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Vor über 100 Jahren schrieb Kurt Tucholsky, der Satiriker "kann nicht wägen – er muss schlagen". Satire muss also den Finger auch in unangenehme Wunden legen und darf nicht ausschließlich der Unterhaltung dienen. Ein gutes Beispiel dafür ist der vorliegende Sammelband aus dem Hause Lappan.

Einleitend stellt Marius Jung fest: „Und mal ehrlich: Lachen auf Kosten von Arschlöchern hat doch etwas Befreiendes, oder?“ Stimmt, und doch löst sich das Problem der neuen Rechten durch Lachen ebenso wenig wie der Pflegenotstand vom Bildungsbürgertum einfach weggeklatscht werden konnte. Aber das ist natürlich auch den Beteiligten an dieser Mischung aus Texten und Cartoons klar. An Bord sind die großen Namen der deutschen Cartoonisten.-Szene, u.a. Butschkow, Hauck & Bauer, Holtschulte, Mette u.a. Aufs Korn genommen wird dabei nicht nur die Vorstellung des rechten Einzeltäters, der wiederaufflammende Antisemitismus, fehlende Zivilcourage oder auch das mangelnde Bewusstsein für politischen Extremismus. Und dabei wird der ein oder andere politische Korrekte Gutbürger trotz aller guten Absichten auch einmal tief Schlucken müssen, etwa wenn Mette ein Ehepaar auf S. 25 sagen lässt „Um uns später keine Vorwürfe machen zu müssen, haben wir schon mal einen Juden im Keller versteckt.“ Darf der das? Ja. Ich finde es genau auf den Punkt.
Naturgemäß bekommt die AFD ihr Fett weg („Vogelschiss der Geschichte“), aber auch PEGIDA oder die digitale Hetze.
Neben den Cartoons enthält der Band einige lesenswerte Texte in unterschiedlichen Formaten, z. B. auch in lyrischer Form. Manches regt zum Nachdenken an, anderes zum Schmunzeln und vieles gar zu beidem.
Und am Ende ist es wieder Til Mette, der auf den Punkt bringt, weshalb ein solcher Sammelband anno 2021 notwendig ist: „Ich dachte 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges würden wir Ausserirdische bekämpfen und nicht Nazis…“

Kategorie

V.Ö.

27. Juni 2021

Verlag

Lappan/Carlsen


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