Lediglich das ´Fat Ugly And Live´ Album erblickt nicht erneut das Licht der Welt. Das ist verständlich. Dadurch dass die Aufnahme aus mehreren Konzerten besteht kam und kommt nicht so wirklich Atmosphäre auf. Das ist bei ´Meaning Of Life´ schon anders. Für Kollege Zwingelberg ist es sogar die beste TANKARD Scheibe. Ich ziehe da ´Chemical Invasion´ vor, aber klar hat ´Meaning Of Live´ mit dem Opener ´Open All Night´, dem Titeltrack, ´We Are Us´ oder ´Beermuda´ absolute Hits an Bord. Auch beim Gig in Berlin spielten die thrashenden Bierkrüge kürzlich nichts von diesem Album - das ist mir unverständlich. OK, das Thema Bier und umzu wurde hier erstmalig nicht so sehr in den Vordergrund gerückt, partytauglich ist die Platte auf jeden Fall.
Es wird wohl kein TANKARD Konzert mehr geben, auf dem nichts von ´Stone Cold Sober´ gespielt wird. Der Gassenhauer ´Freibier´ ist zu Recht ein Muss der Setlist, der eigentlich jedem Metalfan bekannt sein sollte. Aber auch die eigenen Tracks können überzeugen. Die Songs sind auch auf dem fünften Album sofort als TANKARD Tracks zu erkennen.
´Two Faced´ ist für mich das vielleicht meist unterschätzte Album. Es lag wohl auch daran, dass es zu der Zeit der Veröffentlichung insgesamt mit dem Thrash steil bergab ging. OK, die fast obligatorische Coverversion von ´Ich brauch' meinen Suff´ fällt gegen die bisherigen nachgespielten Songs ab. Aber mit dem Opener ´Death Penalty´ oder dem Titeltrack, bietet das Album wirklich guten Thrash. Bei ´Day Of The Gun´ gibt es allerdings auch einen kleinen Vorgeschmack auf das, was bei ´The Tankard´ folgen sollte. Die Idee des Klappcovers der CD passt super zum Titel. Schade, dass das Vinyl Cover nicht nach diesem Prinzip gefertigt wurde. Ein Verpackung nach dem ´Beyond The Gates´ Prinzip von POSSESSED wäre ein Knaller gewesen. Aber auch so ist ´Two Faced´ ein grundsolides Thrash Album.
´The Tankard´ war die letzte Veröffentlichung bei Noise und ist das Album, bei dem sich TANKARD am weitesten von Thrash entfernten. Der Anteil an klassischem Metal stieg deutlich. Das ist nicht so meins. Musikalisch geht es noch OK, aber dass Gerre versuchte wirklich zu singen, ging für mich ziemlich in die Hose. Die traditionellen TANKARD Vocals standen ihm wesentlich besser. Und auch Country Anleihen bei ´Mess In The West´ überzeug(t)en mich nicht wirklich. Wer TANKARD mag und wem dabei vieles zu ruppig war sollte es mal mit diesem Album versuchen. Für mich ist es die Delle in der Formkurve der Band. Es ist allerdings zu bedenken, dass 1995 der Thrash am Boden lag und welche Band schafft 30 Jahre und liefert nur gute Alben? Eben.
Als Bonus gibt es noch die TANKWART ´Aufgetankt´ EP dazu. Hier covern die Jungs (Punk) Rocksongs der 80er. Es geht vor allem um Partytauglichkeit. Neben allseits bekannten Stimmungshits wie ´Sternenhimmel´ oder ´Elke´ nehmen sich TANKWART auch die eher unbekannten ´Herr D.´ und ´Billiger Slogan´ vor. Diese EP ist für mich wesentlich besser als das dann noch folgende ´Himbeergeist Zum Frühstück´. Das ist mir zu nah an Onkel Tom und auch mit dessen Platten kann ich nicht viel anfangen, wenn nicht SODOM auf dem Cover steht. Auch wenn ich die Cover von GANG GREEN, SPERBIRDS, ROSE TATTOO und eigene Partyhits wie ´Freibier´ eindeutig vorziehe, ist ´Aufgetankt´ für eine Zugabe zu einem anderen Album absolut geeignet.
Wie schon bei den ersten Re-Releases finden sich auf den Innenhüllen Collagen und Interviews mit Gerre zu den Scheiben. Das macht diese Wiederveröffentlichungen auch für die interessant, die die Platten schon im Regal haben.
Wer die TANKARD Biographie gelesen hat weiß, dass auch böse Buben wie CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR wissen, dass sich kaum eine andere Metal Band derart zum Feiern eignet. Das gilt nicht nur für die ersten drei Alben.