Into this wilde Abyss,
The Womb of nature and perhaps her Grave,
Of neither Sea, nor Shore, nor Air, nor Fire,
But all these in their pregnant causes mixt
Confus'dly, and which thus must ever fight,
Unless th' Almighty Maker them ordain
His dark materials to create more Worlds,
Into this wilde Abyss the warie fiend
Stood on the brink of Hell and look'd a while,
Pondering his Voyage; for no narrow frith
He had to cross.
— Paradise Lost, Book 2, lines 910–920
The Womb of nature and perhaps her Grave,
Of neither Sea, nor Shore, nor Air, nor Fire,
But all these in their pregnant causes mixt
Confus'dly, and which thus must ever fight,
Unless th' Almighty Maker them ordain
His dark materials to create more Worlds,
Into this wilde Abyss the warie fiend
Stood on the brink of Hell and look'd a while,
Pondering his Voyage; for no narrow frith
He had to cross.
— Paradise Lost, Book 2, lines 910–920
Passend zum Titel ihres dritten Albums trotzen NIGHTBEARER allen Trends und Moden und entwickeln ihren eigenen Stil konsequent weiter. Mit „Defiance“ dürften sich die Paderborner endgültig ihren Stammplatz in der deutschen Death Metal Szene erspielen.
Konnte „Tales of Sorcery and Death” noch mit kompromisslosen HM2-Riffs, düsteren MORBID ANGEL Passagen und rohem Sound begeistern, so fällt „Defiance“ deutlich hörbar komplexer aus und dem skandinavischen Death Metal wurden ein paar Spritzer Black Metal hinzugefügt – auch wenn das in der Vergangenheit auch schon manchmal zu hören war.
Wer die Band in der Vergangenheit fälschlicherweise in die Schunkel-Death Metal Ecke rücken wollte, der dürfte sein Urteil spätestens nach dem rasenden „Dying Knows No Bounds“ revidieren. Doch die Band setzt vor allem auf Abwechslung, denn das Grundgerüst aus fetten HM2 Sounds wird regelmäßig durch melodische Passagen, Keyboards, singende Leads und akustische Einschübe ergänzt. Das fast zehnminütige „Ascension“ fast den Stil der Band im Grunde perfekt zusammen, sind doch alle Elemente des aktuellen Bandsounds in dem Song enthalten. Da traut man sich dann mit „Until We Meet Again“ auch mal ein fast vierminütiges Instrumental zu, welches mit fetten Riffs und tollen Gitarrenmelodien punkten kann. Ein Stück, welches sicherlich auch live für Begeisterung sorgen dürfte – nicht nur bei Frontmann Michael, der seinen Stimmbändern dann mal eine Verschnaufpause gönnen könnte. Und die hätte er wahrlich verdient, denn er brüllt und kreischt auf „Defiance“ wie ein Berserker und deckt dabei verschiedene Stile von abgrundtief bis kreischend perfekt ab.
Als Inspiration für „Defiance“ diente die „His Dark Materials“-Trilogie des britischen Fantasy-Autors Philip Pullmann, in der zwei Kinder verschiedene Welten durchwandern und auf Hexen und Panserbjørne (bewaffnete Eisbären) treffen. Lesenswerte Bücher übrigens. In den Büchern hat jeder Mensch einen eigenen Dæmon, der die Seele des Menschen verkörpert und sich erst bei dessen Tod von ihm trennt. Ein Mensch ohne Dæmon gilt entsprechend als seelenloses Monstrum. NIGHTBEARER schaffen es, diese Einheit von Seele und Körper musikalisch umzusetzen, indem sie ihren fleischigen Songs immer auch eine Seele geben. Fast jeder Song entwickelt über kurz oder lang einen Wiedererkennungswert, so dass „Defiance“ nicht nur ein weiter austauschbarer Untoter in der Welt des Todesmetalls ist.
Timon Kokott rundet das Album zudem mit einem tollen Artwork ab, so dass es auch optisch einiges hermacht. Für Spotifyer vielleicht nicht so interessant, aber für Freunde des physischen Tonträgers doch ein Plus. Kleiner Wehmutstropen: Will man das Cover und die Musik auf Vinyl genießen, so ist dieses (zumal in der tollen farbigen Varinate) nicht unter 33€ zu bekommen – was zugegebenermaßen auch an den z. T. hohen Versandkosten von fast 10€ liegt.
Mit „Defiance“ liefern NIGHTBEARER ihr bis dato ausgereiftestes Album ab, welches in Sachen Sound, Story und Songwriting nochmal eine Liga höher spielt als die beiden Vorgänger.