unsere Show zu sehen oder mir Mails schreiben, dass ihnen die Musik geholfen hat, mit einer Lebenskrise klar zu kommen, dann ist das für mich die beste Bestätigung, die ich bekommen kann. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde dass mir Feedback völlig egal ist. Es würde niemals unser Songwriting beeinflussen, aber natürlich lässt es uns nicht kalt, wenn Leute uns sagen, dass sie in unserer Musik etwas bestimmtes finden, was ihnen gefällt und sie auch geistig anspricht.

Wie soll es mit OPHIS weiter gehen? Gibt es einen Masterplan für die Zukunft, Hoffnungen oder Wünsche, die durch die Band in Euch genährt werden?

Einen Masterplan gibt es nicht. Macht auch keinen Sinn, eine Band von unserem Status muss in kleinen Schritten denken und gucken was kommt. Momentan sind wir dabei, Gigs für 2015 zu planen. Vielleicht wird es wieder eine Tour geben, man wird sehen. Gespräche mit Tourveranstaltern gab es schon, aber man muss sehen. Falls nicht, werden wir uns auf Wochenend-Shows beschränken. Wir wünschen uns einfach, dass es mit der Band noch eine Weile so weitergeht, wir uns qualitativ noch etwas weiterentwickeln können und außerdem wäre es natürlich schön, wenn wir noch an Bekanntheit etwas zulegen. Aber solange wir unser aktuelles Niveau in jeder Hinsicht halten können, bin ich auch schon zufrieden. Ich sehe die Zukunft jedenfalls mit einer gewissen Ruhe, da wir die meisten unserer Ziele in der Vergangenheit umsetzen konnten. Zwar oft über Umwege, aber das ist irrelevant.

Ich danke Euch für die Zeit, die Ihr Euch für unser Mag genommen habt, die letzten Worte gehören Euch...

Ich gönne mir bei dieser Frage, komplett unoriginell zu sein, und bedanke mich schlicht und einfach bei Dir für das schöne und interessante Interview, sowie bei den Lesern für’s Interesse! Das ist nicht grad spannend, aber ehrlich! Doom on!

OPHIS Live-Dates:

 

04.10.2014 - GER - Hamburg - Bambi Galore - "Album-Release-Show"
24.10.2014 - GER - Hammelburg - Wasserhaus
25.10.2014 - GER - Göttingen - Juzi
01.11.2014 - GER - Winsen - Egon's - "Killing Fields Festival 2"
14.11.2014 - GER - Leipzig - Bandhaus
15.11.2014 - CZ - Prag - Modrá Vopice
16.11.2014 - CZ -Pilsen - Pod Lampou
05.04.2015 - GER - München - Backstage - "Dark Easter Metal Meeting"  

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Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    28. September 2014
  • Line Up

    Phil - guitar, vocals 
    Martin - guitar 
    Olly - bass 
    Nils - drums

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  • Redakteur

    Jens Dunemann
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