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Fast 40 Jahre später steht HEINZ RUDOLF KUNZE noch immer auf der Bühne und legt mit „Wie der Name schon sagt – Solo live“ den Livemitschnitt einer Show aus dem Schweriner Schloss im vergangenen Sommer vor. Und während die meisten Künstler dieser Tage Orchesteralben usw. vorlegen, präsentiert sich Kunze reduziert: nur seine Stimme, ein Klavier und eine Gitarre. Und schnell wird klar, dass Kunze bei der heutigen Jugend wohl einen schweren Stand haben dürfte. Für die heutigen Teenager dürfte der in Nordrhein-Westfalen geborene Brillenträger etwa so wirken wie Harald Juhnke oder Hans-Joachim Kuhlenkampff auf meine Generation. Und doch wird auch schnell deutlich, dass hier das Bildungsbürgertum rockt, um sich mal für einige Stunden vom Feuilleton der Süddeutschen loszueisen. Und Kunze liefert ab. Mit seinem Programm aus Songs und Sprecheinlagen outet sich der Liedermacher als ein Exemplar einer aussterbenden Gattung: der Entertainer mit Herz und Verstand. Mit fast literarischen Zwischenspielen wie „Die Menschinnen“ dürfte Kunze bei dem ein oder anderen politisch korrekten Gutmenschen anecken. Und wenn er in „Ich bin schuld“ feststellt, dass Frauen ja nie schuld seien, dürften abermals einige Genderpolizist*innen erschrocken den Atem anhalten. Doch Kunze schaut mit viel gesundem Menschenverstand und nüchterner Ironie auf den Status Quo einer sich ständig wandelnden Welt. Bemerkenswert auch, dass Kunze – nicht nur in seinen Sprechtexten – daran erinnert, dass die deutsche Sprache mehr zu bieten hat als „Digga“, „Hurensohn“ und „Haten“. Allein schon aus diesem Grund dürften sich manche Menschen beim Hören der Doppel-CD abgehängt fühlen, da sie schlicht und einfach kaum ein Wort oder Aussage verstehen.
Doch von all dem Gesagten abgesehen soliert sich Kunze durch seine eigene Diskografie und haut dabei natürlich Gassenhauer wie „Dein ist mein ganzes Herz“, „Vertriebener“ oder „Spießgesellen der Lüge“ raus, die auch als One-Man-Show bestens funktionieren. Da kann man auch über etwas exzentrisch wirkende Intermezzi wie „Bubu machen“ hinwegsehen. Allerdings zeigt Kunze auch, dass seine Musik leise ebenfalls gut funktioniert und so finden sich einige ruhigere Songs auf der Playlist. Und natürlich darf ein Kunze-Konzert nicht ohne „Finden Sie Mabel“ enden. Und wieder singe ich unweigerlich mit – nur dieses Mal mit dem richtigen Text auf den Lippen.


Kategorie

V.Ö.

13. November 2020

Label

Meadow Lake Music

Spielzeit

Tracklist

Line Up

Heinz Rudolf Kunze - Vocals, Gitarre, Klavier


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