Am 2. Juni 2025 machte Kollege Lause schon in unseren News auf das 6. Album der US-Amerikaner aufmerksam. Und hier ist nun das Review.
Xenotaph freut Menschen humanistischer, altsprachlicher Bildung, wenn aus hellenistischer Sicht nicht nur eine barbarische Sprache (βάρβαρος - der Fremde, Nichtgrieche), hier: Latein, vermittelt wurde, sondern auch die Sprache der großen antiken Philophen Sokrates, Platon, Aristoteles, Epikur, Zenon u. a.
Xenotaph ist ein Kompositum aus κενός (leer) und τάφος (Grab). Leeres Grab oder Ehrengrabmal. Und da kann man einen Kreis bilden zum Bandnamen. Die Stadt Falludscha (deutsche Schreibweise) im Irak. Man kennt sicherlich hier und da "Das Grab des unbekannten Soldaten", dort liegt keiner begraben, aber es wird an alle Opfer erinnert.
Fallujah wählten ihren Bandnamen bewusst nach der gleichnamigen Stadt im Zweistromland zwischen Tigris und Euphrat.
Xenotaph ist ein Kompositum aus κενός (leer) und τάφος (Grab). Leeres Grab oder Ehrengrabmal. Und da kann man einen Kreis bilden zum Bandnamen. Die Stadt Falludscha (deutsche Schreibweise) im Irak. Man kennt sicherlich hier und da "Das Grab des unbekannten Soldaten", dort liegt keiner begraben, aber es wird an alle Opfer erinnert.
Fallujah wählten ihren Bandnamen bewusst nach der gleichnamigen Stadt im Zweistromland zwischen Tigris und Euphrat.
2003 im März führten die USA mit einer Allianz der Willigen mal wieder Krieg im Irak. Der Zählung nach der 3. Golfkrieg. Ich weilte im schönen Dresden an Offizierschule des Heeres und genoss den Offizierlehrgang. Wir hatten einen Vortrag des damaligen Leiters des Deutschen Orientinstituts, Udo Steinbach, einem Islamwissenschaftler. Er fragte offen ins Auditorium, was unserer Meinung nach die Invasionsgründe seien. "Bestimmt nicht das Verbreiten von Demokratie, sondern das Errichten einer strategischen Basis im Mittleren Osten mit Zugriff auf Bodenschätze!", war die Antwort aus unseren Reihen. Ein anwesender Lehrgruppenkommandeur sprang wie von der Hornisse gestochen und der Tarantel gebissen sofort auf und belehrte sichtlich verägert, dass der Offizieranwärter gar keine Ahnung habe.
Stattdessen prägte der Vorgesetzte den Narrativ der USA als lupenreine Altruisten, die Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wiederaufbauten, ihren gewährten Schutz, die gemeinsamen und prägenden NATO-Großübungen. Zu unser aller Vergnügen beglückwünschte Herr Steinbach den Lehrgruppenkommandeur zu solch einem gescheiten Offizieranwärter, der verkürzt genau zu dem gleichen Schluss gekommen ist, den seine Wissenschaftler als Invasionsgrund nach Quellenstudium abgeleitet hatten. Ein deutlicher Ansehensverlust des echauffierten Lehrgruppenkommandeurs.
Falludscha (deutsche Schreibweise), gut 50 km westl. Bagdads gelegen, entwickelte sich zum Zentrum des Widerstands gegen die Invasion der US Truppen und war bis zu seiner "Befreiung" 2016 auch eine Hochburg der Aufständischen. Durch die fast ausnahmslos sunnitische Ausrichtung des Islam in der Provinz, in der diese Stadt der Moscheen gelegen ist, wurde es auch zur Keimzelle des sog. Islamischen Staates. Auf der Führungsakademie in Hamburg hatten wir viele Jahre später einen Vortrag durch einen US-Amerikanischen Heeresverbindungsoffizier über die Operation Phantom Fury im Jahr 2004. Er war als junger Offizier Teilnehmer der Operation genau wie einer meiner späteren DCOM (Deputy Commander) in Afghanistan. Der Vortragende war Artillerieoffizier gewesen, mein DCOM Kompaniechef einer amerikanischen Panzergrenandiereinheit. Prägend war der Schrecken des Orts- und Häuserkampfes samt Sprengfallen und Sprengstoffanschlägen.
Was diesen Ort einfach schon ultrakrass macht als Einsatzgebiet für eine Operation, ist, dass sich auf rd. 11 km² ca. 330.000 Einwohner tummeln. Über 28.500 Menschen/km². Zum Vergleich: Hannover hat bummelig 520.000 Einwohner auf 204 km² (2.547 Einwohner/km²), der Ort, in dem ich lebe, kommt auf ungefähr 19.300 Einwohner und 43 km² Fläche (449 Einwohner/km²). Für die Invasoren wurde Falludscha zur schwersten Schlacht im urbanen Raum seit der Schlacht um Huế 1968 in Vietnam.
Wie sehr entgrenzt gekämpft wurde, zeigte sich auch daran, dass irakische Aufständische 2004 die Besatzung eines Wagens beschossen, in denen Mitarbeiter der Private Military Company (PMC) Blackwater (PMC kann man landläufig auch als Söldnerunternehmungen bezeichnen) fuhren. Die Blackwaterangehörigen wurden getötet, ihre Leichen geschändet und verbrannt. Ihre verkohlten Überreste hängte die Menge zu Schau an einer Brücke über den Euphrat auf. Fernsehkameras strahlten es in alle Welt aus.
2016 versuchte der Irak zusammen mit den USA in einer weiteren Schlacht, die ISIS-Kontrolle über die Stadt zu brechen. Die Bekämpfung war ein Erfolg. Der islamistisch geprägte Terrror ist damit trotzdem immernoch verbreitet.
Teile meines bosnischen EOD Teams in Afghanistan waren 2004 bei Phantom Fury ebenfalls vor Ort an der Seite der US Armee und beseitigten konventionelle Munition.
Stattdessen prägte der Vorgesetzte den Narrativ der USA als lupenreine Altruisten, die Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wiederaufbauten, ihren gewährten Schutz, die gemeinsamen und prägenden NATO-Großübungen. Zu unser aller Vergnügen beglückwünschte Herr Steinbach den Lehrgruppenkommandeur zu solch einem gescheiten Offizieranwärter, der verkürzt genau zu dem gleichen Schluss gekommen ist, den seine Wissenschaftler als Invasionsgrund nach Quellenstudium abgeleitet hatten. Ein deutlicher Ansehensverlust des echauffierten Lehrgruppenkommandeurs.
Falludscha (deutsche Schreibweise), gut 50 km westl. Bagdads gelegen, entwickelte sich zum Zentrum des Widerstands gegen die Invasion der US Truppen und war bis zu seiner "Befreiung" 2016 auch eine Hochburg der Aufständischen. Durch die fast ausnahmslos sunnitische Ausrichtung des Islam in der Provinz, in der diese Stadt der Moscheen gelegen ist, wurde es auch zur Keimzelle des sog. Islamischen Staates. Auf der Führungsakademie in Hamburg hatten wir viele Jahre später einen Vortrag durch einen US-Amerikanischen Heeresverbindungsoffizier über die Operation Phantom Fury im Jahr 2004. Er war als junger Offizier Teilnehmer der Operation genau wie einer meiner späteren DCOM (Deputy Commander) in Afghanistan. Der Vortragende war Artillerieoffizier gewesen, mein DCOM Kompaniechef einer amerikanischen Panzergrenandiereinheit. Prägend war der Schrecken des Orts- und Häuserkampfes samt Sprengfallen und Sprengstoffanschlägen.
Was diesen Ort einfach schon ultrakrass macht als Einsatzgebiet für eine Operation, ist, dass sich auf rd. 11 km² ca. 330.000 Einwohner tummeln. Über 28.500 Menschen/km². Zum Vergleich: Hannover hat bummelig 520.000 Einwohner auf 204 km² (2.547 Einwohner/km²), der Ort, in dem ich lebe, kommt auf ungefähr 19.300 Einwohner und 43 km² Fläche (449 Einwohner/km²). Für die Invasoren wurde Falludscha zur schwersten Schlacht im urbanen Raum seit der Schlacht um Huế 1968 in Vietnam.
Wie sehr entgrenzt gekämpft wurde, zeigte sich auch daran, dass irakische Aufständische 2004 die Besatzung eines Wagens beschossen, in denen Mitarbeiter der Private Military Company (PMC) Blackwater (PMC kann man landläufig auch als Söldnerunternehmungen bezeichnen) fuhren. Die Blackwaterangehörigen wurden getötet, ihre Leichen geschändet und verbrannt. Ihre verkohlten Überreste hängte die Menge zu Schau an einer Brücke über den Euphrat auf. Fernsehkameras strahlten es in alle Welt aus.
2016 versuchte der Irak zusammen mit den USA in einer weiteren Schlacht, die ISIS-Kontrolle über die Stadt zu brechen. Die Bekämpfung war ein Erfolg. Der islamistisch geprägte Terrror ist damit trotzdem immernoch verbreitet.
Teile meines bosnischen EOD Teams in Afghanistan waren 2004 bei Phantom Fury ebenfalls vor Ort an der Seite der US Armee und beseitigten konventionelle Munition.
Die Band Fallujah wählte den Ortsnamen für sich 2007 als Bandnamen aus, weil diese Stadt durch die Zerstörungen und die entstandenen menschlichen Opfer ein Symbol ist für Feindseeligkeit und Vernichtung, aber auch für hohe Intensität (explizit dieser urbane Raum mit seiner Enge und gleichzeitig riesiger Bevölkerung). Damit passt es ja auch sehr gut zum gewählten Genre.
Xenotaph gefällt mir bisweilen ziemlich gut. Ziemlich. Das Drumming ist mir hier und da ein bisschen zu viel des Guten. Double Bass Einsatz kann ich genremäßig verstehen und beugt zudem muskulären Disbalanzen vor. Auch durchaus mal Blastbeats. Aber manchmal ist weniger auch mehr. Und Bedrohlichkeit kann man auch durch betont langsames Drumming erzeugen. Auch muss man dem Album - besonders für den Drumsound - ein wenig Grönemeyer erlauben: "Musik nur, wenn sie laut ist". Sonst hat man vom Schlagzeug nur ein Klicken auf den Ohren.
Als Technical Death Metal oder Progressive Death Metal würde ich die Musik von Fallujah nicht bezeichnen. Als gemeinsames Element mit Archpire (in der gleichen Schublade) haben sie spieltechnische Raffinesse, auch die Stilwechsel in den Songs. Jedoch ist Archpire ist gesanglich wirklich nur gutturale Growls - und damit näher an Cannibal Corpse. Für mich klingen die Sänger von Archpire und Cannibal Corpse immer nach Klospühlung im Hochgeschwindigkeitszug oder Flugzeug. So geil die spieltechnische Raffinesse und der Bandsound ist, umso mehr finde ich diese gutturale Gegrunze schnell langweiligend. Meshuggah sind für mich da im Gegensatz noch in der Geschmacksgrenze, weil der Gesangsstil Jens Kidmans für meine Ohren im "grünen Bereich" ist. Und mein Death Metal Komfortbereich ist die "poppige" Ausprägung aus Göteborg mit In Flames, Soilwork und Godgory.
Xenotaph gefällt mir bisweilen ziemlich gut. Ziemlich. Das Drumming ist mir hier und da ein bisschen zu viel des Guten. Double Bass Einsatz kann ich genremäßig verstehen und beugt zudem muskulären Disbalanzen vor. Auch durchaus mal Blastbeats. Aber manchmal ist weniger auch mehr. Und Bedrohlichkeit kann man auch durch betont langsames Drumming erzeugen. Auch muss man dem Album - besonders für den Drumsound - ein wenig Grönemeyer erlauben: "Musik nur, wenn sie laut ist". Sonst hat man vom Schlagzeug nur ein Klicken auf den Ohren.
Als Technical Death Metal oder Progressive Death Metal würde ich die Musik von Fallujah nicht bezeichnen. Als gemeinsames Element mit Archpire (in der gleichen Schublade) haben sie spieltechnische Raffinesse, auch die Stilwechsel in den Songs. Jedoch ist Archpire ist gesanglich wirklich nur gutturale Growls - und damit näher an Cannibal Corpse. Für mich klingen die Sänger von Archpire und Cannibal Corpse immer nach Klospühlung im Hochgeschwindigkeitszug oder Flugzeug. So geil die spieltechnische Raffinesse und der Bandsound ist, umso mehr finde ich diese gutturale Gegrunze schnell langweiligend. Meshuggah sind für mich da im Gegensatz noch in der Geschmacksgrenze, weil der Gesangsstil Jens Kidmans für meine Ohren im "grünen Bereich" ist. Und mein Death Metal Komfortbereich ist die "poppige" Ausprägung aus Göteborg mit In Flames, Soilwork und Godgory.
Fallujah sind - bezogen auf das vorliegende Werk - für mich vielmehr eine gesanglich härtere Ausführung von Periphery, also stilistisch eher Modern oder Progressive Metal/Djent.
Der Wechsel zwischen Ambientzart zu Hart, die Fingerwanderungen über Griffbretter, Arpeggios statt Akkordgeballere, Growls und Klargesang sind meine Indikatoren für diese Bewertung. So beginnt nun auch in dieser Mische das Album mit dem Opener In Stars We Drown. Ruhiger Start, Gitarrenspiel an Tim Henson (Poyphia) erinnernt, die einsetzende doppelte E-Gitarrensololinie hat Steve Vai Timbre. Und dann Zack! Dann ein Refrain mit Klargesang. Für meinen Geschmack ist der Start gelungen. Und so setzt es sich auf dem Album fort. Gradios finde ich z. B. den Refrain von Labyrinth Of Stone. Richtig entschieden sich Fallujah, den Titeltrack als Schlusstrack des Albums auch in ruhigen Bahnen münden und es geschmeidig enden zu lassen.
Wie geschrieben: Wenn man dem Album Lautstärke gönnt, kann ich auch mit dem Drumming leben. Mir gefällt sehr der moderne Metalstil und die Dynamik in den Songs, der Wechsel zwischen Klargesang und Shouts/Growls, der aber eben nicht so berechnend ist wie bei einigen Metalcorekollegen. Unterm Strich erreichen damit Fallujah mit Xenotaph ein sehr gutes Resultat.