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„Ich weiß noch genau, als mir mein Großvater mein erstes...“, ach, nee, falsche Baustelle. Aber ich erinnere mich noch genau an die erste Begegnung mit DURAN DURAN. Denn bei einem Besuch in Ahlum, ehemaliges Zonenrandgebiet, wummerte aus den Boxen der Stereoanlage meines Cousins, in die man die Schallplatten „hochkant“ hineinlegen musste, „The Reflex“, dank der in Wolfenbüttel stationierten britischen Soldaten, die in der Fremde natürlich nicht auf ihren Heimatsender BBC verzichten wollten.

Tief in das Gedächtnis gegraben hat sich natürlich auch das Video von 'The Wild Boys' mit dem an die Windmühlenflügel geschnallten Sänger Simon Le Bon, das sonntags immer in der Musiksendung „Formel eins“ lief. Von dem Drama, als sich Simon Le Bon seine längeren die Damenwelt verzaubernden Haare abschneiden ließ, ganz zu schweigen. Da musste das damalige Zentralblatt der Jugen, die BRAVO, sogar eine Trosthotline einrichten.

Mit dem Ausstieg von Drummer Roger Taylor und Gitarrist John Taylor nach dem Livealbum Arena und dem Bond-Song 'A View To A Kill' (1986) folgte eine eher durchwachsende Bandgeschichte, die mit dem „Wedding-Album“ (1993) einen erneuten Höhepunkt aufweisen konnte, mit einigen Aufs und eingen Abs. Zu alter Form fanden DURAN DURAN mit dem erfrischend duranduranartigen Longplayer „All You Need Is Now“, allerdings nur, um mit Paper Gods (2015) einen absoluten Tiefpunkt einzuläuten.

Zum vierzigjährigen Geburtstag steht ab heute der nunmehr sechszehnte Longplayer in den Startlöchern. „Future Past“ heißt das Opus, das die Vergangenheit mit der Gegenwart versöhnen soll. Denn in einer Zeit, in der viele angesagte Bands und Künstler wie DURAN DURAN klingen wollen, wäre es Wahnsinn, sich mit jedem Album neu erfinden und sich dem Zeitgeist anbiedern zu wollen. So besann man sich auf die Frühzeit der Bandhistorie mit Alben wie „Duran Duran', 'Rio' und 'Sven And The Ragged Tiger'.

Angeblich soll beim Songwriting auch künstliche Intelligenz zum Einsatz gekommen sein. Wenn dem wirklich so sein sollte, dann hat der Algorithmus wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Anleihen und Ähnlichkeiten sind wirklich unverkennbar. Gleichzeitig gelingt es den Engländern aber auch, den entstandenen Sound nicht aus der Zeit gefallen klingen zu lassen. Das liegt vielleicht auch daran, dass man einige hochkarätige Unterstützung sichern konnte. Da wäre zum einen der Produzent Mark Ronson, der sich auch schon auf „All You Need Is Now“ verantwortlich zeigte. Hinzu kommen Künstler wie Giorgio Moroder und andere, die man in meinem Alter nicht kennt (Tove Lo, Ivorian Doll, CHAI, Mike Garson).

Nichtsdestotrotz ist „Future Past“ ein gutes Album geworden, das bisweilen sein ganzes Potenzial erst nach mehreren Durchläufen zu entfalten vermag und die unterschiedlichsten Facetten preisgibt. Da wäre der groovige Opener 'Invisible', das feierliche 'Anniversary' (100 Prozent DURAN DURAN und etwas 'The Reflex'), das melancholisch dynamische 'Tonight United', das traurige 'Wing', das mitreißende 'Hammerhead' oder das schwermütige 'Falling'. Warum aber ausgerechnet der mit Anstand schlechteste Track dem Album den Titel gegeben hat, bleibt wohl für immer ein Geheimnis.

Kurz: Zum vierzigjährigen Bestehen legen die New-Romance-Legenden von DURAN DURAN mit „Future Past“ ein durchaus hörenswertes Jubiläumsalbum vor, das trotz der unverkennbaren Anleihen an ihre ersten drei Longplayern sehr frisch klingt, mit wirklichen Hits aufwarten kann und einen auf eine wunderbare Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt. 

Kategorie

V.Ö.

22. Oktober 2021

Label

Tape Modern/ BMG

Spielzeit

Tracklist

  1. Invisible
  2. All of You
  3. Give it All Up (feat. Tove Lo)
  4. Anniversary
  5. Future Past
  6. Beautiful Lies
  7. Tonight United
  8. Wing
  9. Nothing Less
  10. Hammerhead (feat. Ivorian Doll)
  11. More Joy (feat CHAI)
  12. Falling (feat. Mike Garson)

Line Up

Simon Le Bon, Nick Rhodes, John Taylor, Roger Taylor


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