Bestes Beispiel dafür ist der Track 'En Forgangen Tid (Times of Yore Pt. II)', der düstere, schwere Doomigkeit mit episch-mitreißender Leichtigkeit verbindet. Ein wahres Opus im Kleinen, auch aufgrund der duetthaften Vocals und der dichten Instrumentierung inklusive der hamondorgelartigen Tastenklänge. Hammer. Dass der Stil der Band zu Recht als progressiver Extrem-Metal bezeichnet wird, zeigt sich auch in 'Origin', ein emotionaler eingängiger quirrliger Auf- und Ab-Song, der besonders durch seine Riffigkeit, seine bisweilen sogar ins krächzig-screamigen abgleitenden Vocals zu bestechen vermag. Ähnliches ist in 'As The Black Horde Storms' zu beobachten. Ein Track, der unbezweifelbar mit schwarz-metallischen Anleihen aufwarten kann, überaus variabel im Tempo ist und phasenweise ins Hymnische abdriftet. Da kann man sich wirklich bildhaft vorstellen, wie die schwarzen Horden zu stürmen beginnen.
Und das Beste ist, dass die sehr eingängigen epischen Anteile nie Überhand nehmen und die Tracks in den kitschigen Bereich katapultieren. Für die Vielfalt verantwortlich zeigen sich auch die vielen Gastmusiker wie z.B. Baard Kolstad (LEPROUS, BORKNAGAR), Kristian Wikstøl (FROM STRENGHT TO STRENGHT) oder Matthew Kiichi Heafy (TRIVIUM) oder auch die Verwendung eher unkonventioneller Instrumente wie Violine, Viola, Saxophone ('Standing on the Ground of Mammoths') oder Cello. Richtig etwas auf die Ohren gibt es dann mit dem Opener 'Seekers Of The Truth', der allerdings seine Brutalität mit einem hohen Maß ein mitreißender Melodiosität verbindet. 'Soul Adventurer' ist dann um einiges schwer- und wehmütiger, wohingegen in 'Blood We Shed' noch einmal alle Register in Hinblick auf todesmetallische Riffs zieht, ohne allerdings auf harmonische Verschnaufspausen zu verzichten.
Kurz: Die Norweger von IN VAIN machen auch auf ihrem vierten Album „Currents“ ihrem Genre „progressiver Extreme-Metal“ alle Ehre, verstehen sie es doch gekonnt, epische Harmonie, brutale Härte, hymnische Eingängigkeit und intensive Nachdenklichkeit organisch miteinander zu verbinden und somit ein überaus vielfältiges genreübergreifendes Hörerlebnis zu kreieren. Mehr organische Vielfalt geht nicht!