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2003 kündigte man schließlich die endgültige Auflösung der Band an – nach immerhin 11 Jahren Bandgeschichte. So endgültig scheint die Endgültigkeit dann jedoch auch wieder nicht gewesen zu sein, denn 2005 ließ man verlauten, die Band habe sich erneut zusammengesetzt und werkele an einem neuen Album. Da sich Antti Kokko dauerhaft verabschiedet hatte, um bei Kalmah die Saiten zu bearbeiten, und auch Pasi Hiltula fort war, holte man sich kurzerhand zwei Ersatzmänner an Bord, Risto Ruuth und Janne Tolsa. Mit „Before the Bleeding Sun“ kommt nun der fünfte Auswurf in die Läden. Und in die Hände und Ohren der Käufer?
Ich will fair sein: Das Ganze beginnt gar nicht so blöd. „Sweet Lilith of My Dreams“ beginnt einem bedächtigen Anlauf mit Keyboard-Lead und nettem, treibenden Riffing, zu dem sich nach kurzer Überleitung zum Chorus noch mehr Keys gesellen und bis zum Schluss hin stark dominant bleiben.
Und dann geht’s langsam los. Leider nicht im positiven Sinne. Schon der Beginn des nächsten Liedes, „Another Me“, klingt wie ein schlecht geklonter Nightwish-Song, und spätestens bei „Angelheart, Ravenheart“ fragt man sich, ob Tuomas Holopainen hier nicht seine Finger im Spiel gehabt hat. Endloser Einsatz klimpernder Keyboards, mehrstimmige, clean gesungene Chöre und zum Teil auch gesprochene „Erzähler-Stellen“ wie bei Sonata Arctica machen „Before the Bleeding Sun“ zu einer unoriginellen Melange zwischen Nightwish und For My Pain (dem Gothic-Metallischen-Nebenprojekt vieler [Ex-]EToSler). Offenbar scheinen EToS nach Tarja Turuunens Ausscheiden bei Nightwish Blut geleckt zu haben und wollen jene nun ersetzen – mit dem Unterschied vielleicht, dass im Hause EToS kein Weiblein lieblich vor sich hin tiriliert, sondern ein XY-chromosomierter Finne ins Mikrofon grunzt.
Für eine deutliche Unterscheidbarkeit sorgt das leider nicht. Die Songs sind zwar astrein produziert, das muss man ihnen lassen. Aber inhaltlich bieten sie viel zu wenig, um auch nur eine Minute im Gehör zu bleiben. Viel zu überfrachtet kommt das Album daher – mit „hier einem Effektchen, da einem Effektchen“ – und über den vielen Schwulst, Bombast und die Spielereien wird das Eigentliche vergessen: Eigenständigkeit, Abwechslung und Innovation.
So reiht sich EToS mit seinem fünften Album leider in die Woge der vielen finnischen Metal-Bands ein, die zur Zeit den Markt mit zweitklassigen Hype-Releases überfluten. Entgegen aller Label-Verlautbarungen hat das Album nicht die Bohne mit Melodic Death Metal zu tun. Nightwish-Fans und Freunde können vielleicht hier einmal ein Ohr riskieren. Allerdings dürften auch die feststellen, dass die Truppe um Holopainen Ähnliches schon besser bewerkstelligt hat.

Kategorie

V.Ö.

23. Juni 2006

Label

Spinefarm Records

Spielzeit

Tracklist

Line Up


Bewertung

1