Ab und zu muss man seine Comfort Zone auch mal verlassen und etwas Neues wagen. Challenge Accepted! Also ran an das neuste Album der „Rocklegenden“ THE DARKNESS. Bekannt sind die vier Briten seit Ihrer Hitsingle „I Believe In A Thing Called Love“.
Der Erstkontakt ist schon einmal sehr vielversprechend:
„Kennst du das, wenn Gottes Atem deine Seele kitzelt und dir sagt, dass du etwas erschaffen sollst? Ja, ich muss auch immer kichern. Aber du kannst nicht widerstehen“, kommentiert Frontmann Justin Hawkins. „Gott mag nicht mehr die Kraft haben, die sie einmal hatte, aber man kann über sie sagen, was man will, sie weiß verdammt gut, dass die Welt jetzt Rock braucht, süßen Rock. Und wer sind wir, bloße Sterbliche mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, dass wir mit dem Göttlichen streiten?
„Also haben wir uns hingesetzt und angestrengt über die Besten der Besten nachgedacht, die Elite-Songs, die lebensverändernde Musik der Jahrhunderte. Dann haben wir vor dem Mittagessen ein Dutzend Knaller rausgehauen. Und diese Knaller präsentieren wir Ihnen hier, schwelgend in einem aromatischen Klangragout, serviert auf den verkohlten Überresten unserer neidischen Zeitgenossen … meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen Dreams On Toast!“
Bereits beim ersten Song ist klar, das wird ein wilder Ritt. Den geneigten Hörer erwartet eine musikalisch Reise durch diverse Genres, mit Einflüssen von AC/DC, Queen, Led Zeppelin, Thin Lizzy, Van Halen und Aerosmith. Ausnahmslos alle Songs müssen mit einem gewissen Augenzwinkern gesehen werden, denn die Texte sind stellenweise doch sehr abstrus, machen aber durchgängig alle viel Spaß.
Sänger Justin Hawkins versteht es seine Stimme bestmöglich einzusetzen, vor allen die hohe Falsett-Stimme, die schon fast ein Markenzeichen von THE DARKNESS ist.
Nach Hard Rock („Rock And Roll Party Cowboy), sowie „abgeschwächtem“ Rock (I Hate Myself) geht es mit klassischem Country („Hot On My Tail“) weiter.
Mit „Mortal Dread“ geht es wieder in etwas rockigere Gefilde. „Don’t Need Sunshine“ startet besinnlich mit Klavier, nimmt aber nach einer halben Minute etwas Fahrt auf. Die Liebe von Hawkins zu Queen wird hier sehr deutlich. Auch stimmlich kann man sich durchaus vorstellen, hier einer der großen Stimmen der 80er zu lauschen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Rufus Taylor, Sohn des Queen Schlagzeugers Roger Taylor, seit 2015 an den Drums sitzt.
Anschließend wird es wieder rockiger, aber auch gerade vom textlichen her wieder herrlich abstrus. Hawkins sagt zu „The Longest Kiss“: „Misty Orchards! Das ist nicht mein Pornoname, sondern die Art von Landschaft, die ich liebe. Ich erwachte an einem solchen Aussichtspunkt in der reizenden schottischen Hochlandstadt Nairn am Morgen, als mich die Inspiration für den Text von „The Longest Kiss“ überkam. Ich hatte trübe Augen und war in einer endlosen Umarmung mit meinem Partner (in der Lebensmitte) gefangen. Seltsam, dass ich immer noch singen kann, aber das ist ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit des Menschen, insbesondere von Leadsängern.
Die Musik selbst ist eine Komposition, die vom Klavier angeführt wird. Den Refrain haben mein Bruder und ich uns ausgedacht, nachdem er sich bei einer beeindruckenden Kneipentour viel Zeit gelassen hatte, um seine Blase zu entleeren. Die Strophen wurden aus einem Lied transponiert, an dem ich seit Jahrzehnten als Teil eines Musicals über den Zusammenbruch der Fischereiindustrie in Lowestoft arbeite, das den Titel „Der Zusammenbruch der Fischereiindustrie in Lowestoft“ trägt.
Das Musical ist noch nicht fertig. Aber „The Longest Kiss“ ist es. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Wir sind alle sehr stolz darauf. Bitte genießen Sie es!“
„The Battle For Gadget Land“ erhöht das Tempo noch einmal deutlich, sticht damit aus dem ganzen Album heraus. „Cold Hearted Woman“ driftet wieder komplett in Richtung Country ab. „Walking Through Fire“ vollzieht hingegen wieder eine komlette Kehrtwende und klingt wieder deutlich nach Queen, Van Halen oder Aerosmith.
Den Abschluss macht „Weekend In Rome“ welches so gar nicht in das Konzept des Albums zu passen scheint. Ruhig, unaufgeregt, mit Streichern und eingesprochenen Zwischenparts. Aber vielleicht ist es genau das, was THE DARKNESS eigentlich ausmacht. Festgetretene Wege verlassen, mal etwas Neues wagen, und vor allen Dingen sich selbst nicht zu ernst nehmen.
Für mich eindeutig die Überraschung 2025 bisher.