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Wenn die Plattenfirma zwei Longplayer in zehn Jahren sowie zahlreiche Line-up-Wechsel (vier Sänger!) mit allerlei Superlativen zu verkaufen sucht, wenn die unter Vertrag stehende Band als „eine der faszinierendsten Kräfte des Progressive Metal“ tituliert wird, wenn der angeblich „faulen und kurzsichtigen britische Metal-Szene“ unbedingt „Originalität und Spannung“ injiziert werden müsse und wenn bestimmte Charakterisierungen inflationär verwendet werden (bahnbrechend, außergewöhnlich, einzigartig, unverwechselbar), dann ist Vorsicht angebracht.

Um jedweder Kritik zu entgehen, man hätte sich das neue Album „Altered State“ von TESSERACT nur oberflächlich angehört, zog ich mir die Songs auf den MP3-Player und ging mit ihnen Joggen. Eine äußerst intime Angelegenheit: Nur die Musik und ich, alles um einen herum ausgeblendet!

Leider muss ich sagen, dass waren mit die längsten 45 Minuten, die ich laufender Weise bisher unterwegs war. Das Album ist gefühlt ein einziger ineinander wabernder Song, die Übergänge sind fließend, größere Unterschiede lassen sich kaum festmachen. So muss sich ein tranceartiger mentaler Zustand anfühlen, bei dem man Raum und Zeit um sich herum vergisst und man die Musik zwar wahrnimmt, sich am nächsten Morgen aber an keine besonderen Eigenschaften selbiger erinnern kann.

Die als Goldmine angepriesene Stimme des neuen Sängers Ashe O'Hara ist großteils enervierend jaulig, bisweilen hat man auch das Gefühl, es handele sich um weibliche Vocals. Die gepriesene „moderne progressive Härte“ kommt in Form von auswechselbaren uninspirierten 08/15-Riffs daher, von erhabenen Melodien fehlt nahezu jede Spur! Einzig der sphärische Charakter des Sounds ist durchaus unverwechselbar, gemahnt sehr an Lounge-Musik oder psychedelischen Songs der 70er Jahre. Das Sprengen der musikalischen Genregrenzen reduziert sich auf experimentelle inkonsistente langatmige Songstrukturen, auf zuweilen interessante Bass-Parts im Stile der RED HOT CHILI PEPPERS oder auf die Verwendung von Blechbläsern.

Doch es gibt auf dem Album auch Lichtblicke. Fast jeder Song hat einzelne überzeugende und doch mitreißende Instrumental-Parts, aus denen richtig gute Alternative-Songs hätten gemacht werden können. Warum man dann aber ein Metal-Album gemacht hat, bleibt mir unersichtlich. Zudem ist zumindest der letzte Track 'of Energy – Embers' versöhnlich hörenswert.

Kategorie

V.Ö.

18. Mai 2013

Label

Century Media

Spielzeit

Tracklist

  1. Of Matter - Proxy

  2. Of Matter - Retrospect

  3. Of Matter - Resist

  4. Of Mind - Nocturne

  5. Of Matter - Exile

  6. Of Reality - Eclipse

  7. Of Reality - Palingenesis

  8. Of Reality - Calabi-Yau

  9. Of Energy - Singularity

  10. Of Energy - Embers

Line Up

Acle Kahney (Guitars)

Amos Williams (Bass)

Jay Postones (Drums )

James Monteith (Guitars )

Ashe O'Hara (Vocals)

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