Und das liegt nicht an dem Überhit „Cats in the Cradle“, der eigentlich nur als Lückenfüller gedacht war und die Band bei vielen zum One Hit Wonder abstempelte. Aber Songs wie „Everything about you“ oder „Neighbor“ sind auch zeitlose Hardrock-Hymnen, die von der unglaublichen Rockröhre von Whitfield Crane leben. Das war Anfang der Neunziger. 1997 löste die Band sich dann auf. Als sie 15 Jahre später aber wieder Bock auf Rock hatten, ließ ich es mir nicht nehmen, sie live zu sehen. Und das Tour-Abschlusskonzert in der Academy in Dublin wurde ein legendäres Konzert mit Ex-Guns’n’Roses-Basser Duff McKagan als Vorband, der seine ganze Familie im Publikum grüßte, und es sich nicht nehmen ließ, zusammen mit UKJ zu jammen. Dass die Band wieder Bock hatte, war also klar. Nur sahen das die Plattenfirmen wohl anders, und so entschloss man sich nach erfolgloser Vertragssuche die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts zu nutzen und eine Crowdfundingkampagne für das neue Album zu starten. Das Geld war schnell zusammen, ein Großteil der Songs sowieso, sodass man nun, im September 2015, das neue Album mit dem selbstironischen Titel „Uglier Than They Used Ta Be“ unter die Anhängerschaft bringen kann.
Beim ersten Durchlauf erwartet eine soliden Hardrock, als ob es 1994 wäre. Schlagzeug und Gitarre ist eindeutig UGLY KID JOE. Allerdings klingt der Gesang irgendwie weichgespült. Wo ist das Dreckige, Rotzige? Bei „Hell ain’t hard to find“ ist schwer vorstellbar, dass da nochmal so ein geiler Shout wie „and III haaate everything….about youuuu…“ kommt.
Auch „Let the Record Play“ ist eher poppig angerauht, bei „Bad Seed“ haben die Gitarren etwas mehr Wumms. Das könnte auch ein MUSTASCH-Song sein, die inzwischen vor allem auch gesanglich einige Umläufe voraus sind.
„Mirror of the Man“ ist dann eine relativ belanglose Akustikballade (die zweite ist „Nothing ever Changes“ und die dritte „The Enemy“, das dann aber am Ende doch noch mal tempomäßig anzieht). Ganz groovy ist dann „My Old Man“, mein Highlight stellt aber „Under the Bottom“ dar, das ordentlich nach vorne rockt und am ehesten die guten alten Zeiten aufleben lässt.
Die 11 Songs sind mit ein paar Coverversionen gespickt, ein zweites „Cats in the Cradle“ ist aber nicht dabei. Dafür „Ace of Spades“ von einer recht unbekannten englischen Newcomerband, die zeitgleich ihr drölfunzwanzigstes Studioalbum rausbringt. Phil Campbell ließ es sich dann auch nicht nehmen, die Gitarre bei diesem Stück selbst einzuspielen (Wahrscheinlich kann er die RIffs auch im Schlaf, überkopf und mit verbundenen Fingern). Ein neuer Lemmy wird Whitfield aber nie, also macht der es hoffentlich noch ein bisschen.Für das zweite Cover, The Temptations „Papa was a Rolling Stone“ hat man sich dann weibliche Gesangssunterstützung geholt und das Stück ins Rotzrock-Gewand gepackt.
Das Album ist nett, mittlerweise wurde die Band aber von einigen Genrekollegen klar überholt. Live und die Setlist gespickt mit den Klassikern sind UGLY KID JOE aber auf jeden Fall eine Wucht!
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
1. “Hell Ain’t Hard to Find”
2. “Let the Record Play”
3. “Bad Seed”
4. “Mirror the Man”
5. “She’s Already Gone”
6. “Nothing Ever Changes”
7. “My Old Man”
8. “Under the Bottom”
9. “Ace of Spades” (featuring Motorhead’s Phil Campbell)
10. “Enemy”
11. “Papa Was a Rolling Stone” (featuring Dallas Frasca)
Line Up
Whitfield Crane - Gesang
Klaus Eichstadt - Gitarre
Shannon Larkin - Schlagzeug
Dave Fortman - Gitarre
Cordell Crockett - Bass