Nachdem man sich mit der Coverversion von „Sweet Dreams“ seinerzeit auf die Tanzflächen der Rockdiscos und an die schwarz getünchten Wände der Teenagerzimmer gespielt hatte, hatte man vor fast 10 Jahren mit Songs wie „mOBSCENE“ und „This is the new shit“ nochmal radiotaugliche Hits am Start. Entgegen aller Ankündigungen ist der 9. Longplayer auch kein fröhliches Album geworden. Kalkgesicht Manson jammert und jauchzt ab Sekunde 1 markerschütternd durch das Mikro. Untermalt werden die Jammerorgien durch metallisch knarzende Gitarren und elektronische Beats. Was man früher als Fehlfunktion der Tischkreissäge beim Hersteller moniert hat, sorgt heute unter dem Label Manson für angenehme Schauer auf dem Rücken und für Tränen in Teenieaugen – vor allem da Seeräuberhauptmann Johnny Depp auf „You’re so Vain“ (Carl Simons Cover) in die Saiten greift und auch noch die Kessel rührt. Mit Songs wie „Murderers are getting prettier every day“ wildert man fast in Ministry Gefilden: es knarzt und knetert an allen Ecken und Enden und dabei wird noch ordentlich Gas gegeben. Wer dann ein wenig Einschlafhilfe benötigt, der wird durch das Lullaby Intro von „Breaking the same old ground“ sanft in den Schlaf gewiegt. Allerdings ist die Manson Ballade wirklich hörenswert, so dass man doch gut daran tut, den Schlaf zu besiegen.

Über 1 Stunde bitterböse Industrialmucke für all diejenigen, die auch in ihrem Korsett der Bürgerlichkeit gerne mal etwas Verruchtes tun wollen. Manson ist salonfähig und dennoch kann man mit seinen Coverartworks und Texten Kinder und Großeltern erschrecken. Unterm Strich bleibt also alles beim Alten und „Born Villain“ ist ein solides Manson Album geworden, welches allerdings keine ganz großen Hits enthält.