Skip to main content


Die Antwort ist leicht zu geben: Mitnichten!!!
 
Ja, "Hermitage" fehlt fast jegliche (zumindest gewohnte) Härte, der Shoutgesang von Sänger Fernando ist spärlich und wenn, dann oft auch noch clean und melodisch. Black / Death Metal-artiges Gitarrenriffing, richtige Shouts / Grunts, sowie Up-Tempo Songs - alles Fehlanzeige.
 
Gerade diese Trademarks, die durchaus auch die starken Vorgängeralben mit ausgemacht haben, müssen wir leider missen.
 
Doch warum liefern Moonspell, dennoch eine Mega-Scheibe ab?, werden sich jetzt alle die Frage stellen. Doch dies ist ganz leicht zu beantworten.
 
Die Band bleibt sich treu. Das Mystische, Ungreifbare und die dunkle Faszination ... all das was seit jeher den typsichen Bandsound ausmacht, ist auf "Hermitage" fast stärker vertreten denn je. Man bekommt quasi eine Art Moonspell-Konzentrat kredenzt. Natürlich webt man auch hier wieder einige neue Einflüsse geschickt in den Bandsound ein, die man vorher in Art und Ausmaß nicht kannte. So ist der Prog-Einschlag in den Songs gewaltig. Oft musste ich beim Sound mit den ganzen wunderschönen Gitarrensoli, wiederkehrenden Elementen wie der Hammondorgel und sonstigen 70er/80er Synthieklängen an Pink Floyd, aber auch Opeth denken. Die ganze, feine Produktion des Albums zollt dem "neuen Astral-Sound"-Tribut. Letztlich ist "Hermitage" vor allem eine Macht, da es aus ganz starkem Songmaterial besteht.
 
"The Greater God" erzeugt zu Beginn Bilder einer trostlosen, niemals endend wirkendenen Wüstenlandschaft und eines Einsamen, der um sein Überleben kämpft. Doch der Song nimmt schnell Fahrt auf mit prägnantem Tempo-Riffing und Fernandos Shouts und vermittelt Kraft für den Überlebenskampf, der anscheinend gewonnen wird. Epische Hymne und optimaler Einstieg.
 
In eine ähnliche Kerbe schlägt "Common Prayers", welches sich hier nahtlos einreiht. Ebenso eine geniale Moonspell-Hymne und wie der Opener einer für dieses Album härteren und schnelleren Songs. Könnte glatt als "The Greater God Part 2" durchgehen.
 
"All Or Nothing" ist dann auch wieder der logische und homogene Übergang. Mit seinen 7:22 min. Länge bekommen wir eine Gänsehaut-Ballade mit fantastischem Refrain, kongenialen Gitarrensoli, spacigen Keyboards und ganz starkem "Pink Floyd"-Einschlag. Dieser Song blieb bei mir sofort im Gedächtnis hängen. Ganz stark!
 
Der darauf folgende Titelsong "Hermitage" hingegen legt seinen Schwerpunkt wieder etwas mehr auf Härte. Shouts und Drumming bestimmen das Klangbild, aber auch oben genannte proggige Keys und Gitarrensoli. Guter Song, flacht aber als erster im Gesamtbild leicht ab qualitativ. Erinnert aber ein bisschen an "Alma Mater".
 
"Entitlement" ist dann wieder ganz großes Kino. Spitzensongwriting mit den typischen Moonspell-Zutaten und den neuen Proggie-Ingredenzien samt Mega-Refrain, der auch schnell hängenbleibt.
 
"Solitarian" ist ein über vierminütiges, von Gitarren geprägtes, schönes Instrumentalstück, das gekonnt die Brücke zu "The Hermit Saints" schlägt, welches neben "Hermitage" zu den für dieses Album härteren Songs gehört. Der Refrain gefällt mir hier besser als bei "Hermitage" und auch vom Songwriting her ist der Titel etwas hochklassiger.
 
"Apoptheghmata" fügt sich da als etwas härtere Hymne nahtlos ein. Der Song besticht durch seine Intensitätssteigerung und wird bestimmt durch seine Rhythmussektion aus Drums und Bass.
 
"Without Rule" ist dann pures Gold, eine vor Reinheit strotzende Perle. In fast acht epischen Minuten bekommen wir hier ein Prog-Festival sondergleichen abgeliefert. Moonspell transformieren sich quasi zu Pink Floyd, sei es gesangstechnisch als auch an ihren Instrumenten. Doch auch hier bekommen sie das Kunststück hin, dass man die Moonspell-Trademarks, insbesondere bei den Klargitarren raushört. Ansonsten begeistern superspacige Old-School Wabberkeyboardsounds und 70er Gitarrensoli sondergleichen. Pink Floyd und David Bowie wären stolz auf euch und ich bekomme gerade richtig Lust "Comfortably Numb" und "Space Oddity" zu hören. Was für ein Übersong!
 
Mit "City Quitter", dem Outro, bekommen wir abschließend noch ein wunderschönes, klassischen Piano / Synthie-Stück auf die Ohren, dass mit seinen schönen Melodien zu überzeugen weiss.
 
"Hermitage" ist ein rundum gelungenes und wundervolles Album, dass wie aus einem Guss wirkt. Ja, es ist im Vergleich zu den Black / Death Metal artigen Vorgängern ein recht ruhiges und softeres Output geworden. Es ist vielleicht so etwas wie ein Alterswerk, jedoch hoffentlich nicht das letzte. Dazu ist diese Scheibe zu intensiv, zu persönlich und geht zu tief. Chappeau!
 

Kategorie

V.Ö.

26. Februar 2021

Label

Napalm Records

Spielzeit

52:24 min.

Tracklist

  • 1. The Greater Good 05:04
  • 2. Common Prayers 04:09
  • 3. All or Nothing 07:22
  • 4. Hermitage 04:43
  • 5. Entitlement 06:16
  • 6. Solitarian 04:07
  • 7. The Hermit Saints 04:22
  • 8. Apoptheghmata 05:42
  • 9. Without Rule 07:42
  • 10. City Quitter (Outro) 03:00

Line Up

Fernando Ribeiro – vocals

Pedro Paixão – keyboards, guitars

Mike Gaspar – drums

Ricardo Amorim – guitars

Aires Pereira – bass

Tags



Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.