Und ich muss zugeben, dass die Songs von "Offline" in der Anspielversion von iTunes auch bei mir nicht zünden wollten. Aber kann man das bei einer Minute oberflächlichem Hören auch erwarten? Mit Sicherheit nicht. Als ich die CD zum Reviewen jetzt in dem Player hatte und einmal kräftig am Lautstärkeregler drehte, ergab sich plötzlich ein ganz anderes Bild. Und zwar das eines kraftvollen-, gefühlvollen Alternative-Rock-Albums, mit einer Sandra Nasic in Topform am Mikrofon.
Vor allem wie sie mitunter die Satzenden intoniert, das gemahnt mitunter doch sehr an COURTNEY LOVE, so zum Beispiel im Opener 'Like Somebody', musikalisch meint man auch eine Nuance von MANDO DIAO zu vernehmen, ehe es zu einem einzigartig genialen Finale kommt. Wenn das dann kein Zeichen von Weiterentwicklung ist, dann kann man den Kritikern aber auch nicht mehr helfen.
Auch der Vorwurf, die Songs seien vollkommen glatt geschliffen, hätten keine Ecken und Kanten und seien in melodischer Hinsicht vollkommen belanglos, trifft überhaupt nicht zu. Das kann man nur schreiben, wenn man den Longplayer einmal nebenbei gehört hat. Im Gegenteil, die Songs bestechen durch eine ungemeine emotionale Tiefe, die sich mitunter in tiefer Melancholie oder in optimistischer Leichtigkeit manifestiert. Letzteres ist unter anderem in 'Hey Last Beautiful' zu beobachten, bei dem die Stimmfärbung an die von Crissie Hynde von den PRETENDERS erinnert.
Das Leben ist halt nicht nur eine große geile Party, sondern hat auch seine Schattenseiten oder nachdenkliche Phasen. Da schlägt sich die Ambivalenz des Lebens natürlich auch in den Songs nieder ('Cried All Out'). Eines der Highlights ist mit Sicherheit 'It's Not Over', ein Song, den auch Billy Corgan von den SMASHING PUMPKINS nicht besser für die schon genannte COURTNEY LOVE hätte schreiben können. Weltklasse sind auch die mitreißenden und unter die Haut gehenden 'Water Wars' und 'Fake'. Intertextualität gibt es mit textlichen Anspielungen auf den 1990er Hit 'Pump Up the Jam' von TECHNOTRONIC in dem Track 'Jiggle', auf dem auch SOLA PLEXUX atmosphärische Herausschmeißer 'The Long Way Home'.
Fazit: Ok, vielleicht machen die GUANO APES keinen Crossover mehr, vielleicht auch keine weitere Variation ihres Klassikers 'Lord Of The Boards' und mit Sicherheit sind sie insgesamt auch etwas ruhiger und etwas elektronischer geworden. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich kann man nicht ewig achtzehn sein. Dafür bieten sie uns aber wirklich herausragenden Alternative Rock, bisweilen in der Tradition von COURTNEY LOVE, MANDO DIAO oder den PRETENDERS, der in überaus tiefgründiger, melodischer, emotionaler und vielfältiger Ausprägung daherkommt. Empfehlung: GUANO APES neu entdecken und das Album "Offline" kaufen!
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Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
01. Like Somebody
02. Close to the Sun
03. Hey Last Beautiful
04. Numen
05. Cried all Out
06. It’s Not Over
07. Water Wars
08. Fake
09. Jiggle
10. The Long Way Home
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Line Up
Sandra Nasic
Henning Rümenapp
Stefan Ude
Dennis Poschwatta
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