Geplättet und glücklich von der phänomenalen Darbietung von Behemoth, war ich am Vorabend relativ früh in der Koje. Dementsprechend fit bin ich und stürze mich nach einem kurzen Frühstück in den Frühschoppen. Auch in diesem Jahr ist das Zelt bereits wenige Stunden, nach dem die letzten Party.Sanen die Nacht beendet haben dürften, gut gefüllt. An IRON WALRUS habe ich zunächst nicht so große Erwartungen. Ich hatte die Band 2017 mal im Vorprogramm von Sodom in Hannover gesehen und für solide befunden. Zwischenzeitlich hat die Band – immerhin liegen sieben Jahre und eine Pandemie dazwischen – aber noch einmal einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Das Setting um Sänger Sven Aufermann, der im Gegensatz zu Instrumental-Fraktion als einziger ohne Stoßzahn bestückte Sturmhaube auf der Bühne steht, herrscht nach wie vor. Musikalisch steht hier aber eine eingeschworene Einheit auf der Bühne, die ihren doomigen Stoner Rock ´N´ Roll und Metal sehr eindringlich zelebriert. Und auch "Aufi" hat sich weiterentwickelt. Er ist mittlerweile weit mehr als ein "Version" von Gorefest´s Jan-Chris und legt nicht nur viel Emotion, sondern noch mehr Variabilität in seine Stimme. Eben jene Variabilität, an der es bei Konvent am Abend zuvor gemangelt hat. Das Publikum weiß die Performance, der vermeintlich simplen Mucke zu schätzen und honoriert eine Darbietung, die einfach Lust auf das erste Schwarzbier des Tages macht.

iron walrus
Nach den Hypocrisy- und Bolt Thrower-Covershows im vergangenen Jahr war das Engagement von BLOOD FIRE DEATH eigentlich eine reine Formsache. Denn auf welche Band, wenn nicht Bathory, sollte sich das Publikum des PARTY.SAN METAL OPEN AIRs, eines Festivals, das stilistisch im Kern von Heavy Metal über Thrash- und Death Metal bis hin zum Black Metal seine Schnittmenge hat, einigen können. Wobei Quorthon (R.I.P.) selbst nie aufgetreten ist und nicht mehr auftreten kann. Zum Glück gibt es ein Kollektiv wie Blood Fire Death, welches sich dem vielschichtigen Schaffen des schwedischen Visionärs, der wie kein anderer Einfluss auf die Death- und Black Metal-Szene genommen hat und ohne den es Subgenres wie Viking- oder Pagan-Metal in der heutigen Form vermutlich nicht geben würde, annimmt. Den Kern des einstündigen Sets bildet "Hammerheart" mit drei Songs inkl. des Finales "Road To Asa Bay". Der Einstieg erfolgt standesgemäß mit "Twilight Of The Gods". Dazwischen gibt´s mit "Women Of Dark Desires", "A Fine Day To Die", "Sacrifice" und "War" Klassiker um Klassiker. Trotz der flankierenden Banner am Bühnenrand wird leider kein Stück von "Blood On The Ice" gespielt. Die Darbietung ist absolut würdig, die Musiker über jeden Zweifel erhaben und angesichts des Songmaterials treibt es manch einem Fan im proppevollen Zelt, dass einer Sauna ohne frischen Aufguss gleicht, die Freudentränen in die Augen. Am Ende stellt sich mir nur die Frage, wieso und warum man einer Band, die diesen Aufwand auf der Bühne betreibt und so eine mitreißende Darbietung hinlegt, angesichts eines nahezu unerschöpflichen Fundus an Songmaterial von Bathory, nicht die vollen zwei Stunden des Frühschoppens performen lässt. Aber bekanntlich soll man immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Fakt ist, Blood Fire Death dürfen mit alternativer Setlist gerne alsbald wiederkommen. (JD) Allerdings gibt es durchaus auch andere Wahrnehmungen: Da Bathory nie live aufgetreten sind, ist dies wohl die beste Möglichkeit, herauszufinden, ob ein solcher Auftritt eine gute Idee gewesen wäre. Dazu gibt es gespaltene Meinungen, ist die Musik von dem viel zu früh verstorbenen Mastermind Quorthon doch nie für Livebühnen geschrieben worden. Doch die Band gibt ihr Bestes und huldigt ihm 20 Jahre nach seinem Tod mit seinen unsterblichen Klassikern. Da schmeckt mir auch der erste Met des Tages wieder! (MS)

blood fire death
Die letzten Klänge von "Road To Asa Bay" sind noch nicht verklungen, da geht´s schon draußen auf der Hauptbühne weiter. Der Bruch zu den Amis von ULTHAR (nicht ULTHA die ein paar Slots späger folgen – Anm. d. Verf.) ist mir an dieser Stelle allerdings etwas zu heftig, obwohl ich dem Rooster von 20th Buck Spin oft sehr angetan bin. Aber was das Trio mit seinem hektischen, oftmals disharmonischen Death-Black-Metal hier veranstaltet, holt mich unter dem Einfluss des Schaffens von Altmeister Quorthon nicht wirklich ab. Dafür werde ich im Anschluss von REGARDE LES HOMMES TOMBER aus dem französischen Nantes umso mehr überrascht. Dem Post Black Metal oder Sludge hätte ich die Jungs eher weniger als dem klassischen Avantgarde Black Metal zugeordnet. Aber Schubladen hin oder her, zwischen Raserei und Atmosphäre überzeugt das Quintett mit einer beängstigend intensiven Darbietung, bei der vor allem Frontmann T.C. die Abgründe des menschlichen Seins offenbahrt. Für mich das französische Pendant zu Farsot.

regarde les hommes tomber
Danach soll mit NECROT eine Band folgen, auf die ich mich schon seit über einer Woche freue. Hätte mich ein guter Freund mich nicht auf das Trio aus Kalifornien aufmerksam gemacht, wäre mir die Truppe vermutlich durch die Lappen gegangen. So fiebere ich dem Gig von Necrot seit Mittwoch entgegen und ich werde nicht enttäuscht. Ranzig-rotziger vor allem aber siffiger Death Metal der alten Schule ohne überflüssigen Firlefanz. Der Sound ist knochentrocken, die Snare scheppert mit viel Hall, die Gitarre sägt, der Bass rumpelt und pumpt. Luca Indria brüllt und grunzt mit einer innigen Assel-Attitüde und fordert die Stage-Security zum Arbeitsnachweis, als er bei "Drill The Skull" zum Diven auffordert, einer Bitte, der rege nachgekommen wird. Am Ende scheint die Band selbst ein wenig überrascht, wie gut sie auf dem PARTY.SAN ankommt. Für mich ist diese kleine Band eines DER großen Highlights dieses Festivals. (JD)
necrot
Obwohl ich mir immer wieder Schelte anhören muss, wenn ich ULTHA auslasse aber ich tue mich seit jeher schwer mit den Post Black Metal – Aufsteigern aus deutschen Landen, weil sie einfach irgendwie an mir vorbei musizieren. Und wo ich schon mal bei der gewerkschaftlichen Pause bin. Behemoth´s kleine Brüder HATE zwingen mich auch nicht schnell wieder vor die Bühne und ich weiß, der Stempel wird ihnen vielleicht auch nicht mehr so wirklich gerecht. Martin ist das wiederum näher dran: In der knalligen Mittagshitze dürfen dann die Kölner Ultha (ohne „R“!) ihren Post-Black Metal in die noch recht überschaubare Menge feuern. Wie für das Genre typisch, überlange Songs zieren die Setlist, doch werden diese auch durch das Zusammenspiel gleich zweier Sänger nicht langweilig und man kann sich in den Songstrukturen verlieren. Minutenlange monotone Rhythmen werden durch Schrei-Attacken unterbrochen, um dann in ruhigen Shoegaze-Passagen wieder zusammen zu fallen. Im kleinen Konzertsaal um die Ecke ist das sicher noch mal eindrucksvoller, doch einige Fans wird die Band sicherlich neu überzeugt haben. (MS) Bei PHANTOM WINTER im Zelt möchte ich dann doch mal Augen und Ohren riskieren. Viele Freunde aus meinem privaten Umfeld sind nicht erst seit dem neuen Output "Her Cold Material" begeistert von der Post Metal/Sludge-Formation aus Würzburg. Der Line-Check zieht sich zunächst ziemlich und dann ist es Drummer Christof, der gleich beim ersten Song seine Fußmaschine zertrümmert. Eine Panne, die Stage-Crew und Band beidermaßen souverän meistern. Ich weiß nicht, ob es diese unbeabsichtigten Längen sind oder dann doch die Musik ist, die dazu führen, dass ich mich nicht in den Malstrom aus wahrer LEIDENschaft, dem sich vor allem Sänger Christian und Gitarrist/Sänger Andreas zu ihrem massiven wie intensiven Klangkonstrukt hingeben, mitreißen lassen kann. Beide Sanges-Protagonisten stehen sich seitlich zum Publikum auf der Bühne gegenüber. Allerdings werde ich hier wohl noch einmal auf Tonträger genauer hinhören müssen. Im Zelt holt mich das gerade nicht ab... (JD) Da ich leider niemanden erwärmen konnte mitzukommen (Aber ich war doch vor Dir schon da - JD), stehe ich nun etwas verspätet vor der Zeltbühne, um mich von Phantom Winter durchschütteln zu lassen. Ich habe die Band 2015 mal live in Braunschweig im Nexus zusammen mit Ur gesehen und erinnere mich immer noch gerne an dieses beeindruckende Konzert. Deshalb wollte ich die Truppe auf dem PARTY.SAN auch nicht verpassen und sie mir endlich mal wieder live anschauen. Christian, Andreas, Florian (Gitarre), Kevin (Bass) und Christof (Drums) sind schon ordentlich eingegrooved und brennen auf der Bühne, eingehüllt in Nebel und weißes sowie blaues Licht, ein wahres Inferno der Emotionen ab. Auf den ersten Blick finde ich interessant, dass sich Christian und Andreas mittig leicht schräg gegenüberstehen und sich dadurch gegenseitig im Wechsel oder synchron anschreien, ankeifen, anröhren oder anflüstern. Das hat echt was und baut meiner Meinung nach sehr intensive Momente auf. Die beiden gehen förmlich, genauso wie Florian (linksstehend), Kevin (rechtsstehend) in der Musik auf, verlieren sich in ihr, lassen sich von ihr nicht nur emotional, sondern auch bewegungstechnisch, mitreißen, während Christof, bedingt durch die Drums, zwar in seinem Radius eingeschränkt ist aber still beim Spielen sitzen ist auch nicht seine Welt. Bei dieser alles mitreißenden und intensiven Musik ist es auch wirklich schwierig, von ihr nicht erfasst und mitgerissen zu werden. So geht es auch dem Publikum im gut gefüllten Zelt, welches teilweise schon versunken und verträumt diesen grandiosen Tönen lauscht, die sich von der Bühne aus, wabernden Schallwellen und einer alles durchdringenden Kraft an Gefühlen gleich, unserer bemächtigt. Eine Klänge gewordene Collage aus Wut, Verzweiflung, Entrücktheit, Dunkelheit, zerbrechlicher Schönheit und Tristesse beschreibt ihre Musik, die sich irgendwo zwischen Slugde, Black-, Doom-, Post-Metal/Rock ihre eigene Welt erschafft, sicherlich am besten und durch den echt tollen Bühnensound, die Beleuchtung und das Auftreten der Band an sich in Kombination mit den Songs, ist das Erleben dieses grandiosen Konzerts wie ein betörender, karthartischer Trip in die Abgründe unserer Seelen, der für mich persönlich wirklich angenehm und entspannend ist. Leider geht das Konzert nicht nur durch mein Zuspätkommen viel zu schnell zu Ende, glücklich bin ich aber trotzdem nach diesem Erlebnis und vielleicht dauert es nicht wieder so lange bis ich Phantom Winter mal wieder live sehen werde. (Rudi)

phantom winter
Für mich war es Zeit, die überdachte Sauna überpünktlich zu verlassen, denn auf UNTO OTHERS freue ich mich weit mehr. Neben der kurzfristigen Mantar-Absage war die gecancelte Show des Quartetts aus Portland der größte Wermutstropfen im vergangenen Jahr. Die Amis sind in diesem Jahr eine dieser Bands, die stilistisch etwas aus dem Rahmen fallen, dafür allerdings Abwechslung und Farbe ins Billing bringen. Unto Others sind zwar im Heavy Metal fest verwurzelt, spielen auf dieser Basis jedoch eine coole Mischung aus Gothic Rock und Post Punk, der das Festival in der späten Nachmittagssonne nicht einfach nur bereichert. Die Band ist heute und hier zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die einstige Eisenwald-Entdeckung, gestartet unter dem Banner der Idle Hands kommt mit breiter Brust, Century Media – Deal und einem dritten Album in der Pipeline auf´s PARTY.SAN. Die melodischen, einfach stukturierten wie eingängigen Songs, die zunehmend Pop-Appeal aufweisen, kommen beim anwesenden Publikum sehr gut an. Gabriel Franko konzentriert sich sonnenbebrillt lässig auf seine Klampfe und klebt stoisch an seinem Mikro. Den Aktiv-Part überlässt er Brandon Hill, der am Bass kräftig die Haare schüttelt sowie seinem zweiten Gitarrero Sebastian Silva, der mitnichten still stehen kann. Es ist die pure Freude, ihm beim Bangen und Tanzen zuzusehen. Bei aller Destruktivität und allem Gedresche und Geprügel, Unto Others versprühen "Hoffnung" und "Positivismus" und zaubern damit heute einer ganzen Menge Leute ein Lächeln ins Gesicht! Fazit: Das Warten hat sich gelohnt und nach "Mana" und "Strength" darf nun das dritte Album "Never, Neverland" kommen! (JD) Für mich sind Unto Others der Exot am heutigen Festivaltag. Ihr gefälliger 80er-Gothic-Rock kommt nicht bei jedem gut an, auch scheint der Sound nach dem HATE-Abriss noch nicht wieder auf Normalpegel eingestellt zu sein. So schauen sich viele den Auftritt eher von den umliegenden Fressständen an, die eine erstaunlich reiche Auswahl an verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten bieten. Es muss nicht immer nur „Brathahn statt Satan“ sein.
unto others
Bei ALKALOID muss man dann komplett hellwach sein, um überhaupt mitzubekommen, was da gerade auf der Zeltbühne passiert. Die wohl progressivste Bands des Festivals zelebriert ihre Version des Tech-Deaths zum ersten Mal in Deutschland. Bei den Flitzefingern an den drei Gitarren weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Trotzdem gehen die Songs gut rein und werden ordentlich abgefeiert. HERETOIR haben sich inzwischen ihren Platz in der deutschen Post-Metal-Szene erspielt und haben ihr neues Album „Nightsphere“ im Gepäck, dass sie dieses Jahr schon einige Mal live präsentiert haben. Sänger Dave und seine Mannen zeigen sich abgezockt und spielfreudig und haben die Menge nicht nur mit alten Songs wie „Graue Bauten“ vor der Zeltbühne im Griff. Auch die neuen Stücke kommen gut an und lassen auch einige Zufallspassanten stehen bleiben, die eigentlich nur vom Klo kamen. (MS)
SULPHUR AEON hätten viele wohl lieber auf einem späteren Slot im Zelt, zumindest aber im Dunkeln gesehen. Die Sorge ist allerdings unbegründet. Die Band liefert auch auf der Mainstage in der Abendsonne. Was angesichts eines Albums wie "Seven Seals And Seven Crowns", das im vergangenen Jahr über Ván Records herausgekommen ist, kaum verwundern sollte. Außerdem ist die Band mittlerweile mit vier Longplayern und vielen Live-Auftritten im Rücken merklich gereift. Klassisches Entertainment oder viel Konversation mit dem Publikum darf man nicht erwarten, die Band zeigt sich eher introvertiert und lässt die Musik und den massiven wie einzigartigen düster-atmosphärischen Death Metal – Sound sprechen. Für meinen Geschmack sind Sulphur Aeon mächtig und gewaltig, wie nur wenige deutsche Bands. Es folgen OBSCURA, die ich weit weniger frickelig, als melodisch erlebe, zumindest bei den Ausschnitten, die ich am Rande beim Schlendern über das Festival-Gelände mitbekomme. Das hatte ich anstrengender in Erinnerung.
sulphur Aeon
LEGION OF THE DAMNED haben den Slot, bei dem man sich in die Nacht prügeln kann und die Niederländer machen das, was man von Legion Of The Damned erwartet. Wie schon vor zwei Wochen auf dem Rock unter den Eichen liefert das Quintett ein Thrash-Fest allererster Güte ab, bei dem man sich so richtig austoben kann. Auf Scheibe brauche ich das nach wie vor nicht aber live ist die Band eine absolute Bank. Fette Drums, messerscharfes Gitarrenriffing, drückender Bass plus die zischenden Screams von Maurice! Das PARTY.SAN METAL OPEN AIR "tanzt" sich förmlich den Schakal aus dem Leib. (JD)

legion of the damned
Ein diesjähriges Überraschungshighlight für mich ist sicherlich der bombastische Auftritt von ANAAL NATHRAKH. Die Engländer machen sich live generell rar und eigentlich hatten sie angekündigt gar nicht mehr auftreten zu wollen, doch für das PARTY.SAN machen sie dann doch noch eine Ausnahme. Das Duo bestehend aus Irrumator und Sänger V.I.T.R.I.O.L. inklusive Live-Verstärkung zeigt sich spielfreudig und hat sich anscheinend vorgenommen, mit ihrer komplett eigenständige Kombination aus Grindcore und Black Metal das Festivalgelände komplett abzureißen. Kracher wie „Forward!“ und „Forging Towards the Sunset“ werden durch kleine Anekdoten über des Sängers letzten Party.San Auftritt mit Benediction aufgelockert, bevor die Hölle losbricht. Etwas Entspannung bilden das von At the Gates inspirierte „Feeding the Death Machine“ und der Rausschmeißer „Endarkenment“ mit seinen Power-Metal-Einschüben. Auch am letzten Tag bilden sich Circle Pits und Crowd Surfer probieren ihr Glück, so dass nach dem einstündigen Auftritt die einmalige Energie dieser Ausnahmeband noch lange nachhallt. (MS) Bei dem wahnwitzigen Gig des britischen Duos, welches zu den vielschichtigsten Formationen, die der extreme Metal zwischen Industrial, Black Metal und Grindcore zu bieten hat, kann ich nur einstimmen: Die Darbietung ist so abwechslungsreich wie mitunter anstrengend aber halt auch wahnsinnig beeindruckend mit welcher Präzision die Band live auf der Bühne agiert. Ein Devin Townsend lässt hier ein ums andere Mal grüßen, obwohl man härtetechnisch in ganz anderen Gefilden agiert. Aber in Sachen Spielwitz und dem Streben nach Perfektion liegt man sehr dicht beieinander. Eine Lehrstunde einer wahrlich unterbewerteten Band. (JD)

anaal nathrakh
Ich muss sagen, dass ich mich ja wirklich sehr darauf gefreut habe, My Dying Bride vor allem nach dem bärenstarken, aktuellen Album wieder live zu sehen. Aber aus bekannten und absolut nachvollziehbaren Gründen haben sie erst mal die Handbremse angezogen. Schon schade, aber so komme ich dann tatsächlich nach etwas mehr als dreißig Jahren in den Genuss, zum ersten Mal PARADISE LOST live zu sehen und ich war vorab wirklich sehr, sehr gespannt; was mich erwartet. Laut dem Kollegen Dunemann, der die Band über die Jahrzehnte mehrfach sah, kommt es bei Paradise Lost ja immer sehr auf die Tagesform an, und somit war meine Hoffnung groß, dass ich für mein Debüt einen ihrer besseren Tage erwischen würde. So betten ein paar Freunde und ich unsere ausgelaugten Leiber etwas weiter hinten auf der Wiese mit guter Sicht auf die Bühne. Und dann geht es auch endlich los und die Engländer starten mit "Enchantment" bei einem sehr guten Sound, der bis zum Ende auch so toll bleibt, in ihr Set. Weiter geht es mit "Say Just Words" und ich muss sagen, dass ich damit auf dem PARTY.SAN nicht gerechnet hätte. Mit "One Second" gibt es sogar noch den Titelsong des entsprechenden tollen Albums und mit "Hallowed Land" und "The Last Time" dann noch zwei weitere Songs von der "Draconian Times". Ich bin überrascht, dass die Band dadurch grob die Hälfte ihres Gigs auf diese beiden Alben legt. Ein „sichere Nummer“-Gig bezogen auf das Festival mit dem Hauptaugenmerk auf z.B. die ersten drei Alben wäre eher zu erwarten gewesen. Das Publikum stört es nicht und es wird fleißig applaudiert und gejohlt nach den Songs. Leider gibt es bisher tatsächlich keinen einzigen Song der ersten beiden Alben und Material von der "Gothic" wäre ja der absolute Hammer. Dafür kredenzen uns Paradise Lost mit "Pity The Sadness" und "As I Die" die beiden großen Hits vom Knalleralbum "Shades Of God" und in mir macht sich ein Gefühl der Zufriedenheit breit, dass ich die beiden Songs mal live erleben darf. Mir persönlich gefällt ja, bezogen auf die ganze Show, die wirklich gelungene und zu den Stimmungen der Songs sehr passende Lightshow, die die schwermütige Ausstrahlung der Songs nochmals intensiviert. Die Band an sich scheint mir auch sehr motiviert zu sein, jedenfalls ist die Saitenfraktion mit Gregor, Aaron und Steve gut in Bewegung und scheint Spaß beim Spielen zu haben. Wie es beim Drummer aussieht, kann ich aus der Ferne leider nicht erkennen. Ich scheine wohl soweit einen guten Tag erwischt zu haben mit nur einem Knackpunkt, und zwar Nick Holmes. Dessen Gesang ist über weite Strecken leider nicht überzeugend, was ich wirklich schade finde, da mir an sich sonst alles gefällt. Irgendwie fehlt ihm über weite Strecken die Kraft in seiner Stimme, egal ob normal oder grunzend, ebenso verhält es sich mit seiner Ausstrahlung. Manchmal trifft er auch die Töne nicht genau, was ja gerade beim cleanen Gesang mit seiner melancholisches Epik echt bedauernswert ist. Dass er es kann, schimmerte aber auch immer wieder durch und da er laut einem Kumpel, der mit dabei sitzt, heute gut drauf ist, mag ich mir gar nicht vorstellen, was da nach unten hin noch möglich ist. Trotzdem bin ich wirklich froh, die Band gerade live erleben zu können, auch wenn bisher weder die "Gothic" noch die "Icon" berücksichtigt werden. Mit "Faith Divides Us - Death Unites Us" und "No Hope In Sight" geht es dann aber erst mal in etwas aktuellere Zeiten ihrer Schaffensphase. Dann gibt es auf einmal eine Melodie bei der wir denken, dass wir die doch kennen, aber definitiv nicht Paradise Lost ist, und dann erkennen wir es - sie covern "Smalltown Boy". Ein wirklich grandioses Lied, aber ein eigener Song, wie "Gothic", "Eternal", "The Painless", "Embers Fire", "True Belief" oder "Joys Of The Emptiness" wäre um einiges cooler. Wir haben aber Glück, denn als letzten Song gibt es dann wirklich noch "Embers Fire" und so entlassen uns die Engländer in die Nacht und ich bin gespannt, was ich in den kommenden Tagen rückblickend über diesem Gig denken und fühlen werde.

paradise lost
Kommen wir nun zum Headliner dieses mal wieder umwerfenden Festivals... SODOM! Ich habe die Truppe tatsächlich das letzte Mal ebenfalls auf dem PARTY.SAN 2016 gesehen, was ja auch schon wieder eine Weile her ist, und damals fand ich sie gut, aber nicht ganz überzeugend. Umso gespannter bin ich auf diesen Gig, denn eine zweite Gitarre stelle ich mir sehr positiv vor und aus meinem Freundeskreis habe ich nur sehr Positives über die aktuellen Konzerte gehört. Zusätzlich konnten sich die Fans die Setlist im Vorfeld nach einem Veranstalter-Aufruf per Wunsch zusammenstellen. Beste Voraussetzungen für einen gelungenen Gig: Sodom starten dann tatsächlich mit "Procession To Golgatha", was ich persönlich sehr cool finde, da die düstere Stimmung dieses Instrumentals mich jedes Mal begeistert. Der perfekte Einstieg - und natürlich erwarte ich jetzt "Christ Passion", aber weit gefehlt, denn es gibt "S.o.d.o.m.", was mich etwas überrascht aber gewünscht ist gewünscht. Blackfire verspricht uns für heute nach der Feststellung "...dass das heute ja ein ganz schön langer Tag war, ey!" als Ausgleich "...die volle Packung!" und das ist nicht nur ein leeres Versprechen, denn Angelripper, Blackfire, York und Drummer Toni haben richtig Bock auf dieses Konzert, bringen weiterhin hochmotiviert die Amps zum Glühen, haben einen hohen Bewegungsradius (Toni mal ausgeschlossen) und headbangen und posen akkurat. Es ist richtig zu merken, wie die Chemie zwischen den Vieren stimmt und welches Feuer dies entfachen kann. Wie z.B. bei "Jabba The Hut", was uns doch sehr begeistert, denn wir hatten sehr auf Songs von der "Get What You Deserve", der "Tapping The Vein" oder der "Til Death Do Us Unite" gehofft. Mal sehen, was noch so kommt! Und wir haben echt Glück, denn mit "The Crippler", "Gomorrah", "Wachturm" und "Get What You Deserve" über das Set verteilt, sind wir doch gut bedient und gerade diese Songs werden mit einer gnadenlosen Brutalität runtergeballert, dass es ein wahre Freude ist. Toms Gesang, der hier teilweise schon fast Death Metal ist - so derbe röhrt er - lässt mein Grinsen noch breiter werden. Killer, gerade bei dem geilen Bühnensound, welcher das ganze Konzert über unsere Ohren akkurat durchpustet. Ich frage mich ja die ganze Zeit, ob die beiden Sidedrops von Rok von Sadistik Exekution sind. Der Stil sieht auf alle Fälle verdächtig danach aus, was auch mein Vornamensvetter mir bestätigt. Vielleicht weiß ja jemand von euch Bescheid. Der heutige Samstag ist hitzetechnisch echt nicht zu verachten und so ist Tom auch sehr bemüht darum, dass die Leute was zu saufen haben und lässt Bier verteilen. Nette Geste, die auch sehr gut zu seiner Ansprache und Lobesrede an die Fans passt, in der er uns von ganzem Herzen und auch wirklich überzeugend dafür dankt, dass die Band ohne uns nichts wäre. Das gleicht auch die für mich und andere etwas irritierende Ansage zum "Wachturm" locker aus. Ein Song, den ich nicht erwarte, ist "City Of God" und so geht es anscheinend vielen, denn die Freude ist echt groß. Generell ist das Publikum nach tagelangen Exzessen noch erstaunlich fit und aktiviert die letzten Energiereserven. Das ist allerdings auch kein Wunder bei dem fetten Thrash-Abriss, den wir hier serviert bekommen! Hätte ich mal auf meine Kumpels gehört und wäre mit zum Sodom-Gig in Wolfsburg gefahren, denn in einem Club muss das noch geiler rüberkommen.
sodom
"Napalm In The Morning" kommt auch fett rüber und natürlich darf der Klassiker "Agent Orange" nicht fehlen. Die Band hat, was die Lightshow, die Pyros und Nebel angeht, eh ordentlich aufgefahren, aber bei diesem Song ballern sie echt alles raus und so geben nach und nach die drei Nebelmaschinen den Geist auf. Nebelwand pur, die durch die Beleuchtung, total geil aussieht, während sie auf uns zu wabert und es irgendwann stark nach Silvester riecht. Ich persönlich möchte in dem Moment ja nicht auf der Bühne stehen, denn Sauerstoff ist in dem Moment dort sicherlich ein rares Gut. Kultsongs wie "The Saw Is The Law" und "Blasphemer" stehen auch hoch auf der Liste und gerade "The Saw Is The Law" ist mir eine Freude, da der Song so schon ordentlich walzt, aber hier noch mal ein paar Schaufeln Steinkohle extra ins höllische Feuer geworfen werden. Gleiches gilt für "Nuclear Winter". Herrlich! Apropos Feuer, denn die, wie ich annehme, nächste Runde Bier entpuppt sich als Rauchfackeln und so wird es im Publikum auf einmal etwas nebelig. Wie nicht anders zu erwarten, wollen die Leute auf dem PARTY.SAN METAL OPEN AIR "Partisan" hören, auf den dann "Let's Fight In The Darkness Of Hell" folgt. Mit dem mächtigen Triumvirat "Remember The Fallen", "Ausgebombt" und "Bombenhagel" wird dann leider schon das Ende eines echt geilen Konzerts eingeläutet aber 18 Songs sind ja schon eine Ansage. Ich hätte noch gerne "Book Burning", „Conjuration", "Back To War", "One Step Over The Line", "Unbury The Hatchet", Polytoximaniac", "After The Deluge", "Capture The Flag", "Equinox", "Better Off Dead", "Bullet In The Head", "Sodomized", "That's What An Unknown Killer Diarized" und, und, und gehört, aber das wäre ja schon wieder ein ganzer Gig an sich gewesen, hahaha. Aber auch so ist das hier ein grandioser Moment und so nimmt das PARTY.SAN, was Konzerte angeht, nach dem letzten Song und frenetischem Jubel sein Ende. Wir werden mit dem Steigerlied entlassen. Da werden die Goldkehlchen der Harzer und Braunschweiger vom Twilight Magazin und Hotel666 natürlich nochmal gefordert, wie auch beim anschließenden und absolut passenden Fury In The Slaughterhouse-Hit "Won't Forget These Days", mit dem uns das PARTY.SAN 2024 in die Nacht entlässt. Wer aus Niedersachsen singt da nicht voller Inbrunst mit? Genau, und so zieht es einige von uns noch singend ins Party-Zelt oder Leute wie mich ins eigene Zelt, um irgendwann glücklich einzuschlafen. Bleibt mir noch zum Schluss ein groooooooßes Dankeschön, Küsse und Liebe an das PARTY.SAN, deren ganze Crew und allen, die noch daran mitgewirkt haben, zu schicken, denn es war wieder eine absolut geile, geile, geile Zeit bei euch und ich freue mich jetzt schon mega, nächstes Jahr wieder bei euch sein zu dürfen! (Rudi)


PARTY.SAN METAL OPEN AIR 2024 im MDR:


Harte Schale – Weicher Kern 2024:

(Bildquelle: Party.San)
Party.Sanen!
Mit eurer Hilfe haben wir dem Kinderhospiz Mitteldeutschland einen Spendenbetrag von 11.200€ überwiesen. Unser Dank gilt allen Spendern - ihr seid großartig!
Eure PSOA-Crew
Bandwünsche für 2025:
AMORPHIS
GOREFEST
WARDRUNA
DEATH BREATH
MANTAR
SOLEFALD
A FOREST OF STARS
BRUTALITY
THE BLOOD DIVINE
MONSTROSITY
IN THE WOODS
DARK MILLENNIUM
TWILIGHT OF THE GODS
EXTREME NOISE TERROR
CASHLEY
CASTLE
REUZE
SKOGEN
GRIFT
FARSOT
MITHRAS
DISILLUSION
GODS TOWER
HEXVESSEL
SUN OF THE SLEEPLESS
THE TROOPS OF DOOM
BLOOD
WOLFBRIGADE
DISFEAR
Bisher sind für das PARTY.SAN METAL OPEN AIR 2025 vom 07.-09. August die folgenden Acts bestätigt:
NAPALM DEATH
I AM MORBID
TIAMAT
GRAVE
HELLBUTCHER
DOOL
THE VISION BLEAK
DEFLESHED
SKELETAL REMAINS
WAYFARER
GORGOROTH
DRUDENSANG
PARTY CANNON
MASS WORSHIP
NIGHTBEARER
BLOCKHEADS
THE SPIRIT
AND OCEANS
KVAEN
IMPERIAL TRIUMPHANT
DÖDSRIT
NECROWRETCH
ANALEPSY
PERCHTA
FRIISK
EXTERMINATION DISMEMBERMENT

Der Ticketpresale via cudgel Vertrieb hat bereits begonnen:
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Die ersten 1.666 Tickets werden zum "Early Bird"-Preis von 115,70 Euro abverkauft.