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Gemessen an den Ergebnissen der letzten Geschichtsarbeiten, in denen der Imperialismus kurzerhand zum Krieg in Europa erklärt wurde, die Schüler es für vollkommen ausreichend hielten, dass Bismarck überhaupt eine Außenpolitik hatte und Napoleon im Gegensatz zu seinem bösen Alter Ego „Bon-A-Parteeee“ ein ganz Böser war, muss ich mal vermuten, dass alles Wissen über die Habsburger unnütz ist.

 

Doch der geneigte Historiker weiß natürlich, dass in der Geschichte nichts unnütz ist. Und natürlich wissen wir Hildesheimer auch, dass wir unser Stadtwappen dem Habsburger Karl V. zu verdanken haben. Und wer einmal in dem kleinen Büchlein aus dem Holzbaum Verlag blättert, der wird schnell herausfinden, dass dieser Karl ein Sprössling von Philipp dem Schönen und Johanna der Wahnsinnigen war. Und wo kann man schon nachlesen, dass die gute Frau rasend vor Eiversucht mit einer Schere auf ihre Nebenbuhlerin losging?

Mitglieder meiner Generation werden sich vielleicht noch an die Schlagzeilen der 80er Jahre erinnern, als ein Jäger einen Polen aus dem Baums schoss, da er ihn angeblich für einen Waschbären gehalten hatte. So ähnlich dürfte sich der Oberstallmeister Adam Franz Fürst von Schwarzenberg gefühlt haben, als ihm der kurzsichtige Karl VI. versehentlich eine tödliche Schrotladung auf den Pelz brannte. Dafür scheint für Karls Tochter Maria Theresia mehr als nur ein Fruchtbarkeitstanz aufgeführt worden zu sein, denn sie brachte 16 Kinder zur Welt. Vor allem Spross Numero 15 dürfte bekannt sein, handelte es sich dabei doch um die Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI – beide wurden während der Revolution einen Kopf kürzer gemacht. Da Maria Theresia etwas füllig war, rührte ihr Leibarzt alle Speisen ihres täglichen Bedarfs in einem Kübel zusammen, um die Regentin durch diesen grausligen Anblick vom Essen abzuhalten.

Nicht nur der Superdetektiv Sherlock Holmes hing an der Nadel, nein, auch Österreichs Vorzeigekaiserin Sisi hat sich gerne mal eine Rutsche Kokain reingezogen – als Heilmittel gegen Melancholie.

Das handliche Büchlein über die Habsburger ist chronologisch aufgebaut und verfolgt in sechs Kapiteln den Aufstieg und das Ende der Dynastie. Zudem gibt es noch ein extra Kapitel mit Kuriosem aus dem Herrscherhaus – als ob die Informationen der anderen Kapitel noch nicht genügend Kuriositäten zutage gefördert hätten. Das Buch passt in jede Handtasche und eignet sich so als Weggefährte für eine Reise nach Wien oder auch die tägliche Busfahrt zur Arbeit. Für den Kollegen Lison bedeutet das Buch sogar, dass er eine Weile auf Arztbesuche verzichten könnte, da „Unnützes Habsburger Wissen“ genügen royalen Klatsch und Tratsch vorhält, um für eine Weile ohne die Gala und Bunte aus dem Wartezimmer auskommen zu können.

„Unnützes Habsburger Wissen“ ist ein Muss für Geschichtsinteressierte und auch eine unterhaltsame Lektüre für  die seltsame Spezies Mensch, die sich nicht an Geschichte erfreuen kann – für die gibt es hier nämlich genügend amüsante Geschichten zur Geschichte.

Und wenn es in Wacken mal wieder regnet, hat man wenigstens ein gutes Buch dabei, um sich von den wild brüllenden Wackenianern als Intellektueller abzusetzen.

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Kategorie

V.Ö.

30. Juli 2014

Verlag

Holzbaum


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