Mittwoch, 13.08.2008,
strahlend blauer Himmel trotz versprochenen Mistwetters – ein guter Tag, um Mittelfranken zu rocken. Denn dort, beim mittelalterlichen Städtchen Dinkelsbühl, fand dieses Jahr schon zum dritten Mal das Summer Breeze Open Air statt. Diesmal war es schon im Vorfeld ausverkauft, und eigentlich hatte ich mir nichts Böses dabei gedacht, als ich das große, rote "SOLD OUT"-Banner auf der Homepage sah. Im stundenlangen Stau von der A7 bis nach Dinkelsbühl hatte ich jedoch genug Zeit, darüber nachzudenken... Trotz zeitiger Anfahrt vor dem ersten eigentlichen Festivaltag stand der Großteil der Besucher seine guten vier bis sieben Stunden im Stau. Den Newcomer-Contest und die ersten Bands konnte man mit einer derartigen Wartezeit getrost vergessen.
Maxi
Born From Pain waren die erste Band, die zeitlich in Frage kam. Der Vierer bot einfachen Hardcore aus Holland, der aber durchaus mitreißen konnte – und das trotz des katastrophalen Sounds im Partytent, der die ohnehin nicht allzu detailverliebten Lieder allesamt gleich klingen ließ. Im Publikum kamen Born From Pain mit Liedern wie "The New Hate" dennoch gut an, nicht zuletzt dank der animierenden deutschen Ansagen von Sänger Rob Franssen.
Maxi
Änhliches Glück hatte die Oldschool Death-Fraktion Fleshcrawl leider nicht. Denn deren noch deutlich tiefer gestimmte Gitarren wurden durch die scheußliche Akustik des Zeltes zu einem einzigen PA-Brei – nicht zum Anhören! Da konnten sich die auf Augenhöhe mit Dismember lärmenden Bayern noch so anstrengen – selbst Kracher wie "As Blood Rains from the Sky", "Made of Flesh" oder "Into the Fire of Hell" wurden von der Soundtechnik bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Zum Heulen!
Maxi
Donnerstag, 14.08.2008
Auch bei der 11. Ausgabe des Summer Breeze wurde die Tradition beibehalten, die Gewinner des am Vortag ausgetragenen Newcomer-Wettbewerbs mit der Entjungferung der Main Stage zu betrauen. Die auf den etwas sperrigen, aber durchaus zur anstehenden Aufgabe passenden Namen Fuck Your Shadow from Behind getaufte Formation servierte dem noch etwas schlaf- und mettrunkenen, aber durchaus schon vorhandenen Publikum eine kräftige Deathcoremischung – musikalisch nicht unbedingt originell, aber in eine absolut souveräne Bühnenperformance verpackt. Die Jungs genossen sichtlich den Auslauf, den ihnen die geräumige Stage bot, und wurden auch prompt mit der ersten Wall of Death des Tages entlohnt. Lediglich an den Ansagen sollte vielleicht noch etwas gefeilt werden, das Rückwärtszählen von 10 bis 1 gibt jedenfalls keine Bonuspunkte ;-)
Olli
In eine gänzlich andere Kerbe schlugen die nun folgenden All Ends aus Schweden. Nun wurde auch klar, warum das Begleitheft zum Festival die Band als "ABBA des Metal" tituliert hatte: Gleich zwei Damen teilten sich die Gesangsparts. Doch während sich das Organ von Frau Gelotte (ganz nebenbei die Schwester von In Flames-Gitarrist Björn) gerade noch gegen die Riffs ihrer Mitstreiter durchsetzen konnte, ging ihr dunkelhaariger Konterpart leider fast komplett unter. Insgesamt lieferte die Combo jedoch eine durchaus gefällige Performance, deren Qualität sich mit der zunehmenden Präsenz der Vocals allmählich steigerte. Der eingängige Goth Metal wurde von der Menge wohlwollend aufgenommen, erlaubte er es ihr doch, sich von den zuvor kassierten Knüppelhieben des Openers zu erholen...
Olli
...um sich gleich anschließend und unerwartet die nächste Watschn abzuholen. Schon mit dem von Manowar ausgeborgten Intro "Kings of Metal" deutete sich an, dass die Emil Bulls bei Bedarf durchaus in der Lage sind, den Begriff "Crossover" stark ins Metallische zu erweitern. Sichtlich gut gelaunt und mit der Bierpulle in der Hand enterten die Mannen aus München die Bühne, um dem noch immer leicht träge wirkendem Publikum Dampf unterm Hintern zu machen. Die Bewegungsfreunde der Jungs wirkte höchst ansteckend, und der trockene, groovige Sound, den die Rythmussektion produzierte, tat sein Übriges, um die Menge in Bewegung und die Matten in Rotation zu versetzen. Zwar blieb Bassist James die von Sänger Christ angedrohte Last erspart, ein Solo à la Cliff Burton abzuliefern – angesichts der bisher gezeigten Leistung wäre er an dieser Aufgabe aber gewiss nicht gescheitert. Von den punkigen Elementen eines "Worlds Apart" aus dem aktuellen Album "The Black Path" bis zum fulminanten Dreigitarrengewitter bei "Smells Like Rock 'n' Roll" präsentierte man ein vielsaitiges Menü, das in Form des Megadeth-Klassikers "Symphony of Destruction" kurz vor Schluss noch mit einem ganz besonderen Schmankerl veredelt wurde. Nicht zuletzt Dank dieser gelungenen Interpretation darf der Auftritt der Bulls mit Recht als einer der frühen Höhepunkte des Festivals bezeichnet werden.
Olli
Die Brutal Death-Truppe Aborted war von Anfang an mein heimlicher Headliner gewesen. Vor gerade einmal zwei Monaten hatten die fünf Belgier zudem ihr neues Album "Strychnine.213" herausgebracht, das mich persönlich zwar nicht so sehr überzeugte wie seine Vorgänger, aber mit "Ophiolatry" und "Enterrement of an Idol" zwei blutrünstig-brilliante Bastarde enthielt, die die Band auch gleich zu Anfangs brachte – und im Falle von "Enterrement..." sogar noch schneller spielte, als auf CD! Überhaupt spielten Aborted meine komplette Wunschliste an Titeln, unter anderem auch "Blood Fixing the Bled" oder "The Hecatomb" – die Band scheint eben zu wissen, was taugt.
Die akustische Raserei wäre allerdings um einiges unspektakulärer ausgefallen, wäre da nicht noch Frontmann Sven "Svencho" de Caluwé: Mit seiner kranken Mimik, hyperaktiven Gestik und den permanenten Schlägen gegen den eigenen (mittlerweile kurzgeschorenen) Kopf kaufte man ihm den Geisteskranken bestens ab. Wie von der Hummel gestochen flitzte er mal gestikulierend, mal wild springend, stets aber grunzend über die Bühne, so dass es selbst aus dem Fotograben ein Schmerz im Arsch war, überhaupt mal ein vernünftiges Foto von ihm und der Band zu machen.
Dass die kranke Energie, die Aborted freisetzten, schnell aufs Publikum überging, muss kaum gesagt werden: Trotz der frühen Spielzeit im besten Sonnenwetter provozierten Aborted kreisende Köpfe, Moshpits und Crowdsurfer ohne Ende, und trugen mit einer Wall of Death noch zusätzlich zum Chaos bei. Um Überhitzungszusammenbrüchen vorzubeugen, berieselte die Security die Menge mit einem in den Himmel gerichteten Feuerwehrschlauch. Von mir aus hätte es noch einige Stunden weitergehen können, aber schon nach einer halben Stunde war Schluss mit dem chirurgisch präzisen auf-die-Fresse-Geschepper. Um 12:45 Uhr hieß es dann: "The Saw and the Carnage Done", und so verabschiedete sich eine verschwitzte, aber sichtlich zufriedene Band von einem verschwitzten, aber mehr als zufriedenen Publikum.
Maxi
Direkt im Anschluss gab’s auf der Main Stage das Kontrastprogramm: Saltatio Mortis luden mit dem Opener "Prometheus" zu einer Partie lockeren Mittelalter-Rocks, die von Anfang an gut ankam. Neben der bewährten Mischung aus Dudelsack und Gitarre gab’s viel zum mitsingen und klatschen, vor allem vom neuesten Album "Aus der Asche" (2007). Beim sechsten Lied holte sich Sänger Alea, der Bescheidene, zusätzlich noch Unterstützung von einem Menschlein, das ich zunächst für ein Mädchen hielt, sich später aber als Junge entpuppte und akustisch leider kaum rüberkam. Egal. Dem Volke gefiel’s bestens, besonders die Crowdsurfer im Stringtanga, welche dem geflügelten Wort vom "nackten Arsch ins Gesicht" eine völlig neue Bedeutung verliehen. Gingen die Mannen einmal von dannen, konnten sie das unbekümmert tun – sie hatten trotz düsteren Wetters einiges zur guten Stimmung beigetragen.
Maxi
Eine beeindruckende Menge hatte sich eingefunden, um den Südtirolern von Graveworm einen ordentlichen Empfang zu bereiten. Nach dem Opener "I the Machine" vom starken (n)utopia-Album verlagerte man sich anschließend auf den neuesten Longplayer "Collateral Defect", um mit Songs wie dem brachialen "Blood Flow" den Durst des Publikums nach melodischer Härte zu stillen. Sänger Stefan Fiori, der sich zeitweilens an der Grenze zum Lungenkollaps zu bewegen schien, übernahm auf Drängen des Auditoriums die Regie einer Wall of Death und schien ob des Ergebnisses sichtlich zufrieden zu sein. Auch die im Folgenden angestimmten Songs trafen den Nerv der Massen; das massive "Suicide Code" bildete schließlich den Soundtrack zur zweiten, nun von Herrn Fiori höchstpersönlich angeordneten WoD. Nach dem eingängigen "Touch of Hate" neigte sich die dreiviertel Stunde Spielzeit aber auch schon dem Ende zu. Während die Band gerade den letzten Song anstimmte, schwang sich, von der Sicherheit unbemerkt, ein Fan auf die Bühne und eroberte das Mikro. Die Security wollte ihm schon freundlich den Weg zurück nach unten weisen, doch der blonde Herr wusste textsicher und stimmgewaltig Band wie Publikum zu beeindrucken. Dies musste auch Frontmann Stefan neidlos anerkennen – thumbs up für den jungen Kollegen aus dem Publikum. Die letzten Takte durfte dann aber doch wieder der Chef in die Menge schmettern, wofür er und seine Bandkollegen schließlich ihren wohlverdienten Applaus samt gehörnter Fäuste ernteten.
Olli / Teresa
Heiter weiter ging der Beschuss mit Soilwork. Die Herren sechs aus Schweden haben sich in den vergangenen Jahren aus einem ohnehin recht schwachen Melodeath in etwas hineingespielt, was ich bislang weder genau benennen konnte, noch gefiel es mir besonders. Umso besser kam es daher, dass Soilwork neben der unvermeidlichen neuen Nummern von "Sworn to a Great Divide" und "Stabbing the Drama" auch ein paar ältere Songs mit im Gepäck hatten: Wenn Sänger Björn "Speed" Strid und Kumpanen Titel wie "As We Speak", "Bastard Chain" oder "Overload" in Publikum feuerten, ging’s besonders in den vorderen Rängen heiß her – deutlich mehr, als bei den neueren Liedern, die leider trotz allem in der Überzahl waren.
Ansonsten waren Soilwork, wie man sie kennt: Bassist Ola Flink machte seinem Namen wieder alle Ehre, indem er die übliche Hyperaktivität an den Tag legte und (mittlerweile wieder mit langer Mähne) permanent über die Bühne flitzte. Sänger Björn hingegen beschwerte sich eher: Über fehlendes Bier, über die "beschissenen pinken Handtücher" – und letztlich auch über die feiernde Meute, die einfach keine Gasse zur Rollibühne freimachen wollte, wo offenbar Björns Oma saß, die er sehen wollte. Dennoch war der Auftritt durchaus solide, wenngleich mehr ältere Titel wie "No More Angels" durchaus hätten dabei sein können.
Maxi
Die Amotts sind wieder vereint, Arch Enemy sind wieder komplett! Solche und ähnliche Meldungen geisterten 2007 durch die Metal-Presse. Nach seinem Ausstieg im Jahre 2005 hatte sich Gitarrist Christopher Amott nämlich dann doch wieder die Gitarre umgeschnallt, und so konnte man auf dem Summer Breeze die Reunion von Band und Brüdern gehörig feiern.
Auch war Frontscreamerin Angela nach eigenen Angaben "froh, mal wieder zu Hause zu sein" – schaltete nach wenigen deutschen Ansagen aber schnell wieder auf Englisch um, wahrscheinlich den Bandkollegen zuliebe. Egal, große Reden, seien sie deutsch oder englisch, benötigte die Band ohnehin nicht: Mit Titeln von "In This Shallow Grave" und "My Apocalypse" bis "Ravenous" gab’s nicht nur einen ausgewogenen Rundumschlag durch die eigene Diskografie, sondern auch ordentlich eins auf die Zwölf! Im Nu wurde der Platz vor der Main Stage zu einem kochenden Körperkessel, in dem man sich vor Crowdsurfern kaum retten konnte, so dass die Security vorn vorm Fotografen wortwörtlich alle Hände voll zu tun hatte. Den in den Pausen immer wieder aufflammenden "Ausziehen!"-Rufen wich Teufelsröhre Angela Gossow in ihrem knappen, schwarzen Outfit zunächst aus (wenn auch zugegebenermaßen recht lahm: "Meintet ihr unseren Bassisten?"). Wer es bis zum Schluss aushalten konnte, durfte ihr aber wenigstens zusehen, wie sie das Shirt ein wenig lüftete. Wen weder diese Nabelschau, noch die Musik mitreißen konnte, dem war dann auch nicht mehr zu helfen. Arch Enemy sind wieder komplett. Das war nach diesem fulminanten Auftritt schlicht nicht zu leugnen.
Maxi
Mit Kutte und Camo-Hose in die Oper – kein Problem dank der Diablo Swing Orchestra, einer Band, die man mit Fug und Recht als eine der großen Kuriositäten des Summer Breeze bezeichnen darf. In Frack und Abendkleid präsentierte das Sextett aus Schweden eine Aberwitzige Mischung aus wiegendem Swing und Metal, alles überlagert von der mächtigen Opernstimme Ann-Louice Lögdlunds. Zugegeben: Für das Summer Breeze hatte man ganz offenbar die rockigeren Titel ausgegraben und den Swing-Anteil etwas zurückgeschraubt; für mich persönlich schade, denn gerade der machte meine ersten Hörproben interessant. Auch Zerriss die gewohnt katastrophale Akustik des Partyzeltes den Sound der Band ziemlich. Den recht zahlreichen Leuten im Zelt machte das aber wenig aus: Sie nahmen die Band gut auf und sorgten dafür, dass die Show trotz miesen Sounds doch noch ein Erfolg werden konnte.
Maxi
Die äußeren Bedingungen passten perfekt, als die Goth Metal-Pioniere von Paradise Lost die Bühne betraten – die letzten Sonnenstrahlen waren gerade im Begriff zu verschwinden, und allmählich machte sich eine düster-melancholische Stimmung breit. Diese Atmosphäre wussten die Herren um Nick Holmes gekonnt in ihrem Sinne zu nutzen – wobei man sich entschied, die Performance zu splitten und zunächst erstmal Material aus den letzten drei Alben aufzutischen. Besonders das eingängige "Erased" hätte es definitiv verdient, einen Stammplatz in der Setlist zugewiesen zu bekommen. Nach etwas unter einer halben Stunde erfolgte dann mit "As I Die" unversehens die Zeitreise zurück in die frühen 90er, um anschließend mit Hits wie "One Second" und "Say Just Words" die in letzter Zeit des Öfteren recht ungnädigen Kritiker eindringlich daran zu erinnern, wer den Metal überhaupt erst um das Genre "Gothic" erweitert hatte. Etwas schade nur, das ebenjenes namensstiftende Album keinen Song zur Show beisteuern durfte. Dennoch ein gelungener Auftritt, der sowohl alten wie auch neuen Fans eine wohlige Gänsehaut beschert haben dürfte.
Olli
Den Kürbisköpfe von Helloween fiel zu später Stunde die Aufgabe zu, als eine der wenigen Powermetalbands im diesjährigen Billing die Freunde männlicher Sopranstimmen zufrieden zu stellen. Bereits vor Beginn der Show fiel das riesige, im Zentrum der Bühne platzierte Drumset auf, und im Licht der Scheinwerfer zeigte sich, dass man auch bei der Bühnendeko nicht gespart hatte – das Cover der aktuellen Scheibe "Gambling With the Devil" bedeckte einen Großteil der Rückwand. 80 Minuten Zeit für den Headliner des Abends wollten gefüllt werden, und so eröffnete man mit dem 15-minütigen Klassiker "Helloween" und nahm sich auch ansonsten ausgiebig Zeit, z.B. für ein ausgedehntes Drumsolo oder die Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder. Dem zahlreichen, aber nun doch schon etwas müde wirkenden Publikum wurde auch Einiges fürs Auge geboten: So machten sich zur Mitte der Performance zwei gigantische Aufblaskürbisse auf der Bühne breit, und Sänger Andi schlüpfte zu "Perfect Gentleman" in einen glitzerroten Frack, der jeden Koi neidisch gemacht hätte. Nach bald 25 Jahren wechselvoller Bandgeschichte dürfen sich die Jungs immer noch - und, wie diese Show zeigte, völlig berechtigt - zur Speerspitze des (nicht nur deutschen) Powermetals zählen.
Olli
Man hat fast den Eindruck, dass die von den Färöer-Inseln stammenden Tyr Deutschland (zumindest für das Jahr 2008) zu ihrer Wahlheimat erkoren haben. Vom Paganfest-Hallenfestival über das Breeze bis zur Metal Invasion in Passau, kaum eine Ecke der Republik wurde ausgelassen. Mit ihrer Mischung aus Viking und Balladen ihrer Heimat (inklusive beeindruckender 3-Mann-Acapella-Einlagen) haben sie sich hierzulande bereits eine große Fanschar erspielt, und so verwundert es nicht, dass das Partyzelt zum Bersten gefüllt war. Das Publikum wurde nicht enttäuscht, die Mischung aus Midtempo-Nummern und Akustikparts, gepaart mit den schon erwähnten Chorgesängen kam bestens an und dürfte der Band mit Sicherheit weitere Sympathien eingebracht haben.
Olli Freitag, 15.08.2008
Showdown für Midnattsol – zur Mittagszeit schlug für die junge Band um Sängerin Carmen Elise Espanaes die Stunde der Wahrheit. Auf dem Breeze sollte das aktuelle Album "Nordlys" heute seine Livepremiere erleben, zu welcher sich eine trotz Nieselregens durchaus beachtliche Menge eingefunden hatte. Die kleine Schwester von Leaves’ Eyes-Sängerin Liv Kristine konnte sowohl optisch (im weißen Galakleid) als auch stimmlich (durch absolute Tonsicherheit) überzeugen – schön, dass die Tontechnik mitspielte und nicht (wie leider bei manch anderer Band) die Vocals im Gesamtmix unter den Tisch fallen ließ. Auch der Rest der Truppe schlug sich wacker, und so darf dieser Auftritt durchaus als Erfolg in der Bandhistorie verbucht werden. Aus einem ursprünglichen Fauxpas heraus gelang es Drummer Christopher schließlich am Ende der Show noch, einen dicken Sympathiebonus für sich und seine Mitstreiter einzuheimsen: Nachdem das erste Paar Sticks zu hoch geworfen worden und an den Querstreben der Bühne abgeprallt war, pfefferte er kurz entschlossen seinen vermutlich kompletten Vorrat an Schlaghölzern in die Menge – das verstehe ich unter "value for money"!
Olli
Es schien, als hätten sie einen Pakt mit dem Wettergott: Kurz vor dem Auftritt von 3 Inches of Blood hatte es aufgehört zu regnen, so dass die Kanadier vor einer trockenen und (dank Stroh) praktisch nicht matschigen Main Stage rocken konnten. Wer sich um diese Uhrzeit schon aus seinem Zelt gequält hatte, bekam vom bärtigen Fronter mit Kutte und genretypischer Quietschstimme eine hübsche Batterie melodischen Power-Thrash, dessen Energie mit einem Schuss Pathos am Anfang noch wenig, gegen Ende immer besser ankam. Während seine Stimme am Anfang noch zu leise abgemischt war, jaulte sich Sänger Sänger Cam Pipes später ohne weitere Probleme durch die Diskografie der Band und quittierte seine Biertrink-Pausen sogar mit brav auswendig gelernten, deutschen Sätzen ("Hau weg die Scheiße!"). Neben den Krachern des neuesten Albums der Band, darunter natürlich "Trial of Champions", "Forest King" oder "The Goatriders Horde" war mit "Deadly Sinners" auch einer der älteren Titel mit an Bord. Dass am Ende "We want more"-Rufe laut wurden, war da kaum verwunderlich – auf Grund des strikten Zeitplans jedoch unerfüllbar. Statt dessen kniete sich die Band noch zu einem Gruppenfoto auf die Bühne, schwenkte zum Abschied die Flagge ihrer Heimat (British Columbia) – und machte sich auf die Socken.
Maxi
"Wir sind fett, wir sind hässlich, wir sind asozial, wir sind Schelmish" – so kündigt sich die vielköpfige Mittelalter-Rock-Formation für gewöhnlich an. Und man möchte hinzufügen: "Wir sind spaßig!" Denn die Band, die ein mir nahe stehender Zuschauer charmant als "Kelly-Family der Metal-Szene" vorstellte, war in Rockbesetzung angereist, und brannte vor grauem Himmel ein wahres Feuerwerk ab. "Wir haben wenig Zeit, daher werden wir wenig reden", kündigte Zweitsänger und Gitarrist Dextro an – nur, um dann umso weitschweifiger die Geschichte eines schwulen Renaissance-Königs aus Italien zu erzählen. Eben jener König habe einen Haus- und Hoftänzer namens "Daphne" gehalten, den "wir euch mitgebracht haben. Seid gewarnt: Es wird nicht sehr anmutig..." Zu Dudelsäcken und Schalmeien kommt von hinten Pfeifensackspieler Luzi auf die Bühne eingekleidet mit ulkiger Renaissance-Mode. Unter dem Gejohle der Menge und mit vielen hölzernen Bewegungen, die wohl lasziv wirken sollen, wird er ein ulkiges Kleidungsstück nach dem anderen los, tanzt an der Stange und spielt das nächste Lied nur im Häschen-Tanga. "Wir haben schon versucht, den kleinen Scheißer zu vermieten, hat nur bis jetzt keiner angebissen", verkündet Dextro. Wir wissen, warum...
Nach derlei ulkigen Einblicken (natürlich nur in die Mode der Renaissance) war im Publikum kein Halten mehr: Zu überwiegend neuen Titeln wie "Der letzte Kuss", dem zornigen "Kreuzzug gegen die Verlogenheit" oder – wie passend – "Tanz mit mir" entstanden schnell Pogo-Pits und wirbelnde Kreistänze mit Unterhaken. Und wer nicht längst am Tanzen war, bekam von Sänger Rimsbold immer wieder Aufforderungen: "Hier sind viele Leute mit langen Haaren, oder? BENUTZEN!"
Dass da am Ende noch eine Steigerung drin war ist wohl dem genialen Cover von Johnny Cashs "Ring of Fire" zu verdanken, ein Künstler, "den wir sehr verehren". Die interessante Interpretation Schelmishs mit mittelalterlicher Instrumentieruung machte dem gut 40 Jahre alten Lied alle Ehre und erwies sich als Spitzen-Rausschmeißer zum Mitsingen. Der Titel mobilisierte nochmal alle Kräfte im Publikum und es wurde gesungen, gesprungen und gefeiert. Nach einer derart intensiven Show konnten sich Schelmish guten Gewissens zum Bierchen setzen. Für mich zählte der Auftritt jedenfalls zu einem der besten auf dem Festival.
Maxi
Totgesagte leben ja bekanntlich länger, und Megaherz machen da erfreulicherweise keine Ausnahme. Nachdem sich die Mitbegründer der "Neuen deutschen Härte" nach nicht enden wollenden bandinternen Querelen schließlich der kompletten Urbesetzung entledigt hatten, holte man Anfang 2007 einen neuen Sänger ins Boot, und zum Befreiungs- (oder vielmehr: Rundumschlag) aus. Denn die aktuelle Scheibe "Heuchler" ist vom Inhalt her eine Abrechnung, in der jeder sein Fett wegkriegt, seien es untreue Weggefährten im Titeltrack oder raffgierige Turbokapitalisten in "Mann von Welt". Abgesehen von anfangs kaum präsenten Gitarren bot man dem zunächst eher skeptischen Publikum eine rundum überzeugende Performance. Zwar setzte man verständlicherweise stark auf Tracks des neuen Werkes, doch hinterließ Sänger Lex auch bei älterem Material wie dem Klassiker "Miststück" einen guten Eindruck und versprach, bei der freudig herbeigesehnten und im Herbst anstehenden Tour mehr auf vergangene Schaffensperioden einzugehen. Bei soviel Enthusiasmus dürfte weiteren 15 Jahren Megaherz eigentlich nichts im Weg stehen...
Olli
Die trinkfreudigen Hinterwäldler von Korpiklaani setzten die mit Tyr am Vortag begonnene Verlängerung der erfolgreichen "Paganfest"-Tour vom Frühjahr (an der sich neben diesen auch Eluveitie und Ensiferum beteiligt hatten) fort. Bevor die Party allerdings losgehen konnte, musste man noch geschlagene 10 Minuten der Spielzeit auf die Beseitigung technischer Mängel verwenden; um die verlorene Zeit aufzuholen, wurde auf Ansagen nahezu komplett verzichtet und stattdessen eine starke Mischung aus bewährten Krachern wie dem nach "Beer Beer" aus "Wooden Pints" schreienden "Happy Little Boozer" und brandneuem Material (darunter das auch als Single erschienene "Keep on Gallopping") auf das feierwütige Publikum abgefeuert. Durch die leicht verständliche Kernaussage geriet der Auftritt schnell zum Selbstläufer, und sowohl die Frequenz an Crowdsurfern als auch der Absatz an Gerstensaft erreichten binnen Kurzem ein Tagesmaximum.
Olli
"Wir sind Eluveitie, das heißt: Tanzen und saufen!" Tatsache. Doch eigentlich hätte Chrigel Glanzmann sich die Vorstellung der Band sparen können. Wer Eluveitie mittlerweile noch nicht kennt, hat gepennt. Das jüngste Album der Schweizer, "Slania", ist unter Fans folkigen Extreme Metals eingeschlagen wie Zunder in den Heuschuppen. Dementsprechend war "Slania" auch das Werk, das bevorzugt bemüht wurde: "Inis Mona", "Slania’s Song", "The Somber Lay", ... Eluveitie schienen zu wissen, welche Titel es brauchte, um die zahlreiche Meute auf Hochtouren zu bringen. Nebenher war jedoch auch noch Zeit für eine Lektion "Altkeltisch lernen mit Chrigel Glanzmann": In einer kurzen Spielpause brachte der Sänger seinem Publikum bei, wie Asterix wohl einst zur hübschen Falbala gesagt hätte: "Schöne Frau, bring mir ein Bier!" Mein persönlicher Lernerfolg hält sich offenbar in Grenzen – ich würde mich jedenfalls nicht trauen, hier nochmal den Originalwortlaut aus meinen grauen Zellen zu kratzen. Die waren ohnehin bald nicht mehr gefragt: "ihr bereit für ’ne fette Schlacht?", röhrte Glanzmann bald darauf, und stimmte mit der Band das geniale "Your Gaulish War" vom Vorgängeralbum "Spirit" an. Die Menge dankte ihm auch das und hielt in seiner Raserei – trotz Regenwetters – bis zum bitteren Ende durch.
Maxi
End of Green kann man mit Fug und Recht zu den Summer Breeze-Veteranen zählen. Schon bei der zweiten Auflage Anno 1999 war man mit von der Partie, damals übrigens als Co-Headliner (so will es zumindest die Website des Veranstalters wissen). Als Ersatz für Crematory waren die Profimelancholiker letztes Jahr kurzfristig eingesprungen, und auch 2008 hielt man dem Breeze die Treue; diesmal durfte das Festival sogar als Rahmen für ein Albumrelease herhalten – und nur wenige Stunden später feierte "The Sick’s Sense" dann seine Bühnenpremiere auf der Pain Stage. Aggressiv-direkter, auf synthetische Schnörkeleien weitgehend verzichtender Gothmetal ist das Markenzeichen der Jungs aus Stuttgart, und auch die neuen Songs kommen live bestens an und rüber. Bei soviel Beharrlichkeit und konsequenter Steigerung möchte man den Grünlingen wünschen, doch endlich die Aufmerksamkeit einer breiteren Masse zu erregen – die der Breeze-Besucher ist ihnen ja seit Längerem schon gewiss.
Olli
Eines Tages werde ich ein Buch schreiben, und es wird den Titel tragen: "Das Schweigen des Chris Barnes." Denn Six Feet Under kenne ich nun trotz mehrfacher Auftritte nicht anders, denn als schweigendes Standbild. Live habe ich die Band noch nie besonders bewegungsfreudig erlebt, von Publikumskommunikation einmal ganz zu schweigen. Ohne große Zwischenansagen rotzt man Jukebox-mäßig ein Lied nach dem anderen heraus und bleibt dabei stets auf der Stelle stehen.
Auch dieses Jahr auf dem Summer Breeze scheint sich an diesem eingefahrenen Schema nichts geändert zu haben. Als sich Barnes die ersten Grunts des Openers aus den Eingeweiden schüttelt, ist das Publikum zwar zahlreich, aber recht mäßig dabei. Immerhin darf es zu "No Warning Shot" die "Die, die"-Passagen mitkreischen. Titel wie "Revenge of the Zombie", "Human Target" und "Beneath a Black Sky" kommen eher lauwarm daher, obwohl sie eigentlich Tränen in die Augen von SFU-Puristen treiben müssten, denn trotz der satten Auswahl von immerhin 10 Vollzeitalben sind diesmal praktisch nur alte Lieder dabei. Six Feet Under scheinen sehr gut zu wissen, dass ihre letzten Alben in der Fan-Gemeinde nicht besonders gut ankamen.
Eines haben Six Feet Under aber nach wie vor in Petto, nach dem schon früh gerufen wird: Das AC/DC-Cover "TNT". Bis es dazu kommt, muss sich die Menge allerdings noch gedulden, während Barnes sich durch sein Programm grunzt, röchelt und kreischt. Der kleine Höhepunkt, als die Band das Cover dann endlich anstimmt, hätte gut der Auftakt zu mehr sein können. Tatsächlich markierte er nur den Endpunkt einer eher müden Show.
Maxi
Um 22:45 Uhr traten dann schließlich Subway to Sally hinaus in die Nacht und vor eine berstend volle Main Stage. Fronter und Charmebolzen Eric Fish zeigte sich froh, wieder im Schländle zu sein, man müsse sich im Ausland ja auf englische Ansagen verlegen. Zu "standesüblicher" Pyroshow mit Feuerspuck-Einlagen führte er durch ein Programm, das vor allem von den letzten beiden Alben dominiert (um nicht zu sagen: erdrückt) wurde: Schließlich spielte die Band sich praktisch nur durch "Nord Nord-Ost" und die neuste Scheibe, "Bastard", von der nur wenig Titel ausgelassen wurden. Beim Publikum kam das offenbar super an, jedes Lied wurde lauthals mitgesungen, und der "Schrei", den Subway zu einem festen Teil ihres Festivalrepertoires gemacht haben, war so laut, wie ich ihn selten gehört habe.
Laut war aber leider auch noch etwas anderes, nämlich die P.A.: Zeitweise waren die Gitarren dermaßen übersteuert, dass es Rückkopplungen gab (sic!). Einem Main Act wie STS einen derart schlecht abgemischten Soundbrei zu servieren, ist eigentlich eine Frechheit. Wer die Lieder kannte, ergänzte im Kopf das, was der Herr hinter dem Mischer verbockte. Wer die Band hingegen zum ersten Mal hörte, dürfte ziemlich dumm dagestanden haben, denn der Klang blieb das gesamte Konzert hindurch katastrophal.
Nachdem neuere Titel wie "Auf Kiel", "Eisblumen" oder "Die Trommel" (zu der Fish marschiert und salutiert) sich diese Klangverstümmelung haben gefallen lassen müssen, leitet "Henkersbraut" endlich eine kleine Wende in der Setlist ein. "Kleid aus Rosen" (angekündigt mit einem Rosenstrauß, der ins Publikum geworfen wird) und "Sag’ dem Teufel" führen zurück in ältere Kapitel der Band, bleiben aber dennoch eindeutig in der Unterzahl. Mit "Sieben" verabschiedet sich die Band – 10 Minuten vor Ende der eigentlichen Spielzeit.
Man will nun eigentlich von der Bühne marschieren, wird jedoch von lauten "Julia"-Chören zurückgehalten. Als Belohnung gibt es noch Nachschlag – aber, nein, nicht "Julia": STS rufen zum "Veitstanz", der nochmals frenetisch abgefeiert wird. Erst dann bittet Bodenski Fish: "Wenn du den Dudelsack schon zur Hand hast, spiel’ doch mal dieses bayrische Volkslied nach, das die die ganze Zeit singen." Das Konzert endet, wie erwartet: Zu "Julia und die Räuber", dem Subway-Kracher schlechthin, wird noch einmal gescheit die Bude angezündet. Erst dann, nach fast eineinhalb Stunden und einer Mordsgaudi hat sich die Band ihren Feierabend verdient.
Maxi
Es war bereits 1:15 Uhr und die Aussichten im wahrsten Sinne des Wortes düster: Im Partyzelt stand der Auftritt von The Vision Bleak an. Trotz später Stunde war das Zelt randvoll - die eher seltenen Liveauftritte der Band erfreuen sich augenscheinlich großer Beliebtheit. Pünktlich enterten also die selbsternannten Horrormetaller die Bühne, welche zu beiden Seiten mit einer übermannshohen Sethfigur geschmückt war. So wollte man offensichtlich der auf dem aktuellen Album "The Wolves Go Hunt Their Prey" besungenen Bruderschaft mit der altägyptischen Gottheit Tribut zollen. Wie immer waren die beiden Gründungsmitglieder Schwadorf und Konstanz bleich geschminkt und in edlen Zwirn gehüllt, während die Livemusiker in Alltagskleidung auftraten. Im Folgenden drängte sich dem Publikum allerdings zwangsläufig der Gedanke auf, dass sich die Band besser nicht ausgerechnet den Chaosgott als Bühnenmaskottchen ausgesucht hätte. Denn Chaos herrschte zumindest bei der Tontechnik - teils ging Konstanz' Gesang unter den Instrumenten fast völlig verloren, mal verursachte sein Mikro derart heftige Rückkopplungen, dass er es austauschen musste. Davon abgesehen lieferten TVB allerdings eine klasse Show, die keine Wünsche offen ließ. Die Setlist umfasste Songs aus allen drei Alben, so z.B. "The Shining Trapezohedron" aus der "Black Pharaoh"-Trilogie, den Titelsong des 2005er Albums "Carpathia", wie auch das vom Publikumbereits lautstark geforderte "Kutulu!" Die große Mehrheit der Anwesenden bestand offensichtlich aus waschechten (und textsicheren) TVB-Fans, die ihre Idole gebührend feierten. Was niemanden wundern dürfte, denn wer sich einmal etwas Zeit für diese außergewöhnliche Musik nimmt, kommt so schnell nicht mehr davon los.
Teresa
Samstag, 16.08.2008
Mit leichter Verfrühung und - wie üblich - bis oben hin mit Kunstblut besudelt bestiegen Debauchery die Pain Stage, um als erste Band des Tages eine Salve groovigen Death Metals unter die verhältnismäßig zahlreichen Gäste zu feuern. Mit "Back in Blood", "Blood God Rising" und "Blood for the Blood God" hatte der Fünfer seine abwechslungsreichsten Titel mitgebracht, und so wurde auch die Menge zum munteren Mitgrunzen animiert. Die allerdings reagierte ziemlich verhalten, sei es nun aus mangelnder Textkenntnis (welcher Text?) oder genereller Unlust. Naja.
Bis hierher wirkten Debauchery zwar bemüht, aber glanzlos. Den größten Bock schoss sich die Band aber gegen Ende. "Jetzt kommt der letzte Song für heute Abend", kündigte Frontglatze Thomas an, bis er die Mittagssonne am Himmel entdeckte. Ob Abend oder "ääääh, Morgen", es sollte entgegen seiner Ankündigung nicht mehr zum letzten Lied kommen: Debauchery hatten die Zeit falsch kalkuliert, zu viel getrödelt und bekamen nun aus dem Backstage signalisert, dass es für den letzen Titel nicht mehr reiche. Somit verließ die Band vorzeitig die Bühne und ließen ein halb aufgewärmtes Publikum in Enttäuschung zurück.
[Nachtrag: Als ich abends durchs Camp spazierte, stand am Wegesrand ein Kerl mit einem Ast in der Hand. Die Blätter schüttelnd rief er: "Wir sind Debaumery! Blatt für den Blatt-Gott!" Für etwas war das Konzert also doch gut.]
Maxi
"Uns gibt’s jetzt seit zehn Jahren, wir kommen aus dem hässlichen Ruhrgebiet und begehen ‚Verrat am Metal’!" Verrat hin oder her, die Japanischen Kampfhörspiele kamen gerade recht, um sich den Frust über den verkorksten Debauchery-Auftritt aus dem Leibe zu knüppeln. Eine halbe Stunde lang ließen die Krefelder Grindcore-Gegrunze und recht ulkige Titel auf ihr Publikum herabregnen ("All das muss verunstaltet werden", "Gekochtes für Tiere", "Wir gehen in den Knast"). Zwar hatte die Band sichtlich ihren Spaß und war froh, auch einmal auf einem größeren Festival auftreten zu dürfen, beim Publikum wollte sie jedoch nicht so richtig zünden, und wie auch, bei diesem Sound? Denn unabhängig wie "roh" der Purist seinen Grindcore haben will, ein derart zäher Bassmatsch war dann doch etwas zu viel des Guten. Daher blieb der Auftritt von JaKa für mich eher durchschnittlich, wenn auch nicht übel.
Maxi
Die niederländische Formation Autumn durfte nach soviel Geknüppel am frühen Morgen dann für einen Hauch Entspannung sorgen, zumindest ließ dies die weibliche Besetzung am Mikro erwarten. Geliefert wurde eine halbe Stunde leicht bekömmlichen Gothic Rocks, und die gelegentlichen Growleinlagen beschworen Erinnerungen an die frühen Sirenia herauf. Darüber hinaus blieben Autumn jedoch auffällig unauffällig – solide Performance, mehr nicht.
Olli
Dass den Veranstaltern die Förderung hoffnungsvollen Nachwuchses am Herzen liegt, stellten Hackneyed gekonnt unter Beweis. Der Brutal Death, der dem Publikum hier aufgetischt wurde rückte erstaunlich nahe an jenen der Veteranen von 6 Feet Under heran, und was (noch!) an technischer Raffinesse fehlte machte man durch ungezügelte Spielfreude und furioses Stageacting größtenteils wett. Es sei an dieser Stelle die Prognose gewagt, dass dies nicht der letzte Auftritt auf dem Breeze gewesen war...
Olli
Zu Dismember am Nachmittag war ich extra etwas früher gekommen; zum Konzert der Schwedentod-Meister hatte ich besonderen Andrang erwartet. So kann man sich irren...
Denn es war buchstäblich kein – Schwein – da! Der Auftritt von Dismember war in die wenig dankbare Zeit gefallen, da alle, die noch am selben Abend fahren wollten, ihre Zelte packten. Daher traten die fünf Schweden um 15 Uhr vor ein immens ausgedünntes und stilles Publikum, von dem Sänger Matti selbst die Gröl-Tests reklamieren musste. ("What the fuck was that? C’mon, make some fucking noise!”)
Trotz des geringen Feedbacks wirkten Dismember gut gelaunt und gingen energisch zur Sache. Ohne viel Gerede (mit wem denn?) warf man einen Oldschool Death-Brecher nach dem nächsten in die Arena, deren Bass-Parts jedoch einmal wieder total übersteuert waren. Auch das ignorierten die Schweden wohlwollend und zogen professionell ihre Show durch. Ob sie zufrieden abreisten, dürfte jedoch zu bezweifeln sein.
Maxi
Mit Ensiferum war schließlich das Paganfest-Kernbilling komplett. Die (mit Ausnahme der Keyboarderin) lediglich in die Flagge ihrer Heimat gehüllten Finnen setzten auf Nummer sicher und ließen sowohl die (minimalistische) Bühnendeko als auch die Setlist der erfolgreichen Gemeinschaftstournee unverändert. Durchaus nachvollziehbar, doch all diejenigen, die auch bei Letzterer zugegen waren – und es waren einige, wie die zahlreich zur Schau getragenen Tourshirts nahe legten – hätten sich sicherlich etwas mehr Abwechslung gewünscht. Doch was sich am Vortag bei Korpiklaani bereits abzeichnete, setzte sich auch hier fort – Pagan- und Folkmetal erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit hierzulande, und schon nach wenigen Takten war die Party in vollem Gange. Zwar hatte man mit "One More Magic Potion" nur ein waschechtes Trinklied im Gepäck, doch Hymnen wie das mit Männerchoreinschüben versehene "Iron" oder Mitgröhler der Marke "Lai Lai Hei" entfalteten schnell ihren ganz eigenen Zauber, und die Sicherheit hatte Akkordarbeit zu leisten bei der Bewältigung der surfenden Massen. Einer der seltenen Fälle, in denen das MiniMax-Prinzip wirklich aufging – zwar kein KO-Sieg, aber der nach Punkten führt am Ende ja auch zum Ziel ;-)
Olli
Pünktlich um zehn vor zehn kamen dann endlich Thrash-Urgestein Destruction zum Zug, und das, wie passend, zum Megadeth-Cover "Symphony of Destruction". Die Pain Stage, hergerichtet mit Totenkopfstellwänden und belagert von einer wahren Flut an Zuschauern, sollte für die kommende knappe Stunde Schauplatz einer furiosen Bühnenshow werden. Zwischen Riff-Geschrebbel, Feuerblumen und Miniraketen trieb nämlich auch das "Bandmaskottchen", der Butcher, auf der Bühne sein Unwesen: Der breit gebaute Glatzkopf mit der blutigen Schürze schleifte gleich einen kleinen Harem an leicht bekleideten Damen auf die Bühne, um zunächst nur drohend mit dem Fleischerbeil zu fuchteln; später "zerhackte" er dann eine der Damen und warf Teile ins Publikum.
Wenn dazu dann noch Titel quer aus der Diskografie von Destruction liefen, vom 1986er "Life Withough Sense" bis zum neueren "Soul Collector" (2005), dann gab es im Publikum kein halten mehr. Die Matten flogen, wie kaum auf diesem Festival, und vor der Bühne wütete ein ansehnlicher Moshpit. Wenngleich sie mich musikalisch noch nie sonderlich ansprachen – Destruction boten einen fulminanten und würdigen Ausklang für meinen letzten Tag des Festivals.
Maxi
Die Zeit der Götterdämmerung schien näher zu rücken; pünktlich zum anstehenden Auftritt der Finsterlinge von Cradle of Filth trat der Vollmond in den Schatten der Erde ein – ob aus Ehrfurcht oder doch eher, weil er einen Weg gefunden hatte, seine Zeit sinnvoller zu gestalten? In einer ähnlichen Situation dürfte sich die Mehrheit derer befunden haben, die bemüht waren, unvoreingenommen an das Phänomen Cradle heranzugehen. Klar, die Jungs um Dani Filth haben sich sicherlich um das Genre verdient gemacht, und so manche Formation schwimmt bis heute recht erfolgreich in dem von ihnen aufgewühlten Kielwasser – aber diesem Status konnten sie diesmal einfach nicht gerecht werden. Zuerst zwangsweise instrumental auftretend, eröffneten sie mit dem recht schwer verdaulichen älteren Material, was so manchen Zuhörer wohl überforderte, setzte doch bald ein beachtlicher Exodus Richtung Campingplatz oder zumindest Fressbuden ein. Nach (oder infolge?!) einer auf die Bühne geworfenen Klopapierrolle nahm die Qualität der Show zwar zu, was sicher auch mit den nun mehrheitlich "massenkompatibleren" Songs (von "Damnation And a Day" bis heute) zusammenhing. Dennoch schien auch die Band zu merken, dass man heute einfach den falschen Tag erwischt hatte, und so endete die Performance ganze 10 Minuten vor Ende der offiziellen Spielzeit.
Olli
Beschauliches zum Schluss - nachdem man sich letztes Jahr mit Peter Tätgrens Pain und einem prächtigen Feuerwerk (zum zehnjährigen Bestehen) vom Publikum verabschiedet hatte, schlugen Anathema deutlich ruhigere Töne an. Weniger Doom, mehr Pink Floyd - so kann man die Entwicklung der Band in den letzten Jahren zusammenfassen, und mit einem überzeugenden Cover von "Comfortably Numb" bekannte man sich auch offen zu dieser Tatsache. Trotz getragenen Tempos - Langeweile kam bei dieser Show garantiert keine auf; dafür sorgten eine sichtlich gut gelaunte und fast schon etwas kindisch herumblödelnde Band, crowdsurfende Securities und ein Gastauftritt von Destructions Mad Butcher (inkl. Breakdanceeinlage). Musikalisch ein solider, wenn auch nicht herausragender Gig, durch die Vielzahl an Ideen aber im positivsten Sinne denkwürdig, sorgte der Auftritt für reihenweise vergnügte Gesichter im Auditorium - die spinnen halt, die Briten! Olli
Und so endet auch das elfte Summer Breeze 2008 ohne (ungeplante ;) Zwischenfälle, Schwierigkeiten oder Engpässe. Sowohl am Sound im Partyzelt, als auch an der Anfahrtsstrategie darf bis nächstes Jahr zwar noch deutlich gefeilt werden, denn das Breeze wächst und wächst unaufhaltsam. Wenn man das allerdings ebenfalls in den Griff bekommt, dann ist schon jetzt garantiert, dass 2009 ebenso ausgelassen gefeiert und gemosht werden kann, wie auf dem Summer Breeze 2008.
Zum Schluss folgen - wie üblich - noch ein paar Impressionen.
Maxi
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