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Nicht nur der Historiker weiß, dass es fast unmöglich ist, etwas, das vor zwanzig Jahren erschaffen wurde, adäquat und gerecht zu beurteilen. Eigentlich schier unmöglich. So ist es auch mit dem AMORPHIS-Album, das, wenn es auch in der damaligen Zeit bahnbrechend und wegweisend war, durch die zahlreichen Nachahmer etwas von seinem alten Glanz verloren hat, weil man sich an das Bahnbrechende gewöhnt hat und Selbiges selbstverständlich geworden ist.

Nichtsdestotrotz ist ein Urteil zu fällen, schließlich gehen AMORPHIS ja mit diesem Album auf Jubiläumstour und so stellt man sich die Frage, ob man sich das live antun soll. Dass Bands nicht immer mit ihrem besten alten Album auf Jubiläumstour gehen, haben PARADISE LOST unter Beweis gestellt, als sie ihr Draconian-Times-Album in Gänze neu aufgeführt haben. Nun stehen also AMORPHIS mit "Tales From A Thousand Lakes" in den Startlöchern, ihrem zweiten Longplayer, der damals im Jahre 1994 so manchem schwarz gewandeten Kuttenträger vor Freude das Bier verschütten ließ.

Kein Wunder, denn insgesamt liegt hier ein ganz nettes Opus vor, das mit einer Mischung aus Gothic, Death und Folk Metal aufwaten kann. Ein gewisses Maß an todesmetallischer Härte, erkennbar am Gegrowle und den durchaus gelungenen Riffs, sind auf der Habenseite zu verbuchen ('First Doom'), allerdings wird sie immer wieder durch pathetische Keyboardpartien verwässert. Ähnlich verhält es sich mit Anleihen an die 70er in Form von Hamondorgeltönen ('Into Hiding': Musste das wirklich sein?) oder mit folkloristisch-orientalischer Melodik ('The Castaway'). Da sieht man dann alte Sagengestalten barfuß um das Lagerfeuer herumtanzen.

Das Einbetten von Klargesang folgte dem Hang zum vermeintlich Kreativen und Experimentellen. Auch wenn Gastsänger Ville Tuomi (Ex-KYYRIA) hier wie der Frontmann von FAITH NO MORE klingt, bleibt doch die Frage, ob AMORPHIS nicht dadurch Wegbereiter des Metalcore gewesen sind!

Die Songs kommen überaus vielfältig, vielschichtig und variabel daher, mitunter aber sehr ausufernd und unorganisch, so dass man des Öfteren den Eindruck hat, dass einige Tracks den Geist der psychedelischen 70er Jahre atmen, in denen ein roter Faden nicht so wichtig war. Im Gegensatz dazu sind die gothic-metallischen Elemente lobend hervorzuheben, sorgen sie doch einerseits für eine überaus düstere Atmosphäre, anderseits für eine ungeahnte melodische Dynamik, wie wir sie auch von PARADISE LOST kennen ('Drowned Maid'). Gleiches gilt für die sporadischen entschleunigten doomigen Partien im Stile von MY DYING BRIDE.

Dennoch bleibt mir insgesamt schleierhaft, warum dieser Longplayer bahnbrechend und wegweisend gewesen sein soll. Da müsste man wohl Zeitzeugen wie den Kollegen Zwingelberg befragen. Dass alte Songs live gespielt in neuem Glanze erstrahlen können, stellen THE CURE bei fast jedem Konzert unter Beweis, wenn sie aus den blassen Albumtracks 'Faith' oder 'A Forest' wahrhafte strahlend schöne Hochkaräter werden lassen. Man darf also auf die Jubiläumstour gespannt sein...

Kurz: AMORPHIS haben aus meiner heutigen Sicht mit 'Tales From The Thousand Lakes' vor zwanzig Jahren ein Album mit viel Potenzial erschaffen, das teilweise aber wieder durch redundante Spielereien und unmotiviertes Experimentieren verschüttet wurde. Man hätte der Band damals einfach die Keyboards wegnehmen sollen. Und der Rat "viel hilft viel" gilt vielleicht für das Wäschewaschen, aber auf keinen Fall für vermeintlich progressive Partien in Metalsongs. Aber vielleicht ist dieses Urteil von heute aus betrachtet auch wirklich ungerecht. Man weiß es nicht.

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Kategorie

V.Ö.

Label

Nuclear Blast Records

Spielzeit

Tracklist

01. Thousand Lakes

02. Into Hiding

03. The Castaway

04. First Doom

05. Black Winter Day

06. Drowned Maid

07. In The Beginning

08. Forgotten Sunrise

09. To Fathers Cabin

10. Magic and Mayhem

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