Annisokay - Abyss Pt. II
VÖ: 11. April 2025 • Label Arising Empire
Wer schon länger durch das Leben geht, der weiß, dass selbiges voll von Abgründen ist. Mit einem ist es da nicht getan. Das dachten sich wohl auch Annisokay und so steht nun die zweite EP unter dem Titel "Abyss" in den Startlöchern, netter Weise durchnummeriert, damit es zu keiner Verwechslung kommen kann.
Musikalisch setzt man weiterhin auf die genuin eigenen Stärken. Die dem Metalcore eigene infernale Brachialität trifft auf zerbrechliche Emotionalität und aus dieser Gegensätzlichkeit erwächst die typische Explosivität. So auch auf dieser EP, bestens zu hören in 'Any Given Day', zumal die sehnsuchtsvolle Melancholie in gewohnter Weise zum Tragen kommt. Das liegt natürlich einerseits an den charakteristischen, einzigartigen klaren Vocals von Christoph Wieczorek, aber auch sein screamender und growlender Gegenpart Rudi Schwarzer wächst in diesem Track über sich hinaus und verleiht dem Song, auch in den Klargesangspartien, das besondere Etwas.
Bisweilen scheint dann aber doch auch der Schalk durch, der einmal andere Wege gehen möchte, so in 'Into The Gray', das in schmachtender Art und Weise zunächst für Gänsehaut- und Feuerzeugmomente sorgt, die aber auch durch brachiale Passagen unterbrochen werden.
'Get Your Shit Together' erschafft eine eigene, düster-hoffnungslose Atmosphäre mit allerlei genrefremden Anleihen inklusive sprechgesanglicher Partien. 'Never Enough' ist nicht etwa ein The-Cure-Cover, sondern eine leidenschaftlich vorgetragene Hymne mit dem Thema Unersättlichkeit. 'Oblivion' besticht durch seine melodische Unzugänglichkeit und seine musikalische Sperrigkeit, wohingegen in 'Inner Sanctum' noch einmal die bandeigenen Trademarks in klassischer Manier bemüht werden, wenn auch etwas loungiger als gewohnt.
Kurz: Auch auf "The Abyss Pt. II" setzen Annisokay auf ihren vertrauten Signature-Metalcore-Sound, der dieses Mal aber trotz aller obligatorischer Brachialität mit einem Mehr an nachdenklicher Loungigkeit, an wehmütiger Sperrigkeit und an schmachtender Emotionalität daherkommt. Das kann sich aber durchaus hören lassen!
