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The Great Sea - Noble Art Of Desolation

VÖ: 25. April 2025   •   Label  AOP Records
Treffen sich zwei Mitglieder zweier instrumentaler Post-Rock Bands aus Nordrhein-Westfalen, der eine aus Kamen, der andere aus Münster, zum Musizieren. Dann spricht man noch ein paar Kollegen an, die sich souverän am Mikrophon ausdrücken können. Und e voila kommt Black Metal heraus, der die edle Kunst der Verwüstung vertont. 

Meine musikalische Komfortzone ist Black Metal sicherlich nicht. Vorallen Dingen, weil ich den Gesangsstil auf Dauer strapaziös finde. Mitunter ist es der mitten- und höhendominierende Mix, der wie ein unangenehmes Rauschen wirkt und nicht wie sog. White Noise. Ich bevorzuge beim Metal nun auch gerne mal klare Gesangslinien. Metallica und Megadeth waren die ersten Metalbands, die ich hörte, dann kam Pantera. Godgory, In Flames, Soilwork und Napalm Death waren die Vertreter, die mich zumindest zum melodischen Death (und Grindcore) lockten, Shouts ja, aber eben auch mal klare Stimme. Bei The Great Sea war es die Neugier, nachdem Janosch Rathmer schon mit Perish etwas außerhalb des Long Distance Calling Sounds veröffentlicht hatte und er auf seinen Social Media Profilen Spannung zu einem neuen Bandproejekt aufbaute.
Im Reviewarbeitsvorrat ist stilistisch im gleichen Spektrum ist noch eine andere Band aus deutschen Landen, die auch am 25.04.2025 mit einem Livealbum an den Start geht. Daher verglich ich natürlich beide Produktionen miteinander. Und es gibt einen sehr deutlichen Favoriten. 
Die Singleauskopplung No Peace Among Men mochte ich, weil sie mich musikalisch sehr an die finnische Band Sentenced erinnerte, die sich leider 2005 aufgelöst hat. Auch dem Gesang von Azathoth konnte ich was abgewinnen. 
Zurück auf Anfang. 2022 gründeten Janosch Rathmer und Stefan Hackländer (Mitglied der Band Ordeal & Plight) The Great Sea. Für Janosch Rathmer ein sehr produktives Jahr, denn er veröffentlichte das Album The Decline mit der bereits erwähnten Band Perish (Genre Black Metal) und seine Hauptband LDC reüssierten mit dem Album Eraser. Bezüglich seines Kollegen Stefan Hackländer bin ich nicht zu mehr auskunftsfähig, was man nicht auch selbst im Netz recherchieren kann. So bitte ich denn auch Herrn Hackländer vorab um Verzeihung, wenn ich zwei arrangementbetreffende Dinge eher nach Münster, denn nach Kamen verorte. Bei Janosch Rathmer ist mir sein privater Faible für Black und Death Metal hinreichend vertraut und auch sein Mitwirken in der Melodic Death Metal Band Misery Speaks definitiv nicht unbekannt. Die Liebe zum Metal kann man nicht einfach ablegen. 
Der Opener The Water Remains beginnt instrumental mit Schlagzeug, Bass und Gitarre sehr im Sound und Stil von Long Distance Calling, bleibt diesem trotz einsetzendem Gesang und Ergänzung durch verzerrte Gitarre für gut 2 min treu und wird im weiteren Verlauf des Stückes immer wieder aufgegriffen. Auch die Bridge ist eher Post-Rock, denn Black Metal. Und ebenso das Solo nebst Begleitung im letzten Achtel des Liedes hat eher ein Post-Rock Gewand, denn Black Metal. Diese für mich sehr gefällige Mischung findet im Folgesong Eden Unfolded bei Intro und Outro ebenfalls Anwendung.
The Maze bolzt sich sehr dominant aus den Lautsprechern. Bis auf ein paar kurze Abschnitte ist das ein sehr wuchtiger Song. 
No Peace Among Men beginnt ruhig, die Taktung und gepielten Noten der Gitarre im Intro erinnert ein wenig an eine läutende Glocke. Die Strophe kennzeichnet ein stimulierender Groove. Wie ich eingangs schrieb, gefällt mir der Sentenced Vibe ausgesprochen gut. 
Blickt man auf das Line-Up und die Beteiligung von Sängern und die Tracklist, erkennt man: es ist auch ein Instrumental auf dem Album. Und die Nummer nennt sich Fading. Konsequent bei der Herkunft der beiden Hauptakteure. An Fading schließt sich die zweite Singleauskopplung Upright In Nothing an. Aufrichtig in nichts. Das ist schon eine sehr harte Charakterisierung, wenn man damit eine Person beschreibt. Sofort ins Ohr gegangen ist das aus drei markanten Tönen bestehende Begleitmotiv. Ich finde den Song sehr cool. 
Den Abschlusssong bildet Walking At The Edge Of Death. In Abschnitten ähnlich wuchtig wie The Maze. Das Vorhandensein langsamerer Abschnitte macht es für mich attraktiver als The Maze. 
Man sehe es mir nach, dass ich bei den drei beteiligten Sängern extreme Schwierigkeiten habe, Unterschiede in Stimmfarbe, Kraft, Betonung usw. festzustellen. Bei Sentenced war der Sängerwechsel von Taneli Jarva auf Ville Laihiala sehr markant und dies wurde besonders deutlich beim Abschiedskonzert im Oktober 2005 in Oulo. Bei einem Album einer Band, das eben keine Kompilation ist, finde ich eine Konstanz beim Instrument Stimme wichtig, denn sonst verliert das ganze Album den Guss, mehr noch als stilistische Vielfalt. Aus diesem Grund finde ich die getroffene Sänger-Auswahl mit A., Phil Jonas und Azathoth gut. 

Fazit: Lob für den Albummix, die Instrumente und der Gesang stehen in einem sehr guten Verhältnis zueinander. Musikalisch überzeugt mich The Great Sea am meisten in den eher langsameren Songs und Abschnitten, allen voran sind die beiden Singles No Peace Among Men und Upright In Nothing anzusprechen, und der stilvollen Integration eher Genre-untypischer Klänge aus dem Post-Rock Universum. The Noble Art Of Desolation von The Great Sea ist ein Black Metal Album mit Niveau. Oder sollte ich schreiben: Noblesse? 

 
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