Wenn eine Band als Crossover bezeichnet werden kann, dann wohl WALTARI. Die Finnen vermischen seit dem Debüt ´Monk-Punk´ alles an musikalischen Einflüssen, was ihnen in die Lauscher kommt. So klingt auch Album Nummer 16 fast wie ein Sampler. Klar gibt es schon eine Klammer und das ist die Stimme von Band Mastermind Kärtsy Hatakka, der für ´Nations' Neurosis´ eine junge Truppe um sich geschart hat.
Seit langem sind elektronische Einflüsse ein fester Bestandteil des Sounds und so startet die Band auch in das aktuelle Album. Das Spektrum reicht von eher schnellen, wütenden Tracks wie ´Do You Accept´ oder ´Kill For Sport´, bis zu ruhigen Nummern wie dem düsteren ´Diversity´, der mit sehr sporadisch und dann unverzerrten Gitarren auskommt. ´Flowin'´ klingt beschwingt und gipfelt in einem erhabenen Chorus und bei ´Murder Plot´ kommen mir gemäßigte THE PRODIGY in den Sinn. Der Beginn von ´Major Mistake´ dagegen könnte von THERAPY? stammen. Das alles weiß zu überzeugen, leider lässt das Album zum Ende etwas nach. Das bluesig triolische ´Step Back´ ist mir zu lang und kommt nicht auf den Punkt. Den absoluten Tiefpunkt bildet aber das folgende ´Higher´, das mich stark an DJ BOBO erinnert – da ist meine musikalische Toleranz dann doch erschöpft. Aber WALTARI sind halt Freigeister, die nur Grenzen mit Füßen treten. Und der Chorus des folgenden ´EST´ holt sie wieder auf die Spur.
Eigentlich geht mir das Hippietum bei Metal Bands auf den Sack, LAKE OF TAERS und eben WALTARI sind da die Ausnahmen von der Regel. Die Finnen haben auf der letzten Tour für PRONG eröffnet und einfach nur gute Laune verbreitet. Wann sonst sieht man Mittfünfziger, mit SLAYER und CARNIVORE Backpatches ihre biergeschwängerten Hüften, mit einem fetten Grinsen zu ´So Fine´ im Schwingung bringen? Nebenbei gesagt punkten die Jungs immer in der B-Note, auf dem letzten Konzert in 2024 habe ich mir ein Shirt für 15 Euro gekauft. Auch vom neuen Album gefällt mir nicht alles, aber WALTARI sind wichtig in einer doch manchmal geschmacklich vernagelten Szene (da nehme ich mich ausdrücklich nicht aus). Wenn die Jungs (und der Alte) in der Nähe Station machen, gehe ich auf jeden Fall wieder hin, denn einen schlechten Gig habe ich in den letzten 30 Jahren nicht gesehen.