„Set the World Afire“ und die SEX PISTOLS Coverversion „Anarchy in the UK“ liefen bei mir seinerzeit rund um die Uhr, trotz der furztrockenen Produktion – oder gerade deshalb. Das passende T-Shirt zur „So far, so good…so what!“ Scheibe habe ich getragen bis es eines Tages auf mysteriöse Weise nicht wieder aus der Schmutzwäsche zurückkehrte. Doch der definitive Ohrgasmus in Sachen MEGADETH war (und ist) für mich das 1990er Album „Rust In Peace“: geiles Cover, geiler Sound, obergeile Songs. Vollkommen zu Recht hatten Rotschopf Mustaine und seine Mannen das 20jährige Jubiläum mit einer entsprechenden Tour und dazugehöriger Live-Veröffentlichung gewürdigt. Dasselbe Prinzip wird nun auf „Countdown To Extinction“ angewendet. Und auch hier wird man sagen müssen, dass die Thrasher einige gute Argumente dafür haben dürften. Immerhin gelang mit „Symphony Of Destruction“ der Durchbruch auf den Tanzflächen der Welt und bis heute dürfte dies wohl der bekannteste Song der Band sein. Für mich persönlich war die Scheibe nach der grandiosen „Rust In Peace“ ein wenig enttäuschend und die Tatsache, dass plötzlich Hübner, Hinz und Kunz mit Shirts der Band rumliefen und die Scheibe in den siebten Himmel lobten war für mich Beweis genug, dass der Ausverkauf der Band begonnen hatte. In der Rückschau wird natürlich manches weniger heiß gegessen als damals und durch mein hohes Alter milde gestimmt, habe ich mit „Countdown To Extinction“ meinen Frieden gemacht. Neben Songs die ich bereits in den 90ern gut fand (z.B. „Skin O‘ My Teeth“), kann ich heute auch gut und gerne zu „Symphony of Destruction“ und „Foreclosure of a Dream“ abrocken.
Der vorliegende Livemittschnitt enthält neben der kompletten „Countdown To Extinction“ noch ein nettes musikalisches Rahmenprogramm in Form von Klassikern wie „Hangar 18“ und „ Peace Sells“. Und da der streitbare ex-METALLICA Gitarrist seine Playlist mit dem genialen „Holy Wars“ ausklingen lässt, bleiben auch kaum noch Wünsche offen.
Insgesamt überrascht die Scheibe also nicht durch irgendwelche Überraschungen, weder in der Playlist noch bei der Aufmachung, die durch Schlichtheit glänzt. Trotzdem dürfte die Jubiläumsscheibe eine nette Erweiterung der heimischen Sammlung für die „Countdown“-Generation sowie alle MEGADETH Fans sein. Und irgendwie ist diese Zeitreise in die 90er doch auch ganz schön…