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Aber jüngst behauptete ein hergelaufener Reporter im Fernsehen auch, dass die Lebensmittelpreise deutlich günstiger geworden seien, z.B. Butter. Darf man den Statistikern glauben, dann ist zumindest Obst im August im Vergleich zum Vorjahr um 2% günstiger geworden. Das liegt aber bekanntlich nur daran, dass Zar Putin den Veggi-Day in seinem Reich abgeschafft hat und wir den ganzen Scheiß jetzt selber essen sollen. Aber grundsätzlich ist ja schon zu beobachten, dass die Leute alles schnell schnell und möglichst billig haben wollen. Früher gab es ja wenigstens noch die Unterscheidung in billig und preiswert. Und der Kollege Lison wird ja auch nicht müde zu unterstreichen, dass, wer billig kauft, doppelt kauft. Diese Tendenzen der realen Welt lassen sich jedoch auch in der Musikszene beobachten. Neben der – ebenfalls vom Kollegen mit L angeprangerten – Helene Fischerisierung weiter Teile der Metallmusik, tritt vermehrt das Phänomen des Discounter Metallers auf. Hinz und Kunz zieht nach Berlin und Hamburg, um ja keinen Furz irgendeiner angesagten Band zu verpassen und täglich den Puls der Zeit so heftig zu spüren, dass man trotz kühler Umschläge blaue Flecken davonträgt. Dabei ist es doch kein Geheimnis des Historikers, dass alles nur Vergänglich ist. Karl der Große hat den Grundstein für Hamburg kurz vor seinem Abtritt wahrscheinlich im Fieberwahn gelegt und Berlin – mal ehrlich, vor 1000 Jahren hätte die Bundeshauptstadt auch keinen Flughafen gebraucht, weil da eh kein Arsch hinwollte. Lange Rede, kurzer Sinn. Der Discounter-Metaller hechelt von Event zu Event, ist überall dabei und engagiert sich selbst als Statist bei jedem noch so dusseligen Konzert. Doch weniger ist manchmal eben mehr und die echte Szenegröße setzt lieber ausgewählte Akzente und lässt sich nur dann und wann mal von der Horde der Discounter-Metaller huldigen. Ein solcher Moment wäre auf jeden Fall eine Show der Stockholmer SISTER SIN. Und das nicht nur wegen der Optik von Sängerin Liv, sondern vor allem wegen der hohen musikalischen Qualität der Straßenrockkapelle. Seitdem die Stockholmer vor 11 Jahren mit „Dance of the Wicked“ auf der Bildfläche erschienen, sind sie sich stets stilistisch treu geblieben, haben sich nicht durch Rabattmarkenaktionen anbiedern oder durch Hipster-Allüren die Gunst der Discounter-Metaller erschleichen müssen. Nach dem Debüt folgten mit „Switchblade Serenade“ und „True Sound of the Underground“ bärenstarke Alben und mit der Coverversion von MOTÖRHEADs „Rock’N’Roll“ hat man dem Heer von Discounter-Metallern, die ihre Metalshirtauswahl in erster Linie am Angebot des lokalen H&M orientieren, gezeigt, dass die Briten noch andere Songs als „Ace of Spades“ geschrieben haben.

Ende des Monats ist es nun an der Zeit, um den legitimen Nachfolger zu „True Sound of the Underground“ abzuliefern. Und man kann es in diesem Fall kurz machen: Das Album ist sensationell geworden! Der Opener „Food for Worms“ deutet es bereits an: Liv und ihre Jungs liefern hier Ohrwurmfutter in der Endlosschleife ab und unter den neun Songs findet sich kein Füller. Von der ersten Sekunde an bricht ein Riffgewitter über die Fans herein und spätestens bei „Au Revoir“ dürfte klar sein, dass der gemischte Vierer bei den Aufnahmen so unter Strom gestanden haben muss, wie man es sonst nur vom Wannenbad mit Föhn kennt. Kompakte Ohrwürmer wie „Chaos Royale“ tauchen wie aus dem Nichts wieder im Ohr auf, wenn der CD-Player schon lange ausgestellt ist, und man erwischt sich immer wieder dabei, wie man die Melodie vor sich her summt.

„Sail North“ oder „Stones Thrown“ dürften definitiv von den ebenfalls um 4,6% gesunkenen Kraftstoffpreisen profitieren. Denn bei diesen Songs handelt es sich um hochmotorisierte Metalmaschinen, die jedem Monster-Truck Konkurrenz machen dürften. „Ruled by None“ und „Count Me Out“ rumpeln wie ‘ne getunte Rüttelmaschine aus den Boxen, so dass man für das ruhigere „The Jinx“ schon fast dankbar ist.

SISTER SIN schütteln mit ihrem vierten Album endgültig alle Etiketten ab und stampfen mit dem musikalischen Fuß wütend auf: Wer glaubt, er müsse sich musikalisch am unteren Regal im Metal-Discounter bedienen, um vielleicht ein paar Cent zu sparen, für den ist „Black Lotus“ das falsche Album. Die Scheibe der Schweden gehört in die Fensterauslage der Edelkaufhäuser, denn hier wurde nicht mit Hilfe asiatischer Billigarbeiter auf die Schnelle irgendein Album zusammengekloppt, sondern bei „Black Lotus“ handelt es sich noch um echtes Handwerk mit Meisterbrief.

Hipster- und Discounter-Metaller, kauft euch ruhig die zigste Scheibe irgendeiner derzeit angesagten 70s Metal-Sludge-True-Revival Kapelle und lasst euch ‘nen Vollbart stehen. SISTER SIN sind mit „Black Lotus“ dem Ziel ein Stück näher gekommen, unsterblich zu werden. Eins ist jedenfalls sicher: Wenn Berlin und Hamburg schon längst wieder uncool geworden sind und die Discounter-Metaller nach bezahlbarem Wohnraum im angesagten Landkreis Wolfenbüttel suchen, wird SISTER SINs „Black Lotus“ noch genauso grandios klingen wie im Moment.

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Kategorie

V.Ö.

27. Oktober 2014

Label

Victory

Spielzeit

Tracklist

01. Food For Worms
02. Chaos Royale
03. Au Revoir
04. Desert Queen
05. Count Me Out
06. Stones Thrown
07. The Jinx
08. Ruled By None
09. Sail North

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Line Up

Vocals: Liv Jagrell
Guitar: Jimmy Hiltula
Bass: Strandh
Drums: Dave Sundberg

 

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