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Rockharz, wir müssen uns über Zeitreisen unterhalten. Wenn etwas sehr viel Spaß macht, vergeht die Zeit gefühlt schneller. Nach zwei Jahren Pause hat das Rockharz jedoch so viel Spaß gemacht, dass es in der gefühlten Zeit jedoch gar nicht existiert hat. Der Motor des Autos war noch nicht ganz kalt, da ging es auch schon wieder heimwärts.

Der Mittwoch hatte es bereits in sich. Früher als Warm-Up-Party auf einer kleinen LKW-Bühne angedacht, handelt es sich inzwischen um einen vollwertigen Festivaltag, der auf beiden Bühnen stattfindet. Bei angenehmen Sommertemperaturen und unerträglich staubigem Festivalgelände haben MUTZ & THE BLACKEYED BANDITZ das Rockharz 2022 pünktlich um 15:45 Uhr eröffnet. Nicht nur, dass der Auftritt gerockt hat, hat er auch den Grundstein für einen reibungslosen Ablauf in den nächsten Tagen gelegt. Es stellte sich raus: Auch nach zwei Jahren Pause lief auf und hinter der Bühne vom Publikum aus betrachtet alles glatt. Weiter machen SIBIIR, TWILIGHT FORCE, EVIL INVADERS und AGNOSTIC FRONT, aber da man nicht überall gleichzeitig sein kann, haben wir in der Zeit einen Blick auf das Festivalgelände geworfen und Freunde begrüßt. Schließlich ist das Rockharz trotz seiner gut 20.000 Besucher immer noch ein Familienfest. Man kennt sich hier.

Ein kurzer Blick aufs Smartphone verrät eine Sache direkt: Du musst wissen, wo deine Freunde stecken, einen Standort sendet hier niemand. Leider konnte man in diesem Jahr keine gesonderte Funkzelle bereitstellen. Günstig ist so etwas nicht und das Risiko einer Absage war einfach noch da. Aber wer hier viel Zeit am Smartphone verbringen wollte, müsste eh mal ein Bier getrichtert bekommen. Dafür hat in der Infrastruktur alles andere noch ziemlich gut geklappt.

Auf der Bühne geht es dann zum Abend hin mit GRAVE DIGGER weiter. Schon 2020, das erste der Pandemiejahre, waren die Jungs aus Gladbeck angekündigt. Damals hätten Sie ihr 40. jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Aufgehoben ist nicht aufgeschoben und zum 42-Jährigen wurde die Party eben nachgeholt. 42 als Antwort auf alle Fragen ist eh viel hübscher! Anschließend ging es mit BEAST IN BLACK weiter. Die Finnen um Bandgründer Anton Kabanen hätten 2020 übrigens ihr fünfjähriges gefeiert. Abgeliefert und ordentlich mitgerissen haben Sie das Publikum auf jeden Fall. KATAKLYSM waren herausragend. Einfach eine Wucht. Die war auch nötig, um den nachfolgenden Act TARJA schon vorab wieder gutzumachen. Nicht dass der Auftritt von Tarja Turunen schlecht gewesen wäre, aber für einen Platz bei den Top drei, der am schlechtesten abgemischten Bands in diesem Jahr reicht es auf jeden Fall. Zur Verteidigung sei gesagt: Es ist auch nicht ganz einfach TARJA zwischen KATAKLYSM und SEPULTURA ins Line-up zu packen. Sepultura haben dagegen wieder hervorragend abgemischt eine gute Show geliefert. Den Tag schließen dann In Extremo mit einer ganz und gar extremen Show. In 70 Minuten Spielzeit wird sowohl mit der Auswahl der Lieder als auch allgemein pyrotechnisch ein Feuerwerk der Gefühle gezündet. So dürfen die nächsten Tage weitergehen!

Hat nicht ganz geklappt, der Donnerstag beginnt mit einer schlechten Nachricht: Bei der Unzucht gibt es einen Krankheitsfall. Covid-19 begleitet uns halt noch immer und so müssen wir das hinnehmen. Es dauert eine Zeit bis sich die Lösung herumgesprochen hat: Daniel Schulz, tritt nun eben mit seinem Soloprojekt „Der Schulz“ auf. Eine einfache Lösung für einen, im Nachhinein, mehr als denkwürdigen Auftritt.

Zunächst jedoch beginnt der Tag musikalisch mit ENEMY INSIDE. Gut, aber nicht denkwürdig. GERNOTSHAGEN schließen daran dann an. Dabei dürfen Sie jedoch auf die härteste Fanbase auf dem Rockharz Open Air verweisen. Der vom Brocken aus heran rauschende Regenschauer, nein, die Regenflut hat zwar beim ersten Song viele Menschen vor der Bühne vertrieben, aber ein harter Kern aus 100 bis 150 Fans hat das nicht im Geringsten beeindruckt. Wir verneigen uns vor euch! ASENBLUT sind wie immer ein Garant für solide Musik ohne großes Aufsehen bei der Show zu machen. Braucht es aber auch nicht. Sobald Tetzel auf der Bühne steht, ist diese voll. Eine kleine Überraschung gelang dennoch: Alea der Bescheidene war als Besucher auf dem Rockharz. Gerüchten zufolge hat Tetzel ihn gebeten, für „Seite an Seite“, den dritten Song der Setlist, mit auf der Bühne zu stehen. Es hat geklappt und es war großartig. Nach dem Song sprang Alea von der Bühne und verschwand im Publikum. HAMMER KING und SCAR SYMMETRY haben jeweils solide gespielt und dabei das Publikum mitgerissen. Uns hat es nicht so zugesagt. Daniel Schulz hat das Publikum dann mit Musikstücken aus seinem Soloprojekt DER SCHULZ in Bann gezogen. Dazu sei angemerkt: DER SCHULZ hat noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt. Und dann muss das Cover „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“ von REINHARD MEY erwähnt werden. Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf Ukraine ist dieser Song natürlich aktueller denn je und es ist vollkommen verständlich, dass vor den eingebrannten Bildern russischer Verbrechen im Publikum die ein oder andere Träne lief. Auf Festivals sollte niemand weinen müssen. Außer Freudentränen.

Das Thema Ukraine war übrigens sehr präsent. Als Anhänger russischer Propaganda dürfte das Festival definitiv keinen Spaß gemacht haben. Nicht nur durch das Merch von Jinjer, sondern auch durch viele mitgebrachte Ukraine-Flaggen die überall auf dem Campground zu sehen waren konnte man sich sicher sein, dass Metalfans in Solidarität mit Ukraine vereint zusammenstehen.

DARK FUNERAL starten bei den ersten Sonnenstrahlen des Tages mit Soundproblemen. Das Mikrofon war nicht geschaltet. Festivals können halt nicht reibungslos laufen. Und wenn man ehrlich ist, ist das der perfekte Beweis für ehrliche Musik, die hier handgemacht, mit Liebe gespielt wird und eben nicht irgendein Playback aus der Konserve ist. Die GOITZSCHE FRONT war vielleicht die streitbarste Band. Das liegt aber generell am Deutschrock Genre. Der Auftritt ging jedenfalls steil vorwärts. So schnell Autos aus Pappe eben beschleunigen. Die heraufbeschworene Verbindung als ostdeutsche Band auf einem Festival im „osten Deutschlands“ hängt jedoch etwas. Zum einen dürfen diese Grenzen im Kopf nach über 30 Jahren Wiedervereinigung endlich auch fallen, zum anderen startete das Rockharz 1993 so betrachtet in "Westdeutschland". THUNDERMOTHER haben ebenfalls Vollgas gegeben. Die Stimmung war gut und ausgelassen, aber so ganz konnten wir den Hype nicht nachvollziehen. DARK TRANQUILLITY wirkten in der Running Order irgendwie wild dazwischengeschoben. Dark Tranquillity waren wirklich gut, aber zwischen Thundermother und anschließend Subway to Sally wollte der Funke nicht so richtig überspringen. SUBWAY TO SALLY machen dann vieles richtig. Die Setlist war mit vielen alten, guten Songs ausgestattet, sodass man fast geneigt sein konnte, die Show zu schauen. Aber ehrlich gesagt: Ein kaltes Bier und etwas Abstand zur Bühne waren die bessere Wahl.

Bevor wir nun zur heiligsten aller Auftritte kommen, ein Absatz, der ebenfalls ein wichtiges Kreuz beinhaltet: das Gipfelkreuz der Teufelsmauer. Viele Besucher haben es immer wieder fröhlich beschrieben, wie schön es ist unter diesem Kreuz gemeinsam zu feiern. Einige haben den Rasen des Infields beim ersten Betreten sogar geküsst und wir können dieses Gefühl so mitfühlen. Die fleißigsten jedoch sind wieder rund um die Uhr den Weg hinauf gewandert, um den schönen Blick auf das Festivalgelände zu genießen. Die treuesten Fans jedoch sind jedoch jene, die in den Jahren 2020 und 2021 zum Gipfelkreuz gewandert sind. Wandern in sehr kleinen Gruppen war nicht verboten und der Zufall wollte es so, dass jedes Jahr an einem Wochenende besonders viele Leute in schwarzen T-Shirt eben dorthin unterwegs waren. Übrigens sehr zur Verwunderung aller anderen Besucher, welche von der Wanderlust junger Leute mit Bierdosen schwer überrascht wurden.

Nach zwei Jahren Abstinenz haben wir nun also den Segen durch POWERWOLF empfangen. Die Reinigung war an diesem Donnerstag ja ein Prozess, der alle Festivalwetter, Sturm, Regen und verglühende Sonne mit sich gebracht hat. Gerade der starke Wind hat die Pyrotechnik jedoch fast ausfallen lassen müssen. Zum ersten Feuerstoß der Flammenwerfer war ein ordentlicher Ausfallschritt von Attila notwendig, um den Flammen zu entkommen, die der Wind weit in die Bühne gedrückt hat. Ein kurzes Stoßgebet und die Pyro konnte trotzdem wie geplant über die Show verteilt abgebrannt werden. Wer ein Blick auf die Uhr geworfen hat, dürfte festgestellt haben, dass Powerwolf um einige Minuten überzogen haben. Das lag wohl auch daran, dass Attila eine Ansprache zwischen den Songs bewusst in die Länge zog, um den Sanitätern die Chance zu lassen, sich um einen Notfall sehr weit vorne im Publikum zu kümmern. Das war großes Kino. Zum Abschluss des Tages präsentieren dann Knasterbart ein Schwank aus der Gosse. Mit Gossenabitur inklusive. Ob der Abschluss auf dem Arbeitsmarkt was wert ist? Wer weiß, denn mit dieser Festivalshow sagen die Jungs auch langsam Adieu, ehe im Februar 2023 alles vorbei ist. Da wird ein solches Abitur garantiert im Wert steigen.

Der Freitag beginnt mit durchwachsenem Wetter, und einem Blick auf die Running Order: Ja, definitiv der beste Tag des Festivals, mit Running Wild als Headliner. Abzuarbeiten mit einem: Alle sehr geil, kommen wir zum Samstag.

BURDEN OF GRIEF eröffnen mit viel Energie und Spaß Freitag. Mit sichtlich viel Spaß genießen die Jungs aus Kassel wieder auf der Bühne zu stehen. Mit noch mehr Spaß spielen dann im Anschluss KAMBRIUM. Und wer die Jungs kennt weiß einfach, wie unfassbar groß die Freude ist hier spielen zu können. Das hat man beiden deutlich angemerkt. Auch ATTIC und PADDY AND THE RATS sind mit sehr, sehr viel Freude dabei. Nichts anderes gilt für OST+FRONT, die das natürlich während der Bühnenshow so nicht zeigen können. Da greifen einfach zu viele Showelemente ineinander und doch ist der Spaß dabei.

Insgesamt muss man für das Festival sagen, dass die Freude und der Spaß bei allen da ist. Die Freude wieder herauszukommen, alte Freunde, bekannte Bands zu treffen und natürlich auch auf der Bühne zu stehen. All das ist nach zwei Jahren in jeder Faser des Festivals zu finden.

Auch LUCIFER, und die Finnen von MOONSORROW sind mit voller Energie dabei. Der Plan von Moonsorrow, auf die Frage hin ob den alle gute Laune haben, diese zu ruinieren schlägt absolut fehl: Noch, den die gute Stimmung soll noch für einen Moment kippen. DESERTED FEAR reihen sich dabei musikalisch so nahtlos und so ausgezeichnet an, dass es kaum auffällt, hätte man nicht die Bühne gewechselt. Jetzt kippt die Stimmung für einen Moment, denn JINJER nehmen zwar nur kurz Stellung zur Lage in ihrer Heimat Ukraine. Es wird mit wenigen Worten darum gebeten den Krieg in Ukraine nicht zu vergessen, aber auch für all die geleistete humanitäre Hilfe gedankt. Das kann einen nicht kaltlassen, dass wir hier feiern und zwischen dem Flugplatz Ballenstedt, sowie dem Flughafen Kyiv keine 1400 Kilometer liegen. Jinjer kommen dann schnell zur Musik und spielen eine ausgezeichnete Show vor wirklich vielen Besuchern. Die paar Sätze, neben der Musik haben in Ihrer mitschwingenden Wirkung jedoch gereicht: Das Backdrop spricht leise für sich, gänzlich in Schwarz, darauf Jinjer und ein dominierendes Friedenszeichen jeweils in den Nationalfarben blau und gelb. Die sehr präsenten Shirts mit „we want our home back“ setzen dabei ein klares Zeichen, denn 100 % des Erlöses aus dem T-Shirt wird an von der Band ausgewählte Organisationen gespendet und sind damit Shirt für Shirt ein deutlicher Mittelfinger in Richtung Putin und seinen Schergen.

Bei einem Spaziergang über den Campingground fallen dem aufmerksamen Beobachter übrigens zwei Details ins Auge: Zum einen gibt es mehr reservierte Flächen, die von vielen Gruppen wirklich sehr ordentlich bemessen sind. Wenig verschwenderisch beim Platze stehen die Großzelte umringt von Autos und Motorrädern. Zum anderen beim Camping ohne Reservierung, wo doch sehr deutlich sichtbar beim Einweisen der Parkplätze um jeden Quadratzentimeter gekämpft wurde. Zur Erinnerung: 2018 und 2019 waren vom Platz her ein Desaster. Wer zu spät kam, musste damit rechnen, nicht bei seiner Gruppe campen zu können, da einzelne Fahrzeuge zum „Nachverdichten“ irgendwo zwischen gestellt werden mussten. Trotz aller Mühen war es jedoch auch in diesem Jahr am Ende knapp.

FINNTROLL wissen zu begeistern. Folkig fröhlich und ausgelassen geht es hier zur Sache. Wer bei dieser Musik beide Füße fest am Boden halten kann, sollte seinen Musikgeschmack überprüfen lassen. Aber wer streicht eigentlich „Trollhammaren“ aus der Setlist? AT THE GATES widmen ihr Set der zwei Tage vor dem Auftritt verstorbenen Mutter vom Sänder Tomas Lindberg. ENSIFERUM geben sich alle Mühe, aber vielleicht ist auch einfach das Publikum etwas träge. Die Show ist okay, aber es wird haben „Don’t you say“ vermisst. Der nächste Gig von STEEL PANTHER ist wie immer speziell. Vielleicht mag das alles sehr ironisch sein, aber das stumpfe sexualisieren von Frauen ist einfach aus der Zeit gefallen. Aber solange Frauen auf Kommando im Publikum die Hüllen fallen lassen, kann man der Band den Erfolg auch nicht verübeln. Ein Highlight war dann ASP mit einem einstündigen Feuerwerk der besten Songs quer durch die Bandgeschichte. Hier war es auch vor der Bühne schön voll. Noch voller war es dann bei RUNNING WILD. Für ganze vier oder fünf Songs. Danach wurde es vor der Bühne deutlich leerer. Nicht weil Running Wild nicht ausgezeichnet gespielt haben, auch nicht, weil die Bühnenshow unendlich statisch war, sondern einfach, weil das Publikum deutlich zu jung für Running Wild ist. Schon den Tag über haben vereinzelt Gruppen diskutiert, ob wer diese Band kennen würde, man hätte nie von denen gehört. Und das ist sehr schade. The 69 Eyes beenden dann den Festivaltag mit einer unaufgeregten Show.

Wie die letzten Nächte auch, legt sich anschließend sehr rasch eine erstaunliche Ruhe über den Campground. Wie schon die letzten Nächte ist es erstaunlich friedlich. Eine nächtliche Tour erklärt das schnell: Viele scheinen in der Pandemie aufgerüstet zu haben und setzen nun auf Akkulösungen oder mindestens leisere und modernere Generatoren. Das ist definitiv eine schöne Entwicklung. Nicht so schön sind die Entwicklungen des nächsten Morgens und wir wollen das hier in aller Deutlichkeit einmal sagen: In die Duschen kacken ist scheiße! Kein Witz, das gilt für beide Geschlechter, aber im konkreten Fall betrifft das die Frauen. Wir haben gerade noch die netten Mitarbeiter am Duschmarkencontainer zur allgemeinen Situation mit den Duschen und den Spültoiletten interviewt, da wurde genau dieses Problem an die beiden Jungs, die gerade Schicht hatten, herangetragen.

Den letzten Festivaltag eröffnen dann STORM SEEKER. Die Stürme der letzten Tage sind vorrüber und die Sonne scheint. Die Stimmung ist aus gelassen und bitte, was ist das für ein geiler Auftritt gewesen? Gebt den Jungs eine größere Bühne! Oder gebt Ihnen noch den Slot von THOMSEN. Ehrlich gesagt war dieser Auftritt sehr unrund und wirkte fehl am Platz. OBSCURITY überzeugen dann wieder, ehe APRIL ART so richtig aufräumen. Aber die Band um Sängerin Lisa-Marie Watz haben da auch eine Genrelücke gefunden. Wer Sport macht und dabei auf antreibenden Metal nicht verzichten mag, ist hier absolut richtig. Schon die Show ist mehr Sportprogramm als Konzertshow und man wäre nicht verwundert, wenn Lisa-Marie in Ihrer Trainingskurse gibt, wenn sie nicht auf der Bühne steht! AD INFINITUM und EKTOMORF führen danach nur wieder routiniert durch ihre Show. TANKARD ebenso, wobei gesagt sei, dass Gerre selbst sehr viel gesündert wirkte als noch vor der Pandemie. Unleashed spielen ohne Aufreger ihr gefühlt seit Jahren identisches Programm. INSOMNIUM haben ein paar personelle Änderungen und spielen vom aktuellen Album. BETONTOD, EXODUS und auch TESTAMENT reichen sich nacheinander die Bühnenplätze weiter, ohne des etwas wirklich Aufregendes passiert. Weder auf noch vor der Bühne. KNORKATOR versammeln dann wieder eine riesige Masse an Menschen vor der Bühne und, wie sollte es anders sein, die gesammelte Gruppe an Fotografen, kurzweilig auf der Bühne. Die Crowdsufer:innen fliegen nur so heran und die Grabenschlampen freuen sich, endlich mal ins Schwitzen zu kommen. Mit auf der Bühne dabei, die Tochter von Stumpen, die nicht nur durch ihre Stimme die Blicke auf sich zieht. Stumpen kommentiert diesen Umstand, trocken wie immer, damit, dass er ja auch schließlich der Vater sein.

Die Grabenschlampen sind übrigens die netten Herren in blauen T-Shirts, die euch so liebevoll, egal ob nüchtern, betrunken, im Rollstuhl, groß, oder klein vom Publikum heben. Schaut einfach mal auf der Facebook oder ihrer Seite auf Instagram vorbei.

Die letzten drei Bands stehen in den Startlöchern: EISBRECHER sind wie immer hochprofessionell und liefern exakt das, was das Publikum erwartet. Das ist zwar oft sehr erwartbar, wie immer vorhersehbar, aber hey, es gibt Plüscheisbären! ACCEPT als Headliner des Tages bleiben sehr, sehr farblos. Nicht weil es bereits tiefe Nacht ist, sondern einfach weil da wenig ist, was mitreist. Und die Besucher:innen scheinen inzwischen auch eher müde. Da reißen dann ELUVEITIE auch kein Ruder mehr herum, sondern lassen das Rockharz Festival mit Ihren Melodien gemütlich ausklingen.

Es war in diesem Jahr allen ein Fest, wieder hier zu sein. Der Spaß einander zu treffen hat die Oberhand behalten, obwohl das Line-up eher durchwachsen war und mit einigen krassen Stilbrüchen zu tun hatte. Andersrum betrachtet war man so auch jeden Tag gezwungen einmal vor die Bühne zu gehen, wenn man sich vom Musikgeschmack nur in wenigen Genres bewegt. Am Ende sind nach diesen wunderbaren Tagen nur zwei Abstriche zu machen: Zum einen finden viele Besucher das heiß geliebte, jährliche Luftfoto, welches man für die Abgabe seines Mülls erhält, enttäuschend schlecht. Und ja, es ist noch einmal unschärfer als schon 2019. Zum anderen der Nasenabstrich, der bezüglich Corona bei vielen Besuchern dasselbe Ergebnis mitteilt, wie wir auch das Festival fanden: sehr positiv.