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Mit „Host“ gelang es PARADISE LOST, auch noch ihre letzten Fans der ersten Stunde zu vergraulen. Der Gang in die elektronischen Gefilde, der schon auf „One Second“ für einige unerträgliche Ausmaße angenommen hatte, wurde mit dem Nachfolger konsequent auf die Spitze getrieben, zumal die Band nach einem GNTM-Heidi-Klum-mäßigen Umstyling plötzlich mit Boygroup-Kurzhaarfrisuren auf die Welt losgelassen wurde. Wenn aufgrund dieser einschneidenden, traumatischen Erlebnisse viele bei der Ankündigung, dass die beiden PARADISE-LOST-Masterminds Greg Mackintosh und Nick Holmes mit ihren Projekt HOST genau an dieses Album anknüpfen wollen, Brechdurchfall bekommen, ist das nicht ungewöhnlich.

Für mich hatte und hat der kontroverse Longplayer nach wie vor ein Platz in meinem Herzen, zumal er mir die Tür in die Metal-Welt aufstieß. Deshalb ist mein Fazit zu „Host" (remastered) immer noch gültig. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist, ob die brandneue Platte dem Vergleich gewachsen ist.
 
Zunächst kann unumwunden festgestellt werden, dass „IX“ nahtlos an „Host“ anknüpft. Dabei sind es vor allem die ruhigeren Songs, bei denen das Elektronische im Verein mit Streicherklängen eine hypnotische Wirkung zu entfalten vermag und somit eine ungemeine wehmütige Intensität und tiefgründige Melancholie entstehen lässt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Opener 'Wretched Soul'. Nicht minder anziehend ist 'Divine Emotion', das trotz aller Wolken immer wieder auch für strahlenden Sonnenschein sorgt.

'A Troubled Mind' ist um einiges sperriger und vermag in seiner etwas kantigeren Art und Weise, zumindest bei mir, nicht richtig zu zünden. Der Track, bei dem mir am ehesten DEPECHE MODE in den Sinn kommt, ist 'Years Of Suspicion'. Da sind einmal die charakteristischen Gitarren von 'I feel you' oder 'Personal Jesus', zum anderen die Drums und das Metallische. Wer erinnert sich nicht an das Video, in dem Martin Gore mit einem Hammer auf Metalgegenstände schlägt. Deshalb haben wir früher auch immer gesagt, dass man beim Herausholen einer DEPECHE MODE Schallplatte aufpassen muss, dass einem der Hammer nicht auf die Füße fällt. Ein richtiges Juwel ist das sehnsuchtsvolle 'Inquisition', mehr intensive Emotionalität geht nicht! 'Instinct' hingegen elektronisiert ein wenig vor sich hin und es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn der Track es nicht auf das Album geschafft hätte.

Von den drei vorab veröffentlichten Tracks, die zum Teil um einiges schmissiger und discoresker daherkommen, kann nur das druckvolle mitreißende 'Hiding From Tomorrow' überzeugen. 'Tomorrow's Sky' hingegen ist ganz nett, 'My Only Escape' nicht wirklich stark.

Fazit: Da DEPECHE MODE anscheinend jetzt die neuen ERASURE sein wollen, können Greg Mackintosh und Nick Holmes als HOST mit dem Longplayer „IX“ ungehindert in dieses Vakuum vorstoßen. Und genau wie bei den vielen DEPECHE-MODE-Alben finden sich auf „IX“ neben richtig guten Stücken auch einige Ausfälle. Aber hey, so what. Und ja, „Host“ von PARADISE LOST war und ist besser.

Kategorie

V.Ö.

24. Februar 2023

Label

Nuclear Blast

Spielzeit

Tracklist

01. Wretched Soul
02. Tomorrow’s Sky
03. Divine Emotion
04. Hiding From Tomorrow
05. A Troubled Mind
06. My Only Escape
07. Years of Suspicion
08. Inquisition
09. Instinct
10. I Ran (Flock Of Seagulls Cover)

Line Up

Nick Holmes
Greg Mackintosh


Bewertung

1

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