Was für ein Abend: Kaum lassen sich die alten Recken Testament mal wieder auf einer Headliner-Tour blicken, kriecht schon Der „Evil-Dentist-Kuchenbecker“ (Szenekennern auch als J.J. Hannemann-Konditor bekannt) aus seiner Gruft im Zonenrandgebiet und macht der Hansestadt seine Aufwartung.
Die Aufwartung von Bleed from Within hingegen bekomme ich nur noch frierend vor dem Docks mit. So schön Wochenendkonzerte auch sind, auf der Reeperbahn starten diese immer seeehr zeitig, da man ja nach einem Konzert noch das Disko-Geschäft mitnehmen muss.
Also schnell ein überteuertes Kippschnitzel geordert und vor die Bühne zu Dew-Scented, die für Shadows Fall eingesprungen sind. Vielen Thrashern gefällt der Sound der Truppe und die Publikumsresonanz ist zumindest in Ordnung. Ich hingegen werde in diesem Leben kein Fan der Band mehr. Zum einen klingen viele Riffs nach einer Slayer-Resterampe, zum anderen kann ich mit dem Gesang nichts anfangen. Ihren Job als Anheizer erledigten die Jungs jedoch zufriedenstellend.
Wie würden sich anschließend Testament im nicht ganz ausverkauften, aber prall gefüllten Docks machen? Im Prinzip machte die Band alles richtig und startete energiegeladen und spielfreudig in den 90 minütigen Set (dankenswerterweise ohne Zugaben-Spielereien). Bei vielen alten Bands will man ja vor allem die Klassiker hören, doch bei Testament freue ich mich besonders auf die Songs des bärenstarken neuen Albums. So cool "Burnt Offerings" oder "Into The Pit" auch sein mögen, die besten Nummern des Abends sind für mich "True American Hate", "Dark Roots Of The Earth" und "Native Blood". Nach einer Stunde ebbt die Stimmung etwas ab, was vielleicht auch an der etwas unglücklichen Songauswahl in der zweiten Hälfte zu tun hat (wo ist "Disciples Of The Watch"?).
Als Fazit kann man dennoch nur von einem gelungenen Abend sprechen, bei dem die alten Thrash-Metaller den Jungspunden mal wieder gezeigt haben, wo Bartel den Most holt.