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Nashville Pussy

"Ich spiele Gitarre seit ich acht bin, da hatte ich noch keine Titten."
Weitere Fragen?

Nashville Pussy geben sich einmal wieder die Ehre. Anlässlich des Re-Releases von From Hell To Texas gab es zwei Gigs in Deutschland. Das folgende Interview enstand kurz vor dem Gig in Berlin.

Willkommen in Berlin. Wie geht es dir?

Danke. Es geht mir ganz gut, ich bin nur etwas müde. Wir hatten wenig Schlaf in den letzten beiden Tagen. (lacht) Aber es hilft nichts, ich muss zur Arbeit.

Eure Bassistin Karen ist nicht dabei. Was hat sie und warum ist euer Kumpel Lemmy nicht eingesprungen?

(Lacht) Der war leider zu beschäftigt. Karen hat Probleme mit der Halswirbelsäule und deshalb ist Betty ersatzweise mit dabei, die auf der Bühne ordentlich bangen wird.

np1Läuft die Tour gut?

Ja, auf jeden Fall. Aber wir sind erst seit 5 Tagen in Europa und unsere inneren Uhren haben sich noch nicht umgestellt, da geht mit Essen und Schlafen einiges durcheinander.

Ihr habt ein krasses Programm. Es sind wenige Dates in vielen Staaten. Warum tut ihr euch das an, ihr könntet locker zehn statt zwei Gigs in Deutschland spielen.

Ich weiß es nicht. Mir wäre das wesentlich lieber. Das ist eine gute Frage, die du SPV (Label der Band) stellen musst. Sag ihnen, dass wir länger in Deutschland bleiben wollen. Wir haben das angesprochen. Ich weiß nicht, warum wir nur kurz hier sind.

Läuft es denn in Deutschland für euch eigentlich besser als zuhause in den Staaten? In Frankreich seid ihr ja auch sehr angesagt.

Frankreich ist für die Band das mit Abstand beste Land in der Welt. Es läuft in Europa wirklich gut; wir spielen hier lieber als in Amerika.

Wie erklärst du dir das?

Eine Sache ist, dass wir da nie im Radio gespielt werden. „Pussy“ ist dort ein böses Wort. Da sind wir eher ein Geheimtipp. In Frankreich sind wir dagegen sogar im Fernsehen. Das macht einen großen Unterschied. Wir waren da öfter zu guten Sendezeiten im TV zu sehen. Das würde es in den Staaten nie geben.

Ich kann mir sowieso nicht erklären, warum ihr nicht bekannter seid und in größeren Hallen spielt. Ihr habt angefangen und hattet gute Kritiken, viel Aufmerksamkeit und gute Touren mit Maiden, Slayer, Motörhead und so weiter. Ihr wart sogar für einen Grammy nominiert. Wo hat es gehakt?

Dafür habe ich keine Antwort. Das sollte ich dich fragen.

Ich weiß es auch nicht. Mir ist es bei Aiborne aufgefallen. Die waren Headliner in Wacken und sind relativ schnell groß geworden. Sänger und Gitarrist Joel wird bewundert, weil er die Traverse hochklettert. Das habe ich bei dir schon 2001 auf dem With Full Force gesehen.

Ja, das hat er mal auf einem Festival gemacht, eine Stunde nachdem ich da hochgeklettert bin. (lacht) Ich bin im Zeichen des Affen geboren. Er stiehlt mein Stageacting und meine Riffs..Er versucht wie ein Mädchen zu spielen.

Sind Frauen die besseren Gitarristen?

(Lacht) Ja, er versucht wie ich zu spielen. Ich weiß nicht, ob Frauen besser sind. Für einen Mann ist er ganz gut.

npOk, dann zum „aktuellen“ Album. Ihr habt ´To Hell And Texas´ neu rausgebracht.

Bei der ersten Veröffentlichung hatten wir nur zwei oder drei Tage für den Mix. Das musste sehr schnell gehen. Es gab auch eine Pause von etwa 4 Monaten zwischen dem Ende der Aufnahmen und dem Mix. Das Studio von Willie Nelson ist immer voll. Wir haben es damals so gut gemacht, wie es möglich war. Wir hatten aber immer einen anderen, besseren Sound im Kopf. Wir hatten dann die Möglichkeit, das Album noch einmal in einem Studio in Kentucky zu mischen. Wir konnten uns mehr Zeit lassen und nun klingt es so, wie wir es wollten.

Ihr habt auch die Reihenfolge der Songs verändert. Mal ehrlich: sind das nicht Veränderungen, die man einfach machen muss, um eine CD noch mal rauszubringen?

Nein, wir wollten wirklich Dinge ändern. Jetzt ist es so, wie wir es wollen.

Die Songs haben ja schon über drei Jahre auf dem Buckel, wie sieht es mit neuem Material aus?

Wir haben schon viele Ideen für Songs im Kopf, die auf dem nächsten Album sein werden.

Testet ihr die neuen Songs eigentlich live, ehe ihr sie aufnehmt

Wir haben mal ein, zwei Songs vorher gespielt. Viele Songs sind vor den Aufnahmen aber auch nicht richtig fertig. Da gibt es für uns selber immer noch Überraschungen.

Also ist euch die Reaktion des Publikums auf neue Songs nicht so wichtig.

Nein, ist sie nicht. Die Songs sind manchmal einfach rauer, wenn sie erst im Studio entstehen und man nicht lange vorher daran rumgedoktert hat. Auch wir wissen oft nicht, was im Studio passiert.

Was mich beeindruckt ist die Leidenschaft, die euch immer anzumerken ist. Das hat sich von der Let Them Eat Pussy Tour bis heute nicht geändert. Ihr seid sehr viel auf Tour und jeder hat ja mal einen schlechten Tag. Wie schafft ihr es, die Leidenschaft zu erhalten?

Vielen Dank, das ist ein schönes Kompliment. Ich weiß es nicht. Das ist die Band, in der ich spiele, ich hatte nie eine andere Band, die mir so wichtig war. Das ist einfach die Art wie wir spielen, das war nie anders. Auch wenn ich denke, du bist nicht richtig fit, gib’ heute mal nur 80 Prozent, schaffe ich das nicht, wenn ich auf der Bühne bin. Ich fühle die Musik dann einfach und das treibt mich an.

Was war der Auslöser für dich, Gitarre zu spielen.

Warum habe ich angefangen? Ich hatte die Nase voll vom Klavierspielen. Ich habe mit etwa drei Jahren angefangen Klavier zu spielen. Mein Vater hatte eine Gitarre. Als ich acht war, haben meine Eltern mir einen Bass geschenkt. Den habe ich dann nach zwei Monaten in die Ecke gestellt und mir die Gitarre meines Vaters genommen und seitdem spiele ich Gitarre. Das Klavier hat mich gelangweilt und ich habe da auch angefangen, Led Zepplin und solche Sachen zu hören.

Das klingt, als kommst du aus einer musikalischen Familie. Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du bei Nashville Pussy spielst? James Hetfield beklagt ja immer noch, dass seine Eltern nicht anerkennen, was er macht.

Mein Vater ist Gitarrist und meine Mutter war Sängerin und spielt Schlagzeug. Ich glaube, dass seine Wut ihn auch antreibt. Es ist egal, was man macht, sie bleiben immer deine Eltern. Es ist egal wie groß deine Band ist oder ob du bei Metallica bist. Die Eltern fragen doch immer, ob man nicht lieber einen „richtigen“ Job machen möchte. Meine Eltern mögen unsere Musik und sagen immer, dass wir einfach einen kommerziellen Hit schreiben sollen. Da sage ich dann immer nur „sorry“. Wir waren ja, wie du gesagt hast, für einen Grammy nominiert und meine Mutter hat lamentiert, warum wir den nicht gewonnen haben. Ich hab nur gesagt: Mama freu dich doch über die Nominierung.

Ihr habt schon eine Menge Live Veröffentlichungen gemacht. Es gibt Live-Material auf dem Re-Release von ´From Hell To Texas´, zwei Live DVDs und einiges mehr.
Für mich gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zum einen gehört diese Musik einfach auf die Bühne. Die zweite ist, dass eure Musik ja schon durstig macht und die Fans, die sich nicht mehr an alles erinnern, sich die Sachen noch mal zuhause geben können.

Die Musik gehört definitiv auf die Bühne, aber auch der zweite Punkt ist wichtig. Wir wissen, dass sich nicht alle an die gesamte Show erinnern.

Wie ist es denn für dich, wenn du dich selbst im Fernsehen siehst?

Ich bin manchmal schon überrascht, weil ich vieles auf der Bühne spontan mache. Wir haben keine DVD, die eingefangen hat, wie ich mich auf der Bühne fühle. Wir könnten da sicher noch was Besseres machen und mal sehen, ob wir mal eine DVD rausbringen, bei der wir das schaffen.

Es gab im letzten Jahr einen Kongress, auf dem bekannte Frauen im Metal wie Angela Gossow von Arch Enemy oder Sabina Classen von Holy Moses über die Rolle der Frau in der harten Musik gesprochen haben. Du sparst ja nicht mit deinen Reizen, wie siehst du die Rolle?

Ich kümmere mich nicht um das Geschlechter-Ding. Ich bin Kanadierin und fast „geschlechterneutral“ aufgewachsen. Ich hasse weibliche Gitarristinnen genau so wie männliche Gitarristen. Es ist mir egal, welches Geschlecht du hast. Wenn du rockst - gut, wenn nicht - geh nach Hause.

Es gibt ja bei euch auch Zwischenrufe wie „Ausziehn“. Kümmert dich das?

Das ist sexistische Scheiße. Ich würde mich freuen, wenn die mich als Gitarristin sehen und beurteilen würden. Ich mach nichts anderes als Iggy Pop Elvis oder David Lee Roth, ich setzte auch mein Geschlecht unbewusst ein. Sex und Musik sind für mich eng miteinander verbunden. Wenn man das nicht fühlt, hat man in der Musik nichts verloren. Musik ist Leidenschaft. Das hat nicht mit dem Geschlecht zu tun. Ich hab nun mal zufälliger Weise Brüste. Ich spiele Gitarre seit ich acht bin, da hatte ich noch keine Titten. Die kamen erst später. Ich habe sehr viel an der Gitarre geübt.

Das hört sich an, als könntest du bei der Floskel ´Sex, Drugs, Rock ´n´ Roll am ehesten auf die Drogen verzichten.

Ja, die anderen beiden Dinge sind auf jeden Fall viel wichtiger und gleichauf.


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Infos

  • Erstellt am

    06. Februar 2012
  • Line Up

  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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