Allerdings muss ich auch zugeben, dass sich LA CONFIANZA auf ihrem Longplayer verschiedentlich stärker in anderen Genres bedienen, als es die Vorspeisen-EP „Bewegung“ vielleicht vermuten ließ. So kann man einen Song wie „Melodie“ wohl problemlos der Hip Hop Richtung zuordnen und muss Mutti nicht lange die Vorzüge von Stromgitarrenriffs erklären. „Wolkenbruch“ zeigt die Band von einer mainstream-verträglichen Seite – fast kann man sich die Band mit diesem Song auf der Showbühne im GZSZ Szeneladen „Mauerwerk“ vorstellen. Andere Songs hingegen lassen die politischen Ansichten und die punkige Attitüde der Franken deutlich stärker durchschimmern, z.B. „Mehr“ oder „Zeitgeist“. Und wie diese Songs, so bricht auch in „Zusammen“ immer wieder die musikalische Wut der Jungs durch. Abgesehen vom musikalischen Mischmasch, zeigen LA CONFIANZA mit ihren Texten durchgehend, dass sie keine RTL Casting Band sind und dass sich auch hinter mitunter massenverträglichen Songs eine ehrliche Message verstecken kann. Zuhören kann bei LA CONFIANZA also gefährlich für den 08/15 Alleshörer werden, denn die Songs regen womöglich zum Nachdenken an.

Musikalisch hatte ich mir nach der wirklich bärenstarken „Bewegung“ EP etwas mehr erwartet. Der ein oder andere Song klingt mir doch etwas zu harmlos. Und „Stillstand“ bleibt für mich der überzeugendste Song der Scheibe, gefolgt von „Zeitgeist“ und „Zusammen“ und „Mehr“. Hier und da hätte ich mir mehr von dem auf dem Cover dargestellten Muskelspiel gewünscht! Trotzdem verkörpern LA CONFIANZA den Begriff Crossover wie keine andere deutschsprachige Band seit SUCH A SURGE. Mir fällt jedenfalls derzeit keine andere Band ein, die musikalisch und textlich annähernd geschickt Stile und Einstellungen vermischt.