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Bereits zum 23. Mal ruft das With Full Force die Anhänger des Modern & Nu Metal, Metal- & Hardcore sowie des Punkrocks auf das Gelände des Fliegerklubs Roitzschjora e. V. am Mühlfeldsee bei Löbnitz. Nicht ganz ausverkauft folgen knapp 25.000 Fans des gepflegten Lärms diesem Ruf und versammeln sich auf dem Partyacker eines der wenigen großen Festivals in Deutschlands Osten.

Dem geneigten Besucher von sonst eher klassischen Metalfestivals fallen beim Publikum des With Full Force sofort zwei Dinge auf: die Shorts und Kniestrümpfe der Hardcore Fans und die Frisuren der Punks setzen angenehme Farbakzente im sonst einheitlichen schwarz der Metalbandshirts. Außerdem ist der durchschnittliche With Full Force Besucher besonders jung, was sicherlich auf die Bandauswahl zurückzuführen ist. Natürlich ziehen absolut angesagte Überflieger wie FIVE FINGER DEATH PUNCH oder die Jungs von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER als Schwarm aller Schulmädchen auch entsprechende Altersgruppen an. Um den Nachwuchs muss sich das With Full Force also keine Sorgen machen.

Die Stimmung ist trotzdem gewohnt familiär und natürlich auch absolut friedlich. Wer es mit dem Auto durch die strengen Kontrollen geschafft und alle bösen Glasflaschen aussortiert hat, kann direkt auf den Campground fahren und dort am Auto zelten. Die durch das Nichtschleppen der Ausrüstung gesparte Energie kann anschließend sofort im Moshpit verfeuert werden.

Das bringt uns dann auch direkt zu den Bands oder zumindest zu den Künstlern, von denen ich berichten kann. Leider war mein Besuch beim With Full Force relativ spontan und arbeitsbedingt konnte ich erst am Samstag anreisen. So habe ich nicht nur die gesamte Knüppelnacht mit INQUISITION, VADER, RAGNAROK, GRAVE und ENDSTILLE verpasst, sondern auch den dröhnenden Blutregen von SLAYER, einer absoluten Lieblingsband wohl nicht nur von mir. Das ist besonders tragisch, weil jeder Auftritt von Tom Araya, Kerry King und mittlerweile eben Gary Holt ein absolutes Brett ist, was einem direkt in den Unterleib gehämmert wird. Ich habe überhaupt nur einen Auftritt von Slayer erlebt, bei dem das nicht so war und das war interessanterweise beim With Full Force 2005, als der Sound so leise abgemischt war, dass man die Songs überhaupt erst nach einigen Minuten extrem angestrengten Zuhörens erahnen konnte. Inzwischen haben aber wohl alle dazugelernt und so verlebten die Fans dem Hörensagen nach einen nicht nur sehr sonnigen, sondern auch von harten und lauten Riffs geprägten, ersten Festivaltag ohne mich – verdammte Arbeit!

Behemoth With Full Force 2016Der Samstag begann zunächst mit einer Sturmwarnung und nach den bisherigen Desastern bei Rock am Ring sowie beim Hurricane und beim Southside Festival gab es schon einige böse Vorahnungen. Trotz der vielen Agnostiker scheint der Wettergott aber Heavy Metal eben doch zu lieben und so blieb es bei einigen Schauern und einer recht steifen Brise am Nachmittag. Kein einziger Auftritt musste abgesagt werden. Zum späten Nachmittag gab es dann bestes Festivalwetter bei etwas über 20°C und so konnte Zoltan mit seiner Band EKTOMORF in Bestform über die Bühne hüpfen während die Menge trockenen Fußes im Pit kreiselte. Anschließend feierte BEHEMOTH mit uns eine satanische Messe und spätestens jetzt hätte der massive Einsatz der Flammenwerfer wohl jede aufkommende Regenwolke sofort verdunsten lassen. Noch etwas benebelt vom Weihrauch blieb keine Zeit sich Sorgen um das eigene Seelenheil zu machen, schon brüllte Jamey Jasta uns zurück ins das hier und jetzt. HATEBREED trafen wie das Geschoss aus einer Pumpgun den Nerv des Publikums. 

Mitten in die beste Partystimmung platzte die Übertragung des EM Viertelfinales mit Deutschland und Italien. Ich erspare mir an dieser Stelle eine Bewertung zwischen „total überflüssig“ und „absolut unverzichtbar“. Fußballfans und Fußballhasser werden hier wohl keinen gemeinsamen Nenner finden. Fakt ist, dass eine riesige Menschenmenge in bester Stimmung sowie unter laHatebreed With Full Force 2016utem Jubel das eingeschobene Public Viewing genossen hatte. Gefeiert wurde dabei natürlich eindeutig parteiisch aber eben ohne jede Form des übertriebenen Nationalismus. Sehr sympathisch in diesen Tagen und so sei an dieser Stelle auch gleich mit dem Klischee aufgeräumt, dass bei einem ostdeutschen Festival bestimmt auch viele Rechte anwesend seien. Beim With Full Force ist das eindeutig nicht so, wohl auch wegen des klaren Statements des Veranstalters für Toleranz und gegen Nazis!

Die Verlängerung und das Elfmeterschießen waren vermutlich eine arge Geduldsprobe für den Headliner, der mit seinem Auftritt auf das Ende des Fußballspiels warten musst. Durch das Ergebnis war allerdings beste Stimmung auf dem Platz, als sich aus viel Rauch und bunten Lichtern zwei Drachenköpfe erhoben und das Erscheinen der nordischen Berserker ankündigte. AMON AMARTH eröffnete auch gleich mit einem Klassiker und das bekannte Riff aus „The Pursuit of Vikings“ erlaubte es uns zahlreich anwesenden Zuschauern sofort wieder vom Fußball- in den Metal-ModAmon Amarth With Full Force 2016us zu schalten und die stimmungsvolle Party von „Death in Fire“ bis „Twilight of the Thundergod“ fortzusetzen – dem dicken, schwedischen Melodic Death Metal Knüppel sei Dank!

Der Sonntag begann freundlich mit einer nicht allzu heißen Sonne, welche gnädig ein Ausschlafen des obligatorischen Katers im Zelt ermöglichte. Ein paar ganz leichte Regentropfen riefen die letzten Alkoholleichen zurück ins Leben. GUTALAX verwirrt die gerade Aufgestandenen mit Maleroutfit und seltsamen Stimmeffekten während sie Klorollen zwischen die ersten partywütigen Fans werfen. Frühstück gab es auf dem Festivalgelände nach ausführlichem Studium der reichhaltigen Essensauswahl vom veganen Thai-Curry über Handbrot bis zur klassischen Currywurst sowie zu schottischen Dudelsackklängen von THE REAL McKENZIES. Zeit sich auch einmal die anderen Bühnen anzuschauen: neben der Mainstage gibt es noch eine Tentstage und eine Hammerstage. Detaillierte Berichte zu jeder einzelnen Band erspare ich uns hier aus Platzgründen.

Eingehen möchte ich zum Abschluss noch auf den amerikanischen Dreiklang des Sonntagabends auf der Mainstage: Los ging es in L.A. mit den Punkrockern von BAD RELIGION. Für eine solche Ikone war das Publikum vor der Bühne nach meiner MeinungBad Religion With Full Force 2016 recht überschaubar – vielleicht bin ich aber auch einfach nur alt. Der Stimmung allerdings tat das keinen Abbruch. Ich habe zum Beispiel noch nie ein so massives Crowdsurfing bei so wenig Crowd erlebt und weil das Publikum auch noch größtenteils umhersprang und zu Hits wie „21st Century Digital Boy“, „Sorrow“ und „Punk Rock Song“ völlig ausflippte, wurden die Surfer eben einfach bis fast vor die Bühne getragen und dort in Richtung der Ordner geworfen. Mitten im Auftritt setzte dann auch noch ein zwar sehr kurzer, aber zum ersten Mal richtig heftiger Regen ein. Spätestens jetzt trennte sich die Spreu vom Weizen und während einige Zuschauer zu den Unterständen flohen, flippte der Großteil der Fans völlig aus. Fröhliche Wasserspiele bei einer Legende der 90er Jahre – mein persönliches Festival Highlight!

Nach schnellem Wechsel der völlig durchnässten Klamotten und mittlerweile auch trocken von oben ging die Amerikareise in Florida weiter: TRIVIUM überzeugten mit gewohnt gutem Sound und perfekter Show. „Drei Wege“ irgendwo zwischen Metal, Metalcore und Trash begeisterten die Massen bevor zum Abschluss der munteren Amerikareise FIVE FINGER DEATH PUNCH ihrem Namen alle Ehre machten und ihren brachialen Modern Metal einem Kung Fu Schlag gleich vor die Brust der begeisterten Anhänger Five Finger Death Punch With Full Force 2016knallten. Eine Riff Supermacht hämmert ihre Grooves in die Nacht, wie man es sonst vielleicht von Pantera kannte, um im nächsten Moment schon wieder stimmgewaltig und sehr melodisch das Publikum zum Zücken der Feuerzeuge zu bewegen. Eröffnet wurde mit „Lift me up“, was auch hätte das Motto des Auftritts sein können. Sichtlich verzückt von Resonanz und Textsicherheit der Massen folgten weitere Hits aus allen 6 Alben inklusive meiner persönlichen Highlights „Jekyll and Hyde“, „Burn M.F.“ und dem Coversong „Bad Company“. Auf eine große Bühnenshow oder spektakuläre Effekt wurde nahezu verzichtet - so stand alleine die Musik im Vordergrund, was auch absolut ausreichte.

Bleiben zum Abschluss zwei Wehmutstropfen: den sozialkritischen Politpunkklassiker ANTI-FLAG hätte ich unbedingt noch sehen wollen, allerdings überschnitt sich dieser Auftritt fast völlig mit TRIVIUM. Außerdem hätte ich mir gerne im Anschluss an 5FDP auch noch die Erfinder des Gothic-Metal angehört, aber leider war am Montag schon wieder Arbeit angesagt und so Trivium With Full Force 2016musste ich auf PARADISE LOST verzichten und mich wieder auf den Heimweg machen. Mein Fazit: Ein sehr kurzer und spontaner Besuch eines nicht ganz typischen, aber sehr interessanten und gut organisierten Festivals mit großer Bandbreite und toller Stimmung bei allen Wetterlagen – gerne wieder!

......................................................................Katja und Rüdiger

Headliner

Five Finger Death Punch, Slayer, Amon Amarth

Besucher

25.000

Ort

Flugplatz Roitzschjora

Line Up

4 Promille, Annisokay, Anti-Flag, Arktis, August Burns Red, Bad Religion, Beartooth, Behemoth, Beyond the Black, Borknagar, Breakdown Of Sanity, Bury Tomorrow, Buster Shuffle, Cadaveres, Cock Sparrer, Crushing Caspars, Cry My Name, Cypecore, Deserted Fear, Drescher, Ektomorf, Endstille, Fallujah, Fit For An Autopsy, Frank Carter & The Rattlesnakes, Goitzsche Front, Grave, Gutalax, Groovenom, H20, Hammercult, Hatebreed, Havok, Inquisition, John Coffey, Legion Of The Damned, Lionheart, Monuments, Norma Jean, Our Last Night, Paradise Lost, Perkele, Ragnarok, Rise Of The Northstar, Siberian Meat Grinder, Six Feet Under, Smoke The Sky, Stepfather Fred, Stick To Your Guns, Stray From The Path (kurzfristig abgesagt), Strife, The Amity Affliction, The Browning, The Hirsch Effekt, The Matter Of China, The Real McKenzies, Thy Art Is Murder, To The Rats And Wolves, Trailer Park Sex, Trivium, Turnstile, Unleash The Sky, Vader, Varg, Walls Of Jericho, Watch Them Fade, We Butter The Bread With Butter

 

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