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Ghost - Skeletá

VÖ: 25. April 2025   •   Label  Loma Vista Recordings

Spätestens seit dem letzten Album „Impera“, das ich an dieser Stelle vor drei Jahren hier besprochen habe, sind Ghost endgültig im Olymp angekommen und aus der Rockwelt nicht mehr wegzudenken. Das Album stand wochenlang auf der 1 in Deutschland, sie wurden mit Preisen überschüttet und ihr eigens produzierter Kinofilm „Rite here, Rite now“ ist der erfolgreichste Rock- Film aller Zeiten. Hilfreich dabei ist natürlich das weiterhin aufrecht erhaltene Mysterium um die Band des ständig in neuen Inkarnationen auftretenden Frontmanns Tobias Forge und seiner Nameless Ghouls. Auf „Skeletá“ hat nun Papa V Perpetua das Mikro in der Hand. Der Veröffentlichung folgt auch gleich eine Tour, die in sechs deutschen Städten halt macht. Die "Skeletour" startet am heutigen Tag in Frankfurt und ist, wie schon die Konzerte zur Aufnahme ihres Films, handyfrei. Ein Umstand, den ich sehr begrüße. Zum einen geht man ungespoilert in das Konzert. Zum anderen erlebt man das Konzert dann so, wie es sein soll, mit allen Sinnen. Wer kennt und hasst es nicht, ein Konzert auf Hunderten Displays zu sehen.

 „Skeletá“ ist laut Forge deutlich introspektiver. Ging es auf dem Vorgänger noch um den Zerfall von Weltreichen, widmen wir uns hier persönlichen Themen und Eindrücken.
Hineingetragen werden wir auf das „Peacefield“ durch einen mystischen, anschwellenden und zauberhaften Chor und Orgelklängen. Spätestens, wenn die Gitarren einsetzen, werden sofort wieder, wie beim Vorgänger, AOR- Assoziationen wach. Erinnert an Journey, REO Speedwagon oder Asia und poetischen Lyrics setzt der Track eine erste, starke Duftmarke.

Vorab- Single „Lachryma“ atmet mit seinem Synthie- Intro den Geist der 80er wie nix gutes, wird aber durch heavy Riffs wieder ein bisschen auf den Boden geholt. Auch das inhaltlich doppelbödige „Satanized“ (es geht mitnichten um Besessenheit, sondern um Liebe) besticht durch eine starke Hook. Ich weiß nicht, wieso, aber ich bin, trotz der AOR- Referenzen, oder gerade deswegen, schon jetzt maximal investiert in das Album. Die Melodien, die Produktion, die Harmonien gehen sofort ins Ohr und holen mich ab.

Die Powerballade „Guiding Lights“ ist dann aber für meinen Geschmack ein bisschen viel des Guten. Mir ist das ganze ein bisschen zu Musical, ein bisschen zu zuckrig und kitschig. Wir bewegen uns hier aber immer noch auf einem hohen Niveau und ich finde die Ballade stärker als die zwei Vertreter auf „Impera“. „Guiding Lights“ ist aber auch der einzige Vertreter seiner Art, ab „De Profundis Borealis“ ziehen wir das Tempo wieder deutlich an.

„Cenotaph“ ist mein heimlicher Favorit auf dem Album. Ich weiß nicht, wie oft der mittlerweile gelaufen ist, mir geht jedesmal das Herz auf. Der Track ist alles andere als heavy, aber trotzdem treiben Drums und Rhythmusgitarre, die Harmonien und Melodiebögen einen nach vorn. „Umbra“ schlägt, wenn auch etwas darker, in eine ähnliche Kerbe. Beide Songs haben eine unglaubliche Energie, die einem aus dem Sitz hebt.
„Missilia Amori“ (also Liebesraketen) kann man nicht anders als mit einem Augenzwinkern hören.

 Wenn ich das Album jetzt mit den Attributen „Bombast“ und „Extravaganz“ beschreiben würde, wäre das so, als wenn ich euch erzähle, das Wasser nass ist. Das erwarte ich bei Ghost und bekomme das auch wieder von Anfang bis Ende. Jetzt kann man vielleicht bemängeln, das Ghost in ihrem AOR- Kosmos hängen bleiben, nicht mutig genug sind und sich nicht weiterentwickelt haben, aber wenn es doch gut ist, warum sollte man denn? Ja es gibt wenig Ecken und Kanten, wenig, an dem sich das Ohr reiben kann, dafür haben wir auf diesem Album aber keine Tracks wie „Twenties“ oder „Respite on the Spitalfields“ (Beides Tracks vom Vorgänger Impera“), die den Gesamteindruck damals dann doch ein wenig getrübt haben.

„Skeletá“ ist ein durchweg gutes Album mit starken Hymnen, die im Ohr bleiben. Was dem Album an einer Spitzenbewertung fehlt, ist dem Closer geschuldet. „Excelsis“ geht am Ende doch ziemlich die Luft aus. Dabei ist er inhaltlich stark, beschäftigt er sich doch mit der Endlichkeit unseres Seins, aber ermutigt uns auf der anderen Seite, unsere Zeit zu nutzen.

„There is still time for deliverance
Therе is still time to make peacе with your friend
And to return to where there's a chance
There is still time to love once again“

 Leider überträgt sich das ganze nicht ganz musikalisch. Vielleicht ist er aber mit 6 Minuten auch einfach ein bisschen lang geraten

Aber, um den Bogen aufzunehmen, Das Leben ist kurz, zu kurz, um schlechte Alben zu hören. „Skeletá“ von Ghost ist Gott sei dank keins.

Ghost - Satanized (Official Music Video)
 
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