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Nationaler Veteranentag am 15. Juni 2025 - Gekämpft, gelitten, vergessen – Die Band Foreignson And His Ghosts gibt EinsatzVeteranen eine Stimme

"Am 15. Juni 2025 erlebt Deutschland auf Beschluss des Bundestages erstmals den Nationalen Veteranentag. Zukünftig soll er als Tag des Dialogs immer an diesem Datum stattfinden: Gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern wird fortan jedes Jahr an einem Wochenende um den 15. Juni herum im ganzen Land ein großes Fest gefeiert. Dieses macht auf die Bedeutung und die Leistung von Veteraninnen und Veteranen für Frieden, Freiheit, Demokratie und eine starke Gesellschaft aufmerksam. Damit wird gegenüber den aktiven und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten deutschlandweit Anerkennung, Respekt und Wertschätzung zum Ausdruck gebracht.", heißt auf der offiziellen Homepage der Bundesregierung zum Veteranentag.
Heute ist der nun dieser Nationale Veteranentag. Es ist ein kontroverses Thema und vorangestellt sei der Hinweis gestattet, dass im Folgenden eine Meinung eines Redakteurs des Twilight Magazins geschrieben steht.
Man kann zur Bundeswehr stehen, wie man will, aber sie ist gem. Art. 87a GG vorallen Dingen eine verfassungsgemäße Institution und ihr Personal keine Söldner.
Militarismus als Motiv oder Repression zu unterstellen, entspricht damit nicht der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung unseres Grundgesetzes. In der engen Auslegung verstand man den Veteran insbesondere als Teilnehmer von Kriegen, Feldzügen, Schlachten. Die ehem. Verteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen definierte den Veteranenbegriff im November 2018 weiter. Veteran umfasst alle aktiv dienenden Soldaten und die, die ehrenhaft aus (aktiven) Dienst entlassen worden. Damit einher ging das Stiften eines Veteranenabzeichens. Ein schlichtes, kleines Eisernes Kreuz mit Bundesadler in der Mitte in Mattgrau als Pin. Es ist ausdrücklich nicht gestattet, an der Uniform getragen zu werden, sondern es ist - sofern man es tragen möchte - an der Zivilbekleidung anzubringen.  

Beim Nationalen Veteranentag geht es nicht um das Militär als Institution, sondern um die Menschen, die als Berufs- und Zeitsoldaten, als freiwillige Wehrdienstleistende oder Reservisten dienen oder gedient haben. Zweckgebunden am Ideal Frieden und Freiheit zu erhalten. Und auch für die, die Pazifisten sind und das Militär, die Bundeswehr, ablehnen (Sind sie damit sehr selektiv in Bezug auf das Grundgesetz und die FDGO.). Ich fuhr vor vielen Jahren während meiner Studienzeit in zivil von München nach Berlin für einen Lehrgang an der damaligen Akademie für Information und Kommunikation im brandenburgischen Strausberg. Vor meinem Zwischenzielbahnhof Berlin Hauptbahnhof stand mir auf einmal eine Person des öffentlichen Lebens, ausgestattet mit einer sehr markanten Stimme (Synchronstimme, besonders Trickfilme; moderierte auch mal eine sehr bekannte Fernsehshow mit Ausstrahlung von Anfang der 1970er bis 1980er Jahre) gegenüber. Er schaute mich mit fragenden Augen an, ich entgegnete: "Guten Tag, Herr XYZ!" - "Sie kennen mich? Sie sind doch noch so jung!" - "Sie sind mit Ihrer Stimme doch sehr bekannt aus dem Fernsehprogramm und auch Ihre berühmte Sendung XYZ ist mir vom Namen oder gelegendlichen Wiederholungen nicht unvertraut." - "Ach, naja, gut. Sie sehen mir ja sehr wie ein Soldat aus. Ich hasse das Militär und bin Pazifist!" - [Nun, das einzig Auffällige, was ihn zur richtigen Identifikation verhalf, war mein 110 l Rucksack in Oliv.] - "Ja, richtig. Mein Diensteid erlaubt mir diese Diskrimierung nicht, für wen ich mein Leben tapfer zum Wohle von Recht und Freiheit des deutschen Volkes im Äußersten aufgebe. Es schließt Bellizisten genauso ein wie Pazifisten."  Der Zug hielt und wir gingen unserer Wege. 

Der explizite Eid (bei Zeit- und Berufssoldaten) zur Tapferkeit und damit Opferbereitschaft der eigenen seelischen und körperlichern Unversehrtheit unterscheidet die Soldaten der Bundeswehr als Arbeitnehmer von anderen Berufsgruppen, auch wenn diese auch unstrittig gefährliche Tätigkeiten ausführen oder verstörende Wahrnehmungen machen. Und hier wie dort gibt es Menschen, deren Seele oder/und Körper so Schaden genommen hat - nicht einmal unmittelbar nach einem oder mehreren Ereignissen -, dass sie nicht mehr funktionieren, sich isolieren, sich betäuben, durch sämtliche Netze fallen, sich selbst aufgeben und das Leben nehmen. Wie geschrieben, auch außerhalb des Soldatenberufes.

Bestimmte Erlebnisse lassen ein gewohntes Leben zeitlich begrenzt oder gar nicht mehr möglich machen. Es muss nicht mal eine Gefechtssituation sein. Auch Unfälle, Erst-Helfer-Tätigkeiten, und Katastrophenhilfe bieten genug Potential. In meinem Umfeld sind einige Menschen, die etwas "mitgenommen" haben als Last in ihrem seelischen Rucksack des Lebens. Eindrücke beim Hochwassereinsatz im Ahrtal, Leichenbergungen hier und da. Und dann auch die, die das ganz gefährliche Ende des Berufs an Seele und Leib erfuhren: Verwundetwordensein durch Kampfmittelexplosionen bei unsachgemäßen Umgang durch Dritte oder beim Entschärfen. Verwundetwordensein im Gefecht, Hilflosigkeit, dass man verwundete Kameradinnen oder Kameraden mit Care under Fire nicht retten konnte. Dass man auch selbst Menschenleben auslöschte.
Manche versuchen sich durch ausgedehnte Körperveränderung (Tätowierungen/Piercings) in eine Distanz zu bringen zu der Person, die sie waren, als einschneidende Dinge passierten. Alkohol-, Medikamenten-, BtM-Missbrauch sind weitere nicht unübliche Taten, die Dämpfen sollen. Bis zu allen Formen des Suizids. 

Foreignson alias Tobias Koenig war als ganz junger Mensch Saniätssoldat in Afghanistan. Und das veränderte ihn. Dazu existenzbedrohende Erlebnisse zuhause. Branderlebnis mit Todesfolge der Partnerin, obwohl er sie aus den Flammen bergen konnte, Suchtphasen, Obdachlosigkeit. Er hatte Glück, dass er Hilfe fand und Menschen, die ihn stabilisierten. Auch fand er in einen Beruf zurück. Der Weg war lang, sich auch selber wieder wertzuschätzen. 2023 gründete er seine Band Foreignson And His Ghosts. Für Einsatzversehrte gibt es mit den Invictus Games und die Vorbereitung darauf eine internationale Bühne, um über Sport sich selbst wieder anzuerkennen, aber auch von anderen getragen zu werden. So kann es Musikmachen auch.
Silence & Light ist die Band des ehem. Nirvana- bzw. Soundgardenmitgieds Jason Everman, der, statt auf der Erfolgswelle des Grunge zu schwimmen und alle Vor- und Nachteile des Starseins auskosten kann, sich als Soldat bei der US Armee verpflichtete. Zuerst war er für einige Jahre Angehöriger der US Rangers, spezialisierte Infanterie. Er schied ordentlich aus dem Dienstverhältnis aus, jobbte im Zivilleben, und verbrachte eine Zeit zum Selbststudium in einen buddhistischen Kloster Tibet. Er kehrte in die Uniform zurück, war erfolgreich bei der Auswahl und der Ausbildung der US Special Forces (Green Berets; auch eine Spezialeinheit des Heeres für Military Assistance (z. B. Guerillakampfausbildung) und Direct Action (Counter-Terrorism, Counter-Narcotics) usw.). Das führte zu Deployments nach Afghanistan und in den Irak. Nach Ende dieser Dienstzeit kümmerte er sich um seine universitäre Ausbildung und endete bei einem Master in Militärgeschichte. Mit der Band Silence & Lights sammelte er Mitmusiker gleichen Stallgeruchs um sich. Die mit ihren Auftritten und Plattenverkäufen erzielten Erlöse stellen sie anderen Veteranen (z. B. PTBS Betroffene) zur Verfügung.
 
Foreignson And His Ghosts wollen ein musikalischer Aufschrei gegen das Schweigen über die Lebensrealitäten von Veteranen und PTBS-Erkrankten sein. Sie bringen neue Stimmen auf die Bühne, Stimmen von Menschen, deren Geschichten oft überhört werden. Ihr einzigartiger Seelenrock erzählt die Geschichte ihres Frontmanns Tobias Koenig alias Foreignson, wie oben geschrieben, einem Sanitätssoldaten außer Dienst, PTBS-Betroffener. Die Kehrseite der Einsatzmedaille ist ihm sehr vertraut.
Am 13. Juni 2025 hatte die Single Flamme ihre Veröffentlichung auf YouTube - anlässlich des ersten Nationalen Veteranentags der Bundesrepublik Deutschland. Das Lied ist Teil des Albums Foreignson’s Journey Chapter II, dessen Veröffentlichung noch unbekannt ist. Und dieses Lied ist unten verlinkt. 

Da scheinbar auf der Welt momentan Probleme lieber durch angeordnete Waffengänge/Einsätze von Regierungschefs angegangen werden - und damit mitnichten gelöst sind - [und nicht nur eine regionale Betroffenheit besteht, sondern wir alle zittern müssen, dass daraus nicht eine weltbedrohende Eskalationen entsteht (von ökologischen Folgen, die sowieso uns alle betreffen, gar nicht schreibend], anstatt langwierig, jedoch ehrlich diplomatische Verhandlungen zu führen mit dem Anspruch Win-Win, gilt es umsomehr nicht zu vergessen, dass Soldaten in inneren Konflikten stehen (können) zwischen ihrem Diensteid ihrem jeweiligen Staat gegenüber und der politischen Realität, wie Außen- und Sicherheitspolitik (und Innenpolitik) betrieben wird, weil für viele Staatslenker - mit Ausnahmen, die a priori trotzdem nicht zurückhaltender agieren mit ihrem Militär - Waffeneinsatz einfach nur eine Handlung ist, die Dritte, mit denen man eh nichts zu tun haben will, ausführen. 
Und die Ausführenden plagen dann Sinnkrisen. 
Insofern kann man den Veteranentag auch gerne dazu nutzen, und gerade bei verschiedenen Auffassungen, ins Gespräch zu kommen mit Veteranen, ihnen zuzuhören bei ihren Beweggründen. Denn das Leben lieben wir wohl alle.   
 
 
Genre
Line Up
Tobias Koenig - Gesang, Gitarre [aka Foreignson]
Bernd Leucht - Schlagzeug [aka His Ghosts]
Matthias Janßen - Bass [aka His Ghosts]
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