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Obwohl die Menschen gegenteiliges behaupten, so zählen in Tinder-Zeiten Äußerlichkeiten doch häufig mehr als die berühmten inneren Werte. Was haben die Bands in dieser Hinsicht zu bieten? Ganz klar, was den Zeitpunkt der Niederkunft angeht, so haben BEAST IN BLACK diese Nase natürlich vorn. BATTLE BEASTS „No More Hollywood Endings“ schlüpfte erst ganze sechs Wochen nach „From Hell With Love“ aus dem Geburtskanal. Dafür bringen BATTLE BEAST aber auch gut zwei Minuten mehr Spielzeit auf die Waage.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Wie bei der knittrig-schuppigen Außenhaut echter Babys auch, muss man sich die Cover beider Veröffentlichungen irgendwie schön reden: „Das verwächst sich noch.“ „Das ist ja noch nicht die richtige Augenfarbe.“ „Zwillinge sehen anfangs immer etwas komisch aus.“ Na ja, rückblickend können beide Bands vielleicht über ihre Jugendsünden lachen. Denn während einem vom BEAST IN BLACK Cover eine Masters of the Universe-artige Amazone auf dem Rücken eines gruseligen Monsters aus dem Höllenfeuer entgegen reitet, gehen BATTLE BEAST etwas dezenter zu Werke: Ihr Bandlogo entspringt einem Atompilz, der von Kampfjets angegriffen wird. Dies alles geschieht vor dem glühenden Abendhimmel. Da mag ich nun wirklich keinen Gewinner bestimmen. In die Ruhmeshalle der besten Albumcovers werden beide Werke wohl nicht eingehen.
Ein Blick auf die aktuellen Bandphotos lässt hingegen nur einen gewinner zu: BEAST IN BLACK. Zwar schlägt sich BATTLE BEAST Frontröhre Noora als Schneewitchens böse Mutter recht ordentlich, doch leider hat Drummer Pyry Vikky vergessen eine Hose über seine Termounterhose zu ziehen. Während das Teil in Finnland sicherlich seiner Zweck erfüllt und beim Kollegen Lison seit Jahrzehnten zur Standardausrüstung für die kalten Monate gehört, hat das Teil auf dem Bandphot nichts zu suchen.
Die Albumtitel könnten mit etwas bösem Willen beide als Stichelei in die Richtung der jeweils anderen Band gedeutet werden. BEAST IN BLACK senden Liebesgrüße aus der Hölle, während BATTLE BEAST den theatralischen Hollywood-Endings eine Absage erteilen. Allen Fans, die sich ein Happy Ending von BATTLE BEAST mit einem zurückgekehrten Anton Kabanen erhoffen, wird hier wohl eine eiskalte Absage erteilt. Andererseits haben die Songs auf „From Hell With Love“ so rein gar nichts mit der Hölle gemeinsam. Dafür klingt „No More Hollywood Endings“ aber auch nicht weniger theatralisch als die vergangenen Alben der Band. Fazit: Soweit bleibt alles beim Alten in Finnland.
Kommen wir zu den inneren Werten. Zur Erinnerung: BEAST IN BLACK wurde 2015 aus der Wiege gehoben, nachdem Anton Kabanen von seinen ehemaligen Weggefährten bei BATTLE BEAST den Laufpass bekommen hatte. Stilistisch haben wir es hier also quasi mit Siamesen zu tun und beide Bands haben sich die Genre-Neologismen „ABBA-Metal“ oder „Turbo-Metal“ (benannt nach dem gleichnamigen JUDAS PRIEST Album) hart erspielt. Es wird georgelt und geschlagert was das Zeug hält. Und wenn die Bands tausendmal IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST & Co als musikalische Vorbilder angeben, wenn BEAST IN BLACK mit „Cry Out For A Hero“ in die Platte einsteigen, wird im ersten Augenblick erstmal an BRONSKI BEAT, A-HA, BONEY M. oder die PET SHOP BOYS erinnert, bevor die metallischen Riffs einsetzen. Der Start gelingt BATTLE BEAST mit der epischen Soundwand von „Unbroken“ zunächst besser, auch wenn man sich irgendwie an Bands wie WITHIN TEMPTATION erinnert fühlt. Den eingängigeren Refrain kreischt allerdings Yannis Papadopoulos ins Mikro.
Der Titeltrack „From Hell With Love“ erinnert zunächst an den Sound eines alten Atari-Spiels, bevor in großer 80er Pop-Metal Manier weitergerockt wird. Die synthetischen Drumsound lassen dann auch gleich noch den guten alten Dieter-Thomas Heck auferstehen, um BEAST IN BLACK in der TDF Hitparade anzukündigen. Auch bei BATTLE BEAST rangiert der Titeltrack an zweiter Position und beginnt mit einem zögerlichen Gefiddel. Verhalten geht es auch weiter und auch die neo-klassischen Melodien können nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Song ein echter Refrain fehlt. In Sachen überzeugender Titeltrack haben BATTLE BEAST also eindeutig die Nase vorn.
Das dritte Album gilt nach wie vor als „make or break“ – Punkt. BATTLE BEAST steigen abermals etwas unvorteilhaft mit dicker female-fronted Epic-Soundwand in „Eden“ ein, doch wer durchhält wird dafür mit einem hörenswerten und eingängigen Refrain entlohnt. Da haben es BEAST IN BLACK leichter: Sie ködern den Hörer bei „Sweet True Lies“ gleich mit einem Refrain, der den Song problemlos auf jede Bravo Hits CD katapultiert hätte.
Im weiteren Verlauf der Alben arbeiten beide Kontrahenten mit altbekannten Stilmitteln: elektronische 80s Pop-Elemente, große Melodien (BATTLE BEAST – „The Hero“, BEAST IN BLACK – „Die By The Blade“) und eingängiges Riffing. So hart wie BATTLE BEAST in „The Golden Horde“ werden BEAST IN BLACK hingegen nicht, auch wenn sich „Heart Of Steel“ an vorletzter Position zunächst anschickt die Metal-Axt zu schwingen. Der Refrain ist hingegen hörenswert, erinnert jedoch auch etwas an BLOODBOUND.
FAZIT: Man sollte sich nicht von der Tatsache täuschen lassen, dass BEAST IN BLACK keinen Keyboarder im Line Up aufführen. Was den 80s Pop-Faktor angeht, so haben BEAST IN BLACK die Nase eindeutig vorn. BATTLE BEAST müssen sich zwar sicherlich auch den Vorwurf gefallen lassen eine recht poppige Art des Metal zu spielen, insgesamt geht der Sechser aber etwas härter zur Sache als die Konkurrenz. Diese haben jedoch die größeren Refrains und somit auch die größere Hitdichte. Sicherlich ein Grund für viele Traditionalisten sich die Ohren mit Hubba Bubba zu verschließen und dann doch lieber notgedrungen zum BATTLE BEAST Konzert zu gehen.
Einen klaren Punktesieg kann keine der beiden Bands einfahren: BEAST IN BLACK zelebrieren die großen Melodien und verkaufen dafür ihre Metalseele an den „God of Schlager“. BATTLE BEAST schälen sich anno 2019 Stück für Stück aus dem Zuckerwatte-Kokon der Vergangenheit heraus, was sich bereits in der etwas entschlackten Covergestaltung zeigt. Traditionalisten werden sowohl um die eine als auch um die andere Band einen Bogen machen und „Turbo“ plötzlich doch gar nicht mehr so schlecht finden, alle anderen dürften je nach Laune mal die eine, mal die andere Kapelle bevorzugen.




Kategorie

V.Ö.

09. April 2019

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

Tracklist

Beast in Black – From Hell with Love
1. Cry Out For A Hero
2. From Hell With Love
3. Sweet True Lies
4. Repentless
5. Die By The Blade
6. Oceandeep
7. Unlimited Sin
8. True Believer
9. This Is War
10. Heart Of Steel
11. No Surrender
43:15

Battle Beast – No More Hollywood Endings
1. Unbroken 4:08
2. No More Hollywood Endings 3:52
3. Eden 3:59
4. Unfairy Tales 3:32
5. Endless Summer 3:36
6. The Hero 4:13
7. Piece Of Me 3:38
8. I Wish 4:25
9. Raise Your Fists 6:11
10. The Golden Horde 3:58
11. World On Fire 4:03
45:35

Line Up

Yannis Papadopoulos | Gesang
Anton Kabanen | Gitarre
Kasperi Heikkinen | Gitarre
Mate Molnar | Bass
Atte Palokangas | Schlagzeug

Noora Louhimo | Gesang
Joona Björkroth | Gitarre
Juuso Soinio | Gitarre
Eero Sipilä | Bass
Janne Björkroth | Keyboard
Pyry Vikky | Schlagzeug


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